Eine medikamentöse Behandlung kann die Beschwerden der Parkinson-Krankheit lindern, aber mit fortschreitender Erkrankung lässt die Wirkung der Medikamente nach, und ihre Nebenwirkungen können belastender werden. Die medikamentöse Behandlung ist sehr individuell und muss häufig angepasst werden. Bei der Parkinson-Krankheit wird im Gehirn zu wenig Dopamin hergestellt, ein wichtiger Botenstoff, dessen Mangel zu einer beeinträchtigten Nervenreizübertragung führt, was Bewegungsstörungen und andere Beschwerden zur Folge hat. Parkinson-Medikamente sollen den Dopaminmangel im Gehirn ausgleichen und dadurch die Beschwerden lindern, die Krankheit jedoch nicht heilen.
Die Medikamente reduzieren die Beschwerden deutlich, besonders im Frühstadium der Erkrankung, aber mit dem Fortschreiten der Erkrankung wird die Behandlung schwieriger.
Medikamentenliste und ihre Wirkungsweise
Für die Therapie von Parkinson kommen folgende Wirkstoffklassen infrage:
- Levodopa
- Dopamin-Agonisten
- MAO-B-Hemmer
- COMT-Hemmer
- NMDA-Rezeptor-Antagonisten
Die Auswahl des Medikaments oder der Kombination hängt von Faktoren wie Alter, Symptomen, Krankheitsstadium und Vorerkrankungen ab und sollte regelmäßig überprüft werden, insbesondere bei Veränderungen der Beschwerden oder dem Auftreten neuer Symptome. Der Einsatz von Dopamin-Agonisten wie Bromocriptin, Cabergolin und Pergolid sowie des NMDA-Rezeptor-Antagonisten Budipin wird nicht mehr empfohlen, ebenso wie Anticholinergika, die nur noch in Ausnahmefällen gegen Zittern eingesetzt werden sollten.
Levodopa (L-Dopa)
Levodopa (L-Dopa) wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt und ist allen anderen Parkinson-Medikamenten in seiner symptomatischen Wirkung überlegen. Um zu verhindern, dass L-Dopa vorzeitig in Dopamin umgewandelt wird, wird es häufig mit einem Decarboxylase-Hemmer wie Benserazid oder Carbidopa kombiniert. Diese Wirkstoffe verhindern, dass L-Dopa vor dem Eintritt ins Gehirn zu Dopamin umgebaut wird. L-Dopa gibt es als Tabletten, die den Wirkstoff sofort abgeben, oder als Retard-Tabletten, die ihn nach und nach freisetzen. Manche Präparate sind zum Inhalieren bei plötzlicher Bewegungsunfähigkeit (Off-Phasen) gedacht.
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Dopaminagonisten
Dopaminagonisten regen Bindungsstellen in den Nervenzellen (Rezeptoren) an, die für die Aufnahme von Dopamin zuständig sind. Diese Wirkstoffgruppe ähnelt chemisch dem Dopamin und ahmt dessen Wirkung nach, indem sie Reizsignale von einer Nervenzelle zur anderen weiterleitet. Sie wird häufig alternativ zu L-Dopa eingesetzt, insbesondere bei jüngeren Menschen zur Erstbehandlung. Fachleute empfehlen, hierfür nur noch Wirkstoffe aus der Gruppe der nicht ergolinen Dopamin-Agonisten einzusetzen, wie Pramipexol, Ropinirol, Piribedil und Rotigotin. Die Medikamente sind als Tabletten zum Einnehmen oder als Pflaster erhältlich, das den Wirkstoff in die Haut abgibt, und sind sowohl in schnell freisetzenden als auch in Retard-Formulierungen verfügbar.
