Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder Schüttellähmung, ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei Menschen über 60 Jahren. In Deutschland sind über 300.000 Menschen betroffen. Die Neurologische Klinik Sorpesee hat sich auf die Behandlung dieser komplexen Erkrankung spezialisiert und bietet umfassendes Know-how für medizinische Fragestellungen rund um Erkrankungen des Nervensystems. Die Parkinson-Krankheit ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen gekennzeichnet ist. Sie gehört zu den degenerativen Erkrankungen des extrapyramidalen motorischen Systems, das hauptsächlich die Bewegungsabläufe der Rumpf- und Extremitätenmuskulatur steuert. Die Parkinson-Krankheit ist eine chronische Erkrankung, die das Absterben von Nervenzellen im Gehirn verursacht.
Ursachen von Morbus Parkinson
Bis heute ist keine eindeutige Ursache für Parkinson bekannt. Experten bezeichnen die typische Erkrankung auch als idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS). Parkinson ist gekennzeichnet durch das Absterben der Dopamin-produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra, einer Struktur im Mittelhirn. Die Parkinson-Erkrankung der meisten Patientinnen und Patienten ist nicht genetisch bedingt, sondern tritt aus zunächst unbekannten Gründen auf. Rein erbliche Formen machen nur etwa 5-10 % aus. Es gibt allerdings genetische Faktoren, die zum Krankheitsausbruch beitragen können.
Morbus Parkinson vs. Parkinson-Syndrom
Parkinson-Syndrome weisen ähnliche Symptome auf wie die klassische Morbus Parkinson-Erkrankung. Auslöser der Parkinson-Syndrome sind jedoch häufig bestimmte Medikamente. Die genaue Ursache sowie der Verlauf der weiteren Behandlung müssen in jedem Fall mit einem Facharzt besprochen werden.
Die Hoehn-Yahr-Skala: Einteilung der Parkinson-Stadien
Morbus Parkinson verläuft vor allem zu Beginn oft schleichend. Zur Beschreibung des Krankheitsverlaufs hat sich die Skala nach Hoehn / Yahr (1967) etabliert. Die beiden Wissenschaftler gliederten die Erkrankung in fünf Stadien. Ein Stadium dauert meist etwa zwei bis fünf Jahre an. Bei der Stadieneinteilung wird sich oft an der Schweregrad-Einstufung der modifizierten Version der „Hoehn & Yahr-Skala“ (1987) orientiert. Da sich die Parkinson-Krankheit schleichend entwickelt, ist die Einteilung der Erkrankung in Schweregrade hilfreich, um eine optimale Therapiemöglichkeit zu bestimmen. Obwohl die Krankheit sehr individuell verlaufen kann, wurden bereits 1967 das erste mal fünf Stadien definiert, denen die Erkrankung im Verlauf grob folgt.
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Stadium 1
In diesem Stadium sind die Anzeichen der Erkrankung erkennbar. Symptome, vor allem der Tremor (das typische Muskelzittern), setzt ein. Eine leichte Veränderung der Mimik und der Körperhaltung wird sichtbar. In der Regel treten die Symptome zunächst nur auf einer Körperseite auf. Diese Symptome werden als beeinträchtigend empfunden.
Stadium 2
Die Symptome werden beidseitig sichtbar. Zusätzlich treten Haltungsschwierigkeiten auf. Patienten können Schwierigkeiten haben, das Gleichgewicht im sogenannten Zugtest zu halten.
Stadium 3
Die Symptomatik nimmt zu; hinzu kommt eine leichte Haltungsinstabilität. Körperbewegungen werden sichtbar langsamer.
Stadium 4
In diesem Stadium entwickelt sich bereits eine starke Behinderung. Die Patienten sind in diesem Stadium oft auf Gehhilfen oder einen Rollstuhl angewiesen.
Stadium 5
Die Patienten sind vollständig auf Hilfe bzw. Pflege angewiesen. Der Übergang hin zur Bettlägerigkeit ist nicht unüblich.
