Dank moderner Medizin und hohen Lebensstandards erreichen wir ein immer höheres Alter. Doch das Alter birgt auch Risiken, insbesondere die Zunahme von Gebrechlichkeit und Stürzen. Diese Stürze können zu Knochenbrüchen führen, die operative Eingriffe erfordern. Selbst nach erfolgreicher Behandlung der Folgen bleibt oft Unsicherheit und Angst vor erneuten Stürzen zurück, was das Selbstvertrauen schwächt. Viele ältere Menschen stürzen im Laufe der Zeit immer häufiger und verletzen sich dabei. Diese Erfahrungen verunsichern sie oft so sehr, dass sie ihren Bewegungsradius einschränken, um Stürze zu vermeiden. Glücklicherweise gibt es Maßnahmen zur Sturzprophylaxe, die dazu beitragen können, das Sturzrisiko zu minimieren.
Einführung in die Sturzprophylaxe
Sturzprophylaxe umfasst alle Maßnahmen und Strategien, die darauf abzielen, das Risiko von Stürzen bei älteren Menschen zu minimieren. Dazu gehören die Beratung von Betroffenen, präventive Maßnahmen wie regelmäßige körperliche Aktivität sowie Verhaltensänderungen im Alltag, die das Sturzrisiko senken sollen. Ziel der Sturzprophylaxe ist es, Risiken zu erkennen und mithilfe verschiedener Maßnahmen Stürzen vorzubeugen. Besonders ältere Menschen sollen so vor den schwerwiegenden Folgen eines Sturzes geschützt werden und ihnen ein möglichst selbstständiges und unabhängiges Leben zu ermöglichen. Eine erfolgreiche Sturzprophylaxe kann dazu beitragen, die Gesundheit und Lebensqualität älterer Menschen zu erhalten und das Risiko für Pflegebedürftigkeit und Krankenhausaufenthalte zu minimieren.
Die Sturzgefahr im Alter und ihre Folgen
Etwa ein Drittel der Menschen ab dem 65. Lebensjahr stürzt mindestens einmal pro Jahr. Stürze können im Alter besonders gefährlich sein und ernsthafte Folgen haben:
- Frakturen: Oft kommt es zu Knochenbrüchen des Unterarmknochens oder des Handgelenks, wenn Betroffene versuchen, einen Sturz reflexartig abzufangen. Auch Oberschenkel- und Beckenknochen sind häufig betroffen. Steißbeinbrüche und -prellungen sind ebenfalls keine Seltenheit.
- Hirnblutung: Ältere Menschen stürzen oft nach vorne und können sich nicht rechtzeitig mit den Armen abstützen, was zu einem ungebremsten Aufprall mit dem Schädel führen kann. Dies erhöht das Risiko für eine intrazerebrale Blutung oder epidurale Hämatome, insbesondere bei Einnahme blutverdünnender Medikamente.
- Risikofaktor Klinikaufenthalt: Ein Krankenhausaufenthalt birgt Risiken wie Infektionen mit resistenten Keimen, die zu Folgeerkrankungen führen können.
- Psychische Folgen: Mehr als ein Drittel der Senioren entwickelt nach einem Sturz Angst vor einem erneuten Sturz (Sturzangst). Dies führt zu eingeschränkter körperlicher Aktivität, Verlust des Selbstvertrauens, sozialer Isolation und einem Teufelskreis aus Muskelabbau und erhöhtem Sturzrisiko.
Verletzungen verheilen bei älteren Menschen oft schlechter als bei jüngeren. Längere Genesungsphasen erhöhen das Risiko, pflegebedürftig zu werden, was langfristig zu Abhängigkeit und möglicherweise Bettlägerigkeit führen kann.
Warum stürzen wir im Alter schneller?
Im Alter kommt es zu verschiedenen körperlichen Veränderungen, die das Sturzrisiko erhöhen:
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- Verlust an Muskelmasse und Kraft: Dies führt zu weniger Stabilität und erhöhtem Sturzrisiko.
- Reduzierte Flexibilität und Gleichgewicht: Veränderungen in der Gehirnstruktur können den Gleichgewichtssinn beeinträchtigen.
- Medikamente: Einige Medikamente können das Gleichgewicht beeinträchtigen und das Sturzrisiko erhöhen.
