Die Parkinson-Krankheit und andere Bewegungsstörungen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. In Bonn gibt es verschiedene Einrichtungen, die sich auf die Diagnose und Behandlung dieser Erkrankungen spezialisiert haben. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Parkinson-Komplexbehandlung in Bonn, basierend auf Erfahrungen von Patienten und Angehörigen sowie Informationen von Kliniken und Experten.
Was ist eine Parkinson-Komplexbehandlung?
Die Parkinson-Komplexbehandlung ist ein multidisziplinärer Ansatz, der darauf abzielt, die Lebensqualität und Eigenständigkeit von Parkinson-Patienten zu verbessern. Sie umfasst eine umfassende ärztliche Betreuung sowie intensive Therapien über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen. Voraussetzung für die Behandlung ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt, der diagnostische Maßnahmen, die schrittweise Optimierung der medikamentösen Therapie und intensive therapeutische Maßnahmen umfasst.
Die Behandlung wird von einem multidisziplinären Team durchgeführt, das aus Ärzten, spezialisiertem Pflegepersonal, Parkinson-Nurses und Therapeuten (Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie, Neuropsychologie) besteht. Gemeinsam mit den Patienten werden individuelle Therapieziele und ein Behandlungsplan erarbeitet, der zu einer Verbesserung von Lebensqualität und Eigenständigkeit führen soll. Das Training erfolgt in mehrfach täglichen spezialisierten Einzel- und Gruppentherapien.
Einrichtungen in Bonn, die Parkinson-Komplexbehandlungen anbieten
Mehrere Einrichtungen in Bonn bieten Parkinson-Komplexbehandlungen an, darunter:
- Universitätsklinikum Bonn: Bietet eine Parkinson-Komplexbehandlung an, die ähnlich aufgebaut ist wie die Ataxie-Komplexbehandlung. Die Behandlung umfasst verschiedene Therapien und wird stationär in der Neurologie durchgeführt.
- Beta Klinik Bonn: Führt seit 2016 die Tiefe Hirnstimulation (THS) durch, eine operative Methode zur Behandlung von Parkinson.
- St. Johannes Krankenhaus in Troisdorf-Sieglar: Bietet eine Parkinson-Komplexbehandlung an, die neben einer umfassenden ärztlichen Betreuung intensive Therapien über einen Zeitraum von zumeist zwei bis drei Wochen umfasst.
Therapiebereiche der Parkinson-Komplexbehandlung
Die Parkinson-Komplexbehandlung umfasst verschiedene Therapiebereiche, die individuell auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt werden. Dazu gehören:
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Ergotherapie
Die Ergotherapie zielt darauf ab, den Verlust von privaten und beruflichen Rollen, des Arbeitsplatzes, häuslicher Versorgung und Freizeitaktivitäten zu kompensieren. Gemeinsam mit dem Patienten werden die Bereiche "Aktivitäten des täglichen Lebens", "Produktivität" und "Freizeit" analysiert. Der Patient formuliert, was er nicht mehr kann, und bewertet, wie wichtig es ihm ist, diese Tätigkeit wieder ausüben zu können. Aufgrund dieser Ergebnisse werden Therapieziele erarbeitet und die Therapie entsprechend angepasst.
Musiktherapie
Die Musiktherapie wird als nonverbales, erlebnisorientiertes Verfahren in allen Phasen der neurologischen Rehabilitation eingesetzt. Bei der Parkinson-Erkrankung stellt sie eine wichtige begleitende Therapie dar. Insbesondere die standardisierte Methode „Rhythmisch akustische Stimulation“ (RAS) wird in rhythmisch-akustischen Übungen, dem rhythmisch-akustischen Gangtraining und im Rahmen einer Rhythmik-Gruppe geübt.
Physiotherapie
Die Physiotherapie zielt darauf ab, die motorischen Fähigkeiten der Patienten zu erhalten oder zu verbessern. Besonders wichtig ist dies beim Gangbild, da die auftretende Kleinschrittigkeit und das nach vorn gebeugte Gehen häufige Ursachen von Stürzen sind. In der Physiotherapie werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt, unter anderem das Trainieren mit großen, ausladenden Bewegungen. Ein Schwerpunkt ist außerdem das Training von Gangsicherheit und Gleichgewicht, um eine Sturzneigung zu reduzieren.
