Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Nervensystem betrifft. Obwohl es keine Heilung gibt, können verschiedene Therapieansätze die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Ein besonders besorgniserregendes Symptom im fortgeschrittenen Stadium von Parkinson sind plötzliche Stürze, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein können.
Frühsymptome von Parkinson
Oftmals beherrschen unspezifische Frühsymptome den Patienten, noch bevor die Diagnose gestellt wird. Dazu gehören:
- Schlafstörungen: Viele Patienten leiden lange vor Ausbruch der Erkrankung an einer REM-Schlafverhaltensstörung, bei der sie ihre Träume im Schlaf ausleben.
- Riechstörung: Ein beeinträchtigter Geruchssinn kann ebenfalls ein frühes Anzeichen sein.
- Motorische Frühsymptome: Zittern, Verkrampfung, Verlangsamung von Bewegungen oder ein reduziertes Mitschwingen eines Armes können auftreten.
Diese Symptome führen meist zur Diagnose und Therapie.
Motorische Komplikationen und Off-Phasen
Im Laufe der Zeit verkürzt sich die Wirkdauer der Parkinson-Medikamente. Dies führt zu sogenannten Off-Phasen, in denen sich die Symptome vor der nächsten Medikamenteneinnahme verschlechtern. Patienten können morgens mit Krämpfen, Schmerzen, Schwitzen und kleinschrittigem Gang aufwachen. Nach der Einnahme des Medikaments bessert sich die Symptomatik nach 20-30 Minuten.
In einem fortgeschrittenen Stadium gewinnen Symptome die Oberhand, die nicht mehr so gut auf Parkinson-Medikamente ansprechen. Dies bedeutet nicht, dass die Medikamente wirkungslos sind, sondern dass zusätzlich zu den behandelbaren Symptomen (Zittern, Steifigkeit, Bewegungsverlangsamung) andere Symptome auftreten, die nicht ansprechen.
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Ursachen für plötzliche Stürze bei Parkinson
Plötzliche Stürze bei Parkinson können verschiedene Ursachen haben:
- Haltungsinstabilität: Eine stärker vorgebeugte Haltung und Haltungsinstabilität können zu Stürzen führen. Die Reflexe, die normalerweise für die automatische Ausbalancierung des Körpers sorgen, sind gestört. Betroffene können sich bei plötzlichen Bewegungen nicht mehr problemlos "fangen", was zu Gangunsicherheit führt.
- Gehblockaden (Freezing): Besonders beim Gehen kann es zu plötzlichen Gehblockaden kommen, insbesondere im Bereich von Türschwellen oder bei Richtungswechseln. Der Patient "friert" mitten in der Bewegung ein und kann nicht mehr weitergehen.
- Motorische Symptome: Symptome wie Zittern, Steifigkeit und Bewegungsverlangsamung können die Stabilität beeinträchtigen.
- Nicht-motorische Symptome: Geistige Veränderungen können ebenfalls zu Stürzen beitragen.
- Begleiterkrankungen: Schlaganfall, Zuckerkrankheit, Dehydration, Mangelernährung oder Vitaminmangel können die Symptome verschlimmern und Stürze begünstigen.
- Atypische Parkinson-Krankheit: Bei manchen Patienten liegt keine klassische Parkinson-Krankheit vor, sondern eine atypische Form, die ein schlechteres Ansprechen auf Medikamente und ein rascheres Fortschreiten zeigt.
- Medikamentenbedingte Ursachen: Überbewegungen (Dyskinesien) als Nebenwirkung der Medikamente, insbesondere in der Phase der besten Wirkung, können ebenfalls zu Stürzen führen.
