Parkinson verstehen und bewältigen: Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern

Die neurologische Erkrankung Morbus Parkinson betrifft allein in Deutschland rund 400.000 Menschen. Die Auswirkungen dieser komplexen Krankheit betreffen vor allem die Bewegungssteuerung und können die Lebensqualität der Betroffenen dadurch erheblich beeinträchtigen. Parkinson ist aber nicht unüberwindbar. Mit der richtigen Unterstützung und den passenden Hilfsmitteln können wir Betroffenen helfen, ihren Alltag besser zu bewältigen. Deshalb ist es so wichtig, die Symptome zu verstehen und die entsprechende Versorgung zu finden.

Was ist Parkinson für eine Erkrankung?

Bei Parkinson (auch Schüttellähmung genannt) handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung. Das bedeutet, dass bei dieser Krankheit die Nerven betroffen sind. Genauer gesagt, sterben bei Parkinson die Nervenzellen ab, die den Botenstoff Dopamin herstellen. Botenstoffe sind dazu da, Nervensignale weiterzuleiten. Dopamin ist dabei für die Nervensignale der Bewegungssteuerung verantwortlich. Deshalb löst ein Dopaminmangel die typischen Parkinson Symptome aus, die die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen stark einschränken können.

Parkinson ist die am zweithäufigsten auftretende neurodegenerative Erkrankung. Sie wird in der Regel im Alter von 55 bis 65 Jahren diagnostiziert und Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Parkinson ist chronisch und der Krankheitsverlauf ist schleichend zu Beginn, verstärkt sich aber mit der Zeit.

Ursachen von Parkinson

Warum bei Parkinson die Nervenzellen, die Dopamin herstellen, absterben, ist bei den meisten Fällen nicht geklärt. Tatsächlich gelten 75% aller Parkinson Fälle als idiopathisch, also als Parkinson ohne klaren Auslöser. Dabei spricht man auch vom primären Parkinson-Syndrom. Neben idiopathischem Parkinson gibt es auch genetische Formen von Parkinson und das sekundäre Parkinson Syndrom, welches durch Medikamente oder Vergiftungen ausgelöst werden kann. Außerdem gibt es das „atypische Parkinson-Syndrom“, das durch ein Zusammenspiel verschiedener anderer neurologischer Erkrankungen entstehen kann.

Frühe Anzeichen von Parkinson

Die ersten Anzeichen von Parkinson sind bereits einige Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch der Erkrankung sichtbar. Das liegt daran, dass das Absterben der Nervenzellen bereits früh beginnt, bis es zum Dopaminmangel kommt. Frühe Anzeichen sind beispielsweise ein gestörter REM-Schlaf, Riech- und Sehstörungen und Schmerzen in Muskeln und Gelenken. Auch eine verminderte Feinmotorik kann bereits einige Jahre vor eigentlichem Ausbruch von Parkinson auftreten. Manchmal schwingen die Arme beim Gehen bereits früh im Verlauf nicht mehr richtig mit.

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Klassische Parkinson Symptome

Bei Parkinson ist durch den Dopaminmangel vor allem die Bewegungssteuerung beeinträchtigt. Das zeigt sich in den folgenden Symptomen:

  • Zittern in Händen und Beinen (Tremor)
  • Steifheit der Muskulatur (Rigor)
  • Verlangsamte Bewegungsabläufe (Bradykinese)
  • Bewegungsarmut (Hypokinese)
  • Gleichgewichtsstörung

Diese Symptome können den Alltag erheblich erschweren. Einfache Dinge wie Greifen, Halten oder auch Gehen sind dann nicht mehr problemlos möglich. Zusätzlich ist bei Betroffenen von Parkinson eine nach vorn gebeugte Haltung (Kamptokormie) zu sehen. Diese kann nicht nur zu Rückenschmerzen führen, sondern auch Atemprobleme auslösen.

Ein weiteres typisches Symptom von Parkinson ist das sogenannte „Freezing“. Dabei frieren Betroffene in ihren Bewegungen ein. Das erhöht die Sturzgefahr und kann auch zu Unfällen führen. Freezing macht den Alltag von Betroffenen zur Geduldsprobe. Auch mit Inkontinenz, Schluckstörungen und Sprachstörungen ist bei Parkinson zu rechnen.

Was kann bei Parkinson helfen?