MAO-B-Hemmer
MAO-B-Hemmer (Monoaminooxidase-B-Hemmer) blockieren den Abbau von Dopamin im Gehirn. MAO-B ist ein Enzym, das Dopamin im Gehirn abbaut. MAO-B-Hemmer blockieren diesen Abbau und führen dazu, dass sich die Menge an verfügbarem Dopamin erhöht. Wirkstoffe dieser Gruppe sind zum Beispiel Selegilin, Rasagilin und Safinamid. Sie werden vor allem bei mild ausgeprägten Parkinson-Beschwerden im Frühstadium als Einzelmedikament eingesetzt. Nach einiger Zeit kann zusätzlich die Gabe von L-Dopa oder Dopamin-Agonisten nötig werden.
COMT-Hemmer
COMT-Hemmer (Catechol-O-Methyltransferase-Hemmer) sorgen dafür, dass das Enzym COMT Dopamin nicht mehr abbauen kann und so mehr Dopamin im Gehirn verfügbar ist. COMT ist ein Enzym, das ebenfalls am Abbau von Dopamin beteiligt ist. COMT-Hemmer kommen immer kombiniert mit L-Dopa zum Einsatz, da sie allein nicht wirksam genug sind. Ärztinnen und Ärzte können die Wirkstoffe Opicapon und Entacapon einsetzen, um Schwankungen in der Beweglichkeit (Fluktuationen) unter der Therapie mit L-Dopa zu verringern. Der Wirkstoff Tolcapon kann als Mittel der zweiten Wahl ebenfalls Einsatz finden. Dies bedarf jedoch einer guten ärztlichen Überwachung, da sich das Mittel negativ auf die Leber auswirken kann.
NMDA-Rezeptor-Antagonisten
NMDA-Rezeptor-Antagonisten wirken dem entgegen, indem sie die Andockstellen für Glutamat an den Nervenzellen blockieren. Zu den NMDA-Rezeptor-Antagonisten zählt der Wirkstoff Amantadin. Er hilft, Dyskinesien zu verbessern - bestimmte Bewegungsprobleme, die durch die Langzeit-Einnahme von L-Dopa entstehen können. Amantadin gibt es als schnell und langsam wirkende Tabletten. Der Dopamin-Mangel bei Parkinson bewirkt, dass vermehrt Glutamat im Gehirn gebildet wird. Dadurch kommt es zu einer erhöhten Reizweiterleitung, was im Lauf der Erkrankung für Überbewegungen sorgt.
Wann sollte man mit einer medikamentösen Therapie beginnen?
Solange keine Bewegungs-Beschwerden bestehen und sich der Alltag gut bewältigen lässt, ist im Grunde keine Behandlung erforderlich. Dennoch ist es ratsam, die Einnahme von Medikamenten nicht unnötig hinauszuzögern, um Behinderungen durch die Krankheit möglichst zu vermeiden. Der Zeitpunkt, wann die Therapie starten sollte, ist von Person zu Person verschieden. Neben der Frage, wie stark man in der Beweglichkeit eingeschränkt ist, spielt es auch eine Rolle, ob man arbeitet und welche Hobbys man hat.
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Es ist ratsam, mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu besprechen, wann es sinnvoll ist, Medikamente zu nehmen und sich über den Nutzen und die Risiken sorgfältig aufklären zu lassen.
Wirksamkeit der Medikamente gegen Parkinson-Symptome
Levodopa (L-Dopa) ist sehr wirksam in der frühen Behandlung der Parkinson-Krankheit. Im Frühstadium verbessern sich durch die alleinige Gabe (Monotherapie) die Bewegungs-Beschwerden deutlich. Die Therapie trägt dazu bei, das Alltagsleben und die Lebensqualität zu verbessern.
Dopamin-Agonisten lindern im Vergleich zu L-Dopa Bewegungs-Beschwerden weniger gut und haben stärkere Nebenwirkungen. Ihr Vorteil ist, dass sie das Auftreten von Wirkungsschwankungen verzögern.
MAO-B-Hemmer wirken sich gering auf die Verbesserung von Bewegungs-Beschwerden aus. Sie eignen sich daher eher für den Einsatz bei mild ausgeprägten Symptomen.
