Die Parkinson-Krankheit stellt Betroffene und Angehörige vor vielfältige Herausforderungen. Neben den motorischen Symptomen wie Zittern, Steifigkeit und Bewegungsverlangsamung können auch kognitive Beeinträchtigungen auftreten, die das Leben zusätzlich erschweren. Ein häufiges Problem ist das Vergessen der Medikamenteneinnahme, was zu erheblichen Wirkungsschwankungen und einer Verschlechterung der Symptome führen kann. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Folgen und Lösungsansätze für dieses Problem.
Einführung
Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen und andere Funktionen verantwortlich ist. Die Behandlung der Parkinson-Krankheit zielt darauf ab, den Dopaminmangel auszugleichen und die Symptome zu lindern. Medikamente wie Levodopa, Dopaminagonisten und andere Antiparkinsonmittel spielen dabei eine zentrale Rolle.
Altersbedingte Vergesslichkeit vs. Demenz
Es ist wichtig, zwischen normaler altersbedingter Vergesslichkeit und Demenz zu unterscheiden. Altersbedingte Vergesslichkeit ist ein natürlicher Prozess, bei dem die Leistungsfähigkeit des Gehirns durch den altersbedingten Abbau von Hirnzellen allmählich abnimmt. Dies liegt daran, dass die Neubildung von Gehirnzellen reduziert wird und die Nervenfasern, die verschiedene Bereiche des Gehirns verbinden, weniger werden. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Demenz um eine ernsthafte Erkrankung, die zu einem erheblichen und irreversiblen Verlust kognitiver Fähigkeiten führt. Während bei altersbedingter Vergesslichkeit die Nervenzellen in geringerer Anzahl nachgebildet werden, sterben bei Demenz die Gehirnzellen ab. Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal zwischen Altersvergesslichkeit und Demenz ist das Fortschreiten der Vergesslichkeit: Demenz ist unumkehrbar und schreitet kontinuierlich voran, während altersbedingte Vergesslichkeit behandelt und verbessert werden kann. Menschen mit altersbedingter Vergesslichkeit sind in der Regel in der Lage, ihren Alltag selbstständig zu meistern. Neben den klassischen Demenzformen, wie Alzheimer, gibt es eine Demenzform, die nur im Zusammenhang mit Parkinson auftritt - die sogenannte Parkinson-Demenz.
Ursachen für das Vergessen der Medikamenteneinnahme
Das Vergessen der Medikamenteneinnahme bei Parkinson-Patienten kann verschiedene Ursachen haben:
- Kognitive Beeinträchtigungen: Parkinson-Patienten können im Laufe der Erkrankung kognitive Beeinträchtigungen entwickeln, die das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Exekutivfunktionen betreffen. Diese Beeinträchtigungen können es erschweren, sich an die Medikamenteneinnahme zu erinnern und den Überblick über die Einnahmezeiten zu behalten.
- Komplexe Einnahmepläne: Parkinson-Medikamente müssen oft mehrmals täglich zu bestimmten Zeiten eingenommen werden. Dies kann für Patienten und ihre Angehörigen eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn noch andere Medikamente eingenommen werden müssen.
- Depressionen und Apathie: Depressionen und Apathie sind häufige Begleiterscheinungen der Parkinson-Krankheit. Sie können dazu führen, dass Patienten weniger motiviert sind, ihre Medikamente einzunehmen, oder dass sie die Einnahme schlichtweg vergessen.
- Fehlende Einsicht: Einige Patienten sind sich möglicherweise nicht bewusst, wie wichtig die regelmäßige Medikamenteneinnahme für die Kontrolle ihrer Symptome ist. Sie unterschätzen möglicherweise die Folgen des Vergessens oder sind der Meinung, dass sie ihre Symptome auch ohne Medikamente ausreichend kontrollieren können.
- Schwierigkeiten bei der Tabletteneinnahme: Schluckbeschwerden (Dysphagie) sind ein häufiges Problem bei Parkinson-Patienten. Sie können die Tabletteneinnahme erschweren und dazu führen, dass Patienten die Einnahme vermeiden oder vergessen.
