Parkinson-Therapiegeräte: Ein umfassender Überblick

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt. Obwohl es keine Heilung gibt, existieren verschiedene Therapieansätze und Geräte, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Therapiegeräte, die bei der Behandlung von Parkinson eingesetzt werden.

Medikamentöse Therapie und Pumpensysteme

Die medikamentöse Therapie ist ein Eckpfeiler der Parkinson-Behandlung. Ziel ist es, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen und so die Symptome zu lindern. Ein häufig eingesetztes Medikament ist L-Dopa (Levodopa), das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Da L-Dopa jedoch Wirkungsschwankungen verursachen kann, kommen in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung Pumpensysteme zum Einsatz, die eine kontinuierliche Medikamentenabgabe ermöglichen.

Levodopa-Pumpe

Die Levodopa-Pumpe (auch L-Dopa-Pumpe genannt) ist eine Therapieoption bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson, die auf eine kontinuierliche Aufnahme des Wirkstoffes L-Dopa direkt über den Dünndarm setzt. Die Levodopa-Pumpen stehen in zwei Wirkstoffkombinationen zur Verfügung: Levodopa/Carbidopa und Levodopa/Carbidopa/Entacapon. Beide Formen kommen bei einem fortgeschrittenen Parkinson zum Einsatz.

Das Prinzip der L-Dopa-Pumpe besteht darin, dass eine vorprogrammierte Dosis an Levodopa über eine Sonde direkt in den Dünndarm gelangt und von dort in den Körper aufgenommen wird. Damit umgeht man mögliche Wirkungsschwankungen durch verzögerte Magen- und Darmbewegungen. Bei diesen Pumpentherapien kann die Wirksamkeit vorab getestet werden. Nach der Entscheidung für eine dauerhafte L-Dopa-Therapie wird in einem kleinen operativen Eingriff im Krankenhaus die Sonde mit dem Schlauch über die Bauchdecke in den Magen/Dünndarm gelegt. Dies geschieht unter leichter Narkose ohne Beatmung. Die L-Dopa-Pumpe, welche aus der eigentlichen Pumpe und einer Kassette mit dem Wirkstoffen besteht, tragen die PatientInnen immer mit sich.

Durch die kontinuierliche Verabreichung von L-Dopa können Phasen guter Beweglichkeit verlängert und unvorhersehbare Wirkschwankungen vermindert werden. Aufgrund der Lage der Sonde, die durch die Bauchdecke in den Magen und von dort bis in den Dünndarm führt, muss diese regelmäßig kontrolliert und die Pflege äußerst sorgfältig durchgeführt werden. Neben geschultem Personal können das auch die Patientin/der Patient selbst oder Angehörige durchführen. Durch eine gewissenhafte Kontrolle können mögliche Komplikationen, wie das Verrutschen des Schlauchs im Dünndarm, frühzeitig erkannt und behoben werden.

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Subkutane L-Dopa-Pumpe

Bei dieser Form der Verabreichung wird das Medikament über eine Kanüle unter das Hautgewebe, vorzugsweise am Bauch, verabreicht. Wie bei der jejunalen L-Dopa-Pumpe versorgt die subkutane L-Dopa-Pumpe mit einer kontinuierlichen Gabe des Medikaments die Patient:innen über eine Pumpe, die sie bei sich tragen. Die subkutane Therapie wird über 24 Stunden/Tag verabreicht. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Hautreaktionen an der Einstichstelle. Im Gegensatz zur jejunalen L-Dopa-Pumpe ist bei der subkutanen L-Dopa-Pumpe kein operativer Eingriff erforderlich. Die Kanülen zur Verabreichung des Medikaments müssen spätestens alle drei Tage gewechselt werden.

