Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die sich durch eine Vielzahl von motorischen und nicht-motorischen Symptomen äußert. Der Verlauf der Krankheit ist individuell verschieden, und die Symptome können sich im Laufe der Zeit verstärken, da immer mehr Nervenzellen absterben. Es ist wichtig, die Symptome eines schweren Verlaufs zu erkennen und geeignete Behandlungsstrategien zu kennen, um die Lebensqualität der Betroffenen bestmöglich zu erhalten.
Frühsymptome und Prodromalphase
Bereits vor dem Auftreten der typischen motorischen Symptome können verschiedene Vorboten von Parkinson auftreten. Diese Vorboten sind oft unspezifisch und erschweren eine frühzeitige Diagnose. Zu den möglichen Frühsymptomen gehören:
- Verminderter Geruchssinn: Ein Nachlassen oder vollständiger Verlust des Geruchssinns kann ein frühes Anzeichen sein.
- Schlafstörungen: Unruhige Nächte, übermäßige Bewegungen im Schlaf (REM-Schlafverhaltensstörung) oder Schlaflosigkeit können auftreten.
- Verstopfung: Verdauungsprobleme und Verstopfung können bereits Jahre vor den motorischen Symptomen auftreten.
- Depressionen: Seelische Veränderungen wie Depressionen und Angststörungen können ebenfalls Vorboten sein.
- Schulter- und Nackenschmerzen: Schmerzhafte Verspannungen in Muskeln und Gelenken, insbesondere im Bereich von Schulter, Nacken und Arm, können frühzeitig auftreten.
- Veränderter Gang: Ein veränderter Gang, bei dem die Arme beim Gehen nicht mehr mitschwingen, sowie Schlurfen, kleine Schritte oder häufiges Stolpern können auf Parkinson hindeuten.
- Gestörte Feinmotorik: Schwierigkeiten beim Zuknöpfen von Hemden, Handarbeiten oder eine Veränderung der Handschrift (kleiner, weniger leserlich) können auftreten.
Diese Vorläuferphase wird in der Medizin als Prodromalphase bezeichnet.
Klassische Symptome im Frühstadium
Die klassischen motorischen Symptome treten oft erst kurz vor der Parkinson-Diagnose auf. Diese Symptome lassen sich durch eine angemessene Therapie oft deutlich verbessern. Zu den typischen Symptomen im Frühstadium gehören:
- Muskelzittern (Tremor): Zittern der Hände, Arme, Beine oder des Kinns im Ruhezustand.
- Muskelsteifheit (Rigor): Erhöhte Muskelspannung, die zu Steifheit und Bewegungseinschränkungen führt.
- Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese): Verlangsamte Bewegungen, die alltägliche Aufgaben erschweren.
Symptome im fortgeschrittenen Stadium
Im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium kommen neben den motorischen Symptomen weitere Begleiterscheinungen hinzu, die nicht so gut auf Medikamente ansprechen. Dazu gehören:
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- Schwere Bewegungsstörungen: Ausgeprägte Steifheit, starkes Zittern, extreme Verlangsamung der Bewegungen und erhebliche Gangstörungen.
- Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken: Beeinträchtigung der Sprachfähigkeit, undeutliche Sprache und Kommunikationsprobleme sowie Schluckstörungen mit einem erhöhten Risiko von Lungenentzündungen.
- Gleichgewichtsstörungen: Erhöhtes Sturzrisiko aufgrund von Gleichgewichtsproblemen.
- Störungen beim Wasserlassen: Inkontinenz oder Schwierigkeiten beim Entleeren der Blase.
- Psychische Beschwerden: Depressionen, Angststörungen, Demenz und psychotische Symptome.
Schwerer Verlauf
Ein schwerer Verlauf von Parkinson zeichnet sich durch eine rasche Verschlechterung der Symptome und eine zunehmende Beeinträchtigung der Selbstständigkeit aus. Betroffene benötigen in der Regel umfassende Unterstützung bei täglichen Aktivitäten wie Essen, Anziehen und Körperpflege.
Symptome eines schweren Verlaufs
- Starke Einschränkung der Bewegungsfähigkeit: Die Fähigkeit, sich selbstständig zu bewegen, ist stark eingeschränkt.
