Impfungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsvorsorge und haben maßgeblich zur Ausrottung und Eindämmung vieler gefährlicher Krankheiten beigetragen. Allerdings können nach einer Impfung verschiedene Reaktionen auftreten, darunter auch Armkrämpfe. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Armkrämpfe nach Impfungen, gibt Informationen über andere mögliche Nebenwirkungen und erklärt, wann ärztlicher Rat eingeholt werden sollte.
Was sind Impfreaktionen?
Als Impfreaktion bezeichnet man Nebenwirkungen, die nach einer Impfung auftreten können. Diese Reaktionen zeigen, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert und einen Schutz aufbaut. Sie können lokal, also an oder nahe der Einstichstelle, oder als Allgemeinreaktion den gesamten Körper betreffen.
Typische Symptome einer Impfreaktion sind:
- Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle
- Abgeschlagenheit
- Unwohlsein
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall
- Fieber
Diese Reaktionen sind in der Regel mild und klingen nach wenigen Tagen von selbst wieder ab.
Ursachen von Armkrämpfen nach Impfung
Armkrämpfe nach einer Impfung können verschiedene Ursachen haben:
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Lokale Reaktionen: Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle sind eine häufige Nebenwirkung, da es durch die Immunantwort des Körpers infolge der Impfung zu einer Entzündungsreaktion an der betroffenen Stelle kommen kann. Diese Entzündung kann zu Muskelverspannungen und Krämpfen im Arm führen. Fachmediziner raten, den Arm nach der Impfung am besten zu kühlen und ruhig zu halten.
Allgemeine Impfreaktionen: Bei etwa zehn Prozent der Geimpften kommt es nach der Impfung zu Gliederschmerzen. Auch diese sind auf die Arbeit des Immunsystems zurückzuführen und können sich als Krämpfe äußern.
Kreislaufprobleme: Einige Menschen klagen nach der Impfung über Kreislaufprobleme, die ebenfalls zu Muskelverspannungen und Krämpfen führen können.
Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombozytopenie (VITT): In seltenen Fällen traten Anfang 2021 nach der Impfung mit Adenovirus-basierten Impfstoffen wie Vaxzevria (AstraZeneca) und Johnson & Johnson Thrombosen (Blutgerinnsel) an untypischen Stellen auf. Dieses Phänomen wurde als VITT bekannt. Obwohl diese Nebenwirkung sehr selten ist, kann sie zu neurologischen Symptomen wie Krampfanfällen führen.
Krampfanfälle: In seltenen Fällen wurden Krampfanfälle in zeitlichem Zusammenhang mit Corona-Impfungen gemeldet. Dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) wurden nach Impfung mit einem Covid-19-Impfstoff bisher insgesamt 1169 Verdachtsfallmeldungen eines Krampfanfalls berichtet.
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Weitere mögliche Nebenwirkungen nach Impfungen
Neben Armkrämpfen können nach Impfungen noch weitere Nebenwirkungen auftreten:
- Fieber: Fieber kann als normale Impfreaktion nach einer Impfung auftreten. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert und daher kein Grund zur Sorge.
- Übelkeit und Durchfall: Durch die erhöhte Tätigkeit des Immunsystems kann auch eine leichte Übelkeit nach der Impfung auftreten. Auch Durchfall gehört zu einer normalen Nebenwirkung nach einer Impfung, da der Darm eine wichtige Rolle bei der Funktion des Immunsystems spielt.
- Rötung an der Einstichstelle: Aufgrund der durch die Immunantwort des Körpers ausgelösten Entzündung kann es nicht nur zu Schmerzen, sondern auch zu einer Rötung an der Einstichstelle kommen.
- Kopfschmerzen: Kopfschmerzen können als allgemeine Impfreaktion nach einer Impfung auftreten.
- Müdigkeit und Erschöpfung: Ist das Immunsystem aktiv, können auch Müdigkeit und Erschöpfung als Nebenwirkungen auftreten.
- Schüttelfrost: Besonders bei den Corona-Impfstoffen von BioNTech/Moderna berichten viele geimpfte Personen von Schüttelfrost als Nebenwirkung.
- Lymphknotenschwellung: Ist das Immunsystem besonders aktiv, können die Lymphknoten anschwellen. Dies kann auch nach einer Impfung der Fall sein.
