Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Obwohl die ambulante Behandlung oft ausreichend ist, gibt es Situationen, in denen eine stationäre Behandlung notwendig wird, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der stationären Parkinson-Behandlung, von den Indikationen und Zielen bis hin zu den spezifischen Therapieansätzen und spezialisierten Einrichtungen.
Indikationen für eine stationäre Behandlung
Trotz der Fortschritte in der medikamentösen Behandlung von Parkinson können die Möglichkeiten der ambulanten Versorgung an ihre Grenzen stoßen. Häufige Gründe für eine stationäre Aufnahme sind:
- Diagnostische Unsicherheit
- Eingeschränkte Verträglichkeit von Medikamenten
- Wirkungsschwankungen der Medikamente
- Verschlechterung der Symptomatik im Rahmen von Begleiterkrankungen
- Notwendigkeit technischer Interventionen (z. B. Pumpentherapie, tiefe Hirnstimulation)
- Gravierende Symptome
- Komplikationen
- Therapie-Resistenz
Ziele der stationären Behandlung
Das Hauptziel der stationären Parkinson-Behandlung ist es, die Selbstständigkeit im Alltag der Patienten zu erhöhen und die Lebensqualität zu verbessern bzw. zu erhalten. Dies wird durch eine Kombination aus medikamentöser Optimierung und intensiven therapeutischen Maßnahmen erreicht. Zu den spezifischen Zielen gehören:
- Optimale medikamentöse Einstellung
- Verbesserung der Mobilität und Feinmotorik
- Förderung der Alltagskompetenz
- Verbesserung der Sprache und Kommunikation
- Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit
- Reduktion von Gangunsicherheit und Sturzgefahr
- Behandlung von Begleitsymptomen wie Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen
- Erarbeitung individueller Therapiekonzepte und Behandlungsschwerpunkte
- Sicherung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Multimodale Parkinson-Komplexbehandlung
Eine zentrale Säule der stationären Behandlung ist die multimodale Parkinson-Komplexbehandlung. Dabei handelt es sich um eine mindestens zweiwöchige stationäre Behandlung, die von einem multiprofessionellen Team durchgeführt wird. Dieses Team besteht aus:
- Ärzten
- Psychologen
- Pflegefachkräften
- Physiotherapeuten
- Ergotherapeuten
- Logopäden
- Sozialdienstmitarbeitern
Gemeinsam erarbeiten sie individuelle Therapiekonzepte und Behandlungsschwerpunkte für den Patienten. Die enge Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen ermöglicht eine schnelle Reaktion auf Veränderungen und Nebenwirkungen.
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Therapiebausteine der Komplexbehandlung
Die multimodale Komplexbehandlung umfasst verschiedene Therapiebausteine, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden. Dazu gehören:
- Medikamentöse Therapie: Die Medikamenten-Einstellung bei Parkinson bedarf großer Erfahrung und wird kontinuierlich optimiert, um Wirkungsschwankungen zu minimieren und die bestmögliche Symptomkontrolle zu erreichen.
- Physiotherapie: Ziel der Physiotherapie ist es, die Körperwahrnehmung, die Muskelkraft und die Körperstabilität zu verbessern. Durch gezieltes Training und Sturzprophylaxe soll den Patienten wieder eine Bewegungszuversicht vermittelt werden. Spezielle Therapieansätze wie LSVT-BIG kommen dabei zum Einsatz. Die physikalische Therapie behandelt Begleitprobleme wie Rücken- und Gelenkprobleme.
- Ergotherapie: Die ergotherapeutische Behandlung zielt darauf ab, die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Neben dem Training von Alltagshandlungen werden auch die Feinmotorik und die kognitiven Fähigkeiten trainiert. Zudem werden Hilfsmittel erprobt und angepasst.
- Logopädie: Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung kommt es häufig zu Sprach- und Schluckstörungen. Die Logopädie behandelt diese Defizite durch symptomorientierte und engmaschige Therapien. Ein wichtiger Aspekt ist die Diagnostik und Behandlung von Dysphagien (Schluckstörungen), um das Risiko einer Aspirationspneumonie zu minimieren. Die FEES Diagnostik (fiberendoskopische Evaluation des Schluckens) wird hier eingesetzt.
- Neuropsychologie: Kognitive Defizite und eine nachlassende geistige Leistungsfähigkeit können ebenfalls Teil der Parkinson-Erkrankung sein. Die Neuropsychologie bietet gezielte Übungen und Therapien zur Verbesserung der kognitiven Funktionen an.
