Parkinson-ähnliche Bewegungsstörungen: Ursachen, Diagnose und Therapie

Parkinson-ähnliche Bewegungsstörungen umfassen eine Vielzahl von Erkrankungen, die Symptome wie Zittern, Muskelsteifigkeit und verlangsamte Bewegungen aufweisen. Es ist entscheidend, die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren, um eine zielgerichtete Therapie einzuleiten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen Parkinson-ähnlicher Bewegungsstörungen, ihre Diagnose und Behandlungsansätze.

Symptome und erste Anzeichen

Typische Symptome eines Morbus Parkinson sind ein vornüber gebeugter Gang, kleine Schritte und Ruhetremor. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Ein Fragebogen zur Früherkennung der Parkinsonerkrankung kann hilfreich sein, um erste Anzeichen zu erkennen:

  • Zittert die Hand, obwohl sie entspannt aufliegt?
  • Ist ein Arm angewinkelt und schwingt beim Gehen nicht mit?
  • Hat der Patient eine vornüber gebeugte Haltung?
  • Schlurfender Gang oder wird ein Bein nachgezogen?
  • Ist der Gang kleinschrittig und stolpert der Patient häufig?
  • Leidet der Patient an Antriebs- und Initiativmangel?
  • Klagt der Patient häufig über Rückenschmerzen im Nacken-Schulterbereich?
  • Zieht sich der Patient von Freunden und Angehörigen zurück, meidet er Kontakte?
  • Veränderungen in der Stimme, ist sie monotoner und leiser als früher?
  • Hat der Patient eine Verkleinerung seiner Schrift bemerkt?

Wenn mehr als drei Fragen mit „ja“ beantwortet werden, sollte ein Facharzt für Neurologie konsultiert werden, um die Diagnose zu sichern und eine zielgerichtete Therapie einzuleiten.

Ursachen Parkinson-ähnlicher Bewegungsstörungen

Die Ursachen für Parkinson-ähnliche Bewegungsstörungen sind vielfältig. Es ist wichtig zu unterscheiden zwischen:

  • Idiopathisches Parkinson-Syndrom (Morbus Parkinson): Hierbei handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung, bei der Nervenzellen in der Substantia nigra abgebaut werden, was zu einem Dopaminmangel führt. Die genaue Ursache für diese Degeneration ist nicht bekannt.
  • Atypische Parkinson-Syndrome: Diese umfassen eine Gruppe von neurodegenerativen Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie Morbus Parkinson aufweisen, aber andere Ursachen und Verläufe haben. Zu den wichtigsten atypischen Parkinson-Syndromen gehören:
    • Demenz mit Lewy-Körperchen (DLK)
    • Multisystematrophie (MSA)
    • Progressive supranukleäre Blickparese (PSP)
    • Kortikobasale Degeneration (CBD)
  • Sekundäre Parkinson-Syndrome: Diese entstehen als Folge anderer Erkrankungen oder Einflüsse, wie z.B.:
    • Traumata
    • Enzephalitis
    • Tumoren
    • Intoxikationen
    • Medikamentennebenwirkungen (z.B. durch Neuroleptika oder Antikonvulsiva wie Valproat und Lamotrigin)
    • Vaskuläres Parkinsonsyndrom im Rahmen einer chronischen Durchblutungsstörung
    • Normaldruckhydrozephalus (NPH)
  • Funktionelle Bewegungsstörungen: Diese zeigen sich oft plötzlich und ohne körperlich nachweisbare Ursache. Die Symptome können Zittern, Verlangsamung oder ungewöhnliche Bewegungen umfassen.
  • Autoimmunerkrankungen: In seltenen Fällen können Autoimmunerkrankungen wie das Stiff-Person-Syndrom zu Parkinson-ähnlichen Symptomen führen.

Differentialdiagnose

Eine sorgfältige Differentialdiagnose ist entscheidend, um die richtige Ursache der Bewegungsstörung zu identifizieren. Folgende Erkrankungen müssen von Morbus Parkinson abgegrenzt werden:

Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen

  • Essentieller Tremor (ET): Im Gegensatz zum Parkinsontremor ist der essentielle Tremor ein Aktionstremor, der bei aktiver Ausführung einer Tätigkeit auftritt. Er verstärkt sich typischerweise unter Stress und entwickelt sich langsam nach dem 40. Lebensjahr.
  • Normaldruckhydrozephalus (NPH): Dieser ist klinisch durch eine Trias aus Gangstörung, Harninkontinenz und dementieller Entwicklung gekennzeichnet.
  • Vaskuläres Parkinsonsyndrom: Dieses tritt im Rahmen einer chronischen Durchblutungsstörung auf.
  • Demenz mit Lewy-Körperchen (DLK): Hierbei stehen kognitive Einschränkungen mit Schwankungen der Leistungsfähigkeit, optische Halluzinationen und ein Parkinson-Syndrom im Vordergrund.
  • Multisystematrophie (MSA): Diese zeichnet sich durch ein Parkinson-Syndrom oder eine zerebelläre Symptomatik in Kombination mit vegetativen Symptomen aus.
  • Progressive supranukleäre Blickparese (PSP): Diese verursacht früh Stürze, Augenbewegungsstörungen und zunehmende Steifheit.
  • Kortikobasale Degeneration (CBD): Diese ist durch kortikale Sensibilitätsstörungen, Apraxie und asymmetrische Steifigkeit gekennzeichnet.
  • Funktionelle Bewegungsstörungen: Diese treten oft plötzlich auf und können durch psychische Belastungen ausgelöst werden.

