Schluckbeschwerden bei Parkinson: Ursachen, Therapie und Hilfsmittel

Schluckstörungen (Dysphagie) sind eine häufige Begleiterscheinung der Parkinson-Krankheit und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Schluckbeschwerden bei Parkinson, stellt verschiedene Therapieansätze vor und gibt praktische Tipps zur Erleichterung der Nahrungsaufnahme.

Einführung

Essen und Trinken sind nicht nur lebensnotwendig, sondern auch wichtige soziale und kulturelle Aktivitäten. Schluckbeschwerden können daher zu sozialer Isolation und einem Verlust an Lebensqualität führen. Bei Parkinson-Patienten sind die für das Schlucken verantwortlichen Muskeln und Nerven oft beeinträchtigt, was zu Schwierigkeiten beim Kauen, Schlucken und Transportieren von Nahrung führt.

Ursachen von Schluckbeschwerden bei Parkinson

Die Parkinson-Krankheit betrifft vor allem die Basalganglien im Gehirn, die für die Steuerung automatisierter Prozesse wie Sprechen und Schlucken zuständig sind. Der Verlust des Botenstoffes Dopamin führt zu einer Beeinträchtigung der Beweglichkeit der Sprechorgane und der Koordination des Schluckvorgangs.

Weitere Faktoren, die zu Schluckbeschwerden bei Parkinson beitragen können, sind:

  • Verminderte Speichelproduktion oder vermehrter Speichelfluss: Parkinson-Patienten schlucken seltener, was zu einer Ansammlung von Speichel im Mund führen kann. Andererseits kann es auch zu Mundtrockenheit (Xerostomie) kommen.
  • Verlangsamte oder unkoordinierte Muskelbewegungen: Die für das Schlucken notwendigen Muskeln arbeiten nicht mehr effizient zusammen.
  • Beeinträchtigung des Schluckreflexes: Der Schluckreflex wird zu spät oder gar nicht ausgelöst, was zum unkontrollierten Überlaufen von Nahrung oder Flüssigkeiten in den Rachen führen kann (Leaking).
  • Haltungsstörungen: Eine gebeugte Haltung kann das Schlucken zusätzlich erschweren.

Symptome von Schluckbeschwerden bei Parkinson

Die Symptome von Schluckbeschwerden bei Parkinson können vielfältig sein und sich im Laufe der Erkrankung verändern. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

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  • Häufiges Verschlucken: Insbesondere beim Trinken von Flüssigkeiten oder beim Essen von fester Nahrung.
  • Husten oder Räuspern: Während oder nach dem Essen.
  • Gurgelnde Stimme: Nach dem Schlucken.
  • Vermehrter Speichelfluss: Oder ungewollter Speichel- bzw. Nahrungsaustritt aus dem Mund.
  • Verlängerte Essenszeiten: Aufgrund von Schwierigkeiten beim Kauen und Schlucken.
  • Gewichtsverlust: Aufgrund von verminderter Nahrungsaufnahme.
  • Wiederkehrende Lungenentzündungen: Durch Aspiration von Nahrung oder Flüssigkeit in die Atemwege (Aspirationspneumonie).
  • Kloßgefühl im Hals
  • Erschwerte Atmung nach dem Schlucken
  • Niesen beim Essen

Diagnostik von Schluckbeschwerden bei Parkinson

Eine frühzeitige Diagnose von Schluckbeschwerden ist wichtig, um Komplikationen wie Mangelernährung und Lungenentzündungen zu vermeiden. Die Diagnostik umfasst in der Regel folgende Schritte:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Beschwerden.
  • Klinische Schluckuntersuchung (KSU): Untersuchung der am Schlucken beteiligten Organe (Lippen, Kiefer, Wangen, Zunge, Gaumensegel, Kehlkopf) und Testen der Funktionsfähigkeit des Schluckablaufs anhand unterschiedlicher Konsistenzen.
  • Endoskopische Schluckuntersuchung (FEES): Einführung eines Endoskops durch die Nase in den Rachen, um den Schluckvorgang zu beobachten und Störungsmechanismen zu identifizieren.
  • Videofluoroskopie: Röntgenologische Untersuchung des Schluckaktes, bei der die Passage eines zu schluckenden Kontrastmittelbolus vom Mund bis in den Magen verfolgt wird.