- Augenprobleme: Nachlassendes Sehvermögen kann dazu führen, dass Hindernisse übersehen oder Entfernungen und Tiefen falsch wahrgenommen werden.
- Erkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie Schwindel, Parkinson oder Arthritis können das Sturzrisiko erhöhen.
Es ist wichtig, im Alter aufmerksam zu bleiben und Maßnahmen zu ergreifen, um Stürze zu vermeiden. Dazu gehören regelmäßige körperliche Aktivität, um die Muskelmasse und -kraft zu erhalten, Sehtests und Untersuchungen der Augen, um sicherzustellen, dass das Sehvermögen optimal ist, und die Überprüfung der Medikamente, um sicherzustellen, dass sie nicht das Gleichgewicht beeinträchtigen.
Erste Hilfe nach einem Sturz
Nach einem Sturz ist schnelle und korrekte Erste Hilfe entscheidend, um weitere Verletzungen zu vermeiden und eine rasche Genesung zu fördern. Zunächst sollte die betroffene Person beruhigt und stabilisiert werden, um ihr zu helfen, sich zu entspannen und mögliche Schmerzen zu lindern. Bei offenen Wunden oder starken Schmerzen sollten professionelle medizinische Hilfe und gegebenenfalls ein Notarzt gerufen werden. Wichtig ist auch, dass die betroffene Person nicht alleine gelassen wird und dass sie keine unnötigen Bewegungen durchführt. Ist die Person bewusstlos, muss der Notruf umgehend alarmiert werden und eine stabile Seitenlage hergestellt werden. Nach einem Sturz kann es auch sinnvoll sein, eine ärztliche Untersuchung durchführen zu lassen, um mögliche Verletzungen oder Schäden frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Insgesamt ist schnelle Hilfe nach einem Sturz entscheidend, um das Wohlbefinden der betroffenen Person zu gewährleisten und mögliche Folgeschäden zu vermeiden.
Risikofaktoren für Stürze im Alter
Stürze im Alter sind ein ernstzunehmendes Problem, das oft unterschätzt wird. Doch welche Faktoren begünstigen Stürze bei Senioren? Zu den häufigsten Ursachen zählen beispielsweise körperliche Einschränkungen wie schlechtes Sehvermögen, Gleichgewichtsprobleme oder Muskelschwäche. Darüber hinaus spielen auch bestimmte Erkrankungen oder kognitive Beeinträchtigungen eine Rolle. Zudem können auch Medikamente das Risiko für Stürze erhöhen, wenn sie zum Beispiel Schwindel oder Benommenheit verursachen. Aber auch die Umgebung kann zur Stolperfalle werden: Schlecht beleuchtete Treppen oder rutschige Böden erhöhen das Sturzrisiko. Senioren sollten sich daher bewusst machen, welche Faktoren ihr persönliches Sturzrisiko erhöhen und gezielt Maßnahmen ergreifen, um es zu reduzieren.
Risikofaktoren, die Stürze im Alter begünstigen:
- Muskelschwäche
- Gangstörungen
- Gleichgewichtsstörungen
- Nutzung von Hilfsmitteln, wie Gehstock oder Rollator
- Sehbehinderung
- Schwindel
- Kognitive Beeinträchtigungen wie Demenz
- Erkrankungen, die die Motorik betreffen, wie Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Arthritis
- Depressionen
- Medikamente, wie Antidepressiva, Psychopharmaka, Schlaf- und Beruhigungsmittel
Als externe Risikofaktoren gelten:
- Stolperfallen wie zum Beispiel Stufen, Teppichkanten, Türschwellen
- Fehlende Halte und Griffmöglichkeiten
- Unzureichende Lichtverhältnisse
- Ungeeignetes Schuhwerk
- Zu große, zu lange Kleidung
- Unebene Böden, Straßen und Gehwege
- Eis, Frost und Schnee
Demenz und Parkinson als besondere Risikofaktoren
Demenz und Parkinson sind besondere Risikofaktoren für Stürze im Alter. Bei Demenzpatienten können kognitive Einschränkungen wie Orientierungslosigkeit oder Gleichgewichtsprobleme zu Stürzen führen. Zudem haben Parkinsonpatienten häufig Schwierigkeiten mit der Bewegungskoordination und dem Gleichgewicht, was das Sturzrisiko erhöht. Auch können einige Medikamente, die zur Behandlung von Parkinson eingesetzt werden, Schwindel oder Benommenheit verursachen und somit das Sturzrisiko erhöhen. Senioren, die an Demenz oder Parkinson erkrankt sind, sollten daher besonders auf eine umfassende Sturzprophylaxe achten, um das Sturzrisiko zu minimieren.