- Psychologische Betreuung: Stimmungsschwankungen, Depressionen und Ängste sind häufige Begleiterscheinungen der Parkinson-Krankheit. Eine psychologische Betreuung kann den Patienten helfen, mit diesen Herausforderungen umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
- Sozialdienst: Der Sozialdienst berät die Patienten und ihre Angehörigen zu Fragen der Nachsorge, sozialen Leistungen und Hilfsmitteln.
Spezialisierte Therapieprogramme und Einrichtungen
Einige Kliniken und Zentren haben sich auf die Behandlung von Parkinson-Patienten spezialisiert und bieten spezielle Therapieprogramme an. Dazu gehören:
- Parkinson-Zentren: Diese Zentren bieten eine umfassende Versorgung von Parkinson-Patienten in allen Krankheitsstadien. Sie verfügen über ein interdisziplinäres Team von Experten und bieten eine breite Palette von diagnostischen und therapeutischen Leistungen an. Ein Beispiel ist das Parkinson-Zentrum Bottrop, das sowohl ambulante als auch stationäre Behandlungsmöglichkeiten anbietet.
- Parkinson-Komplexbehandlung: Diese Behandlung richtet sich an Patienten mit stärkeren Einschränkungen, die nicht ambulant behandelt werden können. Sie umfasst eine intensive Therapie über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen im stationären Rahmen.
- Intensive Parkinson-Therapie: Während eines mindestens 15-tägigen stationären Aufenthaltes erfolgt eine umfassende ärztliche Betreuung mit einer Optimierung der medikamentösen Therapie in Kombination mit intensiven, auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten ausgerichteten logopädischen, ergo- und physiotherapeutischen Maßnahmen. Ein Beispiel ist die DIAKO-Klinik für Neurologie, die spezielle Zimmer und Therapiegeräte für Parkinson-Patienten bereithält.
- Eskalationstherapie: Bei fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankungen kann eine Eskalationstherapie in Betracht gezogen werden. Dazu gehören die Versorgung mit einer Duodopa-Pumpe oder einer Apomorphin-Pumpe. Diese Pumpentherapien ermöglichen eine kontinuierliche Medikamentenabgabe und können Wirkungsschwankungen reduzieren.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Die tiefe Hirnstimulation ist eine weitere intensivierte Therapieform bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson. Dabei werden Elektroden in bestimmte Hirnareale implantiert, um die Symptome der Erkrankung zu lindern. Spezialsprechstunden zur Tiefen Hirnstimulation bieten eine umfassende Betreuung und Anpassung der Neurostimulatorparameter.
- Virtuelle Parkinson-Klinik: Dieses innovative Konzept ermöglicht es Patienten, in ihrem vertrauten Umfeld behandelt zu werden. Der Krankenhausaufenthalt wird durch eine digitale medizinische Rundum-Versorgung ersetzt.
Selbst aktiv werden
Neben der professionellen Behandlung gibt es viele Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden und den Verlauf der Parkinson-Erkrankung positiv zu beeinflussen. Dazu gehören:
- Regelmäßige Bewegungsübungen: Die Parkinson-Stiftung hat Videos für das Eigentraining entwickelt, die auf die häufigsten Parkinson-Symptome zugeschnitten sind.
- Teilnahme an Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen kann sehr hilfreich sein.
- Informieren über die Erkrankung: Je besser man die Parkinson-Krankheit versteht, desto besser kann man damit umgehen.
Auswahl einer geeigneten Klinik
Bei der Auswahl einer geeigneten Klinik für die stationäre Parkinson-Behandlung sollten verschiedene Faktoren berücksichtigt werden:
- Spezialisierung: Hat die Klinik Erfahrung in der Behandlung von Parkinson-Patienten und bietet sie spezielle Therapieprogramme an?
- Interdisziplinäres Team: Verfügt die Klinik über ein multiprofessionelles Team von Experten?
- Therapieangebot: Werden alle relevanten Therapiebausteine angeboten (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, psychologische Betreuung)?
- Technische Ausstattung: Verfügt die Klinik über moderne Geräte und Technologien, wie z. B. Geräte für die FEES Diagnostik, MOTOmed-Bewegungstrainer oder Möglichkeiten zur Pumpentherapie und Tiefen Hirnstimulation?
- Lage und Erreichbarkeit: Ist die Klinik gut erreichbar und liegt sie in einer angenehmen Umgebung?
- Zimmerausstattung: Bietet die Klinik komfortable Zimmer mit eigener Nasszelle und TV?
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