- Mangelnde Unterstützung: Patienten, die keine ausreichende Unterstützung von Angehörigen, Pflegekräften oder medizinischem Fachpersonal erhalten, haben ein höheres Risiko, ihre Medikamente zu vergessen.
Folgen des Vergessens der Medikamenteneinnahme
Das Vergessen der Medikamenteneinnahme kann schwerwiegende Folgen für Parkinson-Patienten haben:
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- Wirkungsschwankungen: Parkinson-Medikamente haben oft eine begrenzte Wirkdauer. Wenn eine Dosis vergessen wird, kann es zu einem raschen Abfall des Dopaminspiegels im Gehirn kommen, was zu einer Verschlechterung der motorischen Symptome wie Zittern, Steifigkeit und Bewegungsverlangsamung führt. Diese Wirkungsschwankungen können den Alltag der Patienten erheblich beeinträchtigen.
- "Off"-Phasen: In fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit können Patienten sogenannte "Off"-Phasen erleben. Dies sind Phasen, in denen die Medikamente nicht mehr ausreichend wirken und die Symptome unkontrollierbar werden. Das Vergessen einer Dosis kann eine "Off"-Phase auslösen oder verlängern.
- Dyskinesien: Dyskinesien sind unwillkürliche, übermäßige Bewegungen, die als Nebenwirkung einiger Parkinson-Medikamente auftreten können, insbesondere bei hohen Dosen von Levodopa. Das Vergessen einer Dosis und die anschließende Einnahme einer höheren Dosis zur Kompensation können Dyskinesien verstärken.
- Erhöhtes Sturzrisiko: Die Verschlechterung der motorischen Symptome durch das Vergessen der Medikamenteneinnahme kann das Sturzrisiko erhöhen. Stürze können zu Verletzungen wie Knochenbrüchen führen und die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen.
- Krankenhauseinweisungen: In schweren Fällen kann das Vergessen der Medikamenteneinnahme zu Notfallsituationen führen, die eine Krankenhauseinweisung erforderlich machen.
- Verschlechterung der Lebensqualität: Die genannten Folgen können die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen und zu sozialer Isolation, Depressionen und Angstzuständen führen.
Strategien zur Verbesserung der Medikamenteneinnahme
Es gibt verschiedene Strategien, die Patienten und ihren Angehörigen helfen können, die Medikamenteneinnahme zu verbessern:
- Einfache Einnahmepläne: Vereinfachen Sie den Einnahmeplan so weit wie möglich. Verwenden Sie Kombinationspräparate, um die Anzahl der Tabletten zu reduzieren, und passen Sie die Einnahmezeiten an den Tagesablauf des Patienten an.
- Erinnerungshilfen: Nutzen Sie Erinnerungshilfen wie Tablettenboxen mit Weckfunktion, Smartphone-Apps oder Uhren mit Vibrationsalarm. Platzieren Sie die Medikamente an einem Ort, an dem sie gut sichtbar sind, z. B. auf dem Esstisch oder im Badezimmer.
- Rituale: Etablieren Sie feste Rituale für die Medikamenteneinnahme. Verbinden Sie die Einnahme mit einer bestimmten Aktivität, z. B. dem Zähneputzen oder dem Frühstück.
- Protokoll: Führen Sie ein Protokoll über die Medikamenteneinnahme. Kreuzen Sie im Kalender ab, wenn eine Dosis eingenommen wurde, oder verwenden Sie eine App, die die Einnahmezeiten automatisch erfasst.
- Unterstützung: Binden Sie Angehörige, Pflegekräfte oder medizinisches Fachpersonal in die Medikamentenverwaltung ein. Lassen Sie sich regelmäßig von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten und klären Sie alle Fragen zur Medikamenteneinnahme.
- Schluckhilfe: Bei Schluckbeschwerden können spezielle Schluckhilfen wie Andickungsmittel oder Tablettenmörser eingesetzt werden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker über geeignete Hilfsmittel.