Diagnostische Verfahren

Zur Diagnose von Parkinson-ähnlichen Bewegungsstörungen werden verschiedene Verfahren eingesetzt:

  • Klinische Untersuchung: Eine ausführliche neurologische Untersuchung ist entscheidend, um die Symptome zu erfassen und andere Ursachen auszuschließen.
  • Anamnese: Ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten und seinen Angehörigen ist wichtig, um die Krankengeschichte zu erfassen und mögliche Risikofaktoren zu identifizieren.
  • Bildgebende Verfahren:
    • Magnetresonanztomographie (MRT): Dient zum Ausschluss anderer Erkrankungen und zur Beurteilung der Hirnstruktur. Bei atypischen Parkinson-Syndromen können spezifische Atrophien oder Signalanomalien sichtbar sein.
    • Computertomographie (CT): Kann ebenfalls zum Ausschluss anderer Erkrankungen eingesetzt werden.
    • DAT-Scan (SPECT): Hierbei werden die Dopamin-Transportermoleküle dargestellt, um einen Dopaminmangel nachzuweisen.
    • PET-Untersuchung: Kann den zerebralen Glukosestoffwechsel oder die β-Amyloid-Ablagerung messen.
  • Weitere Untersuchungen:
    • EEG: Zum Ausschluss von Epilepsie.
    • Laboruntersuchungen: Zum Ausschluss von Stoffwechselstörungen oder anderen Ursachen.
    • Genetische Testung: Bei frühem Krankheitsbeginn oder familiärer Häufung der Parkinsonerkrankung.

Therapieansätze

Die Therapie von Parkinson-ähnlichen Bewegungsstörungen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

  • Morbus Parkinson:
    • Medikamentöse Therapie: L-DOPA, Dopaminagonisten, MAO-Hemmer und andere Medikamente können die Symptome lindern. Die Medikamentenauswahl und Dosierung müssen individuell angepasst werden.
    • Tiefe Hirnstimulation (THS): Bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson kann die THS eine Option sein, um die Symptome zu verbessern.
    • Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie: Diese Therapien sind wichtig, um die Beweglichkeit, Koordination und Sprache zu verbessern.
  • Atypische Parkinson-Syndrome:
    • Die Therapie ist in der Regel symptomatisch, da es keine kausale Behandlung gibt.
    • L-DOPA kann bei einigen Patienten mit MSA-P die hypokinetisch-rigide Symptomatik verbessern.
    • Bei PSP können Medikamente zur Linderung der akinetisch-rigiden Symptomatik, okulomotorischen Störungen und neuropsychologischen Defizite eingesetzt werden.
    • Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie sind auch bei atypischen Parkinson-Syndromen wichtig.
  • Sekundäre Parkinson-Syndrome:
    • Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
    • Bei medikamenteninduziertem Parkinsonismus kann das Absetzen des auslösenden Medikaments die Symptome verbessern.
    • Beim Normaldruckhydrozephalus kann eine Shunt-Operation die Symptome lindern.
  • Funktionelle Bewegungsstörungen:
    • Psychotherapie: Kann helfen, die psychischen Ursachen der Störung zu bewältigen.
    • Bewegungstherapie: Kann helfen, die unbewusste Bewegungskontrolle zu normalisieren.
    • Physiotherapie und Ergotherapie: Können helfen, die Symptome zu lindern und dieFunktionsfähigkeit zu verbessern.
  • Autoimmunerkrankungen:
    • Immuntherapeutika: Können die Ursache der Erkrankung bekämpfen.

Spezifische Therapieansätze für einzelne atypische Parkinson-Syndrome

Demenz mit Lewy-Körperchen (DLK)

Die Behandlung der DLK muss kognitive Störungen, neuropsychiatrische Symptome und motorische Defizite gleichermaßen berücksichtigen. Eine besondere Schwierigkeit ist, dass die Levodopa-Medikation die Parkinson-Symptomatik bessern, aber die neuropsychiatrischen Symptome verschlechtern kann. Dopaminagonisten verbieten sich wegen dieser Nebenwirkungen. Die Patienten sind besonders empfindlich gegenüber den Nebenwirkungen von Neuroleptika.

Multisystematrophie (MSA)

Bei etwa einem Drittel der Patienten kann eine Levodopa-Therapie die hypokinetisch rigide Symptomatik bei MSA-P verbessern (18). Bisher gibt es keine gut wirksame Behandlung für die Ataxie. Eine symptomatische Therapie der vegetativen Symptome ist empfehlenswert (13) (Tabelle 2), da diese die Lebensqualität deutlich reduzieren (19). Zusätzlich sind logo-, ergo- und physiotherapeutische Maßnahmen zum Erhalt der Selbstständigkeit indiziert.

Progressive supranukleäre Blickparese (PSP)

Die Behandlung der PSP ist derzeit rein Symptom-orientiert (Tabelle 3) (13, 20). Therapeutische Zielsymptome sind die akinetisch-rigide Symptomatik, die okulomotorischen Störungen, neuropsychologische Defizite und eine mitunter auftretende Dystonie sowie Schlafstörungen.

Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt

Wichtige Aspekte der Behandlung

  • Individuelle Therapieplanung: Die Therapie muss individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.
  • Multidisziplinäres Team: Ein Team aus Neurologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Psychologen ist wichtig, um eine umfassende Behandlung zu gewährleisten.
  • Patientenaufklärung und -beteiligung: Der Patient und seine Angehörigen sollten über die Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten informiert werden und aktiv an der Therapieplanung beteiligt sein.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann hilfreich sein, um mit der Erkrankung umzugehen.

Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson

tags: #Parkinson #ähnliche #Bewegungsstörung #Ursachen