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Symptome von Morbus Parkinson
Die Parkinson-Krankheit ist durch vier Hauptsymptome gekennzeichnet:
- Muskelstarre (Rigor)
- Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese oder Hypokinese), die bis hin zur Bewegungslosigkeit (Akinese) führen können
- Muskelzittern (Tremor), insbesondere als rhythmisches Zittern der Extremitäten
- Haltungsinstabilität (posturale Instabilität)
Weitere Symptome sind:
- Angst vor Einschränkungen
- Bewegungsunfähigkeit
- Verlust der Selbstständigkeit
- Depression
- Hypomimie (Verlust der Gesichtsmimik)
- Leise Sprache
- Riechstörung
- Verdauungsstörungen
- Verschlechterung des Schriftbildes
Diagnose von Morbus Parkinson
Die Diagnose erfolgt durch:
- Eine eingehende körperliche Untersuchung
- Einen L-Dopa-Test
- Bildgebende Verfahren (MRT, DaTSCAN, MIBG-Szintigrafie)
- Im Rahmen der Frühdiagnostik kann ein Riechtest durchgeführt werden, da ein gestörter Geruchssinn oft noch vor den motorischen Symptomen auftritt. Außerdem kann zusätzlich ein sogenannter Apomorphin- oder L-Dopa-Test durchgeführt werden. Lässt sich die Diagnose dadurch nicht sicher klären, können „bildgebende Untersuchungen“ durchgeführt werden, die eine Beurteilung der Gewebestruktur und des Stoffwechsels im Gehirn ermöglichen. Bei der Parkinson-Krankheit erscheint die Gewebestruktur, die durch eine Computertomografie oder eine Kernspintomografie beurteilt wird, normal. Bei der Diagnose der Parkinson-Erkrankung wird häufig mit einer Art Ausschlussverfahren gearbeitet. So kommen bildgebende Diagnoseverfahren wie Ultraschalluntersuchungen, Computertomografie (CT) und M…
Behandlung von Morbus Parkinson
Die Parkinson-Krankheit ist bislang nicht heilbar, die Beschwerden können jedoch medikamentös und therapeutisch behandelt werden. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit von der Parkinson-Krankheit ist die „Tiefe Hirnstimulation“ (THS), ein hirnchirurgischer Eingriff. Die THS wird zur Behandlung der Bewegungsstörungen angewandt. Im Gehirn eingesetzte Elektroden senden als „Hirnschrittmacher“ im Gehirn elektrische Impulse an die Nervenzellen, die die Bewegungen beeinflussen und die krankheitsbedingten Bewegungsstörungen lindern. Mittels Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können ebenfalls die Beschwerden von Parkinson-Patienten durch einen individualisierten Therapieplan gelindert werden.
Multimodale Komplexbehandlung
In der Neurologischen Klinik Sorpesee hat man sich auf die Behandlung von Parkinson-Erkrankungen spezialisiert. Zur Therapie bieten wir eine Multimodale Komplexbehandlung an.
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Medikamentöse Therapie
Die Behandlung mit Levodopa (L-Dopa) hemmt die vier typischen Symptome der Parkinson-Erkrankung: Zittern, Muskelsteifheit, Bewegungsstörungen und Instabilität. Darüber hinaus unterstützen sogenannte Dopaminagonisten die Wirkung des Botenstoffs Dopamin.
Weitere Therapiemodule
Die multimodale Behandlung der Parkinson-Krankheit setzt sich aus weiteren Therapiemodulen zusammen. Dazu zählen die Logopädie, die Physiotherapie und die Ergotherapie. Die einzelnen Module werden je nach Stadium der Erkrankung und Bedürfnissen des Patienten zu einem individuellen Therapieplan zusammengestellt.
