Parkinson-Prävalenz weltweit: Eine statistische Analyse und Zukunftsprognosen

Morbus Parkinson, eine fortschreitende neurologische Erkrankung, stellt eine wachsende globale Herausforderung dar. Die Parkinson-Krankheit ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung weltweit. Studien zeigen, dass Parkinson die am schnellsten zunehmende Ursache für neurologische Behinderungen ist. Dieser Artikel beleuchtet die aktuelle Prävalenz von Parkinson, analysiert die zugrunde liegenden Faktoren für den Anstieg der Fallzahlen und wirft einen Blick auf zukünftige Prognosen und notwendige Maßnahmen.

Aktuelle Prävalenz und globale Verteilung

Weltweit waren im Jahr 2021 schätzungsweise 11,9 Millionen Menschen von Morbus Parkinson betroffen. Die Zahl der Patienten weltweit hat sich von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf 6,1 Millionen im Jahr 2016 erhöht. Diese Zahlen verdeutlichen die wachsende Bedeutung der Parkinson-Krankheit als globale Gesundheitsbedrohung. Die Häufigkeit der Erkrankung variiert laut einer neuen Untersuchung weltweit erheblich.

Die Parkinson-Krankheit tritt zumeist im höheren Erwachsenenalter auf: Die große Mehrzahl der Betroffenen ist mindestens 60 Jahre alt. Allerdings: Zehn Prozent aller Parkinson-Patienten erkranken schon vor dem 50. Lebensjahr. Selbst junge Menschen im Alter von zwanzig Jahren können betroffen sein, wenn auch selten. Ärzte sprechen dann von juvenilem Parkinson. Insgesamt gibt es ca. 50 Prozent mehr männliche als weibliche Parkinson-Patienten. Die Studienautoren fordern, dass Gesundheitsstrategien verstärkt auf Prävention setzen sollten.

Ursachen und Risikofaktoren

Als Ursache für die Parkinson-Symptome haben Forschende ein Nervenzellsterben im Hirnstamm ausgemacht, genauer gesagt, in einem dunkelfarbigen Bereich, der Substantia Nigra („Schwarze Substanz“). Die Zellen der Substantia Nigra setzen den Botenstoff Dopamin frei. Dieser Botenstoff ist entscheidend für die Feinabstimmung der Muskelbewegung, aber auch, um Bewegungen überhaupt zu starten. Wie es zum Nervenzellsterben in der Substantia Nigra kommt, ist bislang nicht vollständig geklärt. Ein Merkmal der Erkrankung ist, dass in den betroffenen Zellen sogenannte Lewy-Körperchen auftreten. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein enthalten. Der Großteil der Betroffenen erkrankt um das sechzigste Lebensjahr - dann tritt die Krankheit ohne erkennbaren Auslöser auf, was man als idiopathisch oder sporadisch bezeichnet. Neben der idiopathischen Form der Parkinson-Erkrankung, für die sich bislang keine konkreten Ursachen ausmachen lassen, existieren auch genetische Formen: Zehn Prozent der Parkinson-Erkrankungen sind genetisch, d.h. durch Vererbung bedingt. Hier sind Mutationen, also Veränderungen der Erbinformation, Ursache der Erkrankung. Patienten mit genetischer - man sagt auch familiärer- Parkinson sind im Schnitt etwas jünger, wenn sich Symptome zeigen: oft treten erbliche Formen schon vor dem 50. Lebensjahr auf.

Als Ursache kommen vermutlich auch verschiedene Umweltfaktoren hinzu, die das Entstehen der Krankheit begünstigen. Zudem vermuten Wissenschaftler, dass Umweltfaktoren wie Pestizide oder Feinstaub eine Rolle bei der Entstehung von Parkinson spielen könnten. Auch Lösungsmittel, die in Nahrung oder Wasser enthalten sein können, werden mit der Krankheit in Verbindung gebracht.

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Die Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass an der Entstehung von Parkinson mehrere Faktoren beteiligt sind. Zellschädigende Stoffe sind zum Beispiel die sogenannten „freien Radikale“: aggressive Sauerstoffverbindungen, die bei verschiedenen Stoffwechselprozessen in der Zelle entstehen. Oder aber die Entgiftungsfähigkeit der Zellen ist normal, aber es werden übermäßig viele „freie Radikale“ bei Parkinson produziert. In beiden Fällen könnten sich die zellschädigenden Substanzen in den Nervenzellen anreichern und sie absterben lassen.

