Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die das Nervensystem betrifft. Obwohl es keine Heilung gibt, können die Symptome durch verschiedene Therapieansätze gelindert werden. Die Erkrankung ist facettenreich und umfasst sowohl motorische als auch nicht-motorische Symptome, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.
Frühsymptome und Diagnose
Viele Patienten zeigen schon vor der eigentlichen Diagnose unspezifische Frühsymptome. Dazu gehören:
- REM-Schlafverhaltensstörung: Ausleben von Träumen im Schlaf, wobei Betroffene im Schlaf um sich schlagen oder schreien können. Im Gegensatz zu "Normalträumenden" durchleben sie ihre Träume regelrecht.
- Riechstörung: Beeinträchtigung des Geruchssinns, die von den Betroffenen oft nicht bemerkt wird.
- Seelische Veränderungen: Konzentrationsprobleme und andere psychische Veränderungen.
- Motorische Veränderungen: Reduziertes Mitschwingen eines Arms beim Gehen.
Die Diagnose wird meist aufgrund der typischen motorischen Frühsymptome gestellt, wie z.B. Zittern, Muskelsteifheit (Rigor), Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese) oder Haltungsinstabilität.
Motorische Symptome
Die Parkinsonerkrankung geht immer mit einer Bewegungsarmut oder Bewegungslosigkeit einher. Zu den vier Hauptsymptomen, die in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten können, gehören:
- Muskelsteifheit (Rigor): Erhöhte Muskelspannung, die zu ruckartigen Bewegungen führen kann (Zahnradphänomen).
- Zittern im Ruhezustand (Ruhetremor): Unwillkürliches Zittern, das vor allem in Ruhe auftritt.
- Verlangsamung der Bewegung (Bradykinese): Verlangsamte Ausführung von Bewegungen.
- Haltungs- und Gangsicherheit sind gestört (Posturale Instabilität): Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten, was zu Stürzen führen kann.
Weitere motorische Beeinträchtigungen können sich durch steife Gesichtsmuskeln, eine gebeugte Körperhaltung und einen veränderten Gang zeigen.
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Nicht-motorische Symptome
Morbus Parkinson ist weitaus mehr als eine Bewegungsstörung. Neben den motorischen Symptomen können auch eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen auftreten, darunter:
- Kognitive Beeinträchtigungen: Veränderungen der geistigen Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und exekutive Funktionen.
- Psychische Veränderungen: Depressionen, Angstzustände, Psychosen und Halluzinationen.
- Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafstörungen, Tagesmüdigkeit und REM-Schlafverhaltensstörung.
- Autonome Funktionsstörungen: Verstopfung, Inkontinenz, starkes Schwitzen, sexuelle Funktionsstörungen.
- Sensorische Störungen: Riechstörungen, Missempfindungen.
Kognitive Beeinträchtigungen im Detail
Kognitive Veränderungen sind häufig Teil der Parkinson-Erkrankung und können sich auf verschiedene Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit auswirken.
Aufmerksamkeit
Die Fähigkeit, sich auf bestimmte Reize zu konzentrieren und Ablenkungen auszublenden, kann beeinträchtigt sein. Dies kann es Betroffenen erschweren, Gesprächen in lauten Umgebungen zu folgen oder sich auf Aufgaben zu konzentrieren.
Gedächtnis
Menschen mit Morbus Parkinson haben manchmal Schwierigkeiten, Erinnerungen aus dem Gedächtnis abzurufen. Diese Beeinträchtigung ist meistens allerdings weniger stark ausgeprägt als bei einer Alzheimer-Demenz. So können Patienten mit Morbus Parkinson sich häufig an Informationen erinnern, sobald ihnen Tipps oder Hinweise zur Verfügung stehen. Das ‚prospektive Gedächtnis‘ kann ebenfalls beeinträchtigt sein, was dazu führt, dass Betroffene Termine oder Aufgaben vergessen.
Exekutive Funktionen
Zu den exekutiven Funktionen gehören Fähigkeiten wie das Planen, Organisieren und Beginnen von Handlungen. Beeinträchtigungen in diesem Bereich können sich in Schwierigkeiten äußern, Entscheidungen zu treffen, den Tag zu strukturieren oder Aktivitäten zu planen.
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Visuell-Räumliche Fähigkeiten
Visuell-Räumliche Fähigkeiten erlauben es uns, zu erfassen, wo sich Dinge im Raum befinden. Beeinträchtigungen können sich bei Menschen mit Morbus Parkinson in Orientierungsschwierigkeiten äußern.
Parkinson-Demenz
Einige Menschen mit Parkinson entwickeln im Verlauf der Erkrankung eine Demenz, die als Parkinson-Demenz bezeichnet wird. Diese Form der Demenz ist durch Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, der Geschwindigkeit von Denkprozessen und der Lernfähigkeit gekennzeichnet. Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit sind vor allem die Aufmerksamkeit und die Geschwindigkeit von Denkprozessen gestört. Auch die Lernfähigkeit selbst bleibt erhalten, allerdings sind erlernte Inhalte nur mit Verzögerung abrufbar.