Gegen Parkinson gibt es einige Medikamente, die Betroffenen helfen können, die Symptome einzudämmen und zu vermeiden, dass Begleiterkrankungen oder Komplikationen auftreten. Manchmal können auch eine Bewegungstherapie oder bei Sprechstörungen eine Sprechtherapie helfen. Zusätzlich gibt es aber eine Reihe an Hilfsmitteln, die bei den Symptomen von Parkinson helfen und den Alltag erleichtern können. Die Hilfsmittel können Schmerzen lindern, zur Mobilität beitragen und zu mehr Selbstständigkeit beitragen.

Hilfsmittel für bessere Haltung bei Parkinson

Die nach vorn gebeugte Haltung bei Parkinson, Kamptokormie genannt, beeinträchtigt viele Betroffene. Sie löst nicht nur Rückenschmerzen aus, sondern kann auch zu Atemproblemen führen. Dagegen können Rumpf-Orthesen helfen. Diese können die Haltung von Parkinson Betroffenen verbessern, indem sie den Oberkörper für die Tragedauer in die gewünschte Form bringen.

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Hilfsmittel gegen Freezing bei Parkinson

Freezing ist eines der Symptome bei Parkinson, die sehr gefährlich werden können. Wenn Betroffene unterwegs in ihrer Bewegung einfrieren, können sie leicht stürzen. Dagegen gibt es spezielle Gehstöcke und Rollatoren mit eingebautem Laser. Der Laser sendet ein optisches Signal an das Gehirn und kann somit helfen, die Bewegungsblockade zu durchbrechen. So ist es möglich, das Freezing zu verhindern und die Sturzgefahr dadurch zu minimieren. Der Ossenberg Anti-Freezing Parkinsonstock kann Ihnen das Laufen erleichtern. Personen, die unter Parkinson leiden, kennen das Gefühl des "eingefroren sein" ("freezing"). Das kann zu gefährlichen Stürzen führen.

Es gibt auch Rollatoren, die speziell für die Bedürfnisse im Zusammenhang mit Parkinson entwickelt wurden. Der Gemino 30 Parkinson Rollator ist mit einer Schleppbremse ausgestattet, die einen zusätzlichen Widerstand bietet und Ihnen hilft in einem gleichmäßigen Tempo zu gehen. Sie benötigen mehr oder weniger Widerstand? Das Rückwärtsbremssystem ist ein weiteres besonderes Merkmal des Gemino 30 Parkinson: Der Rollator stoppt sofort, sobald Sie den Bremshebel loslassen. Dies erhöht Ihre Sicherheit, wenn Sie beim Gehen "erstarren" bzw.

Der Rollz Motion Rhythm verhilft Ihnen durch sichtbare, hörbare und spürbare Reize zu einem flüssigen Gehrhythmus. Viele Menschen mit Morbus Parkinson, oder auch anderen neurologischen Erkrankungen, leiden unter Gangstörungen. Gut die Hälfte aller Menschen mit Morbus Parkinson leiden unter dem Symptom des „Einfrierens“. Das bedeutet, dass Sie in bestimmten Situationen Ihre Bewegungen nicht mehr fortsetzen können und Sie unter einer regelrechten Blockade leiden. Bei vollem Bewusstsein gelingt es Ihnen nicht mehr, weiter zu laufen. Oder Sie tippeln mit den Füßen auf der Stelle. Das kann schnell zu Stürzen führen, da sich der Oberkörper trotzdem weiterbewegen möchte. Wichtig ist, dass in diesen Situationen nicht noch zusätzlich Stress von außen kommt. Der Rollz Motion Rhythm ist speziell dafür entwickelt worden, Ihnen mit drei verschiedenen Signalen bei der Fortbewegung zu helfen. Mit dem Rollz Motion Rhythm können Sie Situationen vermeiden, in denen Sie durch Gangblockaden in Panik oder sogar in Gefahr geraten. Lassen Sie sich mit den Signalen des Parkinson Rollators aus diesen Blockaden herausholen und zum Weiterlaufen animieren.

Sie sind nicht mehr in der Lage, Ihre Füße so hoch zu heben, wie Sie es gewohnt sind? Dadurch machen Sie nur noch kleine Schritte und schleifen dabei mit den Füßen über den Boden. Ihre Bewegungen werden unregelmäßig, langsam und der Oberkörper ist nach vorne gebeugt. Auch Ihre Arme schwingen nicht mehr symmetrisch mit Ihren Schritten mit. Gerade der nach vorne gebeugte Oberkörper führt häufig zu Sturzangst. Dadurch gerät der einst flüssige Gehrhythmus durcheinander. Stürze sind deshalb leider häufig nicht zu vermeiden. Der Rollz Motion Rhythm hilft Ihnen anhand der Signale, Ihren Gang, die Schrittfrequenz und Schrittlänge zu verbessern. Sie haben die Möglichkeit, aus drei Signalen zu wählen. Jeder Mensch reagiert etwas anders auf die Reize. Deshalb sollten Sie für sich selbst entscheiden, welches Signal und wie viele Signale auf einmal für Sie am besten sind. Auch das Tempo aller Reize kann leicht erhöht werden, damit Sie etwas schneller spazieren. Durch Verringern des Tempos laufen Sie etwas langsamer. So können Sie Ihre Bewegungen flüssiger machen. Die Signale sollen Sie ans Weiterlaufen erinnern. So können die Reize dem Symptom des „Freezing of Gait“ vorbeugen.

