Bildgebende Verfahren zur Diagnose von Parkinson

Die Diagnose von Parkinson-Syndromen kann eine Herausforderung darstellen, insbesondere in frühen Stadien oder bei Vorliegen atypischer Symptome. Bildgebende Verfahren spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Unterstützung der klinischen Diagnose, der Differenzierung verschiedener Parkinson-Formen und der Überwachung des Krankheitsverlaufs. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen bildgebenden Verfahren, die in der Diagnostik von Parkinson-Syndromen eingesetzt werden, und diskutiert ihre Vor- und Nachteile.

Einleitung

Die Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson) ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Dies führt zu den typischen motorischen Symptomen wie Tremor (Zittern), Rigor (Muskelsteifigkeit), Bradykinese (verlangsamte Bewegungen) und Haltungsinstabilität. Es gibt jedoch auch andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, sogenannte Parkinson-Syndrome. Die Unterscheidung zwischen Morbus Parkinson und anderen Parkinson-Syndromen ist entscheidend für die Festlegung der geeigneten Therapie und Prognose. Bildgebende Verfahren können hierbei wertvolle Informationen liefern.

Klinische Herausforderungen bei der Parkinson-Diagnose

Studienergebnisse zeigen, dass die Diagnose von Morbus Parkinson in bis zu einem Viertel der Fälle fehlerhaft ist. Selbst bei ausgewiesenen Experten erweist sich die neurologische Parkinson-Diagnose vergleichsweise häufig als nicht zutreffend. Ärzte ohne einschlägige Kenntnisse irren sich mit der Parkinson-Diagnose sogar in bis zu einem Viertel der Fälle. Dies unterstreicht die Notwendigkeit objektiver diagnostischer Methoden wie bildgebende Verfahren.

Die Bedeutung der Differenzialdiagnose

Die Parkinson-Diagnose ist für Betroffene ein regelrechter Schock. Wichtig ist eine passgenaue Therapie, die das Augenmerk auf Ihre speziellen und aktuellen Bedürfnisse richtet. Es gibt verschiedene Ursachen für Parkinson-Symptome. Man unterscheidet zwischen dem Parkinsonsyndrom mit ungeklärter Ursache (Morbus Parkinson) sowie dem symptomatischen Parkinsonsyndrom, das verschiedene Ursachen haben kann. Dazu gehören Hirndurchblutungsprobleme („Gefäßverkalkung“), Tumore, Vergiftungen, Traumata sowie stoffwechselbedingte Krankheiten. Daneben gibt es Parkinsonsyndrome im Rahmen anderer Erkrankungen. Wichtig sind hier die atypischen Parkinsonsyndrome, auch als „Parkinson plus“ bezeichnet.

Atypische Parkinson-Syndrome

Atypische Parkinson-Syndrome sind Erkrankungen, die zunächst auf Parkinson schließen lassen, aber andere Ursachen haben. Derartige Syndrome können vorliegen, wenn zusätzliche Symptome auftreten, die bei Parkinson fehlen, oder die übliche Parkinson-Medikation versagt. Zu den atypischen Parkinson-Syndromen gehören:

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  • Multisystematrophie (MSA)
  • Progressive supranukleäre Parese (PSP)
  • Kortikobasale Degeneration (CBD)
  • Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB)

Klinische Symptome atypischer Parkinson-Syndrome

Einige klinische Aspekte, die auf ein atypisches Parkinson-Syndrom hindeuten können, sind:

  • Sturz- und Fallneigung, insbesondere nach hinten
  • Ausgeprägte Stimm- und Sprechstörungen
  • Demenz, Verlangsamung des Denkens, Aufmerksamkeitsstörungen
  • „Leidenschaftslosigkeit“
  • Im späteren Verlauf: Einschränkung oder Lähmung der Blickwendung nach oben und unten

Bildgebende Verfahren in der Parkinson-Diagnostik

Es gibt verschiedene bildgebende Verfahren, die in der Diagnostik von Parkinson-Syndromen eingesetzt werden können. Diese lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen:

  1. Strukturelle Bildgebung: Diese Verfahren, wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT), liefern detaillierte Bilder der Gehirnstruktur und können helfen, andere Ursachen für Parkinson-Symptome auszuschließen, wie z.B. Tumore oder Schlaganfälle.
  2. Funktionelle Bildgebung: Diese Verfahren, wie Single-Photonen-Emissionscomputertomographie (SPECT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET), messen die Aktivität und Funktion bestimmter Gehirnbereiche und können helfen, die zugrunde liegenden pathophysiologischen Veränderungen bei Parkinson-Syndromen zu erkennen.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein nicht-invasives bildgebendes Verfahren, das detaillierte Bilder des Gehirns liefert. Im Gegensatz zur Computertomographie (CT) verwendet die MRT keine Röntgenstrahlung, sondern Magnetfelder und Radiowellen.

