Parkinson: Pflanzliche Mittel und ihre Evidenz

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Die Symptome sind vielfältig und reichen von motorischen Störungen wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamten Bewegungen bis hin zu nicht-motorischen Symptomen wie Depressionen, Schlafstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen. Die Behandlung von Parkinson konzentriert sich in der Regel auf die Linderung der Symptome mit Medikamenten, die den Dopaminmangel ausgleichen. Allerdings können diese Medikamente Nebenwirkungen haben und die nicht-motorischen Symptome sogar verschlimmern. Daher suchen viele Patienten nach ergänzenden oder alternativen Behandlungen, einschließlich pflanzlicher Mittel.

Die Parkinson-Krankheit: Mehr als nur ein Zittern

Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Viele Menschen kennen nur die äußeren Anzeichen wie gebeugte Haltung, ausdruckslose Miene, fettige Gesichtshaut und Haare, schlurfender Gang und leise, fast lallende Sprache. Die Krankheit, benannt nach dem englischen Arzt James Parkinson, betrifft hauptsächlich ältere Menschen, wobei die meisten nach dem 60. Lebensjahr erkranken. Die Prävalenz liegt derzeit bei 1 Prozent aller über 60-Jährigen und bei 3 Prozent in der Altersgruppe über 80.

Die Ursache für den Untergang der Dopamin-produzierenden Neuronen ist weitgehend unbekannt. Der zunehmende Dopaminmangel führt zu einem Ungleichgewicht im Gehirn, was die charakteristischen Fehlsteuerungen der Körperbewegungen bedingt. Das bekannteste Symptom ist der Ruhetremor, der sich in Bewegung bessert, aber in Stresssituationen verstärken kann. Viele Betroffene leiden jedoch auch unter nicht-motorischen Beschwerden, die oft unterschätzt werden.

Pharmazeutische Betreuung von Parkinson-Patienten

Parkinson-Patienten stellen eine besondere Zielgruppe für die pharmazeutische Betreuung dar, da sie meist älter sind, ein komplexes Krankheitsbild haben und viele Medikamente einnehmen (Polymedikation). Dies birgt ein hohes Risiko für arzneimittelbezogene Probleme. Die medikamentöse Therapie muss immer wieder an den Krankheitsverlauf angepasst werden.

Für die symptomatische Langzeittherapie stehen verschiedene Stoffklassen zur Verfügung, wobei dopaminerg wirksame Substanzen die wichtigste Säule bilden. Levodopa, Dopaminagonisten, MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer gleichen das Dopamindefizit in der Substantia nigra aus. Nicht-motorische Symptome lassen sich jedoch oft nicht durch die Parkinson-Medikation behandeln.

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Nicht-motorische Symptome und ihre Behandlung

Grundsätzlich können alle Parkinson-Medikamente psychotische Symptome verursachen, die von lebhaften Träumen bis zu schweren Verwirrtheitszuständen reichen. Medikamente mit anticholinergen Nebenwirkungen können bei älteren Patienten Verwirrung und Psychosen auslösen. Unter einer dopaminergen Therapie können sich orthostatische Hypotonie, Störungen der Magenentleerung und des Schlaf-Wach-Rhythmus verschlechtern.

In der Apothekenpraxis kann das Team dem Patienten einige Verhaltensweisen und OTC-Präparate empfehlen, die manche Beschwerden lindern können. So können beispielsweise alkoholfreie Reinigungstücher und Reinigungsschaum mit Salicylsäure, Triclosan, Panthenol und Allantoin das Gesicht von überschüssigem Hauttalg befreien. Gegen exzessives Schwitzen können Salbeiprodukte oder Antitranspirantien helfen. Bei Blasenfunktionsstörungen sind peripher wirksame Anticholinergika wie Trospiumchlorid Mittel der Wahl. Gegen Darmträgheit und Obstipation ist vor allem die Einnahme von Polyethylenglykol empfehlenswert. Pflanzliche Präparate können nur leichte Schlafstörungen lindern.