Frühsymptome der Parkinson-Erkrankung
Auf die beginnende Parkinson-Erkrankung lassen gleich mehrere Frühsymptome schließen. Diese sind allerdings nicht spezifisch und können auch auf andere Ursachen oder Erkrankungen hinweisen, vor allem die nicht-motorischen Symptome. Zudem treten die Krankheitsanzeichen oft in Kombination auf und können von Patientin zu Patientin stark variieren. Eine eindeutige frühe Diagnose ist daher nur durch einen Neurologen möglich. In den meisten Fällen verläuft Parkinson zunächst sehr schleichend. Zu Beginn sind nur eine Körperseite und bestimmte Bereiche betroffen, später dehnen sich die Symptome oft auf die andere Seite und weitere Extremitäten aus. Dort sind sie jedoch meist schwächer ausgeprägt. Im Frühstadium klagen Patientinnen und Patienten zunächst über Kraftlosigkeit, Leistungsabfall, steife Extremitäten, depressive Verstimmungen, Tagesmüdigkeit, einen gestörten Geruchssinn oder Verstopfungen. In Kombination mit anderen Symptomen können Muskel- und Gelenkschmerzen vor allem im Schulter- und Rückenbereich festgestellt werden, welche durch die permanente Anspannung bzw. Verkrampfung der Muskulatur entstehen (Rigor). Der bekannte Parkinson-Tremor, also das Zittern der Gliedmaßen und Extremitäten im Ruhezustand, tritt meistens erst später und zunächst einseitig auf. In frühen Stadien der Krankheit zittert zum Beispiel nur eine Hand (der sog. Pillendreher-Tremor). Die beginnende Hypokinese zeigt sich vielleicht durch einen Arm, der beim Gehen nicht mehr richtig mitschwingt. Auch feinmotorische Aufgaben fallen mit der Zeit immer schwerer, zum Beispiel das Öffnen einer Flasche oder das Zuknöpfen eines Hemdes.
Der ärztliche Beirat der Deutschen Parkinson Vereinigung hat eine Liste mit möglichen Frühsymptomen des Krankheitsbildes herausgegeben. Der Selbstcheck helfen, frühzeitig erste Anzeichen zu entdecken. Wenn Sie mehr als drei Fragen mit „ja“ beantworten oder wenn Sie sich unsicher sind, wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt. Haben Sie Veränderungen in Ihrer Stimme bemerkt? Ist sie monotoner und leiser als früher oder hört sich heiser an?
Die Frühsymptome lassen außerdem einen Rückschluss auf den sog. brain first type und body first type zu.11,12Beim brain first type breitet sich die Degeneration der Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen aus, bis sie schließlich auf andere Regionen des Gehirns und den Körper übergreift. Hier stehen Frühwarnzeichen wie Depressionen, veränderte Geruchswahrnehmung und Sehstörungen im Fokus. Beim body first type beginnt die Entwicklung im Darm. Viele Symptome entwickeln sich allerdings erst im Laufe der Jahre und die Parkinson-Erkrankung verläuft sehr individuell.
- Parkinson-Tremor: Zittern von Händen, Kiefer, Armen, Füßen und Beinen in Ruhephasen (Ruhe-Tremor), das bei Bewegung oder im Schlaf nachlässt. Stress kann das Zittern hingegen verstärken.
- Akinese / Hypokinese / Bradykinese: Bewegungsarmut, Verlangsamung der Willkürmotorik und der Spontan- und Mitbewegungen, bis hin zu Bewegungslosigkeit und Blockaden, die später zum sog. Freezing und akinetischen Krisen führen können. Typisch sind eine schwächer ausgeprägte Mimik, Schluckbeschwerden und eine leiser werdende Stimme, sowie ein gestörter Sprachfluss. Doch es gibt viele weitere motorische Symptome, z.B. dass ein Arm bim Gehen nicht mehr richtig mitschwingt, einen sehr unsicheren und langsamen Gang und die gebeugte Körperhaltung.
- Rigor: Muskelsteifheit, die durch eine dauerhafte Anspannung der Muskulatur (erhöhter Muskeltonus) oft zu diffusen Muskel- und Gelenkschmerzen führt, wovon vor allem Beugemuskeln, sowie Arme und Schultern betroffen sind. Ein Rigor ist auch eine von weiteren möglichen Ursachen für die typische gebeugte Körperhaltung von Parkinson-Patientinnen und Patienten im Spätstadium, da er vermutlich auch zu erhöhter Spannung und Aktivität der Bauchwandmuskulatur bzw. Störungen der Halte- und Stellreflexe: Die Störug der Halte- und Stellreflexe beeinflusst u.a.