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis): Nach der Impfung mit den Corona-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna sind vereinzelt Fälle von Herzmuskelentzündung (Myokarditis) aufgetreten. Mögliche Anzeichen für eine Herzmuskelentzündung sind unter anderem Herzrasen oder -stolpern, Schmerzen im Brustkorb und/oder im linken Arm, Schwindel bis hin zu Ohnmachtsanfällen, Erschöpfung sowie Kurzatmigkeit.
- Long COVID oder Multisystemisches Entzündungssyndrom (MIS-C): In wenigen Fällen können Long COVID oder ein Multisystemisches Entzündungssyndrom auch nach einer COVID-19-Impfung auftreten. Fallberichte deuten zurzeit auf ein deutlich geringeres Risiko als nach einer Infektion hin.
Wann sollte man ärztlichen Rat einholen?
Generell gilt: Bei starken oder ungewöhnlichen Beschwerden nach einer Impfung sollte man immer einen ÄrztinArzt aufsuchen. Insbesondere bei folgenden Symptomen ist eine ärztliche Untersuchung ratsam:
- Starke Schmerzen im Brustkorb oder im linken Arm
- Herzrasen oder -stolpern
- Schwindel bis hin zu Ohnmachtsanfällen
- Atemnot
- Krampfanfälle
- Neurologische Ausfälle
- Anzeichen einer allergischen Reaktion (z.B. Hautausschlag, Schwellungen im Gesicht, Atemnot)
- Symptome, die länger als zwei Wochen nach der Impfung anhalten oder sich verschlimmern
Es ist wichtig zu beachten, dass Impfnebenwirkungen nach § 6 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) meldepflichtig sind. Die Meldung erfolgt über den Hausarzt. Man kann jedoch auch selbst eine Meldung über das Online-Formular des Paul-Ehrlich-Instituts machen.
Was tun bei Impfreaktionen?
Die meisten Impfreaktionen sind harmlos und klingen von selbst wieder ab. Es gibt jedoch einige Maßnahmen, die man ergreifen kann, um die Beschwerden zu lindern:
- Kühlen: Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle können wie einen Insektenstich gekühlt werden, beispielsweise mit einem Kühlpack oder einem Kühlgel.
- Schmerzmittel: Gegen Gliederschmerzen und Kopfschmerzen können Schmerzmittel eingenommen werden. Schmerzmittel sollten jedoch erst sechs Stunden nach der Impfung eingenommen werden, um die Immunantwort des Körpers nicht abzuschwächen.
- Wärme: Ein Wärmekissen oder ein warmes Vollbad kann zur Linderung der Gliederschmerzen beitragen.
- Ruhe: Am Tag der Impfung sollte man sich schonen und körperliche Anstrengungen vermeiden.
- Flüssigkeitszufuhr: Bei Durchfall sollte man darauf achten, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
- Kreislauf anregen: Bei Kreislaufproblemen kann es helfen, sich hinzulegen und die Beine hochzulagern.
Tetanus-Impfung und Muskelkrämpfe
Ein besonderer Fall ist die Tetanus-Impfung, da Tetanus selbst zu Muskelkrämpfen führen kann. Tetanus wird durch das Bakterium Clostridium tetani verursacht, dessen Sporen sich im Erdreich und im Kot von Tieren befinden. Die Bakterien gelangen über Verletzungen in den Körper und produzieren ein Gift, das zu starken Muskelkrämpfen führt.
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Die Tetanus-Impfung ist daher sehr wichtig, um sich vor dieser gefährlichen Krankheit zu schützen. Die Grundimmunisierung erfolgt bereits bei Säuglingen und sollte regelmäßig aufgefrischt werden.
Post-Vac-Syndrom
Einige Experten sprechen im Zusammenhang mit langfristigen Beschwerden nach einer Impfung von einem "Post-Vac-Syndrom". Die Symptome ähneln denen von Long COVID und umfassen unter anderem Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Muskelschmerzen. Die Ursachen für das Post-Vac-Syndrom sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass eine überschießende Immunreaktion oder eine Reaktivierung von Viren eine Rolle spielen könnten.
Es gibt bisher nur wenige Anlaufstellen für Menschen mit Verdacht auf Post-Vac, wie beispielsweise die Spezialambulanz für Post-Vac-Fälle am Universitätsklinikum Marburg und die neurologische Post-COVID-19-Sprechstunde an der Klinik für Neurologie, Charité Universitätsmedizin Berlin.