Individuelle Einschätzung des Sturzrisikos
Um das eigene Sturzrisiko oder das eines Angehörigen besser einschätzen zu können, können folgende Fragen hilfreich sein:
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- Ist die betroffene Person schon einmal gestürzt?
- Liegt eine starke Sehstörung vor?
- Ist der Gang unsicher, weil die Kraft in den Beinen fehlt oder Schwindel auftritt?
- Nimmt die betroffene Person unterschiedliche Medikamente ein?
- Wird eine Gehhilfe genutzt? (zum Beispiel ein Gehstock oder Rollator)
Ein erhöhtes Sturzrisiko besteht, sofern eine dieser Fragen mit „ja” beantwortet werden kann. In diesem Fall ist es ratsam, sich mit dem Thema Sturzprophylaxe auseinander zu setzen.
Maßnahmen zur Sturzprophylaxe
Zur Sturzprophylaxe können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, die darauf abzielen, das Sturzrisiko bei älteren Menschen zu minimieren. Dazu zählen beispielsweise regelmäßige körperliche Aktivität, die Stärkung von Muskeln und Gleichgewichtssinn sowie die Anpassung des Wohnumfelds.
Individuelle Maßnahmen
Bewegung und Sport als Präventionsmaßnahme
Bewegung und Sport sind effektive Maßnahmen zur Sturzprophylaxe im Alter. Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, die Muskelkraft und -masse aufrechtzuerhalten und die Gelenkigkeit zu verbessern. Das wiederum fördert das Gleichgewicht und die Koordination. Spezielle Bewegungsprogramme wie Tai Chi oder Sturzpräventionskurse können dabei helfen, das Gleichgewicht zu verbessern und Stürze zu vermeiden. Auch Krafttraining, insbesondere für die Beinmuskulatur, kann dazu beitragen, das Sturzrisiko zu reduzieren. Wichtig ist dabei jedoch, dass die körperliche Aktivität auf die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse abgestimmt wird und keine Überforderung stattfindet. Regelmäßige Bewegung und Sport kann nicht nur das Sturzrisiko senken, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität im Alter steigern.
Sturzprophylaxe: Übungen
Regelmäßige Bewegung ist das A und O in der Sturzprophylaxe. Es gibt spezielle Übungen und Trainingsprogramme, die dazu beitragen können, das Sturzrisiko bei älteren Menschen zu minimieren. Wichtig dabei ist, dass Übungen immer individuell an die Fähigkeiten und Bedürfnisse von älteren Menschen angepasst werden. Dafür können Sie sich von einem Physiotherapeuten oder Sporttrainer beraten lassen. Damit die Übungen ihre Wirkung voll entfalten können, empfehlen wir Ihnen, sie regelmäßig durchzuführen.
Balance-Übungen
Balance-Übungen sind ein wichtiger Bestandteil von Trainingsprogrammen zur Sturzprophylaxe. Sie zielen darauf ab, das Gleichgewicht und die Körperkontrolle zu verbessern, um Stürze zu vermeiden. Gerade im Alter kann das Gleichgewicht durch körperliche Veränderungen und Krankheiten beeinträchtigt werden, wodurch das Sturzrisiko erhöht wird. Durch gezielte Balance-Übungen kann die Muskulatur gestärkt und die Koordination verbessert werden.
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Es gibt verschiedene Arten von Balance-Übungen, die sich für Senioren eignen. Eine einfache Übung ist beispielsweise das Stehen auf einem Bein, wobei das andere Bein angewinkelt wird. Diese Übung kann im Laufe der Zeit gesteigert werden, indem sie auf einer weichen Unterlage oder mit geschlossenen Augen durchgeführt wird. Auch das Gehen auf einer Linie oder das Schwingen der Arme in verschiedene Richtungen können dazu beitragen, das Gleichgewicht zu verbessern.
Balance-Übungen können unter Anleitung eines qualifizierten Trainers oder Therapeuten durchgeführt werden. Dieser kann individuelle Übungen anpassen und auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten des älteren Menschen abstimmen. Durch regelmäßige Balance-Übungen kann das Sturzrisiko reduziert werden und ältere Menschen können länger selbstständig bleiben.