Die Laserlinie wird vor dem Rollator auf den Boden projiziert. Die grüne Laserlinie dient als visueller Reiz. Der Reiz animiert dazu, über die Linie zu treten. So können Sie Ihre Schrittlänge verlängern. Auch das Laufen einer Kurve können Sie sich durch die Laserlinien anzeigen lassen. So fällt es Ihnen leichter, den Weg zu laufen, den Sie sich ausgesucht haben ohne zu oft ins Stocken zu geraten. Die Vibrationen spüren Sie über die Handgriffe. Dieser spürbare Reiz unterstützt ebenfalls einen flüssigen, rhythmischen Gang. Sie können den Rhythmus der Vibrationen separat einstellen. So können Sie die akustischen Töne mit den Vibrationen unterstützen. Die rhythmischen Töne helfen Ihnen, aus Ihrem gewohnten Gehrhythmus auszubrechen. Durch die akustischen Signale können Sie Ihre Gehgeschwindigkeit erhöhen und verringern. Zusätzlich fördern die Töne einen regelmäßigen Trittfrequenz. Dadurch können Sie ein flüssigen Gehrhythmus erlangen. Eine Variation der Tonhöhe des Metronoms verhindert eine Gewöhnung und hält Sie fokussiert. Grundsätzlich empfehlen wir Ihnen, dass Sie sich zu den Einstellungen mit Ihrem Physio- oder Ergotherapeuten beraten.

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Sie können die drei Signale direkt an Ihrem Rollator einstellen. Das Modul für die Einstellung finden Sie unter dem Sitzteil Ihres Rollz Motion Rhythm. Die Rollz-App für detaillierte Einstellungen können Sie auf Ihrem Smartphone oder Ihrem Tablet nutzen. Sie können mit dem Rollstuhlpaket als Zubehör Ihren Rollator immer und überall zum Rollstuhl umbauen. Gerade bei Reisen oder langen Spaziergängen ist der Umbau in einen Schieberollstuhl vorteilhaft. Sie müssen nur ein Hilfsmittel einpacken für den Urlaub. Und bei einem langen Spaziergang können Sie so lange weiterlaufen, wie es für Sie möglich ist. Auch bei Ihren Gehübungen mit Ihrem Therapeuten können Sie bis an Ihre Grenzen gehen. Ohne Sorge haben zu müssen, dass Sie den Weg nach Hause nicht mehr zu Fuß schaffen. Bauen Sie den Rollator einfach zum Rollstuhl um.

Hilfsmittel für die Hände bei Parkinson

Bei Parkinson können sowohl Zittern als auch Muskelsteifheit das Greifen und Halten von Gegenständen zu einer schweren Aufgabe machen. Das schränkt die Selbstständigkeit und somit die Lebensqualität von Parkinson Betroffenen langfristig oft stark ein. Um die Betroffenen zu unterstützen und Schmerzen zu lindern, können die rios® Orthesen aus dem 3D-Druck helfen. Die rios® Spiral ist eine Unterarm-Hand Orthese. Sie kann bei der Stabilisierung des Handgelenks unterstützen. Die rios® AktivEx ist eine Lagerungsorthese. Damit kann die Hand und der Arm bei Muskelsteifheit in einer bequemen und natürlichen Position gelagert werden, um dauerhaften Verkrampfungen und Schmerzen entgegenzuwirken. Die rios® Produkte werden auf Basis von Scans der betroffenen Extremitäten individuell hergestellt und sind somit passgenau auf ihre TrägerInnen abgestimmt.

Hilfsmittel für die Mobilität bei Parkinson

Durch die Steifheit der Muskeln in den Beinen ist bei Parkinson auch die Mobilität stark beeinträchtigt. Im ersten Schritt können hier Fußheberorthesen oder Einlagen helfen. Diese unterstützen die natürliche Bewegung des Fußes beim Gehen, stabilisieren den Fuß und sorgen dafür, dass die Fußspitze beim Gehen nicht hängen bleibt. So können sie bei Gangunsicherheit und Fußheberschwäche helfen. Sollte die Parkinson Erkrankung bereits so weit fortgeschritten sein, dass selbstständiges Gehen nicht mehr möglich ist, gibt es eine große Auswahl an Rollstühlen und Scootern, die zur Mobilität beitragen.