- Kommunikationsprobleme: Die Sprachfähigkeit ist stark beeinträchtigt, was zu undeutlicher Sprache und Kommunikationsproblemen führt.
- Schluckstörungen: Schwierigkeiten beim Schlucken erhöhen das Risiko von Lungenentzündungen.
- Kognitive Beeinträchtigungen: Demenz und Gedächtnisprobleme erschweren den Alltag zusätzlich.
- Psychische Probleme: Depressionen, Angststörungen und Halluzinationen können auftreten.
- Pflegebedürftigkeit: Betroffene benötigen umfassende Unterstützung bei täglichen Aktivitäten.
Behandlungsmöglichkeiten
Obwohl Parkinson bislang nicht heilbar ist, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern können.
Medikamentöse Therapie
Das älteste medikamentöse Therapieprinzip ist es, Dopamin zuzuführen - also den Botenstoff, der bei Parkinson-Betroffenen nicht mehr in ausreichender Menge vom Körper produziert wird.
- Levodopa: Das Mittel Levodopa ist bereits seit den frühen 70er Jahren zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung zugelassen. Es verbessert die typischen Parkinson-Symptome wie das Zittern, die verlangsamten Bewegungen und die Steifheit der Muskeln. Es kann jedoch im Laufe der Zeit zu Nebenwirkungen wie unkontrollierten Bewegungen (Dyskinesien) oder plötzlichem Einfrieren von Bewegungen führen. Ein weiteres Problem ist die begrenzte Wirkdauer: Die Parkinsonsymptome werden zwar gut unterdrückt, aber nicht durchgehend bis zur Einnahme der nächsten Dosis.
- Dopaminagonisten: Dopaminagonisten sind Substanzen, die dem Botenstoff Dopamin sehr ähnlich sind. Sie führen eher nicht zu anderen Bewegungsstörungen und die Wirkung hält auch länger an. Dennoch muss man sagen, dass diese Mittel insgesamt zu mehr Nebenwirkungen führen als das oben beschriebene Levodopa.
- MAO-B-Hemmer: Sogenannte Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-B-Hemmer) werden eingesetzt, um den Abbau von Dopamin im Gehirn zu stoppen. Sie helfen quasi, Dopamin zu recyclen, sodass der Körper es mehrfach verwenden kann.
- COMT-Inhibitoren und Adenosin-Rezeptor-Antagonisten: Sogenannte Adenosin-Rezeptor-Antagonisten und COMT-Inhibitoren werden gegeben, um die oben beschriebene Wirklücke bei Levodopa bis zur nächsten Gabe zu überbrücken. Auch Decarboxylasehemmer können mit Levodopa zusammen gegeben werden.
Invasive therapeutische Verfahren
- Dopamin- oder Apomorphinpumpe: Bei der Dopaminpumpe wird flüssiges Medikament über eine Sonde durch die Bauchhaut hindurch in den oberen Dünndarm geleitet. Bei der Apomorphinpumpe wird das Medikament über die Bauchhaut in das Unterhautfettgewebe verabreicht.
- Tiefe Hirnstimulation (Hirnschrittmacher): Die tiefe Hirnstimulation wird bereits seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführt. Der Schrittmacher muss allerdings in einer Operation eingesetzt werden: Dem Patienten werden in einem chirurgischen Eingriff Elektroden in das Gehirn implantiert. Durch elektrische Stimulation dieser Elektroden werden dann die Parkinsonsymptome unterbunden. Die Wirkung ist nachweislich hoch und das Verfahren wird durch neue, verfeinerte Techniken immer weiter verbessert.
Weitere Therapien
- Physiotherapie: Physio- und Ergotherapien sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen. Dazu werden individuelle Interessen der jeweiligen Person berücksichtigt, um die Behandlung möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Mithilfe von ergo- und physiotherapeutischen Maßnahmen wird die Beinmuskulatur gestärkt und ein Gangtraining absolviert.
- Ergotherapie: Ein schlurfender Gang, kleine Schritte und stockende Bewegungen bei Parkinson können zu schweren Stürzen führen.
- Logopädie: Stimm- und Sprechtherapien bei Patienten mit Parkinson-bedingten Sprechstörungen zielen darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und eventuelle Stimmprobleme zu lindern. Eine Schlucktherapie wird für Patienten mit Parkinson-bedingten Schluckstörungen empfohlen.
