Morbus Parkinson, auch bekannt als Parkinson-Krankheit oder Parkinson-Syndrom, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das Nervensystem betrifft. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen betroffen, mit einer steigenden Tendenz. Die Krankheit wird meist zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr diagnostiziert, kann aber auch in jüngeren Jahren auftreten.
Was ist die Parkinson-Krankheit?
Die Parkinson-Krankheit ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems. Dabei sterben nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, was zu einem Mangel des Botenstoffs Dopamin führt. Dieser Mangel verursacht die typischen Bewegungsstörungen, wie verlangsamte Bewegungen (Bradykinese), Muskelversteifung (Rigor) und unkontrollierbares Zittern (Tremor).
James Parkinson, ein englischer Arzt und Apotheker, beschrieb die Hauptsymptome der Krankheit erstmals im Jahr 1817 und nannte sie "Schüttellähmung". Sein Geburtstag, der 11. April, ist heute der Welt-Parkinson-Tag, der die Aufmerksamkeit auf diese Krankheit lenken soll.
Formen des Parkinson-Syndroms
Man unterscheidet drei Hauptformen des Parkinson-Syndroms:
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS): Dies ist die häufigste Form, auch "klassischer" Parkinson genannt, und macht etwa 75 % aller Fälle aus. "Idiopathisch" bedeutet, dass keine eindeutige Ursache für die Erkrankung gefunden werden kann.
- Sekundäres Parkinson-Syndrom: Diese Form wird durch andere Faktoren verursacht, wie bestimmte Erkrankungen, Vergiftungen oder Medikamente. Auch sehr seltene genetische Formen von Parkinson gehören dazu.
- Atypisches Parkinson-Syndrom: Diese Form tritt als Folge anderer neurodegenerativer Erkrankungen auf.
Symptome der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit entwickelt sich schleichend, und erste Anzeichen können schon Jahre vor den typischen Symptomen auftreten. Die Symptome verschlechtern sich nach und nach und beeinträchtigen Betroffene immer mehr im Alltag. Viele Symptome treten zunächst nur auf einer Körperseite auf.
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Frühe Anzeichen
Zu den frühen Anzeichen von Parkinson gehören:
- Schlafstörungen
- Sehstörungen
- Riechstörungen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Beschwerden im Nacken- oder Lendenwirbelbereich
- Störung der Feinmotorik (z. B. veränderte Handschrift)
- Veränderung beim Mitschwingen der Arme beim Gehen
- Abgeschlagenheit
- Müdigkeit
- Unsicherheit und Unruhe
- Zittern
- Depressive Verstimmung
Klassische Parkinson-Symptome
Die klassischen Parkinson-Symptome sind:
- Zittern (Tremor): Unwillkürliches Zittern der Hände, Arme, Beine oder des Kiefers, das vor allem in Ruhe auftritt.
- Bewegungsstörungen (Bradykinese): Verlangsamung der Bewegungen, Schwierigkeiten beim Starten von Bewegungen, eingeschränkte Mimik und Gestik.
- Muskelsteifheit (Rigor): Steifheit und erhöhte Muskelspannung, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
- Gleichgewichtsstörungen (Posturale Instabilität): Unsicherheit beim Stehen und Gehen, erhöhte Sturzneigung.
Weitere mögliche Symptome
Zusätzlich zu den Hauptsymptomen können weitere Symptome auftreten, wie:
- "Einfrieren" von Bewegungen (Freezing)
- Sprachschwierigkeiten (Dysarthrie)
- Schluckbeschwerden (Dysphagie)
- Störungen der vegetativen Funktionen (z. B. Blutdruck, Verdauung)
- Depressionen
- Geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz
Ursachen der Parkinson-Krankheit
Die Ursache der Parkinson-Krankheit liegt im Mittelhirn, in der Region Substantia nigra ("schwarze Substanz"). Dort befinden sich spezielle Nervenzellen (Neuronen), die den Nervenbotenstoff Dopamin produzieren. Dopamin ist wichtig für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen und spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Bewegungen.
Bei Parkinson sterben immer mehr dieser Nervenzellen ab, was zu einem Mangel an Dopamin und einem Ungleichgewicht der Nervenbotenstoffe im Gehirn führt. Dadurch entstehen die typischen Symptome der Parkinson-Krankheit.
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Was genau zum Absterben der Neuronen führt, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass ein Zusammenspiel aus genetischen Faktoren und Umweltfaktoren eine Rolle spielt. In den betroffenen Nervenzellen finden sich Ablagerungen, sogenannte Lewy-Körperchen, die hauptsächlich aus dem Eiweiß Alpha-Synuclein bestehen.
Risikofaktoren
Zu den möglichen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Parkinson-Krankheit gehören:
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.
- Erbliche Faktoren: In einigen Fällen tritt die Krankheit familiär gehäuft auf.
- Kontakt mit Umweltgiften: Pestizide, Lösungsmittel und Feinstaub könnten das Risiko erhöhen.
