Parkinson-Schmerzen in den Beinen: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem durch Bewegungsstörungen gekennzeichnet ist. Zu den Hauptsymptomen zählen Zittern, Muskelsteifheit (Rigor), verlangsamte Bewegungen (Bradykinese) und Gleichgewichtsstörungen. Viele Betroffene leiden jedoch auch unter Schmerzen, insbesondere in den Beinen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Beinschmerzen bei Parkinson, die verschiedenen Arten von Schmerzen, Diagnosemöglichkeiten und Behandlungsansätze.

Was ist Parkinson?

Die Parkinson-Krankheit, im deutschsprachigen Raum auch als Schüttellähmung bekannt, ist die häufigste und bekannteste Bewegungsstörung. Dabei sind bestimmte Hirnregionen erkrankt, was zu einer gestörten Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin führt, der für die Steuerung von Bewegungen notwendig ist. Dies verlangsamt Bewegungs- und Denkabläufe. Parkinson ist eine degenerative Erkrankung, bei der Gewebe oder Funktionen verloren gehen.

Das Krankheitsrisiko steigt mit fortschreitendem Alter. Nur etwa vier Prozent der Betroffenen sind jünger als 51 Jahre, während in der Altersgruppe über 65 Jahren etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Bei Menschen über 50 Jahren wächst das Risiko, an Parkinson zu erkranken, mit jedem Jahr um neun Prozent. Bei bis zu 30 Prozent der Parkinsonkranken spielt auch eine genetische, also familiäre Vorbelastung eine Rolle.

Ursachen von Beinschmerzen bei Parkinson

Beinschmerzen bei Parkinson können verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, die genaue Ursache zu identifizieren, um eine gezielte Behandlung einzuleiten. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  • Muskelsteifheit (Rigor): Die Muskelstarre, auch Rigor genannt, ist eines der Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit. Die Muskeln sind dauerhaft angespannt, auch im Ruhezustand. Dies kann zu einem Ziehen im betroffenen Bereich oder dem Gefühl führen, bei jeder Bewegung gegen einen zähen Widerstand anzukämpfen. Hauptsächlich betroffen sind die Nacken- und Schultermuskeln, aber auch die Beinmuskulatur kann betroffen sein.
  • Dystonie: Dystonien sind unwillkürliche Muskelkontraktionen, die zu verdrehten oder wiederholten Bewegungen führen können. Bei Parkinson können Dystonien in den Beinen auftreten und erhebliche Schmerzen verursachen. Insbesondere frühmorgendliche Dystonien, schmerzhafte Verkrampfungen der Muskeln, treten vor allem bei Patienten auf, die bereits seit vielen Jahren erkrankt sind und sogenannte Wirkungsschwankungen tagsüber aufweisen.
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS): Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, die durch einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang in den Beinen gekennzeichnet ist, oft begleitet von Missempfindungen wie Kribbeln oder Ziehen. Die Symptome treten besonders in Ruhe und abends auf und können den Schlaf erheblich stören. Das RLS kann Teil der Parkinson-Erkrankung sein, aber auch durch andere Ursachen (z. B. einen Eisenmangel) ausgelöst oder verstärkt werden.
  • Schmerzen aufgrund von Immobilität: Parkinson-Patienten neigen aufgrund ihrer Bewegungseinschränkungen zu Inaktivität. Dies kann zu Muskelabbau, Gelenksteifheit und Schmerzen führen.
  • Neuropathische Schmerzen: Nervenschäden, die durch die Parkinson-Krankheit selbst oder durch Begleiterkrankungen verursacht werden, können zu neuropathischen Schmerzen in den Beinen führen. Diese Schmerzen werden oft als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben.
  • Weitere Ursachen: Weitere mögliche Ursachen für Beinschmerzen bei Parkinson sind Arthrose, Bandscheibenvorfälle, Durchblutungsstörungen oder andere orthopädische Probleme.

Arten von Schmerzen bei Parkinson

Die Schmerzen, die Parkinson-Patienten erleben, können vielfältig sein und sich in ihrer Art und Intensität unterscheiden. Es ist wichtig, die verschiedenen Arten von Schmerzen zu kennen, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.