- Regelmäßige Überprüfung: Überprüfen Sie regelmäßig den Einnahmeplan und die Medikamente mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Passen Sie den Plan bei Bedarf an und klären Sie mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ab.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein. Hier können Sie Erfahrungen austauschen, Tipps erhalten und sich gegenseitig motivieren.
- Umfassende Informationen: Informieren Sie sich umfassend über Ihre Erkrankung und die Medikamente, die Sie einnehmen. Je besser Sie die Zusammenhänge verstehen, desto motivierter werden Sie sein, Ihre Medikamente regelmäßig einzunehmen.
Medikamentöse Therapie bei Parkinson
Die medikamentöse Therapie der Parkinson-Krankheit zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und die Symptome zu lindern. Es gibt verschiedene Medikamentengruppen, die eingesetzt werden können:
- Levodopa: Levodopa ist eine Vorstufe von Dopamin, die im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Es ist das wirksamste Medikament zur Behandlung der motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit. Levodopa wird in der Regel in Kombination mit einem Decarboxylasehemmer wie Benserazid oder Carbidopa eingenommen, um zu verhindern, dass Levodopa bereits außerhalb des Gehirns in Dopamin umgewandelt wird.
- Dopaminagonisten: Dopaminagonisten wirken ähnlich wie Dopamin und stimulieren die Dopaminrezeptoren im Gehirn. Sie sind weniger wirksam als Levodopa, können aber in frühen Stadien der Erkrankung eingesetzt werden oder in Kombination mit Levodopa, um die Levodopa-Dosis zu reduzieren.
- MAO-B-Hemmer: MAO-B-Hemmer verhindern den Abbau von Dopamin im Gehirn und erhöhen so die Dopaminkonzentration. Sie können in frühen Stadien der Erkrankung eingesetzt werden oder in Kombination mit Levodopa.
- COMT-Hemmer: COMT-Hemmer verhindern den Abbau von Levodopa im Körper und verlängern so die Wirkdauer von Levodopa. Sie werden in der Regel in Kombination mit Levodopa und einem Decarboxylasehemmer eingesetzt.
- Amantadin: Amantadin kann die Dyskinesien reduzieren, die als Nebenwirkung von Levodopa auftreten können. Es kann auch die motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit verbessern.
- Anticholinergika: Anticholinergika können das Zittern bei Parkinson-Patienten reduzieren. Sie werden jedoch aufgrund ihrer Nebenwirkungen, wie z. B. Mundtrockenheit, Verstopfung und Gedächtnisstörungen, nur noch selten eingesetzt.
Nicht-medikamentöse Therapien
Neben der medikamentösen Therapie spielen auch nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit:
- Physiotherapie: Physiotherapie kann die Beweglichkeit, die Kraft und die Koordination verbessern. Sie kann auch helfen, Stürze zu verhindern.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann Patienten helfen, ihre Alltagsfähigkeiten zu erhalten oder wiederzuerlangen. Sie kann auch Anpassungen im Wohnumfeld empfehlen, um die Selbstständigkeit zu fördern.
- Logopädie: Logopädie kann Patienten mit Sprech- und Schluckstörungen helfen.
- Bewegungstherapie: Bewegungstherapien wie Tanzen, Tai Chi und Yoga können die motorischen Symptome der Parkinson-Krankheit verbessern und die Lebensqualität steigern.
- Psychotherapie: Psychotherapie kann Patienten mit Depressionen, Angstzuständen oder anderen psychischen Problemen helfen.
- Ernährungstherapie: Eine ausgewogene Ernährung kann die Symptome der Parkinson-Krankheit lindern und die Wirksamkeit der Medikamente verbessern.
Medikamentenwechselwirkungen
Bei der Einnahme von Parkinson-Medikamenten ist es wichtig, mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten. Einige Medikamente können die Wirkung von Parkinson-Medikamenten verstärken oder abschwächen, während andere Medikamente unerwünschte Nebenwirkungen verursachen können. Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker über alle Medikamente, die Sie einnehmen, einschließlich rezeptfreier Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und pflanzlicher Präparate.