Die passende Medikation zu finden, ist nicht einfach und erfordert Geduld. Jedes Mittel hat Vorzüge, Nachteile und es können Nebenwirkungen auftreten. Letztendlich entscheidet der Arzt oder die Ärztin anhand verschiedener Kriterien, welches Medikament oder welche Kombination sich am besten eignet.
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Einnahme und Dosierung
Die Medikamente werden meist in Tablettenform eingenommen. Bestimmte Dopaminagonisten gibt es auch als Pflaster. Im Frühstadium kommen manche Menschen mit leichten Beschwerden auch gut ohne Medikamente aus. Wenn die Symptome irgendwann zu belastend werden, kommen vor allem Levodopa oder Dopaminagonisten infrage. Sie wirken etwas unterschiedlich und manche Mittel führen häufiger zu Nebenwirkungen als andere - oder die Nebenwirkungen sind stärker. Beide sind aber im Frühstadium der Erkrankung sehr wirksam. Wie erfolgreich die Behandlung ist, lässt sich schwer vorhersagen. Die Medikamente wirken nicht bei jedem Menschen gleich - und manchmal dauert es, bis die passende Dosis gefunden ist. Eine spürbare Wirkung setzt meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen nach Beginn der Behandlung ein: Bewegungen fallen wieder leichter, die Steifheit nimmt ab. Solche Beschwerden können bis zu drei Monate nach Beginn der Behandlung noch weiter abnehmen. Das Zittern ist oft schwieriger zu behandeln. Manchmal verschwindet es erst nach Monaten oder sogar Jahren der medikamentösen Behandlung.
Bei leichten Beschwerden stehen als Alternative auch sogenannte MAO-B-Hemmer zur Verfügung. MAO-B-Hemmer können Beschwerden lindern und die Notwendigkeit für die Einnahme von Levodopa für einige Monate verzögern. Damit die Medikamente optimal wirken, werden sie zu festen Uhrzeiten eingenommen. An die pünktliche Einnahme zu denken, fällt nicht immer leicht. Es kann helfen, die Einnahme mit bestimmten Alltagsroutinen wie zum Beispiel Zähneputzen zu verbinden. Hilfreich sind auch Erinnerungshilfen wie Notizzettel oder Smartphone-Apps.
L-Dopa sollte nicht früher als eine Stunde vor oder nach eiweißreichen Mahlzeiten eingenommen werden, denn eiweißreiche Nahrung kann die Aufnahme von L-Dopa ins Blut stören. Dopaminagonisten wiederum werden zu den Mahlzeiten eingenommen. Eine Einnahme zum falschen Zeitpunkt kann die Beschwerden verstärken.
Häufig bleibt es nicht bei der Einnahme eines Medikaments. Die Behandlung wird oft mit nur einem Medikament begonnen. Am wirksamsten sind Levodopa und Dopaminagonisten. Beide haben jeweils Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidung für eine Behandlung eine wichtige Rolle spielen.
Dopaminagonisten werden meist Menschen unter 60 bis 70 Jahren empfohlen, um das Auftreten von Bewegungsstörungen hinauszuzögern. Zu Levodopa wird besonders älteren Menschen geraten, weil es verträglicher ist. Welches Medikament sich wann am ehesten eignet, ist derzeit schwer zu beurteilen. So kann es auch für Menschen unter 70 Jahren gute Gründe geben, direkt mit Levodopa zu beginnen. Neben dem Alter spielen zum Beispiel die Stärke der Beschwerden oder die Sorge um bestimmte Nebenwirkungen eine Rolle. In mehreren Studien wurde untersucht, wie es sich längerfristig auswirkt, ob die Behandlung mit Levodopa oder einem Dopaminagonisten begonnen wurde. welches Medikament eingenommen wird,wie hoch die Dosis ist,vom Alter und möglichen anderen Erkrankungen,welche weiteren Medikamente eingenommen werden.