Krafttraining
Gerade im Alter kann die Muskelmasse abnehmen, was zu einer Verringerung der Kraft und Stabilität führen kann. Dies kann wiederum das Sturzrisiko erhöhen. Durch gezieltes Krafttraining können Muskeln aufgebaut und Stabilität verbessert werden. Beides kann das Sturzrisiko reduzieren. Darüber hinaus kann Krafttraining auch den Alltag erleichtern. Senioren können einfache Alltagsaufgaben leichter bewältigen und länger selbstständig bleiben.
Es gibt verschiedene Arten von Kraftübungen, die sich für ältere Menschen eignen. Eine einfache Übung ist beispielsweise das Heben von Gewichten. Dafür können leichte Hanteln oder Widerstandsbänder verwendet werden. Auch Körpergewichtsübungen wie Kniebeugen oder Liegestütze können dazu beitragen, die Muskelkraft zu stärken. Trainer oder Therapeuten können das Krafttraining individuell anpassen. Wichtig ist außerdem, dass die Übungen langsam und kontrolliert ausgeführt werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Anpassung des Wohnumfelds
Ein sicheres Wohnumfeld ist entscheidend, um Stürze zu vermeiden. Folgende Maßnahmen können helfen, das Sturzrisiko zu reduzieren:
- Beseitigung von Stolperfallen: Teppichkanten, lose Kabel, Türschwellen und andere Hindernisse sollten entfernt oder gesichert werden.
- Gute Beleuchtung: Ausreichende Beleuchtung in allen Räumen, insbesondere in Fluren, Treppenhäusern und im Badezimmer, ist wichtig, um Hindernisse rechtzeitig zu erkennen.
- Haltegriffe: Im Badezimmer und an Treppen sollten Haltegriffe angebracht werden, um zusätzlichen Halt zu bieten.
- Rutschfeste Böden: Rutschige Böden sollten vermieden oder mit rutschfesten Matten versehen werden.
- Geeignetes Schuhwerk: Schuhe mit guter Passform und rutschfesten Sohlen sind wichtig, um einen sicheren Stand zu gewährleisten.
Hilfsmittel und deren korrekte Handhabung
Hilfsmittel wie Rollatoren oder Gehstöcke können die Mobilität und Sicherheit erhöhen, wenn sie richtig eingesetzt werden. Ergotherapeuten können bei der Auswahl und Anpassung der Hilfsmittel sowie bei der Schulung zur korrekten Handhabung unterstützen. Viele Patienten stürzen, weil sie nicht wissen, wie Rollstuhl oder Rollator richtig benutzt werden. In diesem Fall seien Hilfsmitteltrainings eine gute Option. Yvonne Köppen: Fallen Patienten häufig, während sie etwas vom Boden aufheben, kann eine Greifzange sinnvoll sein.
Medikamentenmanagement
Bestimmte Medikamente können das Sturzrisiko erhöhen. Daher ist es wichtig, die Medikation regelmäßig mit dem Arzt zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Besonders Blutdruckmittel können bei falscher Einstellung oder Einnahme zu Schwindel führen.
Umgang mit Begleiterkrankungen
Erkrankungen wie Parkinson, Demenz, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können das Sturzrisiko erhöhen. Eine gute medizinische Behandlung und die Anpassung der Lebensweise können dazu beitragen, das Risiko zu minimieren.
Bedeutung von Ergotherapie und Physiotherapie
Ergo- und Physiotherapie spielen eine wichtige Rolle in der Sturzprophylaxe. Ergotherapeuten helfen Patienten, die in ihrer alltäglichen Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind, sich selbst zu versorgen und gesellschaftlich aktiv zu sein. Physiotherapeuten konzentrieren sich darauf, typische Bewegungsabläufe des normalen Alltags zu ermöglichen oder wiederherzustellen. Ein wichtiges Thema für beide Berufsgruppen ist die Sturzprophylaxe. Im Verlauf einer Parkinson-Erkrankung treten oft Symptome auf, die das Sturzrisiko erhöhen. Dazu zählt das plötzliche Einfrieren von Bewegungen oder die nachlassende Fähigkeit, den Körper aufrechtzuhalten. Das kann vor allem bei rutschigen Böden oder hinderlichen Türschwellen und Teppichkanten zu Unfällen führen. Oft seien Drehbewegungen und Rückwärtsschritte die Auslöser für einen Sturz, berichtet die Ergotherapeutin. Ein Schritt rückwärts lässt sich meist vermeiden. Bei Drehungen schauen wir gemeinsam mit dem Patienten, wie sich die Bewegung sicherer ausführen lässt und üben das, bis es klappt.
