Parkinson-Medikamente absetzen: Risiken und Alternativen

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin produzierenden Zellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Obwohl es keine Heilung gibt, können Medikamente die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, welche Risiken mit dem Absetzen von Parkinson-Medikamenten verbunden sind.

Parkinson-Krankheit und ihre Behandlung

Die Parkinson-Forschung in Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz hat zu einer Vielzahl von Therapien geführt. Die Kombination verschiedener Therapieansätze ermöglicht heute gute Behandlungsergebnisse.

Symptome und Therapie-Säulen

Die Parkinson-Krankheit beginnt schleichend mit unspezifischen Symptomen. Im Laufe der Erkrankung treten die Kardinalsymptome wie Bradykinese (Bewegungsverlangsamung) und Rigor (Muskelsteifigkeit) auf. Die Therapie basiert auf drei Säulen:

  1. Medikamentöse Therapie: Tabletten oder Pflaster mit verschiedenen Medikamenten.
  2. Beübende Verfahren: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie.
  3. Anpassung der Therapie: Da die Erkrankung fortschreitet und sich die Symptome verändern können, ist eine regelmäßige Anpassung der Therapie notwendig.

Bedeutung der Medikamenteneinnahme

Da die Parkinson-Krankheit fortschreitet und Dopamin produzierende Zellen absterben, ist eine lebenslange Fortsetzung der Therapie notwendig. Ein Absetzen der Medikamente würde zu einer massiven Verschlechterung der Beschwerden führen.

Ziele der Parkinson-Behandlung

Das Hauptziel der Behandlung ist die Linderung der Symptome und die Verbesserung oder Erhaltung der Lebensqualität. Die Auswahl der richtigen Therapie ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab:

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  • Ausprägung und Schweregrad der Erkrankung
  • Vorherrschende Symptome (Verlangsamung, Steifigkeit, Zittern)
  • Alter des Patienten
  • Berufliche Situation
  • Komorbiditäten (psychiatrische Diagnosen, Herzprobleme, Augenprobleme)
  • Lebenssituation

Medikamentöse Therapie im Detail

L-Dopa: Der Goldstandard

L-Dopa, eingeführt 1961, ist nach wie vor das wirksamste Medikament. Es wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt, um den Dopaminmangel auszugleichen. Oft wird es mit anderen Medikamenten kombiniert, um Wirkungsschwankungen hinauszuzögern.

Wirkmechanismus von L-Dopa

Bei Morbus Parkinson besteht ein Dopaminmangel, der zu motorischen Symptomen wie Muskelsteifheit (Rigor) und Unbeweglichkeit (Bradykinese/Hypokinese) führt. Dopamin kann nicht direkt über den Blutkreislauf zugeführt werden, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann. Daher wird Levodopa, die Vorstufe von Dopamin, verabreicht. Im Gehirn wird es dann in Dopamin umgewandelt.

Kombination mit Decarboxylase-Hemmern

Um zu verhindern, dass L-Dopa bereits vor dem Überwinden der Blut-Hirn-Schranke in Dopamin umgewandelt wird, werden zusätzlich Wirkstoffe wie Carbidopa und Benserazid eingesetzt. Diese Decarboxylase-Hemmer blockieren die Umwandlung von Levodopa im Blutkreislauf, sodass es das Gehirn erreicht.

Einnahmehinweise für L-Dopa

L-Dopa gelangt über den oberen Abschnitt des Dünndarms ins Blut, wobei der Spiegel nach etwa einer Stunde am höchsten ist, wenn das Medikament auf leeren Magen eingenommen wurde. Vorsicht ist beim Verzehr von Eiweiß geboten, da Proteine die Aufnahme von L-Dopa beeinträchtigen können.

Abbau und Wirkdauer von L-Dopa

Dopamin wird schnell abgebaut, weshalb L-Dopa mehrmals täglich eingenommen werden muss. L-Dopa-Präparate werden oft mit einem COMT-Hemmer wie Entacapon kombiniert, um den Abbau des Dopamins zu hemmen und die Wirkdauer zu verlängern.

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Spätkomplikationen bei L-Dopa-Therapie

Durch die schnell ansteigende notwendige Dosierung kann es häufiger zu Spätkomplikationen wie Wirkungsschwankungen kommen. Das Gehirn gewöhnt sich an den Wirkstoff, wodurch die Dosis weiter ansteigt und das Risiko für Nebenwirkungen zunimmt.

Dopaminagonisten

Dopaminagonisten stimulieren die Dopaminrezeptoren im Gehirn und ahmen so die Wirkung von Dopamin nach. Sie wirken schwächer als L-Dopa, haben aber weniger Risiko für motorische Komplikationen. Allerdings können sie mehr akute Nebenwirkungen haben, insbesondere psychiatrische Nebenwirkungen wie Impulskontrollstörungen.

MAO-B-Hemmer

MAO-B-Hemmer werden oft in der Frühphase eingesetzt. Sie hemmen den Abbau von Dopamin im Gehirn und erhöhen so die verfügbare Menge an Dopamin.