Einige Beispiele für Medikamentenwechselwirkungen bei Parkinson:
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- Eisenpräparate: Eisenpräparate können die Aufnahme von Levodopa im Darm beeinträchtigen. Es sollte ein Abstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Einnahme von Levodopa und Eisenpräparaten eingehalten werden.
- Eiweißreiche Ernährung: Eiweißreiche Mahlzeiten können ebenfalls die Aufnahme von Levodopa im Darm beeinträchtigen. Levodopa sollte mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen werden.
- Anticholinergika: Anticholinergika können die Nebenwirkungen von Amantadin verstärken.
- MAO-B-Hemmer: MAO-B-Hemmer können in Kombination mit bestimmten Antidepressiva zu einem Serotonin-Syndrom führen.
- Domperidon: Domperidon kann in Kombination mit Amantadin zu einer QT-Verlängerung im EKG führen.
Besonderheiten bei der Medikamenteneinnahme
Bei Parkinson-Patienten gibt es einige Besonderheiten bei der Medikamenteneinnahme zu beachten:
- Schluckbeschwerden: Schluckbeschwerden (Dysphagie) sind ein häufiges Problem bei Parkinson-Patienten. Bei Schluckbeschwerden können Tabletten gemörsert oder in Wasser aufgelöst werden. Es gibt auch spezielle Darreichungsformen wie Schmelztabletten oder Suspensionen.
- Mundtrockenheit: Mundtrockenheit ist eine häufige Nebenwirkung von Parkinson-Medikamenten. Bei Mundtrockenheit sollten die Medikamente mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden. Es gibt auch spezielle Mundspülungen oder Speichelersatzmittel, die helfen können.
- Verstopfung: Verstopfung ist ein häufiges Problem bei Parkinson-Patienten. Eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und regelmäßige Bewegung können helfen, Verstopfung vorzubeugen. Bei Bedarf können auch Abführmittel eingesetzt werden.
- Übelkeit: Übelkeit ist eine häufige Nebenwirkung von Levodopa. Die Einnahme von Levodopa mit einer kleinen Mahlzeit oder einem Keks kann helfen, Übelkeit zu reduzieren. Bei Bedarf können auch Antiemetika eingesetzt werden.
Parkinson-Selbsttest
Der Parkinson-Selbsttest der deutschen Parkinson-Vereinigung e.V. (DPV) kann helfen, ein idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) frühzeitig zu erkennen:
- Kommt es vor, dass Ihre Hand zittert, obwohl sie entspannt aufliegt?
- Ist ein Arm angewinkelt oder schlenkert beim Gehen nicht mit?
- Haben Sie eine vorübergebeugte Körperhaltung?
- Haben Sie einen leicht schlurfenden Gang oder ziehen Sie ein Bein nach?
- Haben Sie einen kleinschrittigen Gang und kommt es vor, dass Sie stolpern oder stürzen?
- Leiden Sie an Antriebs- und Initiativemangel?
- Haben Sie häufig Schmerzen im Nacken-Schultergürtel-Bereich?
- Haben Sie bemerkt, dass Sie sich von Ihren Freunden und Angehörigen zurückziehen, dass Sie Kontakte meiden und zu nichts Lust haben?
- Haben Sie Veränderungen in Ihrer Stimme bemerkt? Ist sie monotoner und leiser als früher oder hört sie sich heiser an?
- Haben Sie eine Verkleinerung Ihrer Schrift bemerkt?
- Leiden Sie an „innerem Zittern“ oder „innerer Unruhe“?
- Haben Sie Schlafstörungen?
Diese Checkliste soll Ihnen helfen, ein idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS) früh zu erkennen. Die Diagnose der Parkinson-Syndrome und ihre Zuordnung zu einer bestimmten Art erfolgt klinisch anhand der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung.
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