Mögliche Nebenwirkungen
Ob und wie stark Nebenwirkungen auftreten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:
- von der Dosierung des Medikaments
- vom Alter der behandelten Person
- davon, ob man andere Medikamente einnimmt, die mit den Parkinson-Wirkstoffen wechselwirken
Zudem können manche Nebenwirkungen auch ohne eine medikamentöse Therapie auftreten.
Nebenwirkungen von Levodopa
Mögliche Nebenwirkungen von Levodopa sind Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel, gesteigerter Antrieb, Depression und Verwirrtheit. Bei hohen Dosen können auch Bewegungsstörungen auftreten. In niedrigen Dosen wird Levodopa meist gut vertragen. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen: Übelkeit, Schläfrigkeit und Schwindel. Diese Nebenwirkungen treten seltener auf, wenn die Startdosis des Medikaments gering ist und langsam erhöht wird. Mit der Zeit klingen die Beschwerden in der Regel ab. Passiert das nicht, sollten Patienten und Patientinnen mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zusammen überlegen, welche weiteren Möglichkeiten es gibt und ob es notwendig ist, die Dosierung noch einmal anzupassen.
Insbesondere bei älteren Menschen kann die Einnahme von L-Dopa mit ernsten psychischen Nebenwirkungen verbunden sein wie Verwirrtheit, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Psychose. Die Einnahme kann außerdem zu erhöhter Unruhe (Agitiertheit) führen und zu einem Blutdruckabfall nach dem Aufstehen (orthostatische Hypotonie).
Nebenwirkungen von Dopaminagonisten
Dopaminagonisten sind im Allgemeinen schlechter verträglich als Levodopa. Sie führen häufiger zu Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen, Schläfrigkeit, Verstopfung, Schwindel, Halluzinationen und Übelkeit. Menschen, die Dopaminagonisten einnehmen, neigen dadurch eher dazu, die Behandlung abzubrechen oder Medikamente unregelmäßig einzunehmen. Die Einnahme von Dopamin-Agonisten birgt ähnliche, aber stärkere, Nebenwirkungen wie L-Dopa. Tendenziell kommt es vermehrt zu: Schläfrigkeit, insbesondere „Schlafattacken“, Verstopfung, Schwindel, Halluzinationen, Übelkeit.
Anders als bei L-Dopa, kommt es bei der langfristigen Behandlung mit Dopamin-Agonisten eher zu Ödemen: Das sind Schwellungen, die durch das Einlagern von Wasser entstehen. Zudem neigen Menschen, die Dopamin-Agonisten über längere Zeit einnehmen, häufiger zu einer gestörten Impulskontrolle: Sie können dann zum Beispiel eine Sex-, Spiel- oder Kaufsucht entwickeln. Wendet man Rigotin-Pflaster an, kann vorübergehend die Haut an der betroffenen Stelle gereizt sein.
Nebenwirkungen von MAO-B-Hemmern
Zu den Nebenwirkungen von MAO-B-Hemmern zählen unter anderem Übelkeit und Kopfschmerzen. Mitunter kommt es zu Verwirrung und Halluzinationen. Nehmen Menschen den Wirkstoff Selegilin ein und gleichzeitig ein bestimmtes Antidepressivum, kann das in seltenen Fällen schwere Nebenwirkungen haben. Die Einnahme des Wirkstoffs Rasagilin hängt vereinzelt mit einer gestörten Impulskontrolle zusammen. Betroffene Menschen handeln aus einem Drang heraus. Sie können ihr Handeln nicht kontrollieren und neigen zu schädlichen Verhaltensweisen.
Nebenwirkungen von NMDA-Rezeptor-Antagonisten
Die Einnahme von Amantadin kann bewirken, dass sich die Haut netzartig, bläulich-violett verfärbt. Medizinerinnen und Mediziner bezeichnen das als Livedo reticularis. Manchmal kommt es zu Halluzinationen, Verwirrung und Albträumen. Dieser Effekt verstärkt sich wahrscheinlich, wenn man Amantadin zusammen mit anderen Parkinson-Medikamenten einnimmt.