Symptome der Parkinson-Demenz
Die Parkinson-Demenz macht sich durch verschiedene Störungen der kognitiven Funktionen bemerkbar:
- Beeinträchtigte Aufmerksamkeit: Aufgaben, die eine hohe Aufmerksamkeit erfordern, sind für die Betroffenen schwer zu erfüllen
- Schwierigkeiten beim Planen und Ausführen von Tätigkeiten
- Verlangsamtes Denken
- Beeinträchtigungen bei der räumlichen Orientierung und Wahrnehmung
- Schwierigkeiten, kürzliche Ereignisse oder neu erlernte Inhalte abzurufen
- Manchmal Schwierigkeiten, Worte zu finden und Probleme, komplizierte Sätze zu bilden
Neben den kognitiven Beeinträchtigungen kommt es bei Menschen mit Parkinson-Demenz auch zu Änderungen des Verhaltens. Betroffene wirken oft apathisch, sie verlieren ihre Spontaneität und Motivation. Auch Veränderungen der Persönlichkeit und Stimmungsschwankungen mit Ängsten und depressiven Symptomen treten auf. Einige Menschen mit Parkinson-Demenz leiden an Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
Diagnose der Parkinson-Demenz
Bei Verdacht auf eine Parkinson-Demenz wird der Arzt verschiedene Untersuchungen durchführen. Zuerst erfragt er die Krankengeschichte (Anamnese) im Gespräch mit dem Betroffenen und den Angehörigen. Dabei lässt er sich zum Beispiel die Symptome genau schildern, also etwa Probleme mit der Konzentration. Außerdem fragt der Arzt, seit wann diese Symptome bestehen, ob andere Erkrankungen vorliegen und welche Medikamente der Betroffene einnimmt.
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Nach dem Anamnese-Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Außerdem entnimmt der Arzt eine Blutprobe für eine Laboranalyse. Mit sogenannten kognitiven Kurztests prüft der Arzt, ob der Betroffene tatsächlich an einer Parkinson-Demenz (oder sonstigen Demenz) leidet. Allerdings sind diese Tests bei leichter Demenz wenig aussagekräftig. Dann ist gegebenenfalls eine vertiefende neuropsychologische Untersuchung nötig. Bei Demenz-Verdacht wird oft das Gehirn bildlich dargestellt - mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT, Kernspintomografie).
Behandlung der Parkinson-Demenz
Zunächst ist es manchmal notwendig, die Medikamente anzupassen, die gegen die Parkinson-Krankheit eingenommen werden. Manche Präparate verstärken nämlich eine Demenz. Sie sollten deshalb gegen andere ersetzt werden, die das nicht tun.
Es gibt auch Medikamente, die gezielt die Symptome der Parkinson-Demenz lindern. Dazu zählen vor allem Präparate mit dem Wirkstoff Rivastigmin. Das ist ein sogenannter Acetylcholinesterase-Hemmer: Die Acetylcholinesterase ist ein Enzym, das im Gehirn den Nerven-Botenstoff (Neurotransmitter) Acetylcholin abbaut. Wie bei der Alzheimer-Demenz besteht auch bei der Parkinson-Demenz ein Mangel an Acetylcholin. Rivastigmin behebt diesen Mangel, indem es das Enzym hemmt, das normalerweise Acetylcholin abbaut. So bleiben Hirnleistungen wie Denken, Lernen und Erinnern länger erhalten. Zudem kommen die Betroffenen in ihrem Alltagsleben wieder besser zurecht.
Neben Medikamenten sind auch nicht-medikamentöse Maßnahmen bei Parkinson-Demenz (und anderen Demenzen) sehr wichtig. Empfehlenswert sind zum Beispiel Krankengymnastik, eine gesunde Ernährung und viel Bewegung. Gedächtnistraining („Gehirnjogging“) bietet sich bei leichten Formen von Parkinson-Demenz an, solange sich die Betroffenen mit Freude und ohne Frustration daran beteiligen. Auch künstlerisch-expressive Therapieformen wie Malen, Musik und Tanz wirken sich unter Umständen positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Betroffenen aus. Bei Parkinson-Demenz ist es auch wichtig, die Wohnräume bedürfnisgerecht zu gestalten. Dazu gehört, mögliche Gefahren- und Verletzungsquellen zu beseitigen.
Therapieansätze
Die Behandlung von Morbus Parkinson zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die Therapie umfasst in der Regel:
- Medikamentöse Behandlung: Dopamin-Ersatztherapie mit L-Dopa oder Dopaminagonisten, um den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen.
- Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Bewegungstherapie, um die motorischen Fähigkeiten, die Sprache und das Gleichgewicht zu verbessern.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein operativer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert werden, um die Symptome zu reduzieren.
- Psychologische Unterstützung: Beratung und Therapie zur Bewältigung von Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen.
Bedeutung von Bewegung und Sport
Bewegung spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Morbus Parkinson. Regelmäßige körperliche Aktivität kann die motorischen Symptome verbessern, die kognitive Funktion unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Rhythmischer Sport wie Nordic Walking, Tanzen, Schwimmen, Golfen und Tennis ist besonders empfehlenswert.
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