Anwendung der MRT in der Parkinson-Diagnostik

Die MRT wird in der Parkinson-Diagnostik eingesetzt, um:

  • Andere Ursachen für Parkinson-Symptome auszuschließen, wie z.B. Tumore, Schlaganfälle oder strukturelle Veränderungen im Gehirn.
  • Bestimmte Merkmale zu identifizieren, die auf ein atypisches Parkinson-Syndrom hindeuten können.
  • Den Schweregrad der Erkrankung zu beurteilen.

Vorteile der MRT

  • Hohe Auflösung und detaillierte Bilder der Gehirnstruktur
  • Keine Strahlenbelastung
  • Möglichkeit, verschiedene Gewebearten zu unterscheiden

Nachteile der MRT

  • Lange Untersuchungsdauer
  • Laute Geräusche während der Untersuchung
  • Nicht geeignet für Patienten mit bestimmten Metallimplantaten oder Klaustrophobie

Dopamintransporter-SPECT (DAT-SPECT)

Die Dopamintransporter-SPECT (DAT-SPECT) ist ein nuklearmedizinisches Verfahren, das die Funktion der Dopamin-Transporter im Gehirn misst. Dopamin-Transporter sind Proteine, die Dopamin aus dem synaptischen Spalt zurück in die Nervenzelle transportieren. Bei Morbus Parkinson kommt es zu einem Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen, was zu einer verminderten Anzahl von Dopamin-Transportern führt.

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Durchführung der DAT-SPECT

Bei der DAT-SPECT wird dem Patienten eine geringe Menge einer radioaktiv markierten Substanz (Tracer) injiziert, die sich an die Dopamin-Transporter bindet. Anschließend wird mit einer speziellen Kamera (Gammakamera) die Verteilung des Tracers im Gehirn gemessen. Die DAT-SPECT liefert den erforderlichen Nachweis, ob es im Gehirn an einem bestimmten Eiweißstoff, dem so genannten Dopamintransporter, mangelt.

Interpretation der DAT-SPECT-Ergebnisse

Eine verminderte Tracer-Aufnahme im Striatum (einem Bereich des Gehirns, der reich an Dopamin-Transportern ist) deutet auf einen Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen hin und unterstützt die Diagnose eines Parkinson-Syndroms. Die DAT-SPECT kann auch helfen, zwischen Morbus Parkinson und anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zu unterscheiden, wie z.B. dem essentiellen Tremor.

Vorteile der DAT-SPECT

  • Hohe Sensitivität für den Nachweis von Dopaminmangel im Gehirn
  • Objektive Methode zur Unterstützung der klinischen Diagnose
  • Kann helfen, zwischen verschiedenen Parkinson-Formen zu unterscheiden

Nachteile der DAT-SPECT

  • Geringe Strahlenbelastung
  • Nicht spezifisch für Morbus Parkinson (auch bei anderen Erkrankungen mit Dopaminmangel kann die Tracer-Aufnahme vermindert sein)
  • Die DAT-SPECT ist nicht dazu geeignet, Frühformen der Parkinson-Krankheit zu erkennen.

DAT-SPECT zur Abgrenzung der Demenz vom Lewy-Körper-Typ von der Alzheimer-Krankheit

Die DAT-SPECT kann auch zur Abgrenzung der Demenz vom Lewy-Körper-Typ von der Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden. Bei der Demenz vom Lewy-Körper-Typ kommt es zu einem Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen, während bei der Alzheimer-Krankheit andere Hirnbereiche betroffen sind.

Empfehlungen für die visuelle Beurteilung der Dopamintransporter-SPECT mit [123I]FP-CIT

Es gibt Empfehlungen für die visuelle Beurteilung der Dopamintransporter-SPECT mit [123I]FP-CIT, um die Genauigkeit der Diagnose zu verbessern.

Einfluss der DAT-SPECT auf Diagnose und Therapie

Originalstudien zum Einfluss der DAT-SPECT auf Diagnose und Therapie von Patienten mit klinisch unklarem Parkinson- oder Tremor-Syndrome zeigen, dass die DAT-SPECT die diagnostische Sicherheit erhöhen und die Therapieentscheidungen beeinflussen kann.

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Diagnostische Genauigkeit der DAT-SPECT

Originalstudien zur diagnostischen Genauigkeit der DAT-SPECT für den Nachweis nigrostriataler Degeneration bei Patienten mit klinisch unklarem Parkinson- oder Tremor-Syndrom und klinischer Diagnose im Verlauf als Goldstandard zeigen eine hohe Sensitivität und Spezifität der DAT-SPECT für den Nachweis von Dopaminmangel im Gehirn.

FDG-PET

Die [18F]-Fluordesoxyglukose-Positronenemissionstomographie ([18F]-FDG-PET) ist eine weitere nuklearmedizinische Methode, die in der Differenzialdiagnostik von Parkinsonsyndromen eingesetzt wird. Hierbei wird die regionale Glukoseutilisation im Gehirn gemessen, die Rückschlüsse auf die Stoffwechselaktivität der Nervenzellen zulässt.