Symptome und Diagnose

Die häufigsten und bekanntesten Symptome der Parkinson-Krankheit sind Zittern, auch Tremor genannt, sowie verlangsamte und verminderte Bewegungen. Die Frühphase der Erkrankung unterscheidet sich von dem bekannteren Krankheitsbild im späteren Stadium: Als frühe Krankheitsanzeichen können Depressionen, Schlafstörungen, Verstopfung, Störungen des Geruchssinns, eine leisere, monotone Stimme oder das fehlende Mitschwingen eines Armes beim Gehen auftreten. Erst mit der Zeit werden die klassischen Hauptsymptome deutlicher.

Im frühen Stadium der Parkinson-Krankheit ist eine Diagnose oft schwierig. Zunächst sollten Sie einen neurologische Untersuchung veranlassen. Der Neurologe wird in einem ersten Anamnese-Gespräch mit Ihnen und Ihren Angehörigen den bisherigen Verlauf besprechen, die Symptome untersuchen. Nehmen Sie Medikamente ein, beispielsweise aufgrund psychischer Probleme? Parallel zum Anamnesegespräch folgen eine körperliche und eine neurologische Untersuchung. Dabei überprüft der Arzt allgemein die Funktion des Nervensystem, indem die Reflexe des Patienten, die Empfindsamkeit (Sensibilität) der Haut und die Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke getestet werden. Untersuchungen wie Computertomografie (CT) und Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) dienen vor allem dem Ausschluss anderer Ursachen. Bessern sich die Symptome unter einem Therapieversuch mit dem Medikament Levodopa, ist das ein starker Hinweis auf eine Parkinson-Krankheit.

Zukünftige Prognosen

Forschende warnen, dass sich Parkinson-Fälle in den nächsten Jahrzehnten mehr als verdoppeln könnte. Die Forschenden schätzen in ihrem Bericht aus dem Fachmagazin „BMJ“, dass im Jahr 2050 weltweit mehr als 25 Millionen Menschen 25,2 mit einer Parkinson-Krankheit leben werden. Die erwartete Zahl der Betroffenen in der Welt würde einen Anstieg von 112 Prozent gegenüber 2021 bedeuten und sich in dem Zeitraum damit mehr als verdoppeln. Die Prognose der Forschungsgruppe basiert nach eigener Angabe auf dem Global Burden of Disease. Man habe die dort weltweit registrierten Parkinson-Zahlen bis zum Jahr 2021 als Grundlage genutzt, um die alters-, geschlechts- und jahresspezifische Prävalenz der Krankheit in 195 Ländern von 2022 bis 2050 einzuschätzen. Für den Verlauf habe man in der Analyse wichtige Faktoren, wie zum Beispiel ein ständiges Wachstum und die Alterung der Bevölkerung, mit einbezogen. Es wird erwartet, dass der Aufwärtstrend bei Männern in Ostasien und in Ländern mit mittlerem sozialen und wirtschaftlichen Wachstum stärker ausgeprägt ist.

Für Deutschland gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass im Jahr 2050 rund 574.000 Menschen an Parkinson leiden werden. Sollte diese Prognose tatsächlich eintreffen, hätte Deutschland nach China, Indien und den USA in Zukunft die vierthöchste Zahl an Patienten. Die Prognose bedeutet, dass hierzulande vermutlich zwar deutlich mehr Menschen an Parkinson erkranken werden, aber nicht doppelt so viele wie im Jahr 2021. In anderen Ländern wie den USA oder China werden hingegen mindestens eine Verdopplung von Betroffenen erwartet.

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Einflussfaktoren auf die Prävalenz

Als größten Faktor der rasanten Zunahme an Parkinson-Fällen nennt die Forschungsgruppe eine generelle Bevölkerungsalterung, gefolgt von einem weltweiten Bevölkerungswachstum. Die Analyse ergab, dass 89 % des Prävalenzanstiegs auf die Alterung der Weltbevölkerung zurückzuführen sind. Das Bevölkerungswachstum trägt mit 20 % zum Anstieg bei, während Veränderungen der altersstandardisierten Prävalenz lediglich 3 % ausmachen. Besonders betroffen sind Länder mit einem mittleren soziodemografischen Index (SDI), die den stärksten relativen Zuwachs verzeichnen werden.