Weitere Symptome von Parkinson
Neben den Hauptsymptomen können weitere Krankheitsanzeichen auftreten, die von Patient zu Patient unterschiedlich sein können:
- Missempfindungen oder Schmerzen im Nacken, Rücken oder in den Extremitäten
- Veränderungen des Gefühlslebens
- Nachlassen der geistigen Fähigkeiten
- Sprechstörungen (leises, verwaschenes Sprechen)
- Schluckstörungen, eventuell mit vermehrtem Speichelfluss
- Hautprobleme
- Störungen des Schwitzens
- Schlafprobleme
- Verhaltensveränderungen oder Depressionen
- Tagesmüdigkeit
- Verdauungsprobleme
- Gestörter Geruchssinn
Diagnose von Parkinson
Die Diagnose von Parkinson basiert auf der klinischen Untersuchung und der Anamnese des Patienten. Bildgebende Verfahren spielen eine wichtige Rolle, insbesondere am Beginn der Erkrankung. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns wird durchgeführt, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Im späteren Verlauf kann eine weitere Bildgebung sinnvoll sein, wenn der Patient nicht gut auf die Medikamente anspricht.
Ein Dopa-Test kann durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Symptome auf eine Dopamin-responsive Erkrankung zurückzuführen sind. Dabei wird die Wirkung von L-Dopa, einem Medikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird, getestet. Ein Apomorphin-Test kann ebenfalls zur präoperativen Abklärung verwendet werden. Apomorphin ist ein Dopamin-Agonist, der subkutan verabreicht wird und schnell wirkt.
Therapie von Parkinson
Die Therapie von Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.
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- L-Dopa (Levodopa): Levodopa ist ein Hauptmedikament, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird.
- Dopamin-Agonisten: Diese Medikamente binden an dieselben Bindungsstellen im Gehirn wie Dopamin und können die Symptome lindern.
- Weitere Medikamente: Je nach Symptomatik können weitere Medikamente verabreicht werden.
Wenn eine einzelne Medikamentengruppe nicht ausreichend wirkt, können mehrere Medikamente kombiniert werden. Medizinisches Cannabis kann für die Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen.
In bestimmten Fällen können Operationen notwendig sein. Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein Verfahren, bei dem Elektroden im Gehirn des Patienten implantiert werden, um motorische Komplikationen wie Zittern zu verbessern.
Physikalische Therapien wie Physio- und Ergotherapie sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen. Stimm- und Sprechtherapien können bei Sprechstörungen helfen, und eine Schlucktherapie wird für Patienten mit Schluckstörungen empfohlen. Künstlerische Therapien wie Kunst-, Mal- oder Tanztherapien können ebenfalls in Erwägung gezogen werden. Im Rahmen einer Psychotherapie können sich Parkinson-Patienten aktiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und den Umgang mit ihr erlernen.
Prävention von Stürzen
Um Stürze zu verhindern, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden:
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Sport können das Parkinson-Risiko senken und die motorische Verschlechterung verlangsamen.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Balance zu verbessern.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, den Alltag sicherer zu gestalten und Stürze zu vermeiden.
- Hilfsmittel: Die Verwendung von Gehhilfen wie Stöcken oder Rollatoren kann die Stabilität verbessern.
- Anpassung des Wohnumfelds: Stolperfallen wie Teppiche oder lose Kabel sollten beseitigt werden.
- Regelmäßige Augenuntersuchungen: Sehprobleme können das Sturzrisiko erhöhen.
- Vermeidung von Medikamenten, die das Sturzrisiko erhöhen: Einige Medikamente können Schwindel oder Benommenheit verursachen.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Dehydration kann zu Schwindel und Stürzen führen.
- Regelmäßige Arztbesuche: Der Arzt kann die Medikamente anpassen und andere Ursachen für Stürze ausschließen.
Leben mit Parkinson
Parkinson ist eine chronische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflussen kann. Es ist wichtig, sich aktiv mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich Unterstützung zu suchen.
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- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.
- Beratungsstellen: Beratungsstellen können Informationen und Unterstützung bieten.
- Angehörigen-Gesprächsgruppen: Auch Angehörige von Parkinson-Patienten können von Gesprächsgruppen profitieren.
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