Die fehlende Behandlung nicht-motorischer Symptome stellt das häufigste arzneimittelbezogene Problem in der Parkinson-Therapie dar. Eine aktuelle Studie der Charité Berlin zeigte, dass Apotheker durch pharmazeutische Beratung und Anpassung des Therapieschemas viele Probleme vermeiden oder lösen konnten.

Levodopa: Das wirksamste Medikament und seine Herausforderungen

Levodopa ist das wirksamste Medikament bei Morbus Parkinson, kann aber Übelkeit und Erbrechen verursachen. Die Einnahme zusammen mit einem Keks oder mit den Mahlzeiten kann Linderung schaffen. Einige Wochen nach Therapiebeginn sollte die Einnahme immer nüchtern erfolgen, um die Levodopa-Resorption nicht zu beeinträchtigen. Eiweißreiche Hauptmahlzeiten sollten gemieden werden, da Levodopa beim Überwinden der Blut-Hirn-Schranke in Konkurrenz mit Aminosäuren aus dem Nahrungseiweiß steht.

Nach einigen Jahren der Therapie lässt die Wirkung von Levodopa spürbar nach (Wearing-off). Die Parkinson-Symptome treten bereits zwei bis drei Stunden nach der Einnahme wieder auf. Die Ursache ist ein Verlust der Levodopa-Speicherkapazität des Gehirns durch den fortgeschrittenen Untergang dopaminerger Nervenzellen. Der Apotheker kann den Patienten gezielt nach frühmorgendlicher Akinese vor der ersten Medikamenteneinnahme oder nachmittäglicher und nächtlicher Akinese sowie häufig wiederkehrenden nicht-motorischen Beschwerden fragen. Nach Bestätigung durch den Arzt sollte das Therapieschema umgestellt werden.

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Anhaltendes Wearing-off und weitere motorische Komplikationen wie unvorhersehbare On-off-Fluktuationen und Dyskinesien erfordern im Therapieverlauf die Kombination mehrerer Parkinson-Medikamente. Grundsätzlich sind alle Wirkstoffe kombinierbar. Häufig werden MAO-B- und COMT-Hemmer gemeinsam mit Levodopa eingesetzt. Dopaminagonisten eignen sich sowohl für die frühe Kombinationstherapie mit Levodopa als auch für die initiale Behandlung in Monotherapie.

Dopaminagonisten: Nutzen und Risiken

Die Wirksamkeit der Agonisten ist geringer als bei Levodopa, während dopaminerge Nebenwirkungen wie Ödeme, psychotische Zustände, Blutdrucksenkung, Schwindel, Übelkeit und Abdominalschmerzen häufiger auftreten. Daher ist bei älteren und multimorbiden Patienten Zurückhaltung geboten. Ein aktuell stark diskutiertes Phänomen unter Dopaminagonisten sind die sogenannten Impulskontrollstörungen wie Spielsucht, Hypersexualität, Punding oder exzessives Shopping.

Die Anwendung des Dopaminagonisten Rotigotin als Therapeutisches System (TTS, »Pflaster«) ist relativ kompliziert. Das Apothekenteam sollte hier intensiv beraten. Die Pflaster sollen täglich möglichst zur gleichen Zeit auf nicht behaarte Hautstellen aufgeklebt werden. Nach 24 Stunden wird das alte TTS abgezogen und ein neues aufgebracht. Dabei soll dieselbe Applikationsstelle innerhalb von 14 Tagen nicht wieder verwendet werden. Das TTS kann Hautreaktionen an der Applikationsstelle auslösen.

Ernährung und Parkinson

Die Forschung hat in den letzten Jahren die Bedeutung der Ernährung bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson hervorgehoben. Es gibt Hinweise darauf, dass bestimmte Ernährungsfaktoren das Risiko für die Entwicklung von Parkinson beeinflussen können.

Einige Studien deuten darauf hin, dass Omega-3-Fettsäuren eine schützende Wirkung haben könnten. Menschen mit höheren Omega-3-Spiegeln leiden offenbar seltener an Parkinson. Auch die sogenannte ultra-verarbeitete Nahrung wird diskutiert, da sie den Darm beeinflussen kann, der als zentrale Schaltstelle für neurodegenerative Erkrankungen gilt.