Regionale Unterschiede

Besonders betroffen ist Ostasien, wo die Krankheitsfälle bis 2050 um 145 Prozent steigen könnten. Deutschland wäre laut Prognose 2050 nach China (10,5 Millionen), Indien (2,7 Millionen) und den USA (895.000) mit 574.000 Patienten das Land mit der vierthöchsten Zahl an Patienten. Im Gegensatz dazu sind einige Regionen wie Subsahara-Afrika oder die Karibik weniger stark betroffen. In wohlhabenden ostasiatischen Ländern wie Japan und Südkorea ist die Erkrankung ebenfalls vergleichsweise selten.

Präventionsstrategien und Therapieansätze

Neben genetischen Faktoren beeinflusst vor allem der Lebensstil das Parkinson-Risiko. Regelmäßige körperliche Aktivität könnte laut Forschern die Fälle um bis zu 4,9 Prozent verringern. Und: Mit der richtigen Ernährung lässt sich das Erkrankungsrisiko ebenfalls reduzieren. Empfohlen wird häufig die mediterrane Küche mit viel Gemüse, Ölen mit ungesättigten Fettsäuren, Fisch, Hülsenfrüchten und wenig Fleisch.

Wie bereits erwähnt, ist die Parkinson-Krankheit behandelbar, jedoch nicht heilbar. Die Therapie setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Der wichtigste ist der Einsatz von Medikamenten. Mit der Zeit kann die Wirkung bestimmter Anti-Parkinsonmittel allerdings abnehmen. Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, die Botenstoffe im Gehirn wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen. Levodopa ist eine Vorstufe des Dopamins und wirkt vor allem positiv auf die Beweglichkeit, gegen die Muskelsteifigkeit, aber auch gegen das Zittern. Eine zweite Medikamentengruppe sind die Dopaminagonisten. Sie verstärken die Wirkung des vorhandenen Dopamins und gewährleisten gleichmäßige Wirkstoffspiegel. Der Wirkstoff wird entweder als Tablette eingenommen oder über ein Pflaster abgegeben, das täglich gewechselt werden muss. Weitere Medikamenten-Gruppen, die die Wirkungsschwankungen von Dopamin verringern oder seinen Abbau bremsen (sog. Anticholinergika können dabei helfen, das Zittern zu verringern. Die verschiedenen Wirkstoffgruppen können auch untereinander kombiniert werden.

Bei der chirurgischen Therapie müssen Arzt und Patient Nutzen und Risiko abwägen. Der Eingriff kann vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend ist und der Parkinson-Kranke daher an Lebensqualität verliert. An vorher genau berechneten Stellen des Gehirns werden unter Vollnarkose kleine Elektroden dauerhaft eingesetzt. Bestimmte Hirnareale können nun elektrisch gereizt und damit gehemmt werden. Auf diese Weise sind Beschwerden gezielt zu lindern.

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Logopädische Maßnahmen helfen, wenn das Sprech- und Schluckvermögen beeinträchtigt ist. Sie trainieren die betreffende Muskulatur. Eine Ergotherapie hilft, möglichst lange selbstständig den Alltag bewältigen oder Hobbys ausführen zu können.

Forschung und Entwicklung

Wer eine Krankheit heilen möchte, muss sie zunächst einmal verstehen. Forschende des DZNE fahnden daher nach den Ursachen für das Nervensterben bei Parkinson - sowohl bei der sporadischen als auch bei der erblichen Form der Erkrankung. Andere erforschen die Rolle von Entzündungsprozessen oder bestimmten Genmutationen. Außerdem gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DZNE der Frage nach, wie geschädigte Mitochondrien zur Krankheitsentstehung beitragen können. Die „Kraftwerke der Zelle“ können schädliche Sauerstoffradikale abgeben und bauen zudem Dopamin ab. Ein weiteres wichtiges Forschungsziel ist aber auch die Suche nach so genannten Biomarkern: das sind messbare biologische Merkmale (z. B. im Blut oder Nervenwasser), die eine Früherkennung von Parkinson erlauben und helfen, das Fortschreiten der Erkrankung besser im Auge zu behalten.

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