Die Parkinson-Krankheit ist mit etwa 400.000 Betroffenen in Deutschland die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Weltweit wird bis zum Jahr 2030 mit mehr als neun Millionen Parkinson-Patienten gerechnet. Die Ursachen dieser Erkrankung sind vielfältig und komplex, wobei neben genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen auch der Drogenkonsum eine Rolle spielen kann.
Was ist Parkinson?
Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson oder Schüttellähmung genannt, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das zentrale Nervensystem betrifft. Die typischen Symptome sind Bewegungshemmung (Bradykinese), Muskelsteifheit (Rigor) und Zittern (Tremor). Im späteren Verlauf können Gleichgewichtsstörungen (posturale Instabilität) hinzukommen, was die Sturzgefahr erhöht.
Symptome im Überblick
- Bradykinese (Verlangsamung): Abnahme der Bewegungsfähigkeit, langsame Bewegungen, kleine Schritte, Schwierigkeiten beim Drehen, maskenhafter Gesichtsausdruck, kleinere Handschrift.
- Ruhetremor (Ruhezittern): Unwillkürliches Zittern der Hände oder Füße im Ruhezustand, verstärkt bei emotionaler Belastung, verschwindet bei Bewegung oder im Schlaf.
- Rigor (Steifheit): Steifheit der Muskeln, oft Nacken, Arme und Beine betroffen, vornübergebeugte Körperhaltung, Widerstand bei Bewegungen, Blockaden.
- Posturale Instabilität (Mangelnde Stabilität der Körperhaltung): Gleichgewichtsstörungen, unsicherer Gang, erhöhte Sturzgefahr.
- Frühe Krankheitsanzeichen: Depressionen, Schlafstörungen, Verstopfung, Störungen des Geruchssinns, leisere, monotone Stimme, fehlendes Mitschwingen eines Armes beim Gehen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursache der klassischen Parkinson-Krankheit ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zum Absterben Dopamin-produzierender Nervenzellen in der Substantia nigra führt.
- Idiopathisches Parkinson-Syndrom: Tritt ohne erkennbaren Auslöser auf, meist um das 60. Lebensjahr.
- Genetische Faktoren: Etwa zehn Prozent der Parkinson-Erkrankungen sind genetisch bedingt.
- Umweltgifte: Pestizide, Kohlenmonoxid und andere Umweltgifte stehen im Verdacht, als Auslöser in Frage zu kommen.
- Virale Infektionen: Auch Virusinfektionen werden als mögliche Ursache diskutiert.
- Sekundäres Parkinson-Syndrom: Symptome ähneln der Parkinson-Erkrankung, werden aber durch andere Faktoren verursacht.
Drogen als Ursache oder Risikofaktor für Parkinson
Die Frage, ob Drogen Parkinson auslösen können, ist komplex und nicht abschließend beantwortet. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass bestimmte Drogen das Risiko für die Entwicklung eines Parkinson-Syndroms erhöhen können.
MPTP und das Parkinson-Syndrom
Ein bekanntes Beispiel für einen direkten Zusammenhang zwischen Drogen und Parkinson ist die Chemikalie 1-Methyl-4-Phenyl-1,2,5,6-Tetrahydropyridin (MPTP). In den 1980er Jahren traten in den USA Fälle von Drogenabhängigen auf, die nach dem Konsum von verunreinigtem Heroin ein Parkinson-Syndrom entwickelten. Es stellte sich heraus, dass das Heroin mit MPTP verunreinigt war, das im Körper zu einem Nervengift umgewandelt wird und gezielt Dopamin-produzierende Nervenzellen schädigt.
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Crystal Meth und Amphetamine
Studien deuten darauf hin, dass der Konsum von Crystal Meth oder anderen Amphetaminen das Risiko für die Entwicklung eines Morbus Parkinson erhöhen kann. Eine Studie aus Utah verglich die Daten von Meth-Konsumenten mit denen von Nicht-Drogenkonsumenten und fand ein signifikant erhöhtes Risiko für Parkinson bei den Meth-Konsumenten. Eine ähnliche Studie aus Kalifornien kam zu ähnlichen Ergebnissen.
Ecstasy (MDMA)
Ecstasy, auch bekannt als MDMA (3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin), ist eine synthetische Droge, die sowohl stimulierende als auch halluzinogene Wirkungen hat. Studien an Tieren haben gezeigt, dass MDMA zu einer Schädigung von Nervenzellen führen kann, die Dopamin enthalten. Diese Nervenzellen sind für die Koordination von Bewegungen zuständig und spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Parkinson-Krankheit. Es gibt Bedenken, dass Ecstasy-Konsumenten ein erhöhtes Risiko haben könnten, im späteren Leben an Morbus Parkinson zu erkranken. Epidemiologische Hinweise hierauf liegen jedoch bisher nicht vor.