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Experimente mit Tieren haben gezeigt, dass Glutamat zu Zerstörungen in bestimmten Gehirnregionen führen kann. Die Umgebung, die im Darm durch ultra-verarbeitete Lebensmittel geschaffen wird, begünstigt die Entstehung und Verbreitung von Triggerfaktoren für systemische entzündliche und oxidative Veränderungen, die die Entwicklung von neurodegenerativen Erkrankungen fördern können.

Auch Pestizide und Nahrungsergänzungsmittel könnten eine Rolle spielen. Parkinson kann durch Eisen, Kupfer und Mangan verschlimmert werden. Eine japanische Studie berichtete von einem Mann, der nach einer akuten Vergiftung mit Cadmium schwere Parkinsonsymptome entwickelte.

Positiv hingegen kann sich die mediterrane Ernährung auswirken. Insbesondere die enthaltenen Polyphenole sollen wirksam sein.

Schlaf, Bewegung und Ernährung: Was Patienten selbst tun können

Ärzte empfehlen Parkinson-Patienten, auf Schlaf, Bewegung und Ernährung zu achten, um ihre Selbstermächtigung zu fördern.

Schlafhygiene: Maßnahmen wie kein TV-Gerät im Schlafzimmer, keine Bildschirmaktivitäten nach 18:00 Uhr, keine Nahrungsaufnahme nach 18:00 Uhr und frühes Zubettgehen können die Schlafqualität verbessern.

Ernährung: Die mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Olivenöl und Fisch kann entzündungshemmend wirken und sich positiv auf das Mikrobiom des Darms auswirken.

Vitamine: Ein Mangel an Vitamin B12 kann bei Parkinson-Patienten auftreten, insbesondere bei Langzeittherapie mit L-Dopa. Die Einnahme von Vitamin-B-Präparaten kann sinnvoll sein.

Phytopharmaka: Pflanzliche Arzneimittel bei Parkinson

Phytopharmaka sind Arzneimittel, deren wirksame Bestandteile ausschließlich aus pflanzlichem Material gewonnen werden. Obwohl die Evidenzlage noch unbefriedigend ist, werden einige pflanzliche Mittel zur Behandlung von Symptomen bei Parkinson eingesetzt.

Johanniskraut: Kann bei Depressionen und Angststörungen helfen, interagiert aber mit vielen Medikamenten.

Lavendelöl: Kann bei Angststörungen eingesetzt werden und wirkt beruhigend.

Passionsblume: Kann ebenfalls bei Angststörungen eingesetzt werden, die Datenlage ist jedoch schwach.

Baldrian: Wird zur Behandlung von Schlafstörungen und Unruhezuständen eingesetzt, die Datenlage ist jedoch schwach.

Ginkgo biloba: Kann die kognitiven Funktionen verbessern und die Hirndurchblutung fördern, besonders in hohen Dosen.

Neuroprotektion: Schutz der Nervenzellen

Neuroprotektion beschreibt Strategien zum Schutz von Nervenzellen vor Schäden und vorzeitigem Absterben. Dies ist ein wichtiger Ansatz, da Nervenzellen im Zentralnervensystem nicht regeneriert werden. Pflanzliche Wirkstoffe können eine Rolle bei der Neuroprotektion spielen, indem sie antioxidative, entzündungshemmende und zellschützende Effekte haben.

Curcumin: Der Hauptwirkstoff der Kurkuma-Wurzel hat antioxidative, entzündungshemmende und anti-amyloide Eigenschaften.

Ginkgo biloba: Besitzt antioxidative, neuroprotektive und durchblutungsfördernde Eigenschaften.

Grüner Tee: Die enthaltenen Polyphenole, insbesondere EGCG, könnten eine neuroprotektive Wirkung entfalten.

Rosmarin: Enthält ätherische Öle, die antioxidative, entzündungshemmende und Anti-Acetylcholinesterase-Aktivitäten haben.

Weitere pflanzliche Kandidaten: Queen Garnet Pflaume, schwarzer Pfeffer, Gewürznelke, Holunderbeere, Zitronenmelisse und Salbei enthalten Pflanzenstoffe, die das Gehirn möglicherweise vor oxidativem Stress und neurodegenerativen Prozessen schützen können.

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