Apomorphin-Pumpe

Die Apomorphin-Pumpe ist eine Therapiemöglichkeit beim fortgeschrittenen Morbus Parkinson, die auf dem Dopaminagonisten Apomorphin beruht. Das therapeutische System besteht aus einem kleinen Apparat, der die Pumpe enthält, einer Spritze, die darauf gesetzt wird und einem Schlauch mit einer zarten Nadel am Ende. Das Apomorphin gelangt über die Nadel, die ins Gewebe am Bauch eingestochen und täglich gewechselt wird, in den Körper. Die Einstellung auf die richtige Dosis erfolgt im Krankenhaus mithilfe eines Apomorphin-Tests. Dort erlernen Sie auch wie das System zu verwenden und die Nadel zu legen ist.

Bei einer Therapie mit einer Apomorphin-Pumpe tragen Sie tagsüber eine kleine Tasche, welche die Pumpe enthält, bei sich. Vor allem bei Dyskinesien werden mit dieser Therapieform häufig deutliche Verbesserungen erzielt. Andere Medikamente können durch den Einsatz der Apomorphin-Pumpe meist deutlich reduziert aber nicht ganz ersetzt werden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Hautreaktionen an der Einstichstelle. Um dem vorzubeugen sollte auf die nötige Hygiene geachtet und die Einstichstelle täglich gewechselt werden.

Tiefe Hirnstimulation (THS)

Die tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein neurochirurgisches Verfahren, bei dem Elektroden in bestimmte Hirnareale implantiert werden, um elektrische Impulse abzugeben. Diese Impulse können die überaktiven Signale stören, die bei Parkinson typische Symptome wie Zittern, Steifheit oder Bewegungsverlangsamung verursachen.

Funktionsweise der THS

Bei der tiefen Hirnstimulation werden durch eine Art Hirnschrittmacher bestimmte Areale im Gehirn erregt, um so eine bessere Funktionsfähigkeit zu erreichen. Diese Therapieform ist nur für eine relativ kleine Gruppe von Parkinson-PatientInnen geeignet. Bei jüngeren PatientInnen ist sie deutlich wirksamer, weshalb Sie bei PatientInnen über 70 nicht eingesetzt wird. Wenn psychische Probleme wie Demenz oder Depressionen vorliegen oder PatientInnen stark ausgeprägte Sprech- oder Gleichgewichtsstörungen haben, kann sie nicht eingesetzt werden.

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Bei der tiefen Hirnstimulation werden Elektroden in einem operativen Eingriff in das Gehirn eingebracht. Diese Elektroden werden durch ein unter der Haut verlaufendes Verbindungskabel mit einem kleinen Stimulator (auch als Hirnschrittmacher bezeichnet) verbunden. Der Stimulator sendet leichte elektrische Impulse an die Elektroden im Gehirn und stimuliert so bestimmte Areale im Gehirn, die bei Parkinson krankhaft verändert sind. Der Hirnschrittmacher und die Elektroden schränken im Alltag nur wenig ein und es benötigt keiner speziellen Unterstützung durch Angehörige oder Pflegende.

Vorteile der THS

Symptome wie Zittern, eingeschränkte Beweglichkeit, Muskelstarre oder Dyskinesien lassen sich durch die tiefe Hirnstimulation deutlich verbessern. Andere Symptome wie Freezing, Gleichgewichtsprobleme und Sprechstörungen können dadurch nur geringfügig verbessert werden. In einigen Fällen kann die tiefe Hirnstimulation diese Symptome sogar verschlechtern.

Telemedizinische Parkinsontherapie mit Hirnschrittmachern

Das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg hat als europaweit 8. Klinik die telemedizinische Parkinsontherapie eines Hirnschrittmachers nun mit dem kleinsten und hochleistungsfähigsten Gerät umgesetzt. Ein großer Fortschritt in der Parkinsontherapie: Nicht nur am Weltparkinsontag, der am 11. April 2025 an die Krankheit erinnert, wird im SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg der Fokus auf Entwicklung in der Diagnostik und Therapie von Parkinson gelegt. Mit dem europaweit achten Einsatz des kleinsten, wiederaufladbaren Hirnschrittmachers setzt das Parkinson-Kompetenzzentrum in Heidelberg neue Maßstäbe für die Therapie und Lebensqualität von Patient:innen.