Weitere Hilfsmittel bei Parkinson

Parkinson ist eine komplexe Erkrankung mit einer Vielzahl an Symptomen, die in unterschiedlichen Stärken auftreten können. Für diese gibt es unterschiedliche Hilfsmittel, die Betroffene im Alltag unterstützen können. So können gängige Inkontinenz Hilfsmittel bei Parkinson bedingter Inkontinenz helfen, Sprachcomputer die Kommunikation mit der Umwelt ermöglichen und weitere Hilfsmittel erhöhen die Mobilität im Wohnumfeld und können die Sturzgefahr minimieren. Auch Bewegungstrainer und spezielle Lagerungskissen können Parkinson Betroffenen dabei helfen, die Funktionalität von Extremitäten zu erhalten und sie vor Schmerzen zu schützen.

  • Hilfen bei der Körperpflege: Zum Waschen und Zähneputzen, Rasieren und bei der Gesichtspflege steht man normalerweise vor dem Waschbecken. Diese Tätigkeiten können vielen Menschen im Sitzen evtl. leichter fallen. Dafür muss die Höhe des Waschbeckens und des Spiegels höhenverstellbar sein. wasserfeste Sitzmöbel/Duschhocker. Duschen oder baden sollten wegen der verstärkten Schweiß- und Fettabsonderungen der Haut möglichst täglich vorgenommen werden.
  • Hilfen beim An- und Auskleiden: Mit einem langen Schuhlöffel lassen sich Slipper meist bequem anziehen.
  • Hilfen bei der Hausarbeit: Bodenwellen und Türschwellen können zum Hindernis werden und Stürze verursachen. Im Treppenhaus helfen farbige Markierungen an den Vorderkanten der einzelnen Stufen bei der Orientierung.
  • Hilfen beim Essen und Trinken.
  • Hilfen für die Freizeit und im Beruf.
  • Hilfen im Schlafzimmer.

Persönliche Beratung zu richtigen Hilfsmitteln bei Parkinson

Wenn Sie oder Ihre Angehörigen von Parkinson betroffen sind, helfen unsere rahm Neuro-ExpertInnen Ihnen gerne, die passenden Hilfsmittel zu finden. In einem persönlichen Beratungsgespräch helfen sie Ihnen gerne weiter. Auch wenn Parkinson nicht geheilt werden kann, können Hilfsmittel Sie dabei unterstützen, die Symptome der neurodegenerativen Erkrankung zu überwinden.

Freezing verstehen und überwinden

Freezing, auf Deutsch „Einfrieren“: So heißt in der Medizin eine Gangstörung, die typisch für die Parkinson-Erkrankung ist. Laufen? Geht auf einmal nicht mehr. „Patienten sprechen davon, dass die Füße am Boden kleben bleiben“, sagt Professor Andrés Ceballos-Baumann. Er ist Chefarzt der Parkinson Fachklinik, die zur Schön Klinik in München-Schwabing gehört. „Im Verlauf der Parkinson-Krankheit sind fast alle Patienten davon betroffen.“

Ursachen und Entwicklung von Freezing

Die Parkinson-Erkrankung gibt es in unterschiedlichen Formen. In rund drei Viertel der Fälle handelt es sich um das idiopathische Parkinson-Syndrom, also die typische Form der Krankheit. Dabei sterben bestimmte Nervenzellen im Gehirn ab, wie die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen schreibt. Betroffen sind die Nervenzellen, die Dopamin produzieren - ein Botenstoff, der wichtig ist, damit wir Bewegungen steuern können.

Oft trifft das Freezing bei Parkinson erst nach und nach auf. „Wenn es ganz zu Beginn der Krankheit zum Freezing kommt, sind Zweifel berechtigt, ob es wirklich die typische Form der Parkinson-Krankheit ist und nicht doch ein anderes Parkinson-Syndrom“, sagt Andrés Ceballos-Baumann. Ob und wann genau das Freezing auftritt, hat laut dem Neurologen auch mit den Medikamenten zu tun. Denn Parkinson wird in erster Linie medikamentös behandelt - oft durch eine sogenannte Dopamin-Ersatztherapie. Doch ihre Wirkung unterliegt Schwankungen. Es gibt sogenannte Off-Phasen, in denen die Medikamente die Symptome einer Parkinson-Erkrankung schlechter unter Kontrolle bringen. „Und in diesen Off-Phasen kann das Freezing besonders häufig oder besonders stark sein“, erklärt Andrés Ceballos-Baumann.

