Gallertkern Bandscheibe Druck: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Die Bandscheiben sind essenzielle Bestandteile unserer Wirbelsäule. Sie fungieren als Stoßdämpfer zwischen den einzelnen Wirbeln und ermöglichen uns, uns schmerzfrei zu bewegen. Sie bestehen aus einem weichen, gelartigen Kern (Nucleus pulposus) und einem festen Faserring (Anulus fibrosus). Wenn dieser Gallertkern Druck auf umliegende Strukturen ausübt, kann dies zu erheblichen Beschwerden führen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten, die mit dem Druck des Gallertkerns auf die Bandscheibe verbunden sind.

Die Funktion der Bandscheiben

Unsere Wirbelsäule besteht aus 24 freien Wirbeln, die in der Längsachse von Bändern stabilisiert werden. Zwischen diesen Wirbeln liegen 23 Bandscheiben (Discus intervertebralis), die mehr als nur Platzhalter sind. Sie agieren wie Stoßdämpfer und ermöglichen die Beweglichkeit der Wirbelsäule.

Die Bandscheibe besteht aus einem äußeren Faserring (Anulus fibrosus) und einem inneren Gallertkern (Nucleus pulposus). Der Faserring stabilisiert die Bandscheibe und verbindet sie mit den Wirbelkörpern. Der Gallertkern besteht hauptsächlich aus Wasser, Bindegewebe und Kollagen und ist für die Stoßdämpfung verantwortlich.

Der Gallertkern besitzt keine Blutgefäße oder Nerven. Er versorgt sich über die umliegende Gewebeflüssigkeit mit Nährstoffen. Dieser Nährstoffaustausch erfolgt nach dem Schwammprinzip: Bei Druckbelastung wird Flüssigkeit aus dem Kern gepresst, wodurch der Wassergehalt abnimmt. In Ruhephasen nimmt der Kern wieder Flüssigkeit auf und wächst.

Ursachen des Gallertkern Drucks

Ein Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) tritt auf, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe durch die äußere, faserige Hülle hervortritt. Mehrere Faktoren können zu diesem Vorfall führen:

Lesen Sie auch: Leistenschmerzen in der Schwangerschaft: Was Sie wissen müssen

  • Verschleiß: Mit zunehmendem Alter verliert der Gallertkern Wasser und Elastizität. Der Faserring wird brüchig und kann Risse bekommen, wodurch der Kern austreten kann.
  • Fehlbelastungen: Langes Sitzen, Übergewicht, mangelnde Bewegung und schweres Heben können die Bandscheiben zusätzlich belasten und den Verschleiß beschleunigen.
  • Fehlstellungen: Angeborene oder erworbene Fehlstellungen der Wirbelsäule können ebenfalls zu einer ungleichmäßigen Belastung der Bandscheiben führen.
  • Mangelnde Bewegung: Unzureichende Bewegung kann die Nährstoffversorgung der Bandscheiben beeinträchtigen und ihre Widerstandsfähigkeit verringern.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft verändert sich die Statik des Körpers, was die Wirbelsäule stärker belastet. Zusätzliches Gewicht und hormonelle Veränderungen können das Risiko für einen Bandscheibenvorfall erhöhen.

Symptome des Gallertkern Drucks

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls können vielfältig sein und hängen von der Lage und dem Schweregrad des Vorfalls ab. Mögliche Symptome sind:

  • Rückenschmerzen: Plötzlich auftretende, stechende Schmerzen im Rücken, die sich bei Belastung oder Bewegung verstärken.
  • Ausstrahlende Schmerzen: Schmerzen, die in Arme (bei einem Vorfall in der Halswirbelsäule) oder Beine (bei einem Vorfall in der Lendenwirbelsäule) ausstrahlen.
  • Taubheitsgefühle und Kribbeln: Diese Empfindungsstörungen können in den betroffenen Extremitäten auftreten.
  • Muskelschwäche: In schweren Fällen kann es zu Muskelschwäche oder sogar Lähmungen in den Armen oder Beinen kommen.
  • Einschränkungen der Beweglichkeit: Betroffene können Schwierigkeiten haben, sich zu beugen, zu drehen oder aufzurichten.
  • Störungen der Blasen- und Darmfunktion: In seltenen Fällen kann ein Bandscheibenvorfall direkt auf das Rückenmark drücken und zu Störungen der Blasen- und Darmfunktion führen. Dies ist ein Notfall und erfordert sofortige ärztliche Behandlung.
  • Nackenschmerzen: Bei einem Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich können Nacken- und Kopfschmerzen auftreten, die bis in die Arme ausstrahlen können.
  • Zervikale Myelopathie: In seltenen Fällen kann ein Bandscheibenvorfall im Halswirbelbereich erheblichen Druck auf das Rückenmark ausüben (zervikale Myelopathie). Dies kann zu Ausfallerscheinungen mit Elektrisieren in Armen und Beinen, unkontrolliertem Zucken der Beine, Gangstörungen sowie Blasen- und Mastdarmstörungen führen.