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  • Nozizeptiver Schmerz: Dieser Schmerz entsteht durch die Aktivierung von Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) aufgrund von Gewebeschäden oder Entzündungen. Bei Parkinson kann nozizeptiver Schmerz durch Muskelverspannungen, Gelenkprobleme oder Verletzungen verursacht werden.
  • Neuropathischer Schmerz: Neuropathischer Schmerz entsteht durch Schädigungen oder Funktionsstörungen des Nervensystems. Bei Parkinson kann neuropathischer Schmerz durch die Erkrankung selbst oder durch Begleiterkrankungen wie Diabetes verursacht werden. Die Schmerzen werden oft als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben.
  • Dystonie-bedingter Schmerz: Dieser Schmerz entsteht durch die unwillkürlichen Muskelkontraktionen bei Dystonien. Die Schmerzen können sehr intensiv sein und zu erheblichen Bewegungseinschränkungen führen.
  • Akathisie-bedingter Schmerz: Akathisie ist ein Zustand der inneren Unruhe und Bewegungsdrangs, der oft mit Parkinson-Medikamenten in Verbindung gebracht wird. Die ständige Bewegung kann zu Muskelverspannungen und Schmerzen führen.
  • Zentraler Schmerz: Dieser Schmerz entsteht durch Schädigungen im Gehirn oder Rückenmark. Bei Parkinson kann zentraler Schmerz durch die Erkrankung selbst verursacht werden. Die Schmerzen sind oft schwer zu behandeln und können sich als brennend, stechend oder drückend äußern.

Diagnose von Beinschmerzen bei Parkinson

Die Diagnose von Beinschmerzen bei Parkinson erfordert eine sorgfältige Anamnese, eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls weitere diagnostische Maßnahmen.

  • Anamnese: Der Arzt wird den Patienten ausführlich nach Art, Lokalisation, Intensität und Verlauf der Schmerzen befragen. Auch Begleitsymptome, Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente sind von Bedeutung.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Beine des Patienten untersuchen, um mögliche Ursachen für die Schmerzen zu identifizieren. Dabei werden Muskelspannung, Beweglichkeit, Reflexe und Sensibilität überprüft. Das Zahnradphänomen kann bei der Feststellung von Muskelsteifheit (Rigor) helfen.
  • Neurologische Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung kann helfen, neurologische Ursachen für die Schmerzen zu identifizieren, wie z. B. Nervenschäden oder das Restless-Legs-Syndrom.
  • Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, CT-Scans oder MRT-Untersuchungen erforderlich sein, um strukturelle Ursachen für die Schmerzen zu identifizieren, wie z. B. Arthrose, Bandscheibenvorfälle oder Tumore.
  • Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie eine Elektromyographie (EMG) zur Messung der Muskelaktivität oder eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung zur Beurteilung der Nervenfunktion durchgeführt werden.

Behandlung von Beinschmerzen bei Parkinson

Die Behandlung von Beinschmerzen bei Parkinson zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Lebensqualität zu erhöhen. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die je nach Ursache und Art der Schmerzen eingesetzt werden können.

  • Medikamentöse Behandlung:

    • Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac können bei leichten bis mittelschweren Schmerzen helfen. Bei starken Schmerzen können Opioide eingesetzt werden, allerdings sollten diese aufgrund ihres Suchtpotenzials nur kurzfristig und unter strenger ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.
    • Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva, wie z. B. Amitriptylin oder Duloxetin, können bei neuropathischen Schmerzen wirksam sein.
    • Antikonvulsiva: Antikonvulsiva wie Gabapentin oder Pregabalin werden ebenfalls zur Behandlung neuropathischer Schmerzen eingesetzt.
    • Dopaminagonisten: Bei Patienten mit Restless-Legs-Syndrom können Dopaminagonisten wie Pramipexol oder Ropinirol die Symptome lindern.
    • Botulinumtoxin: Botulinumtoxin-Injektionen können bei Dystonien helfen, indem sie die Muskelkontraktionen reduzieren.
    • Parkinson-Medikamente: Eine Anpassung der Parkinson-Medikamente kann ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen, insbesondere bei Muskelsteifheit und Dystonien. Dopaminhaltige Medikamente mit langer Wirksamkeit, sog. Retard-Präparate, die am Abend verabreicht werden oder ein Pflaster, das auf die Haut geklebt wird, und 24 Stunden wirkt, können gegen die nächtliche Bewegungsverlangsamung und Starre sowie die frühmorgendlichen Krämpfe helfen.
  • Nicht-medikamentöse Behandlung:

    • Physiotherapie: Krankengymnastik und Physiotherapie sind wichtige Bestandteile der Parkinson-Behandlung. Sie sollen Beschwerden lindern, die Bewegungsverhalten und die Haltung der Betroffenen beeinträchtigen, wie Steifheit (Rigor), Zittern (Tremor) und Bewegungsarmut (Hypokinese). Spezifische Übungen können helfen, Muskeln zu dehnen und zu kräftigen, Gelenke beweglich zu halten und die Körperhaltung zu verbessern. Die sogenannte „BIG-Methode“ ist eine spezifische Bewegungstherapie bei Parkinson.
    • Ergotherapie: Ergotherapie unterstützt Parkinson-Patientinnen dabei, Alltagsfunktionen zu erhalten und zu verbessern. Ergotherapeutinnen beraten Betroffene auch in Bezug auf ihr Wohn- und Arbeitsumfeld und überdenken zusammen mit den Patient*innen tägliche Abläufe neu. Dazu gehört es etwa, Stolperfallen wie Teppiche und Schwellen zu entfernen und Haltegriffe im Bad, bei der Toilette oder vor Türen anzubringen.
    • Logopädie: Bei Schluckstörungen, die durch die Bewegungsstörungen der Parkinson-Erkrankung hervorgerufen werden können, ist logopädische Unterstützung wichtig. Mit demder Logopädin lernen Sie beispielsweise Übungen für mehr Kraft und Beweglichkeit der Zunge. Sie bekommen Tipps, um das Schlucken beispielsweise durch eine Haltungsänderung zu fördern. Zusätzlich kann eine individuell angepasste Kost das Schlucken erleichtern und es sicherer machen, etwa mit weichen Speisen und angedickten Flüssigkeiten.
    • Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme kann helfen, Muskelverspannungen zu lösen, während Kälte Entzündungen reduzieren kann.
    • Massage: Massagen können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern.
    • Akupunktur: Einige Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur bei der Schmerzlinderung bei Parkinson helfen kann.
    • Entspannungstechniken: Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Yoga können helfen, Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu reduzieren.
    • Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann helfen, mit den emotionalen Belastungen der Parkinson-Krankheit umzugehen und Strategien zur Schmerzbewältigung zu entwickeln.
    • Tiefe Hirnstimulation (THS): In einigen Fällen kann die Tiefe Hirnstimulation eine Option sein, um Schmerzen bei Parkinson zu lindern. Bei diesem Verfahren werden Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert, um die Hirnaktivität zu modulieren. Die Tiefe Hirnstimulation eignet sich für Parkinson-Patient*innen, die bereits längere Zeit behandelt werden und bei denen die Therapie Komplikationen hervorruft, die sich nicht ausreichend mit Medikamenten verbessern lassen.

Weitere Tipps für den Umgang mit Beinschmerzen bei Parkinson

  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist wichtig, um Muskeln und Gelenke beweglich zu halten. Geeignete Sportarten sind z. B. Nordic Walking, Tanzen, Schwimmen, Golfen und Tennis. Hauruckbewegungen und Gewichtheben sollten vermieden werden.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, Entzündungen zu reduzieren und die allgemeine Gesundheit zu verbessern. Es gibt keine spezielle Parkinson-Diät, aber eine mediterrane Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten wird empfohlen.
  • Schlaf: Ausreichend Schlaf ist wichtig für die Regeneration und Schmerzlinderung. Schlafstörungen sollten behandelt werden. Gegen die heftigen Bewegungen der Traumschlafverhaltensstörung kann Clonazepam verabreicht werden, bei Restless Legs Beschwerden kleine Dosierungen von dopaminhaltigen Medikamenten oder auch einmal Opiate. Gegen die nächtlichen Atemaussetzer kann man den Patienten in einem Schlaflabor ein nächtliches Beatmungsgerät anpassen.
  • Unterstützung: Der Austausch mit anderen Parkinson-Patienten in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein. Dort können Betroffene Erfahrungen austauschen, Tipps geben und sich gegenseitig unterstützen.

Leben mit Parkinson und Schmerzen

Die Parkinson-Krankheit ist eine chronische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen erheblich beeinträchtigen kann. Schmerzen sind ein häufiges Symptom, das die Lebensqualität zusätzlich beeinträchtigt. Es ist wichtig, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen und gemeinsam mit dem Arzt ein individuelles Behandlungskonzept zu entwickeln. Mit einer Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien, Bewegung, Ernährung, Schlaf und sozialer Unterstützung können Parkinson-Patienten ein aktives und erfülltes Leben führen.

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