Auslöser von Freezing

Oft tritt es beim Losgehen auf. „Die Ampel schaltet auf Grün - und die Patienten kommen nicht von der Stelle“, beschreibt es der Neurologe. Ein Zustand, der wenige Sekunden andauern kann, aber auch eine halbe Minute. „Manchmal ist die Ampel dann schon wieder rot.“ Aber auch unter Zeitdruck kann es zum Freezing kommen - das klingelnde Telefon im Flur oder der Gedanke „Ich muss an der nächsten Haltestelle aus dem Bus aussteigen.“ Offene Türen oder Türschwellen können ebenfalls eine solche Blockade auslösen. „Das kann auch die automatische Tür im Supermarkt sein, die dann zum Problem wird“, sagt Ceballos-Baumann. Viele Betroffene kostet es daher Überwindung, das Haus zu verlassen. Denn die Angst ist da, unter den Blicken anderer „einzufrieren“. Auch beim Umdrehen kann es zum Freezing kommen. Zum Beispiel, wenn man in der Küche etwas aus dem Kühlschrank holen möchte. „Der Oberkörper geht zwar mit, aber die Füße bleiben wie festgeklebt am Boden.“ Kommt es dann zum Sturz, kann das heikel enden: Oft fallen Betroffene auf die Hüfte - es drohen komplizierte Knochenbrüche.

Strategien zur Überwindung von Freezing

Das Freezing löst ein starkes Gefühl der Machtlosigkeit aus. Die gute Nachricht: Es gibt Strategien, mit denen sich Betroffene aus solchen Situationen wieder herausholen können. Die schlechte Nachricht: Das Vorgehen, das für alle gleichermaßen gut funktioniert, gibt es laut Ceballos-Baumann nicht. „Das alles muss individuell eingeübt und immer wieder wiederholt werden.“ Am besten beginnt man damit möglichst früh. Der Schlüssel sind sogenannte Hinweisreize. Das sind äußere Reize, die aus der Starre hinaushelfen. Dazu einige Beispiele: „Man kann auf der Stelle leicht wippen und aus diesem Wippen den nächsten Schritt setzen“, sagt Ceballos-Baumann. Oder man gibt sich einen leichten Klaps auf den Oberschenkel und signalisiert dem Fuß so, sich zu heben. Man kann auch auf das Ticken einer Uhr hören - als Taktgeber - oder innerlich zählen. Und es kann helfen, in der Wohnung Striche auf den Boden zu malen oder zu kleben. Sie können als Hinweisreiz funktionieren und den Impuls geben, darüber hinwegzusteigen. Viele Betroffene können laut Ceballos-Baumann nämlich gut Stufen steigen - „Treppen sind wie Striche auf dem Boden.“

Es gibt auch Hilfsmittel speziell für Parkinson-Patienten. Zum Beispiel einen Gehstock, an dessen Griff man einen Hebel betätigen kann. „Dann springt unten am Boden eine kleine Querleiste heraus, die der Patient übersteigen kann“, sagt Ceballos-Baumann. Oder es gibt Rollatoren, die auf Knopfdruck eine Laserlinie auf den Boden werfen. Die günstigere Alternative: „Eine gut sichtbare Kordel zwischen den unteren Rädern des Rollators aufspannen. Dort kann man einen kleinen Ball ranhängen, gegen den man treten kann.“ Aber: Hinweisreize können sich abnutzen. „Wenn die Patienten immer einen Takt hören - das Ticken einer Uhr - dann nehmen sie ihn irgendwann nicht mehr wahr. Das ist die Schwierigkeit.“

Die Rolle der Angehörigen

Ein guter Anfang: Verständnis entwickeln und zeigen. „Denn es ist für Außenstehende nicht einfach zu begreifen, dass jemand flüssig die Treppe hoch- und runtergeht, aber dann plötzlich vor einer Tür stehen bleibt“, sagt Andrés Ceballos-Baumann. Was Angehörige ebenfalls tun können: den Patienten oder die Patienten an seine erlernten Strategien erinnern. Oder selbst als Taktgeber einspringen: „Eins - zwei - eins - zwei - eins - zwei“. Was auch funktionieren kann: einen Fuß vor den Fuß des Betroffenen setzen - und ihn oder sie dann bitten, hinüberzusteigen. Wichtig ist aber auch, dass Angehörige darauf achten, ob Freezing vermehrt auftritt.

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