Diagnose

Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls umfasst in der Regel mehrere Schritte:

  1. Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach seinen Beschwerden, Vorerkrankungen und Risikofaktoren.
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Beweglichkeit, Reflexe, Sensibilität und Muskelkraft des Patienten.
  3. Neurologische Untersuchung: Der Arzt prüft die Nervenfunktion, um den genauen Ort einer möglichen Verletzung zu bestimmen.
  4. Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen können Veränderungen an den Wirbeln und dem Wirbelkanal aufzeigen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) kann den Bandscheibenvorfall und seine Auswirkungen auf die umliegenden Strukturen детаilliert darstellen.
  5. Diskografie: In speziellen Fällen kann eine Diskografie durchgeführt werden, bei der ein Kontrastmittel in den Bandscheibenkern gespritzt wird, um die Ausdehnung des Kerns zu beurteilen und festzustellen, ob ein Bandscheibenvorfall vorliegt.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls richtet sich nach der Schwere der Symptome und dem Ausmaß des Vorfalls. In den meisten Fällen ist eine konservative Therapie ausreichend.

Konservative Therapie

  • Schmerzmittel: Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente können helfen, die Schmerzen zu lindern.
  • Muskelrelaxantien: Muskelrelaxantien können Muskelverspannungen lösen und die Schmerzen reduzieren.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen können die Muskulatur stärken, die Beweglichkeit verbessern und die Wirbelsäule entlasten.
  • Wärme- und Kälteanwendungen: Wärme kann die Durchblutung fördern und Muskelverspannungen lösen, während Kälte Entzündungen reduzieren kann.
  • Injektionen: Bei starken Schmerzen können Kortisoninjektionen in die Nähe der betroffenen Nervenwurzeln verabreicht werden.
  • Bettruhe: In der Akutphase kann Bettruhe mit Stufenlagerung der Beine helfen, die Schmerzen zu lindern.
  • Ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes: Eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes kann Fehlbelastungen vermeiden und die Wirbelsäule entlasten.
  • Gewichtsreduktion: Übergewicht kann die Wirbelsäule zusätzlich belasten. Eine Gewichtsreduktion kann die Beschwerden lindern.
  • Liebscher & Bracht Übungen: Diese speziell entwickelten Übungen können helfen, muskulär-fasziale Spannungen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu fördern.
  • Faszien-Rollmassagen: Faszien-Rollmassagen können helfen, überspannte Muskeln und Faszien zu lockern.
  • Osteopressur: Die von Liebscher & Bracht Therapeuten angewandte Drück-Technik der Osteopressur kann für eine erste Erleichterung sorgen.

Operative Therapie

Eine Operation ist in der Regel nur dann erforderlich, wenn die konservative Therapie nicht ausreichend hilft oder wenn neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Störungen der Blasen- und Darmfunktion auftreten.

  • Mikrochirurgische Diskektomie: Bei diesem Eingriff wird der ausgetretene Gallertkern entfernt, der auf die Nerven drückt.
  • Laminektomie: Bei einer Laminektomie wird ein Teil des Wirbelbogens entfernt, um den Spinalkanal zu erweitern und den Druck auf die Nerven zu reduzieren.
  • Bandscheibenprothese: In einigen Fällen kann die geschädigte Bandscheibe durch eine Bandscheibenprothese ersetzt werden.
  • Versteifungsoperation (Spondylodese): Bei einer Versteifungsoperation werden zwei oder mehr Wirbel miteinander verbunden, um die Wirbelsäule zu stabilisieren.

Prävention

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen:

Lesen Sie auch: Diagnose und Behandlung

  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Sport können die Muskulatur stärken, die Beweglichkeit verbessern und die Nährstoffversorgung der Bandscheiben fördern.
  • Ergonomische Körperhaltung: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung beim Sitzen, Stehen und Heben.
  • Gewichtsmanagement: Halten Sie ein gesundes Gewicht, um die Wirbelsäule zu entlasten.
  • Rauchverzicht: Rauchen kann die Durchblutung der Bandscheiben beeinträchtigen und den Verschleiß beschleunigen.
  • Stressmanagement: Chronischer Stress kann zu Muskelverspannungen führen und die Wirbelsäule belasten. Erlernen Sie Entspannungstechniken, um Stress abzubauen.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes, um Fehlbelastungen zu vermeiden.
  • Gesunder Schlaf: Eine gute Matratze kann die Wirbelsäule im Schlaf entlasten.
  • Vermeiden Sie Fehlbelastungen: Heben Sie schwere Gegenstände richtig, indem Sie in die Knie gehen und den Rücken gerade halten. Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen und Verdrehungen der Wirbelsäule.

Lesen Sie auch: Symptome eines durch die Prostata verursachten Nervendrucks

tags: #Gallertkern #Bandscheibe #Druck