Therapie von Schluckbeschwerden bei Parkinson

Die Therapie von Schluckbeschwerden bei Parkinson ist multimodal und umfasst verschiedene Ansätze:

  • Logopädie/Schlucktherapie:

    • Funktionelle Schlucktherapeutische Übungen: Gezieltes Training der gestörten Bereiche des Schluckablaufes.
    • Stimulationstechniken: Verbesserung der Sensibilität und der am Schlucken beteiligten Reflexe.
    • Kompensationsstrategien: Erlernen von Schlucktechniken und Haltungsänderungen, um den Schluckakt zu unterstützen.
    • Beratung: Beratung der Patienten und Angehörigen sowie des Pflegepersonals hinsichtlich der Nahrungskonsistenzen und der Maßnahmen zur Erleichterung der Nahrungsaufnahme.
  • Medikamentöse Therapie:

    • Levodopa: Verbesserung der motorischen Symptome und der Schluckfunktion.
    • Medikamente zur Reduzierung des Speichelflusses: Anticholinergika oder Botulinumtoxin-Injektionen in die Speicheldrüsen.
    • Medikamente zur Verbesserung der Wachheit und des Antriebs.
  • Anpassung der Ernährung:

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    • Anpassung der Nahrungskonsistenz: Weiche, pürierte oder angedickte Kost.
    • Vermeidung von Mischkonsistenzen: Wie Suppen mit Einlage oder Schokokekse.
    • Trinken von Flüssigkeiten mit Andickungsmittel: Um das Verschlucken zu vermeiden.
  • Hilfsmittel:

    • Spezielles Geschirr und Besteck: Zum Beispiel flache Löffel oder ausgeschnittene Becher.
    • Trinkhalme: Um die Flüssigkeitsaufnahme zu erleichtern.
    • Andickungsmittel: Für Flüssigkeiten.
  • Pharyngeale Elektrostimulation (PES): Eine innovative Behandlungsmethode, bei der eine spezielle Ernährungssonde verwendet wird, die gleichzeitig elektrische Stimulationskontakte im Rachenraum enthält. Die Stimulation löst eine hohe Anzahl von unwillkürlichen Schluckakten aus und regt die relevanten Schluckzentren im Gehirn an.

  • Operation:

    • Tiefe Hirnstimulation (THS): In einigen Fällen kann eine THS die Schluckfunktion verbessern.
    • Pallidotomie: Eine ablative Therapie, bei der ein kleines Kerngebiet im Gehirn entfernt wird. Dieser Eingriff wird nur durchgeführt, wenn die Krankheit fortgeschritten ist und weder medikamentöse Verfahren noch eine Pumpen-Therapie oder eine tiefe Hirn-Stimulation infrage kommen.
  • Ernährungssonde:

    • Nasogastrische Sonde: Eine Sonde, die durch die Nase in den Magen eingeführt wird.
    • PEG-Sonde (Perkutane Endoskopische Gastrostomie): Eine Sonde, die durch die Bauchdecke direkt in den Magen gelegt wird.

Praktische Tipps zur Erleichterung der Nahrungsaufnahme

Neben den genannten Therapieansätzen gibt es eine Reihe von praktischen Tipps, die Parkinson-Patienten mit Schluckbeschwerden im Alltag helfen können:

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  • Aufrechte Körperhaltung: Sitzen Sie beim Essen aufrecht und halten Sie Ihren Kopf so gerade wie möglich.
  • Konzentration auf das Essen: Vermeiden Sie Ablenkungen wie Fernsehen oder Gespräche während des Essens.
  • Kleine Bissen: Nehmen Sie kleine Bissen und kauen Sie diese gründlich.
  • Feuchte Kost: Bevorzugen Sie "feuchte Kost", die leicht zu schlucken ist.
  • Regelmäßiges Schlucken: Versuchen Sie, bewusst zu schlucken, auch wenn Sie weder essen noch trinken. Ein "Schluck-Wecker" kann dabei helfen.
  • Kinn in Richtung Brust neigen: Neigen Sie während des Schluckens das Kinn in Richtung Brust (Chin-Tuck-Manöver).
  • Essen und Trinken trennen: Trinken Sie erst, wenn Sie etwas gekaut und runtergeschluckt haben.
  • Mundpflege: Achten Sie auf eine sorgfältige Mundpflege, um Munderkrankungen vorzubeugen.
  • Regelmäßiges Sprech- und Schlucktraining: Regelmäßiges Training kann die Muskulatur stärken und die Koordination verbessern.
  • Vermeidung bestimmter Lebensmittel: Vermeiden Sie faserige oder körnige Nahrung sowie Mischkonsistenzen.
  • Unterstützung durch Angehörige: Angehörige können durch Hilfestellung bei der Nahrungsaufnahme und durch das Erkennen von Anzeichen für Schluckbeschwerden unterstützen.

Magensonde bei Parkinson

In schweren Fällen von Schluckstörungen kann eine Magensonde erforderlich sein, um eine ausreichende Nährstoffversorgung sicherzustellen. Es gibt verschiedene Arten von Magensonden, die je nach Bedarf eingesetzt werden können. Eine Magensonde kann die Lebensqualität verbessern, indem sie eine ausreichende Kalorienzufuhr ermöglicht, ohne dass der Patient gezwungen ist, mehr zu essen, als er kann.

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