- Psychotherapie: Im Rahmen einer Psychotherapie können sich Parkinson-Patienten aktiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und den Umgang mit ihr erlernen. Eine Psychotherapie bietet außerdem die Möglichkeit, mit einer außenstehenden und professionellen Person über die persönlichen Herausforderungen und Sorgen sprechen.
- Künstlerische Therapien: Künstlerische Therapien wie etwa Kunst-, Mal- oder Tanztherapien können ebenso in Erwägung gezogen werden.
- Alternative Therapien: Eine alternative Behandlung durch Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage kann sich im Einzelfall eignen. Therapiemöglichkeiten wie eine Massage lockern beispielsweise Muskelverspannungen und das kann einen hohen Wert für einen Parkinson-Erkrankten haben.
Neue Entwicklungen
Neben diesen etablierten Medikamenten gibt es vielversprechende neue Entwicklungen, insbesondere in den Bereichen der Gentherapie und der Neuroimmunologie. Man weiß mittlerweile immer genauer, wie Moleküle (wie eben der Botenstoff Dopamin) genau wirken und warum die Krankheit entsteht. Das ermöglicht es, dass sogenannte zielgerichtete Medikamente entweder Gene ausschalten, die an der Entstehung von Parkinson beteiligt sind. Oder dass Signalwege, die die typischen Parkinson-Symptome verursachen, blockieren. Noch werden verschiedene dieser zielgerichteten Therapien getestet, Experten sprechen von einer klinischen Prüfung. Sie sind daher noch nicht von der europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen.
Nicht-motorische Symptome und Begleiterkrankungen
Eine Parkinson-Erkrankung kann weitere Erkrankungen Depressionen, Angststörungen und Demenz nach sich ziehen. Auf Parkinson spezialisierte Neurologinnen und Neurologen erkennen eine Depression oder Angststörungen frühzeitig und können eine Behandlung beginnen. Die besteht in der Regel aus einer medikamentösen Therapie mit Antidepressiva und einer Psychotherapie, für die Betroffene zu einem Psychotherapeuten oder Psychologen überweisen werden. Medizinisches Cannabis kann für die Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen. Zwar kann medizinisches Cannabis nicht den Krankheitsverlauf bei Parkinson aufhalten, aber unter Umständen einige Symptome und Nebenwirkungen der Parkinson-Medikamente lindern.
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Umgang mit einem schweren Verlauf
Ein schwerer Verlauf von Parkinson stellt Betroffene und Angehörige vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, sich frühzeitig ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen und professionelle Hilfe anzunehmen.
Patientenverfügung
Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.
Pflegeplanung
Grundsätzlich steht bei der Parkinson-Pflegeplanung im Vordergrund, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Mit abnehmender Selbstständigkeit des Betroffenen, kann er im Parkinson-Spätstadium pflegebedürftig werden. Dann kann für ihn und seine Angehörigen gegebenenfalls eine pflegerische Aufklärung hilfreich sein. Hinzu kommt, dass motorische Einschränkungen und die psychische Belastung die Pflege bei Parkinson erschweren. Hier sind viel Verständnis, Feingefühl sowie Akzeptanz gefordert.
Palliativpflege
Beispielsweise kann eine Palliativpflege im Endstadium sehr wertvoll sein.
Lebenserwartung und Prognose
Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson verkürzt sich durchschnittlich um vier bis elf Jahre. Das gilt vor allem für die sogenannte Parkinson-Krankheit, welche die häufigste Form der Parkinson-Syndrome ist. Letzten Endes verläuft jedes Parkinson-Syndrom jedoch unterschiedlich. Menschen mit Parkinson sterben meist nicht direkt an der Erkrankung selbst, sondern an den Komplikationen, die im Krankheitsverlauf auftreten können. Wie alt Parkinson-Patienten werden, hängt immer vom individuellen Gesamtbild des Patienten und der Parkinson-Form ab. Es ist wichtig zu betonen, dass Parkinson keine akut lebensbedrohliche Erkrankung ist. Unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Viele werden allerdings innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz. Die Prognosen für den Verlauf unterscheiden sich je nach Unterform der Parkinson-Erkrankung.
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