- Wiederholte Kopfverletzungen: Häufige oder schwere Kopfverletzungen könnten das Risiko ebenfalls erhöhen.
Diagnose der Parkinson-Krankheit
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird in der Regel durch eine Neurologin oder einen Neurologen gestellt. Grundlage dafür ist eine ausführliche Anamnese (Krankengeschichte) und eine körperlich-neurologische Untersuchung. Dabei werden die typischen Symptome wie Zittern, Bewegungsverlangsamung, Muskelsteifheit und Gleichgewichtsstörungen beurteilt.
Zusätzlich können verschiedene Tests durchgeführt werden, um die Diagnose zu sichern und andere Erkrankungen auszuschließen:
- Riechtest: Da Riechstörungen ein frühes Anzeichen von Parkinson sein können, kann ein Riechtest durchgeführt werden.
- L-Dopa-Test: Hierbei wird das Medikament Levodopa verabreicht, und beobachtet, ob sich die Symptome verbessern. Ein positives Ansprechen auf Levodopa unterstützt die Diagnose Parkinson.
- Bildgebende Verfahren: Um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen, können bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) eingesetzt werden.
- Spezifische Untersuchungsverfahren: In bestimmten Fällen können weitere spezifische Untersuchungen durchgeführt werden, um die Diagnose zu untermauern.
Behandlung der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit ist bisher nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Behandlung umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentöser Therapie und nicht-medikamentösen Maßnahmen.
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Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen. Hierfür stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:
- Levodopa (L-Dopa): Dies ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der Parkinson-Symptome. Es wird im Körper in Dopamin umgewandelt und gleicht so den Dopaminmangel aus.
- Dopaminagonisten: Diese Medikamente wirken ähnlich wie Dopamin und stimulieren die Dopaminrezeptoren im Gehirn.
- MAO-B-Hemmer: Diese Medikamente verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn und erhöhen so die Dopaminkonzentration.
- COMT-Hemmer: Diese Medikamente verlängern die Wirkung von Levodopa, indem sie dessen Abbau verhindern.
Die Medikamentendosis wird individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepasst. Im Laufe der Zeit kann es erforderlich sein, die Medikamente anzupassen oder zu kombinieren, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen.
Tiefe Hirnstimulation (THS)
Bei der tiefen Hirnstimulation werden Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert. Die Elektroden geben elektrische Impulse ab, die die Aktivität der Hirnregionen beeinflussen und so die Parkinson-Symptome lindern können. Die THS kommt vor allem dann in Frage, wenn die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt oder zu starken Nebenwirkungen führt.
Nicht-medikamentöse Therapien
Neben der medikamentösen Therapie spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit:
- Physiotherapie: Durch gezielte Übungen werden die Beweglichkeit, Kraft und Koordination verbessert.
- Ergotherapie: Die Ergotherapie unterstützt die Patienten dabei, Alltagsaktivitäten selbstständig auszuführen und ihre Lebensqualität zu erhalten.
- Logopädie: Die Logopädie hilft bei Sprach- und Schluckbeschwerden.
- Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann bei Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Problemen helfen, die im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit auftreten können.
Weitere unterstützende Maßnahmen
Zusätzlich zu den genannten Therapien können weitere Maßnahmen helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern:
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität kann den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen ist wichtig für das Wohlbefinden.
- Soziale Kontakte: Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben können helfen, die Lebensqualität zu erhalten.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson stellt Patienten und Angehörige vor viele Herausforderungen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und sich Unterstützung zu suchen.
Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen
Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die Parkinson-Patienten und ihre Angehörigen unterstützen. Dort können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen, Informationen erhalten und professionelle Beratung in Anspruch nehmen.
Alltagstipps für Parkinson-Patienten
Hier sind einige Tipps, die den Alltag mit Parkinson erleichtern können:
- Planen Sie Ihren Tag: Strukturieren Sie Ihren Tag und planen Sie ausreichend Pausen ein.
- Passen Sie Ihre Umgebung an: Entfernen Sie Stolperfallen und sorgen Sie für eine gute Beleuchtung.
- Nutzen Sie Hilfsmittel: Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die den Alltag erleichtern können, wie z. B. spezielle Besteck, Anziehhilfen oder Gehhilfen.
- Bleiben Sie aktiv: Regelmäßige Bewegung und soziale Kontakte sind wichtig für Ihr Wohlbefinden.
- Sprechen Sie über Ihre Erkrankung: Reden Sie mit Ihren Angehörigen, Freunden und Ihrem Arzt über Ihre Ängste und Sorgen.
Forschung und Ausblick
Die Parkinson-Forschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Es werden ständig neue Medikamente und Therapien entwickelt, um die Symptome zu lindern und den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen. Ziel der Forschung ist es auch, die Ursachen der Parkinson-Krankheit besser zu verstehen und eines Tages eine Heilung zu finden.
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