Viele Menschen, die dringend einen Termin bei einem Neurologen benötigen, sehen sich oft mit langen Wartezeiten konfrontiert. Dies kann besonders frustrierend sein, wenn akute Beschwerden vorliegen. Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie gesetzlich Versicherte schneller einen Termin erhalten können. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Optionen und gibt praktische Tipps, wie man die Wartezeit verkürzen kann.
Die Herausforderung: Lange Wartezeiten beim Facharzt
Es ist ein bekanntes Problem: Man benötigt dringend einen Termin bei einem Facharzt, doch die Wartezeiten sind oft lang. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2020 ergab, dass gesetzlich Versicherte im Durchschnitt 25 Tage auf einen Facharzttermin warten müssen, während es bei Privatversicherten nur zwölf Tage sind. Diese Situation wird durch verschiedene Faktoren verschärft:
- Fachkräftemangel: Es gibt zu wenige Fachärzte, besonders in ländlichen Regionen.
- Unzureichende Vergütung: Viele Fachkräfte steigen aufgrund von Bürokratie und unzureichender Vergütung aus.
- Bevorzugung von Privatpatienten: Privatpatienten bringen höhere Vergütungen und werden daher oft bevorzugt behandelt.
- Budgetierung: Ärzte dürfen nur eine bestimmte Anzahl gesetzlich versicherter Patienten pro Quartal voll abrechnen.
- Demografischer Wandel: Der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung steigt, was zu einem erhöhten Behandlungsbedarf führt.
- Verändertes Patientenverhalten: Viele Menschen gehen früher und häufiger zum Arzt, auch für Check-up-Untersuchungen.
Fünf Wege zu einem schnelleren Facharzttermin
Trotz dieser Herausforderungen gibt es verschiedene Wege, wie man als Kassenpatient schneller einen Facharzttermin bekommen kann.
1. Servicenummer 116 117: Die zentrale Anlaufstelle
Die Servicenummer 116 117 ist die zentrale Anlaufstelle der Kassenärztlichen Vereinigung und sollte die erste Wahl bei der Suche nach einem Facharzttermin sein. Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben den gesetzlichen Auftrag, in dringenden Fällen Facharzttermine in erreichbarer Nähe zu vermitteln.
- Dringlichkeitscode: In den meisten Fällen benötigen Sie eine Überweisung vom Hausarzt mit einem sogenannten Dringlichkeitscode. Dieser Code bescheinigt, dass Ihr Fall tatsächlich keinen Aufschub duldet.
- Ausnahmen: Keine Überweisung benötigen Sie für Besuche bei Kinder-, Haus- und Augenärzten, bei Gynäkologen und für eine psychotherapeutische Sprechstunde.
- Weitere Hilfe: Die Servicestellen helfen auch, einen Haus- oder Kinderarzt zu finden, der Sie auf Dauer aufnimmt.
2. Der Hausarzt als Vermittler
Der Hausarzt ist oft der wichtigste Verbündete bei der Suche nach einem schnellen Facharzttermin. Er kennt die Versorgungsstruktur vor Ort, weiß, welcher Facharzt möglicherweise noch zeitnah Termine vergibt, und kann gezielt weiterhelfen - oft auch durch persönliche Kontakte zu Fachkollegen.
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- Überweisung mit Dringlichkeitsvermerk: Bei medizinischer Notwendigkeit kann der Hausarzt eine Überweisung mit einem Dringlichkeitsvermerk ausstellen. Damit haben Sie Anspruch auf einen Termin innerhalb von vier Wochen - vermittelt über die Terminservicestelle.
- Hausarztvermittlung: Der Hausarzt kann auch direkt den Facharzttermin für den Patienten vereinbaren. Dieser Termin sollte innerhalb weniger Tage stattfinden, spätestens jedoch nach 35 Tagen. Der Facharzt hält für die Hausarztvermittlung extra Termine frei und erhält dafür von den Krankenkassen eine extra Vergütung, ebenso wie der Hausarzt für die Vermittlung.
3. Akutsprechstunden und offene Sprechstunden
Einige Fachrichtungen, wie Neurologen, Hautärzte, Orthopäden, Urologen, HNO-Ärzte und Psychiater, bieten Akutsprechstunden an. Diese Sprechstunden sind für dringende Fälle gedacht und ermöglichen es Patienten, auch ohne vorherige Anmeldung behandelt zu werden.
- Wartezeit einkalkulieren: Jeder Patient kann einfach hingehen, muss aber Wartezeit einkalkulieren.
- Verpflichtung zur offenen Sprechstunde: Viele Facharztgruppen sind verpflichtet, mindestens fünf Stunden pro Woche für dringende Termine ohne Anmeldung anzubieten.
