Oxcarbazepin zur Behandlung von Nervenschmerzen: Wirkungsweise, Anwendung und wichtige Hinweise

Oxcarbazepin ist ein Medikament, das hauptsächlich zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt wird. Es kann jedoch auch bei der Behandlung von Nervenschmerzen (neuropathischen Schmerzen) eine Rolle spielen. Dieser Artikel beleuchtet die Wirkungsweise von Oxcarbazepin, seine Anwendungsgebiete, wichtige Hinweise zur Anwendung sowie mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen.

Was ist Oxcarbazepin und wie wirkt es?

Oxcarbazepin gehört zur Gruppe der Antiepileptika und weist eine ähnliche Wirksamkeit wie Carbamazepin auf, ein weiteres häufig eingesetztes Medikament gegen Epilepsie. Oxcarbazepin hat jedoch im Allgemeinen weniger Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Carbamazepin ist, dass Oxcarbazepin seinen eigenen Abbau im Körper nicht selbst beschleunigt (Autoinduktion), wodurch die Dosis im Laufe der Zeit stabiler bleibt.

Die anfallshemmende Wirkung von Oxcarbazepin beruht vermutlich hauptsächlich auf seinem Stoffwechselprodukt Hydroxycarbamazepin (MHD), das in deutlich höherer Konzentration im Blut vorhanden ist als Oxcarbazepin selbst. Es wird angenommen, dass Oxcarbazepin und MHD den Natrium-Einstrom in die Gehirnzellen blockieren, was die Erregbarkeit der Nervenzellen reduziert und so epileptische Anfälle verhindert. Zudem könnten auch Einflüsse auf die Calcium- und Kaliumkonzentration eine Rolle spielen.

Anwendungsgebiete von Oxcarbazepin

Epilepsie

Oxcarbazepin wird hauptsächlich zur Behandlung von fokalen Anfällen eingesetzt, d.h. Anfällen, die in einem bestimmten Bereich des Gehirns beginnen. Es kann auch bei sekundär generalisierten Anfällen eingesetzt werden, bei denen sich der Anfall von einem Fokus auf das gesamte Gehirn ausbreitet. Beispiele hierfür sind tonisch-klonische Anfälle (Grand-Mal-Anfälle). Oxcarbazepin kann sowohl als Monotherapie (alleiniger Wirkstoff) als auch in Kombination mit anderen Antiepileptika eingesetzt werden.

Neuropathische Schmerzen

Obwohl Oxcarbazepin primär ein Antiepileptikum ist, kann es auch bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt werden. Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen oder Funktionsstörungen von Nervenfasern. Carbamazepin, ein eng verwandter Wirkstoff, wird beispielsweise bei Trigeminusneuralgie eingesetzt, einem sehr starken Gesichtsschmerz. Oxcarbazepin könnte in ähnlicher Weise bei anderen Formen von Nervenschmerzen wirksam sein, obwohl die Evidenzlage hierfür weniger eindeutig ist.

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Gegenanzeigen und Vorsichtsmaßnahmen

Oxcarbazepin darf nicht eingenommen werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen Oxcarbazepin oder Carbamazepin
  • Bestimmten Herzrhythmusstörungen (AV-Block)
  • Bestimmten Blutbildstörungen (akute intermittierende Porphyrie)

Besondere Vorsicht ist geboten bei:

  • Nierenerkrankungen
  • Herzmuskelschwäche (regelmäßige Gewichtskontrolle erforderlich)
  • Niedriger Natriumkonzentration im Blut (Hyponatriämie)
  • Leberentzündung (Überprüfung der Leberfunktionswerte)

Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit

Oxcarbazepin kann über den Mutterkuchen in das Ungeborene gelangen und potenziell schädigende Wirkungen haben. Andererseits können epileptische Anfälle während der Schwangerschaft ebenfalls das Ungeborene gefährden. Daher sollte die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung mit Oxcarbazepin in der Schwangerschaft sorgfältig vom Arzt abgewogen werden. Wenn eine Behandlung erforderlich ist, sollte die niedrigste anfallsverhütende Dosis verwendet und eine Kombination mit anderen Wirkstoffen vermieden werden. Die Einnahme von Folsäure vor und während der Schwangerschaft wird empfohlen. In den letzten Schwangerschaftswochen kann die Gabe von Vitamin K an die Mutter bzw. nach der Geburt an das Neugeborene sinnvoll sein.