Impulskontrollstörungen
Besonders ältere Menschen können auf beide Medikamente mit Halluzinationen und Verwirrtheit reagieren. Es kann auch impulsives, zwanghaftes Verhalten auftreten wie etwa eine Kauf- oder Spielsucht, ein Drang nach Essen oder auch nach Sex - oder ständig wiederholte, ziellose Tätigkeiten wie das Ordnen von Gegenständen.
Was ist bei der Einnahme zu beachten?
Um von der Wirkung von Levodopa oder Dopamin-Agonisten bestmöglich zu profitieren, ist es wichtig, die Medikamente pünktlich einzunehmen. Damit Levodopa gänzlich ins Blut gelangt und seine volle Wirkung entfalten kann, gilt es, das Medikament eine halbe Stunde vor dem Essen oder eineinhalb Stunden nach dem Essen einzunehmen. Anders sieht es aus bei Dopamin-Agonisten: Diese Wirkstoffe sollte man immer mit einer Mahlzeit oder einem Imbiss einnehmen.
Es ist ratsam, sich bei der Ärztin oder dem Arzt zu informieren, wie man die Medikamente richtig anwendet und zu welcher Zeit genau man sie einnehmen soll. Der Einnahmezeitpunkt sollte am besten eingetragen werden - zum Beispiel in den Kalender im Smartphone. Oder man verwendet eine App, die an die Einnahme erinnert. Eine andere Möglichkeit ist, Tablettenboxen mit einer integrierten Erinnerungstechnik zu nutzen.
Medikamente wie Levodopa und Dopamin-Agonisten sollte man nicht abrupt absetzen, denn dadurch kann es, wenn auch sehr selten, zu einem Entzugssyndrom kommen, das dem malignen neuroleptischen Syndrom (MNS) oder einer akinetischen Krise ähnelt. Das MNS ist eine bedrohliche neurologische Erkrankung, die sich unter anderem durch erhöhte Körpertemperatur (Hyperthermie), Muskelsteifheit und Bewusstseinsveränderungen äußert. Von einer akinetischen Krise spricht man, wenn sich die für Parkinson typischen Bewegungs-Beschwerden plötzlich verschlechtern. Mitunter ist es Betroffenen unmöglich, sich zu bewegen.
Bei Dopamin-Agonisten zeigt sich das Entzugssyndrom unter anderem durch Ängstlichkeit, Panikattacken, Depressivität, Schwitzen, Übelkeit, Schmerzen, Aufgeregtheit, Nervosität. Möchte man die Medikamente etwa wegen Nebenwirkungen absetzen oder reduzieren, sollte man das Vorgehen grundsätzlich mit seinem behandelnden Arzt oder seiner behandelnden Ärztin abstimmen.
Was tun, wenn die Medikamente nicht gut genug wirken?
Treten durch die Gabe von Einzelmedikamenten (Monotherapie) zunehmend Nebenwirkungen auf, sollte man mit der Ärztin oder dem Arzt sprechen. Dann hilft möglicherweise eine Kombinationstherapie weiter. Lassen sich durch die Einnahme von Tabletten die Beschwerden nicht gut genug lindern, ist es möglich, den Wirkstoff L-Dopa, aber auch bestimmte Dopamin-Agonisten über eine Pumpe zu verabreichen. Lässt sich das Ruhezittern (Tremor) nicht ausreichend in den Griff bekommen oder liegen schwere belastende Störungen der Beweglichkeit vor, gibt es die Möglichkeit, einen Hirnschrittmacher einzupflanzen. Kommt eine solche tiefe Hirnstimulation nicht infrage, kann man eine Pallidotomie erwägen.