Weitere Medikamente

Es gibt auch Retardpräparate von L-Dopa, die länger wirken, sowie lösliches L-Dopa, das schneller wirkt. COMT-Hemmer können eingenommen werden, um den Wirkspiegel zu glätten und Schwankungen abzuflachen.

Wann beginnt man mit der Therapie?

Prinzipiell beginnt man mit einer Therapie, wenn Symptome behindernd sind. In der Frühphase gibt es drei Therapieoptionen: L-Dopa, Dopaminagonisten und MAO-B-Hemmer.

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Therapieanpassung im Verlauf

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende Erkrankung, daher ist eine ständige Anpassung und Überprüfung der Therapie notwendig. Im Laufe der Zeit können Symptome schlimmer werden oder neue Symptome auftreten. Auch Nebenwirkungen können auftreten.

Fortgeschrittenes Stadium

Im fortgeschrittenen Stadium können Wirkschwankungen (motorische Fluktuationen) und Überbewegungen (Dyskinesien) auftreten. In diesem Stadium kommen invasivere Therapieformen wie Pumpentherapien oder die Parkinsonchirurgie in Frage.

Mögliche Nebenwirkungen der Medikamente

Unter der laufenden Parkinson-Therapie können Nebenwirkungen auftreten. Dopaminagonisten können Impulskontrollstörungen verursachen. Levodopa kann zu Überbewegungen oder visuellen Halluzinationen führen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Beinödeme und Tagesmüdigkeit.

Bedeutung von Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie

  • Logopädie: Behandelt Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen.
  • Physiotherapie: Verbessert die Bewegung und normalisiert Bewegungsabläufe.
  • Ergotherapie: Erleichtert die Bewältigung von Alltagssituationen und trainiert die Feinmotorik.

Bewegung und Sport

Regelmäßige körperliche Betätigung kann die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Empfohlen werden dreimal pro Woche je 20 Minuten sanftes Ausdauer- und Krafttraining.

Medikamente bei Parkinson: Ein Überblick

Um die Motorik bei Parkinson-Patienten zu verbessern, werden häufig folgende Wirkstoffklassen eingesetzt:

  • Levodopa
  • Dopamin-Agonisten
  • MAO-B-Hemmer
  • COMT-Hemmer
  • NMDA-Rezeptor-Antagonisten

Die Auswahl des Medikaments oder der Kombination hängt von Faktoren wie Alter, Symptomen, Krankheitsstadium und Vorerkrankungen ab.

Wie Parkinson-Medikamente wirken

  • Levodopa: Wird im Gehirn zu Dopamin umgebaut und behebt so den Dopamin-Mangel.
  • Dopamin-Agonisten: Ahmen die Wirkung von Dopamin nach.
  • MAO-B-Hemmer: Blockieren den Abbau von Dopamin im Gehirn.
  • COMT-Hemmer: Sorgen dafür, dass Dopamin nicht abgebaut wird.
  • NMDA-Rezeptor-Antagonisten: Blockieren die Andockstellen für Glutamat an den Nervenzellen.

Wirkung und Nebenwirkungen der Medikamente

Levodopa ist sehr wirksam in der frühen Behandlung der Parkinson-Krankheit, kann aber im Laufe der Zeit zu Wirkungsschwankungen und Dyskinesien führen. Dopamin-Agonisten lindern Bewegungsbeschwerden weniger gut und haben stärkere Nebenwirkungen. MAO-B-Hemmer wirken sich gering auf die Verbesserung von Bewegungsbeschwerden aus.

Was bei der Einnahme zu beachten ist

Levodopa sollte eine halbe Stunde vor dem Essen oder eineinhalb Stunden nach dem Essen eingenommen werden. Dopamin-Agonisten sollten immer mit einer Mahlzeit oder einem Imbiss eingenommen werden.

Risiken beim Absetzen von Parkinson-Medikamenten

Parkinson-Medikamente sollten nicht abrupt abgesetzt werden, da dies zu einem Entzugssyndrom führen kann, das dem malignen neuroleptischen Syndrom (MNS) oder einer akinetischen Krise ähnelt. Das MNS ist eine bedrohliche neurologische Erkrankung, die sich durch erhöhte Körpertemperatur, Muskelsteifheit und Bewusstseinsveränderungen äußert. Eine akinetische Krise äußert sich durch eine plötzliche Verschlechterung der für Parkinson typischen Bewegungs-Beschwerden, bis hin zur Unfähigkeit, sich zu bewegen.

Entzugssymptome bei Dopamin-Agonisten

Bei Dopamin-Agonisten kann das Entzugssyndrom Angstlichkeit, Panikattacken, Depressivität, Schwitzen, Übelkeit, Schmerzen, Aufgeregtheit und Nervosität umfassen.

Vorgehensweise beim Absetzen

Möchte man Medikamente absetzen oder reduzieren, sollte man dies immer mit dem behandelnden Arzt abstimmen.