Sprachtherapie
Bei einem Großteil der Parkinson-Patienten sind das Sprechtempo und die Lautstärke des Sprechens infolge der Erkrankung verändert. Durch eine intensive Sprachtherapie können im Rahmen eines stationären Aufenthaltes Verbesserungen erzielt werden. Auch Schluckstörungen, die im Verlauf der Parkinson-Erkrankung auftreten können, werden in der Sprachtherapie behandelt.
Neuropsychologie
Eine neuropsychologische Untersuchung gehört in der Regel zu einer Parkinson-Komplexbehandlung, um den kognitiven und emotionalen Zustand des Patienten einzuschätzen. In Abhängigkeit von den Ergebnissen wird ggf. ein individueller Behandlungsplan zur Stabilisierung und Verbesserung der kognitiven Funktionen und / oder zur Unterstützung der Krankheitsverarbeitung erstellt.
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Erfahrungen von Patienten und Angehörigen
Die Erfahrungen von Patienten und Angehörigen mit der Parkinson-Komplexbehandlung in Bonn sind unterschiedlich. Einige berichten von positiven Erfahrungen und Verbesserungen, während andere weniger zufrieden waren.
Einige Patienten berichten, dass sie von der Fokussierung auf die Parkinson-Erkrankung und die Kenntnisse der Therapeuten profitiert haben. Sie fanden es erleichternd, dass ihre Ansprechpartner sofort verstanden, worüber sie sprachen. Auch die Verbesserungen, die sie erreichen konnten, waren objektivierbar.
Andere Patienten bemängeln die Krankenhausatmosphäre und die weniger intensive Therapie. Ein Patient berichtete, dass seine Frau, die unter Depressionen leidet, durch die Krankenhausatmosphäre und die Mitpatienten eher deprimiert wurde. Auch die Therapie war weniger intensiv als erhofft.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Erfahrungen individuell unterschiedlich sein können und von verschiedenen Faktoren abhängen, wie z.B. dem Schweregrad der Erkrankung, den individuellen Bedürfnissen und Erwartungen sowie der jeweiligen Einrichtung und dem Behandlungsteam.
Tiefe Hirnstimulation (THS) in der Beta Klinik Bonn
Die Beta Klinik in Bonn bietet seit 2016 die Tiefe Hirnstimulation (THS) als operative Methode zur Behandlung von Parkinson an. Bei der THS werden Elektroden im Gehirn implantiert, die von Arzt und Patient über eine Art Fernbedienung programmiert und gesteuert werden können. Der Hirnschrittmacher stellt durch elektrische Impulse das ausgeklügelte Gleichgewicht von Hemmung und Erregung wieder her, welches in den Nervenbahnen des Menschen für geregelte Bewegungsabläufe sorgt.
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Die Operation besteht aus zwei Schritten. Zuerst wird dem Patienten unter örtlicher Betäubung ein stereotaktischer Ring angelegt. Zusätzlich eingesetzte bildgebende Verfahren wie Computertomografie und Kernspintomografie unterstützen die genaue Planung des Eingriffs und die Platzierung der Elektroden. Die Patienten sind während des ersten Eingriffs bei Bewusstsein und unterstützen den Operateur. Sie müssen Rückmeldung über körperliche Impulse wie Kribbeln oder Taubheit geben. Hat der Operateur die Elektrode platziert, testet er die korrekte Lage, indem er elektrische Impulse von außen setzt. Im zweiten Schritt der Operation wird der Patient unter Vollnarkose gesetzt.
Nach der Operation arbeiten Arzt und Patient gemeinsam an der korrekten Einstellung des Schrittmachers, um die Lebensqualität des Patienten wieder so weit wie möglich herzustellen.
Ataxie-Komplexbehandlung als Vergleich
Die Ataxie-Komplexbehandlung, die im Universitätsklinikum Bonn angeboten wird, kann als Vergleich zur Parkinson-Komplexbehandlung dienen. Ataxien sind Krankheiten, deren Hauptsymptome fortschreitende Verschlechterung des Gleichgewichts, Koordinationstörungen und eine verwaschene Sprache sind. Die Ataxie-Komplexbehandlung zielt darauf ab, die Mobilität und Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Einige Patienten berichten, dass die Ataxie-Komplexbehandlung genauso effektiv war wie eine Reha-Maßnahme. Sie schätzen die Fokussierung auf die Ataxie und die Kenntnisse der Therapeuten. Auch die Möglichkeit, an Studien teilzunehmen, wird positiv hervorgehoben.
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