Oxcarbazepin geht in die Muttermilch über. Die Auswirkungen auf den Säugling sind bisher nicht ausreichend bekannt, weshalb während der Behandlung entweder nicht gestillt oder abgestillt werden sollte.

Anwendung bei Kindern

Es liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Oxcarbazepin bei Kindern unter sechs Jahren vor.

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Dosierung und Anwendung

Die Dosierung von Oxcarbazepin wird individuell vom Arzt festgelegt. In der Regel beginnt man mit einer niedrigen Dosis, die dannTitle langsam gesteigert wird, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. Die Tabletten sollten mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.

Es ist wichtig, die Behandlung mit Oxcarbazepin nicht plötzlich abzubrechen, da dies zu einer Zunahme der Anfälle führen kann. Die Dosis sollte daher nur langsam und ausschleichend reduziert werden.

Mögliche Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente kann auch Oxcarbazepin Nebenwirkungen verursachen. Diese müssen jedoch nicht bei jedem auftreten. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Schläfrigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Doppeltsehen

Weitere mögliche Nebenwirkungen sind:

  • Schwächegefühl
  • Unruhe
  • Gedächtnisstörungen
  • Teilnahmslosigkeit
  • Bewegungskoordinationsstörungen
  • Konzentrationsschwäche
  • Verwirrtheit
  • Depressive Verstimmtheit
  • Gefühlsschwankungen
  • Augenzittern
  • Muskelzittern
  • Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen
  • Verringerung der Natriumkonzentration im Blut
  • Akne, Haarausfall, entzündliche Hautveränderungen
  • Sehstörungen, Verschwommensehen
  • Blutbildstörungen (Leukopenie)
  • Erhöhung der Leberenzymwerte
  • Nesselsucht

In seltenen Fällen kann es zu schweren Nebenwirkungen wie Überempfindlichkeitsreaktionen, Angioödem, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Herzrhythmusstörungen, Leberentzündung oder schweren Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom) kommen.

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Patienten sollten sich bewusst sein, dass die Einnahme von Oxcarbazepin möglicherweise die Selbstmordneigung erhöht. Daher ist eine sorgfältige Überwachung durch Arzt und Angehörige wichtig.

Eine Langzeitbehandlung mit Oxcarbazepin kann das Risiko für Osteoporose erhöhen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Oxcarbazepin kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Zu den wichtigsten Wechselwirkungen gehören:

  • Hormonelle Verhütungsmittel ("Pille"): Die Wirkung kann beeinträchtigt werden. Es sollten zusätzliche, nicht-hormonale Verhütungsmethoden angewendet werden.
  • Calciumkanalblocker: Oxcarbazepin kann die Wirkung von Felodipin vermindern. Verapamil kann die Wirkung von Oxcarbazepin verringern.
  • Antiepileptika: Oxcarbazepin kann die Wirksamkeit von Phenytoin und Phenobarbital steigern. Umgekehrt können Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin und Valproinsäure die Wirksamkeit von Oxcarbazepin verringern.
  • MAO-Hemmer: Die gleichzeitige Einnahme sollte vermieden werden.
  • Lithium: Die Kombination kann die nervenschädigenden Wirkungen beider Wirkstoffe verstärken.

Während der Behandlung mit Oxcarbazepin sollte kein Alkohol getrunken werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Verdacht auf eine Überempfindlichkeitsreaktion ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Die Behandlung sollte nur mit langsam verminderten Dosen beendet werden, um keine Anfälle hervorzurufen.
  • Das Reaktionsvermögen kann durch die Einnahme des Wirkstoffes so weit eingeschränkt werden, dass Autofahren sowie das Führen von Maschinen gefährlich sind.

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