Alternativen, wenn die Medikamente nicht gut genug wirken

Wenn Einzelmedikamente zunehmend Nebenwirkungen verursachen, kann eine Kombinationstherapie helfen. Wenn Tabletten die Beschwerden nicht ausreichend lindern, kann L-Dopa oder ein Dopamin-Agonist über eine Pumpe verabreicht werden. Bei unkontrollierbarem Ruhezittern oder schweren Bewegungsstörungen kann ein Hirnschrittmacher implantiert werden.

Idiopathisches Parkinson-Syndrom

Das idiopathische Parkinson-Syndrom ist eine komplexe neurologische Erkrankung mit motorischen und nicht-motorischen Symptomen. Es ist durch klassische motorische Merkmale des Parkinsonismus in Verbindung mit den pathologischen Merkmalen von Lewy-Körperchen und dem Verlust von dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra gekennzeichnet. Die genaue Ursache ist unbekannt, aber es scheint ein Zusammenspiel von genetischen und Umweltfaktoren zu sein.

Motorische und nicht-motorische Symptome

Zu den wichtigsten motorischen Symptomen gehören Bradykinesie, Rigor, Ruhetremor sowie Haltungs- und Gangstörungen. Nicht-motorische Symptome umfassen kognitive, schlafbezogene, autonome und sensorische Störungen.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, die Dopaminkonzentration zu erhöhen oder die Dopaminrezeptoren direkt zu stimulieren. Dopaminerge Medikamente bilden derzeit die Hauptstütze der Therapie.

Anticholinergika

Anticholinergika sind eine ältere Medikamentenklasse, die aufgrund zahlreicher Nebenwirkungen weitgehend obsolet geworden ist. Sie können jedoch bei der Verbesserung des Rigors und Tremors hilfreich sein.

Amantadin

Amantadin kann zur Behandlung von Rigor, Ruhetremor und Müdigkeit verwendet werden und kann die Schwere von Levodopa-induzierten Dyskinesien begrenzen.

COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer

COMT-Hemmer hemmen den Abbau von Levodopa und werden in der Regel in Kombination mit Levodopa verwendet. MAO-B-Hemmer verringern die Aktivität des Enzyms MAO-B, was zu einer erhöhten dopaminergen Aktivität im Striatum führt.

Sekundäres Parkinson-Syndrom

Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen, aber kein "echtes" (idiopathisches) Parkinson-Syndrom darstellen. Man spricht dann von einem sekundären oder symptomatischen Parkinson-Syndrom.

Ursachen für sekundäres Parkinson-Syndrom

Bestimmte Medikamente, Hirntumoren, Hirnverletzungen, häufige kleine Schlaganfälle, Gifte, Entzündungen des Gehirns, Hirnatrophie bei Normaldruck-Hydrozephalus sowie Stoffwechsel-Erkrankungen können ein Parkinson-Syndrom auslösen.

Wechselwirkungen zwischen Medikamenten

Unter Wechselwirkungen zwischen Medikamenten versteht man eine gegenseitige Beeinflussung ihrer Wirkung und/oder Verträglichkeit. Das Risiko für Wechselwirkungen steigt mit der Anzahl der eingesetzten Mittel.

Pharmakokinetische und pharmakodynamische Interaktionen

Man unterscheidet pharmakokinetische von pharmakodynamischen Interaktionen. Die Pharmakokinetik untersucht, welchen Weg ein Wirkstoff von der Aufnahme bis zu seiner Ausscheidung durch den Körper nimmt. Die Pharmakodynamik befasst sich mit der spezifischen Wirkung des Stoffes im Organismus.

Einfluss von Nahrungs- und Genussmitteln

Auch Nahrungs- und Genussmittel können die Aufnahme eines Medikamentes, seinen Weg durch den Körper und/oder seine Ausscheidung verändern.

Compliance

Eine unzureichende Tabletteneinnahme führt zu einer Abschwächung der Wirkung und einer ungleichmäßigen Wirkstoffzufuhr im Gehirn.

Besonderheiten bei Parkinson-Patienten

Besonderheiten bei Parkinson-Patienten beginnen schon in der Mundhöhle: In den ersten Krankheitsjahren ist es die Mundtrockenheit, in den späteren Phasen der vermehrte Speichelfluss, welcher die Aufnahme von Medikamenten beeinflussen kann. Bei Schluckstörungen sollte man Wasser ohne Kohlensäure oder Kamillentee verwenden und Kaffee, schwarzen Tee und Fruchtsäfte meiden.

Eiweiß und L-Dopa

Die Einnahme L-Dopa-haltiger Medikamente mit Milch, Molke, Quark und Joghurt ist wegen dem hohen Eiweißgehalt nicht empfehlenswert. L-Dopa sollte mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit erfolgen, um eine Eiweißakinese (Unbeweglichkeit durch Eiweiß) zu vermeiden.

Magen-Darm-Trakt

Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhaut können zu einer verminderten Aufnahme von L-Dopa führen.

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