Kokain
Es gibt Hinweise darauf, dass Erwachsene, die Kokain missbrauchen, ein erhöhtes Parkinson-Risiko haben könnten. Kokain begünstigt Schlaganfälle und lässt das Gehirn schneller altern. Dort stößt die Droge Abbauprozesse an, die sonst bei Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson gesehen werden. Eine Studie aus Kanada verglich das Hirngewebe von Kokain-Abhängigen und Nicht-Konsumenten und stellte bei den Suchtkranken einen ausgedehnten Schwund an Nervenzellen in bestimmten Hirnbereichen fest.
Alkohol
Ein wissenschaftlicher Übersichtsartikel erläutert den Zusammenhang zwischen Alkohol, Kokain und Crystal Meth und dem erhöhten Risiko für Nervenerkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson. Alkohol kann die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger machen, wodurch vermehrt schädigende Partikel und Metalle wie Eisen ins Gehirn gelangen. Eisen reichert sich in den Nervenzellen an und produziert dort freie Radikale, die die Zellen schädigen und zum Zelltod führen können.
Sekundäres oder Symptomatisches Parkinson-Syndrom
Es gibt eine Reihe von Faktoren und Erkrankungen, die zu einem Parkinson-Syndrom führen können, ohne dass es sich um die eigentliche Parkinson-Krankheit handelt. Man spricht dann von einem sekundären oder symptomatischen Parkinson-Syndrom.
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Ursachen für sekundäres Parkinson-Syndrom
- Medikamente: Bestimmte Medikamente wie Chlorpromazin oder Haloperidol (gegen Psychosen), Lithium (gegen bipolare Störungen), Metoclopramid (gegen Übelkeit) oder Flunarizin (zur Vorbeugung von Migräne-Anfällen) können ein Parkinson-Syndrom auslösen.
- Hirntumoren: Hirntumoren können ebenfalls ein Parkinson-Syndrom verursachen.
- Hirnverletzungen: Hirnverletzungen nach schweren Unfällen können zu bleibenden Schädigungen und infolge zum Parkinson-Syndrom führen.
- Schlaganfälle: Häufige kleine Schlaganfälle können die Ursache eines Parkinson-Syndroms sein.
- Gifte: Gifte, die das Gehirn schädigen (Mangan-Staub, Kohlenmonoxid-Vergiftung), können ein Parkinson-Syndrom auslösen.
- Entzündungen des Gehirns: Entzündungen des Gehirns (z.B. infolge von AIDS) können zu einem Parkinson-Syndrom führen.
- Hirnatrophie bei Normaldruck-Hydrozephalus: Hirnatrophie bei Normaldruck-Hydrozephalus kann ein Parkinson-Syndrom verursachen.
- Stoffwechsel-Erkrankungen: Stoffwechsel-Erkrankungen, die das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen (Morbus Wilson, Hypoparathyreoidismus), können zu dem Symptomenkomplex der Parkinson-Erkrankung führen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Parkinson
Morbus Parkinson ist bislang nicht heilbar. Mit geeigneten Therapien lassen sich die Symptome jedoch oft über Jahre hinweg gut kontrollieren.
Medikamentöse Behandlung
Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung. So kann die Gabe von Dopaminvorstufen (z. B. in Form des Antiparkinson-Wirkstoffs L-Dopa) den Dopaminmangel ausgleichen.
Hirnschrittmacher
Ist die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend, kommt ein so genannter Hirnschrittmacher in Frage.
Medizinisches Cannabis
Seit einigen Jahren dürfen Ärzte ihren Patienten medizinisches Cannabis gegen Parkinson verschreiben. Manche Patienten legen große Hoffnungen in die neue Therapie. Allerdings ist die Wirkung von Cannabis bei Parkinson noch nicht gut erforscht und die Anwendung nicht risikolos.
Forschung
Forschende arbeiten intensiv daran, die Ursachen für das Nervensterben bei Parkinson zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln, die die Ursache der Erkrankung bekämpfen. Ein wichtiges Forschungsziel ist auch die Suche nach Biomarkern, die eine Früherkennung von Parkinson erlauben und helfen, das Fortschreiten der Erkrankung besser im Auge zu behalten.
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Prävention
Auch wenn die genauen Ursachen der Parkinson-Krankheit noch nicht vollständig geklärt sind, gibt es einige Maßnahmen, die dazu beitragen können, das Risiko zu verringern.
Gesunde Lebensweise
Eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und ausreichend Schlaf kann dazu beitragen, die Gesundheit des Gehirns zu erhalten. Die mediterrane Küche gilt als besonders gefäß- und herzfreundlich.
Vermeidung von Drogenkonsum
Der Konsum von Drogen wie Crystal Meth, Amphetaminen, Ecstasy und Kokain kann das Risiko für die Entwicklung eines Parkinson-Syndroms erhöhen und sollte vermieden werden.