Psychologische Aspekte
Angst vor Stürzen kann zu sozialer Isolation und weiterem Bewegungsmangel führen. Psychologische Unterstützung kann helfen, Ängste abzubauen und das Selbstvertrauen zu stärken. Stress sollte vermieden werden, da er leicht zu einer Überforderung des Gehirns führen und plötzliche Blockaden (Freezing) verursachen kann. Auflösen lassen sie sich oft, wenn der Patient oder ein Angehöriger anfängt, mit lauter Stimme zu zählen, sagt die erfahrene Therapeutin. Hilfreich sei zudem per Kopfhörer eingespielte Marschmusik. Wenn eine andere Person den Takt vorgibt, sollte dieser einfach und klar formuliert sein. Nicht ratsam sei es, in einer Blockadesituation wortreich auf einen Patienten einzureden. Köppen betont: Wer Parkinson hat, muss sich auf eine Sache konzentrieren. Er geht oder er unterhält sich. Beides zusammen - laufen und parallel zuhören oder plaudern, führt oft zur Blockade oder verstärkt diese.
Sturzprophylaxe bei Parkinson
Stürze sind markante klinische Meilensteine der Parkinsonerkrankung. Das Sturzrisiko bei Parkinson wird oft unterschätzt. Im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen besteht ein dreifach erhöhtes Sturzrisiko. Stürze stehen in Zusammenhang mit Frakturen, insbesondere des Femurhalses. Beeinträchtigungen der Lebensqualität von Patienten und Angehörigen sind die Folge.
Spezifische Maßnahmen bei Parkinson:
- Medikamentöse Therapie: Eine optimale medikamentöse Einstellung ist entscheidend, um motorische und nicht-motorische Symptome zu kontrollieren.
- Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie: Diese Therapien helfen, Störungen des Sprechens, des Gleichgewichts, des Gehens und der Körperhaltung zu behandeln.
- Bewegungstherapie und aktivierende Pflege: Sie sind wichtig, damit die Betroffenen in Bewegung und damit auch selbstständig bleiben.
- Hilfsmittel: Bauchbinde oder Stützstrümpfe können bei niedrigem Blutdruck helfen, Blutdruckschwankungen zu reduzieren und das Sturzrisiko zu senken.
- Umfeldanpassung: Mithilfe von mitgebrachten Smartphone-Fotos oder Zeichnungen kann Köppen oft einen persönlichen Blick in das häusliche Umfeld werfen. Dann versucht sie gemeinsam mit den Patienten, die vorhandenen Hilfsmittel noch besser auf die individuellen Bedürfnisse abzustimmen. Sie berichtet: Ein Patient fiel häufig in der Küche um. Anhand einer technischen Zeichnung seiner Küche stellten wir dann die häusliche Situation bei uns in der Klinik nach und entwickelten für ihn optimale Bewegungsabläufe. Schwierig sei etwa für viele Betroffene, einen Topf vom Herd zu nehmen und sich damit zu drehen, um ihn an den Tisch zu bringen. Diesen Bewegungsablauf übt Köppen mit den Betroffenen, bis er verinnerlicht ist.
Gangstörungen und Freezing
Gang- und Gleichgewichtsstörungen zählen zu den wichtigsten Behinderungen durch die Parkinson-Erkrankung. Während sich das Gangbild zu Beginn der Erkrankung meist unter Antiparkinson-Medikamenten bessert, kommt es mit zunehmender Krankheitsdauer häufig zu unzureichend medikamentös beherrschbaren Gangblockaden (Startverzögerung, Freezing) und Gleichgewichtsstörungen. Wegen des mangelhaften Ansprechens auf Medikamente oder auf die Tiefe Hirnstimulation haben aktivierende Therapien dann eine besonders große Bedeutung. Pflegekräfte können die Sicherheit und Mobilität der Betroffenen durch Sturzprävention und eine Verhaltensschulung maßgeblich unterstützen.
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