4. Terminvermittlungsportale im Internet
In Städten, in denen mehrere Ärzte jeder Fachrichtung erreichbar sind, können Kassenpatienten Arztportale wie Doctolib, Jameda oder Clickdoc nutzen, um nach freien Terminen zu suchen.
- Wartelisten: Manche Mediziner haben über die Portale eine Warteliste freigeschaltet, die man aktivieren kann. Auf diese Weise kann man mit Glück kurzfristig einen Termin bekommen, weil jemand anderes absagt.
- Online-Termine: Viele Fachärzte bieten heute digitale Sprechstunden per Video an, besonders in den Bereichen Dermatologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Innere Medizin und Allgemeinmedizin.
5. Unterstützung durch die Krankenkasse
Knapp drei Dutzend Krankenkassen bieten ihren Versicherten Hilfe bei der Arztterminsuche an. Ob Ihre Kasse dabei ist, erfahren Sie im Krankenkassenvergleich von "Finanztest" oder direkt bei Ihrer Krankenkasse.
- Unterschiedliche Service-Angebote: Die Service-Angebote funktionieren von Kasse zu Kasse unterschiedlich - manche verlangen eine Überweisung, andere nicht.
- Terminservice: Viele Krankenkassen bieten einen eigenen Terminservice für Facharztbesuche an - unabhängig von der offiziellen 116117-Stelle. Dieser Service kann direkt mit Vertragsärzten sprechen, Termine priorisieren oder Sie an Praxen vermitteln, die noch Kapazitäten haben.
Weitere Tipps und Strategien für die Terminsuche
Neben den genannten Wegen gibt es noch weitere Strategien, die bei der Terminsuche hilfreich sein können:
- Direkt bei der Praxis anrufen: Anstatt sich auf Online-Portale zu verlassen, kann es sich lohnen, direkt bei den Praxen anzurufen und nachzufragen.
- Flexibilität zeigen: Je flexibler Sie in Bezug auf Tageszeit und Standort sind, desto eher ergibt sich eine freie Lücke - auch in benachbarten Städten oder Randzeiten.
- Wartelisten nutzen: Bitten Sie darum, auf eine Warteliste für kurzfristige Absagen gesetzt zu werden.
- Medizinische Versorgungszentren (MVZ) aufsuchen: MVZs verfügen über mehrere Ärzte pro Fachrichtung und haben oft mehr Flexibilität bei der Terminvergabe.
- Privat- oder Selbstzahlertermine in Betracht ziehen: Wenn Sie bereit sind, die Kosten selbst zu tragen, bieten manche Fachärzte sogenannte Privat- oder Selbstzahlertermine an.
- Zusatzversicherung abschließen: Eine private Krankenzusatzversicherung kann Ihnen als Kassenpatient Leistungen wie Privatpatienten ermöglichen und Ihnen so schneller zu einem Facharzttermin verhelfen.
- Freundlich und respektvoll bleiben: Sagen Sie klar, was Sie brauchen - z. B. „Ich habe starke Beschwerden und würde gern auf eine kurzfristige Warteliste kommen“ - aber bleiben Sie freundlich und respektvoll.
Was tun, wenn alle Stricke reißen?
Sollten alle genannten Strategien nicht zum Erfolg führen, gibt es noch weitere Optionen:
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- Ärztlicher Bereitschaftsdienst: In sehr dringenden Fällen hilft der ärztliche Bereitschaftsdienst weiter. Die zuständige Nummer finden Sie auf der Webseite 116117.de.
- Rettungsstelle: Im Notfall ist die Rettungsstelle die richtige Anlaufstelle.
- Ambulante Behandlung im Krankenhaus: Falls die Terminservicestelle keinen Termin vermitteln kann, soll sie eine ambulante Behandlung im Krankenhaus vermitteln.
Sonderfall: Termine bei Psychotherapeuten
Besonders problematisch ist es oft, einen Termin bei einem Psychotherapeuten zu bekommen. Wartezeiten von 6 bis 12 Monaten sind keine Seltenheit. Die Terminservicestellen vermitteln nun auch Termine zu Psychotherapeuten.
- Keine Überweisung für Erstgespräch: Für ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten ist keine Überweisung notwendig.
- Akutbehandlung: Stellt der Therapeut fest, dass eine psychotherapeutische Akutbehandlung oder eine probatorische Sitzung nötig ist, muss er dies in der Patienteninformation vermerken. Mit dieser Empfehlung kann der Patient dann wiederum einen Ersttermin über die Terminservicestellen beantragen.
- Vermittlung innerhalb von 2 Wochen: Die Terminstelle muss innerhalb von 2 Wochen einen Termin zur Akutbehandlung vermitteln.
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