Anwendung der FDG-PET in der Parkinson-Diagnostik

Die FDG-PET kann in der Parkinson-Diagnostik eingesetzt werden, um:

  • Atypische Parkinson-Syndrome von Morbus Parkinson zu unterscheiden.
  • Den Schweregrad der Erkrankung zu beurteilen.
  • Den Verlauf der Erkrankung vorherzusagen.
  • Verschiedene Formen einer Parkinson-Erkrankung zu unterscheiden, weil der Zuckerstoffwechsel bei den verschiedenen Erkrankungsformen charakteristische Verteilungsmuster in der Hirnrinde zeigt.

Vorteile der FDG-PET

  • Kann helfen, zwischen verschiedenen Parkinson-Formen zu unterscheiden
  • Kann frühzeitig Veränderungen im Gehirn erkennen, bevor klinische Symptome auftreten
  • Ist ein früher Prädiktor für das Gesamtüberleben bei Verdacht auf atypischen Parkinsonismus.

Nachteile der FDG-PET

  • Geringe Strahlenbelastung
  • Nicht spezifisch für Parkinson-Syndrome (auch bei anderen neurologischen Erkrankungen können Veränderungen der Glukoseutilisation auftreten)
  • Hohe Kosten

Krankheitsspezifische FDG-PET-Befunde bei neurodegenerativen Parkinson-Syndromen

Krankheitsspezifische FDG-PET-Befunde bei neurodegenerativen Parkinson-Syndromen können helfen, die Diagnose zu präzisieren.

Weitere nuklearmedizinische Verfahren

Neben DAT-SPECT und FDG-PET gibt es noch weitere nuklearmedizinische Verfahren, die in der Parkinson-Diagnostik eingesetzt werden können:

  • MIBG-Szintigraphie: Die MIBG-Szintigraphie des Herzens kann Veränderungen des sympathischen Nervensystems nachweisen, wie sie bei Morbus Parkinson bereits im Frühstadium auftreten. Insbesondere eine Abgrenzung von Morbus Parkinson zu einer Multisystematrophie (MSA) ist mithilfe des MIBG-Scans möglich.
  • IBZM-Szintigraphie: Die IBZM-Szintigraphie dient dazu, Morbus Parkinson diagnostisch von anderen Parkinsonsyndromen zu unterscheiden. Gescannt wird bei der IBZM-Szintigraphie das Striatum, ein Teil des Großhirns, um die Dopamin-Rezeptoren (D2) der dort befindlichen nachgeschalteten Nervenzellen darzustellen.

Der DaTSCAN

Ein DaTSCAN ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, um die Funktionsfähigkeit bestimmter Nervenverbindungen im Gehirn (sogenannte Dopamin-Transporter) zu überprüfen und bildlich darzustellen. Ein DatScan wird in der Diagnostik des krankhaften Tremors (Zittern) eingesetzt, z.B. zur Abgrenzung von organischen Störungen bei bestimmten Parkinsonsyndromen (z.B. Morbus Parkinson - im Volksmund auch Schüttellähmung genannt - oder MSA ) vom essentiellen Tremor.

Ablauf eines DaTSCANs

  1. In die Blutbahn bzw. in eine Vene am Arm wird eine geringe Menge einer radioaktiv markierten Substanz gespritzt, die sich etwa 3 Stunden nach der Injektion optimal in zentralen Hirnarealen (dem Striatum) anreichert.
  2. Während der Untersuchung von ca. 45 Minuten muß der Patient möglichst ruhig auf einer besonderen Untersuchungsliege verbringen. Es werden dabei spezielle tomographische Aufnahmen des Kopfes mit einer sogenannten Gammakamera aufgezeichnet, die sich dabei langsam um den Kopf des Patienten dreht.
  3. Die Auswertung der Untersuchung erfolgt nach Anfertigung aller Aufnahmen.

Vorbereitung auf einen DaTSCAN

  • Darüber hinaus sollte am Untersuchungstag kein Kaffee oder schwarzer Tee getrunken werden, ferner sollte jeglicher Tabakkonsum eingeschränkt werden.
  • Einige Medikamente beeinflussen die Funktionen der untersuchten Nervenverbindungen. Fragen Sie daher vor der Untersuchung ihren Neurologen oder Nuklearmediziner, ob und welche Medikamente eventuell abgesetzt werden müssen.
  • Eine strikte Kontraindikation stellt lediglich eine Schwangerschaft dar. Bei stillenden Müttern kann die Untersuchung grundsätzlich durchgeführt werden, sofern eine Stillpause von mindesten 4 Tagen eingehalten wird.

Interpretation der DaTSCAN-Ergebnisse

Im Falle eines Verlustes der Funktion der untersuchten Nervenverbindungen kann bei der Untersuchung eine verminderte Anreicherung der radioaktiv markierten Substanz beobachtet werden, nicht aber bei anderen Erkrankungen wie z.B. dem essentiellen Tremor. Bei einem normalen Ausfall der Untersuchung kann ein Parkinsonsyndrom zu etwa 97% ausgeschlossen werden. Bei einem krankhaften Ergebnis kann ggf. eine Szintigraphie mit IBZM angeschlossen werden zur Differenzierung eines M.

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