Umgang mit fortgeschrittener Erkrankung
Da die Parkinson-Beschwerden in späteren Krankheitsstadien zunehmen, wird dann meist die Dosis der Medikamente erhöht. Dadurch kommt es auch zu mehr Nebenwirkungen. Oft nehmen Menschen mit Parkinson gegen die Nebenwirkungen oder andere Beschwerden dann weitere Medikamente ein. Dies erhöht wiederum das Risiko für Wechselwirkungen. Manchmal wiegt die Belastung durch die Nebenwirkungen sogar schwerer als der Nutzen der Medikamente. Nach fünf Jahren Medikamenten-Behandlung spüren etwa 20 bis 40 von 100 Menschen mit Parkinson, dass die Wirkung der Mittel nachlässt. Sie beginnt dann stark zu schwanken: Mal können sich die Betroffenen gar nicht mehr bewegen, dann wieder ganz normal. Als Nebenwirkung der Medikamente kann es auch zu unwillkürlichen Bewegungen kommen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass in manchen Hirnregionen zu viel Dopamin vorhanden ist.
Ein Ziel der Behandlung ist dann eine möglichst gleichmäßige Wirkung der Medikamente. die Einnahmezeiten und die Häufigkeit der Einnahme ändern, Retard-Tabletten einnehmen, die den Wirkstoff verzögert freisetzen, Dosierungen ändern und zusätzliche Medikamente wie COMT-Hemmer, NMDA-Antagonisten, Anticholinergika oder MAO-B-Hemmer einnehmen, zusätzlich zu Levodopa einen Dopaminagonisten einnehmen. Durch die Einnahme zusätzlicher Medikamente kann sich die Beweglichkeit wieder verbessern. Es kommt auch seltener zu plötzlicher Bewegungsunfähigkeit. Wie schon beschrieben, können aber mit mehr Medikamenten auch mehr Nebenwirkungen auftreten.
Damit ein Mittel gleichmäßig wirkt, kann auch eine Medikamentenpumpe eingesetzt werden. Dabei kann der Wirkstoff zum einen über eine tragbare Pumpe kontinuierlich unter die Haut (subkutan) gespritzt werden - ähnlich wie bei einer Insulinpumpe. Eine zweite Möglichkeit kommt infrage, wenn wegen Schluckstörungen eine Ernährungssonde nötig ist. Sie wird durch die Bauchwand direkt in den Magen gelegt (sogenannte PEG-Sonde). Über diese Sonde kann auch eine Pumpe angeschlossen werden, die den Wirkstoff direkt in den Dünndarm abgibt.
Im Verlauf der Erkrankung bekommen viele Menschen belastende Begleitbeschwerden wie Verdauungs- und Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, Depressionen oder eine Demenz. Sie machen oft weitere Behandlungen nötig.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Unter Arzneimittel-Interaktionen, auch Wechselwirkungen genannt, versteht man die wechselseitige Beeinflussung zwischen zwei oder mehreren Arzneistoffen. Dies kann bei gleichzeitiger oder nacheinander erfolgender Anwendung zu einer verstärkten oder abgeschwächten Wirkung führen. Dabei steigt das Risiko für Wechselwirkungen mit der Anzahl der eingesetzten Medikamente. Es gibt unzählige Wechselwirkungen zwischen Medikamenten.
L-Dopa-haltige Medikamente und Dopaminagonisten ersetzen fehlendes Dopamin im Gehirn. Die Wirkung entfaltet sich über die Aktivierung intakter dopaminerger Nervenzellen durch Stimulation von Dopamin-Rezeptoren (Bindungsstellen an der Oberfläche der Zellen). Es verbieten sich bei der Parkinson-Krankheit Medikamente, welche diese Dopaminbindungsstellen im Gehirn besetzen und dadurch die Aufnahme von Dopamin einschränken oder verhindern. Bei diesen Mitteln handelt es sich in erster Linie um Medikamente gegen seelische und psychische Erkrankungen, sogenannte Neuroleptika.