- Treten diese typischen motorischen Parkinson-Symptome ausgeprägt und deutlich auf, ist die Krankheit allerdings schon weit fortgeschritten. Wesensveränderungn wie Punding und exzessives Essen sind vor allem auf die langjährige Medikation zurückzuführen. Fast alle Symptome der Parkinson-Krankheit können im Verlauf eines Tages in ihrer Intensität wechseln. Dies liegt zum einen an Wirkungsschwankungen der Medikamente im Tagesverlauf, zum anderen aber auch an der Beeinflussung der Beschwerden durch psychische Faktoren wie z. B. Angst, Anspannung und Stress. Nicht selten stellen die Betroffenen fest, dass zusätzliche gesundheitliche Probleme wie z. B.
Ursachen von Morbus Parkinson im Detail
Bis heute gibt es für die Parkinson-Erkrankung keine einheitliche konkrete Ursache, die ausgemacht werden konnte. Grundlegend besteht auch die Möglichkeit, dass es mehrere Auslöser gibt. Zum Hintergrund: Nervenzellen im Gehirn kommunizieren über unterschiedliche chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) miteinander. Auf diese Weise können sie u. a. Bewegungsabläufe steuern. Bei der Parkinson-Erkrankung kommt es zum Absterben von speziellen Neuronen, die für die Herstellung von Dopamin zuständig sind. Diese befinden sich in einer bestimmten Region des Gehirns, die aufgrund ihrer dunklen Farbe „Schwarze Substanz“ (Latein: Substantia nigra) genannt wird. Warum diese Nervenzellen sterben, ist bislang noch nicht abschließend geklärt. Haben sich die Dopamin-Neuronen um rund 60-70 % reduziert, gerät das empfindliche Gleichgewicht der Botenstoffe aus den Fugen und der Körper kann diesen Verlust nicht mehr ausgleichen. Durch den Dopamin-Mangel und den gleichzeitigen Acetylcholin- und Glutamat-Überschuss kommt es zu Einschränkungen in der Kommunikation der Neuronen. Dies führt letztendlich zu den ersten Symptomen des Morbus Parkinson, wie Zittern, Muskelsteifigkeit und Bewegungsverlangsamung. Dieser Prozess, vom Zellsterben bis hin zu den Symptomen, kann bis zu 12 Jahre dauern.
Diagnose von Morbus Parkinson im Detail
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird in erster Linie durch eine gründliche Befragung des Betroffenen und eine körperliche Untersuchung gestellt. Um eine Diagnose stellen zu können, fragen Ärzte in erster Linie die Krankengeschichte ab und untersuchen die Hauptsymptome Akinese, Rigor, Tremor und Haltungsinstabilität.
Häufigkeit und Prognose
Häufigkeit: 300.000 Menschen in Deutschland sind betroffen (0,25 - 0,37 % der Gesamtbevölkerung, etwa 2,0 % der Bevölkerung ab 60 Jahren). Krankenkassendaten sprechen von 400.000 Betroffenen. Parkinson ist weltweit eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems, mit ca. 4,1 Millionen Betroffenen.
Sterblichkeit: ca.
Prognose: Parkinson ist nicht heilbar, aber Forschungserfolge, die Weiterentwicklung der Parkinson Medikamente und moderne Therapien wie die Tiefe Hirnstimulation ermöglichen eine Linderung der Symptome und eine gute Lebensqualität, sowie eine kaum verkürzte Lebenserwartung.
Lebenserwartung: Parkinson an sich ist keine tödliche Krankheit. Motorische Störungen erhöhen aber zum Beispiel die Unfallgefahr und auftretende Begleiterkrankungen können in seltene Fällen lebensbedrohlich sein. Seltene Spätkomplikationen wie eine akinetische Krise, aber auch die fortgeschrittene Parkinson-Demenz, müssen behandelt werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist nahezu identisch mit der von Menschen ohne Parkinson.