Bei der Kombination von L-Dopa und COMT-Hemmern (z. B. Entacapon, Tolcapon) mit Eisenpräparaten ist eine Wirkungsabschwächung durch Chelatbildung (unlösliche Verbindungen) möglich. Eisenpräparate sollten deshalb immer im Abstand von 2 Stunden nach der L-Dopa- bzw.
Es gibt zahlreiche Kontraindikationen, die den Einsatz von Levodopa unmöglich machen. Diese hängen stark davon ab, ob es sich um eine L-Dopa/Carbidopa-Kombination, L-Dopa/Benserazid-Kombination oder L-Dopa/Carbidiopa/Entacapon-Kombination handelt. Die entsprechende Verordnung von Levodopa erfolgt deshalb stets in enger Absprache mit den behandelnden Ärzten.
Compliance
Neben der zeitgenauen Einnahme der Medikamente gehört auch eine vollständige Angabe aller eingenommenen Medikamente bzw. Nahrungsergänzungsmittel sowie interaktionsfreudiger Nahrungs- und Genussmittel (wie z.B. Alkohol und Nikotin) in diesen Bereich.
Ernährung
Die Einnahme L-Dopa-haltiger Medikamente mit Milch, Molke, Quark und Joghurt ist wegen dem hohen Eiweißgehalt verboten. Bei aufrechtem Oberkörper sollte der Kopf beim Schlucken leicht nach vorn gebeugt werden (in der Fachsprache chin-tuck Manöver genannt) und der Patient sollte nicht sprechen. Sind die Schluckstörungen ausgeprägter, hilft das Andicken des Wassers mit in der Apotheke erhältlichen Dickungsmitteln. Auf ausreichendes Nachspülen sollte man insbesondere bei Medikamenten achten, welche die Schleimhaut der Speiseröhre schädigen könnten, z.B. Eisenpräparate oder Medikamente gegen Osteoporose. Nehmen die Schluckstörungen zu, ist bei einigen Patienten die Versorgung mit einer Magensonde (PEG =perkutane endoskopische Gastrostomie) erforderlich. Wenn die Medikamente über die Sonde verabreicht werden, müssen sie vorher sondengerecht zerkleinert werden. Nicht jedes Medikament darf/kann jedoch aufgelöst oder gemörsert werden. Parkinson krankheitsbedingt verzögert, hat aber Einfluss auf den zeitlichen Eintritt des L-Dopa-Effektes. Eine raschere Aufnahme kann man zum einen durch die Verabreichung von L-Dopa in gelöster Form erreichen, zum anderen durch Anregen der Magentätigkeit, z.B. durch das Medikament Domperidon. Diese langsame Magenentleerung führt bei einigen Patienten übrigens zu Übelkeit und Brechreiz, da Dopamin im Körper (außerhalb des Gehirns) den Blutdruck senkt und das Brechzentrum anregt. Damit diese Nebenwirkungen nicht auftreten, wird ebenfalls Domperidon verabreicht, um durch den schnellen Weitertransport von L-Dopa in die Blutbahn und in das Gehirn die sogenannten peripheren (im Körper) Nebenwirkungen, die ganz und gar nicht erwünscht sind, so gering wie möglich zu halten oder ganz zu vermeiden.
L-Dopa kann nicht im gesamten Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden, sondern nur in einem begrenzten Abschnitt im Dünndarm (Absorptionsfenster). Darüber hinaus muss es aus der Schleimhaut des Dünndarms über ein aktives Transportsystem in die Blutbahn transportiert werden. Auch Eiweiße aus der Nahrung (Fisch, Fleisch, Käse etc.) gelangen so in das Blut. Nimmt man L-Dopa zum oder nach dem Essen ein, so kommt es an der Dünndarmschleimhaut zu einem Streit um das Transportsystem. Wenn der Patient Glück hat, siegt L-Dopa, es wird in die Blutbahn und von dort in das Gehirn befördert und der Patient kann sich bewegen. Wenn er Pech hat, schafft der Käse den Durchbruch, L-Dopa wandert im Darm weiter und verlässt den Dünndarmabschnitt, in dem seine Aufnahme möglich ist. Eine deutliche Reduktion der Wirkung bis zum völligen Wirkverlust sind die Folgen, der Patient wird oder bleibt steif und unbeweglich - Eiweißakinese (Unbeweglichkeit durch Eiweiß) genannt.
Um dies zu vermeiden, sollte die Aufnahme von L-Dopa-Präparaten mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit erfolgen. Diese 30 Minuten benötigt das Medikament, um in den Magen und in den Dünndarm zu gelangen, von dort ins Blut und in das Gehirn. Jetzt kann der Patient essen, denn es gibt keinen Streit mehr um das Transportsystem. Falls es trotz Einhalten dieser Regeln zu einer Wirkungsabschwächung der Medikamente nach dem Mittagessen kommt, so sollte die Hauptmahlzeit auf den Abend verschoben werden, um eine ausreichende Beweglichkeit in den Nachmittagsstunden zu gewährleisten. Die in den Beipackzetteln angegebene Empfehlung, die Medikamente 1 bis 1,5 Stunden nach der Mahlzeit einzunehmen, ist leider nicht sehr sicher, da die Magenentleerung bei Parkinson-Patienten ja verzögert ist und nach größeren Mahlzeiten bis zu 4 Stunden andauern kann. Mit Beginn der L-Dopa-Therapie erfolgt die erste Einnahme der Medikation morgens auf nüchternen Magen. Die meisten Patienten vertragen dies gut und benötigen keine besonderen Schutzmaßnahmen. Falls jedoch ein empfindlicher Magen bekannt ist oder Magenbeschwerden auftreten, kann die erste Tabletteneinnahme mit einem Zwieback/Keks erfolgen. Bei stärkeren Beschwerden empfiehlt sich die Einnahme mit ein bis zwei Esslöffeln Haferschnee in lauwarmem Wasser aufgelöst. Wichtig ist auch hier, die Medikamente mit ausreichend Flüssigkeit (mindestens 200 ml) einzunehmen, damit der Weitertransport aus dem Magen in den oberen Dünndarm nicht verzögert wird.
Einige Patienten nehmen Medikamente zur Ansäuerung des Urins ein, um Infektionen in der Blase vorzubeugen. Eines dieser Medikamente - Methionin - ist ebenfalls ein Eiweiß und kann, genau wie Eiweiß aus der Nahrung, zu einer Wirkungsabschwächung von L-Dopa führen. Methionin sollte deshalb möglichst nicht verwendet werden. Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhaut, z.B. durch den bekannten Magenkeim Helicobacter pylori, können zu einer verminderten Aufnahme von L-Dopa führen. Unklare Magenbeschwerden sollten deshalb immer untersucht werden, bei Nachweis einer Entzündung der Magenschleimhaut oder des oberen Dünndarms sollten diese behandelt werden.
Die Ausscheidung von Medikamenten erfolgt entweder über den Darm oder über die Nieren. Parkinson-Patienten leiden häufig unter einer Verstopfung. Macrogol Beutel haben sich in der Behandlung der Parkinson-bedingten Verstopfung bewährt, Interaktionen sind nicht bekannt. Bei Neueinstellung auf einen COMT-Hemmer (Durchfall als Nebenwirkung möglich) sollte die Macrogoldosis vorsorglich reduziert werden. Sind die Leber- oder Nierenfunktion durch Begleiterkrankungen eingeschränkt, so dürfen einige Medikamente nur noch in reduzierten Mengen bzw. gar nicht verabreicht werden. So verlängert sich die Wirkdauer von Amantadin z.B., welches über die Niere ausgeschieden wird, bereits bei leicht eingeschränkter Nierenfunktion um 50 %.
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