Mit dem deutlich größeren Vorgängermodell des Hirnschrittmachers hat das SRH Kurpfalzkrankenhaus bereits seit Jahren Erfolge erzielt und durch feinste Stimulation über große Entfernungen das Leben von Betroffenen wesentlich erleichtert.

Die Entwicklung des kleineren, noch leistungsfähigeren Modells in den USA wurde mit großer Spannung verfolgt: „Nach der europäischen Zulassung im Januar 2025 haben wir direkt gehandelt. In Kooperation mit der Neurochirurgie der Universitätsklinik Heidelberg haben wir nun als europaweit achtes Krankenhaus die Entscheidung zur Umsetzung und die stationäre und ambulante Betreuung übernommen. Mit dem wesentlich kompakteren und mächtig starken Hirnschrittmacher ermöglichen wir unseren Patient:innen eine deutlich höhere Lebensqualität - und das weltweit über eine exakte Online-Stimulation“, erklärt Dr. Patient Georg Messner: spürbare Verbesserungen schon in den ersten Wochen nach dem Eingriff

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Mit einer Vielzahl an Stimulationseinstellung lassen sich motorische Bewegungen, wie zum Beispiel der persönliche Händedruck, individuell und über feinste Stufen genau abstimmen. „In dieser feinen Justierung liegt die größte Veränderung für die Patient:innen, entsprechend kleinschrittig gehen wir hier vor, bis wir das bestmögliche Ergebnis erreichen. Ziel ist es, nicht nur die Motorik zu verbessern, sondern auch bis zu zwei Dritteln der Ausgangsdosis der Parkinson-Medikation zu reduzieren“, ergänzt Dr. Becker.

Bewegungstherapie und spezielle Geräte

Neben der medikamentösen und operativen Therapie spielt die Bewegungstherapie eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson. Spezielle Übungen und Geräte können helfen, die Beweglichkeit zu erhalten, die Symptome zu lindern und die motorischen Fähigkeiten zu fördern.

Pedalo-Produkte

Die Parkinson-Krankheit stellt besondere Herausforderungen für Betroffene dar. Pedalo bietet spezialisierte Produkte, die gezielt zur Unterstützung der Parkinson-Therapie entwickelt wurden. Pedalo Produkte sind darauf ausgerichtet, die motorischen Fähigkeiten, die Gleichgewichtssinne und die Beweglichkeit zu fördern - entscheidende Faktoren im Umgang mit und bei Behandlung von Parkinson. Von unseren bewährten Pedalo Trainingsgeräten bis hin zu speziell entwickelten Übungsprogrammen - bei Pedalo findest du alles, was du benötigst, um deine Lebensqualität zu steigern.

MOTOmed Bewegungstherapie

Auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse aus der Parkinsonforschung entwickelte RECK Medizintechnik mit einer Forschungsgruppe aus den USA die MOTOmed Bewegungstherapie für Parkinson Patienten. Der Einsatz von Spezialkomponenten ermöglicht motorunterstützte Beinbewegungen, ähnlich dem gesunden Radfahren von bis zu 90 U/min. Damit ermöglicht das MOTOmed viva2 Parkinson die Anwendung der neuen Therapiemethode „Forced Exercise“.

Die schnellen erzwungenen und geführten Bewegungen können helfen, den Tremor (Muskelzittern) zu reduzieren, die Gehfähigkeit zu verbessern und die alltäglichen Bewegungen wieder zielgerichtet auszuführen. Ein spezielles Trainingsprogramm, das je nach Bedarf individuell angepasst werden kann, sorgt für einen einfachen und effektiven Ablauf jeder Trainingseinheit. Parkinson-Betroffene können so die Parkinson-Therapie „Forced Exercise“ einfach und täglich für sich zu Hause nutzen.

Zukünftige Therapieansätze

Die Forschung im Bereich der Parkinson-Therapie schreitet stetig voran. Vielversprechende Ansätze wie App-gestützte Sensoren, Rückenmarkstimulatoren und Stammzelltransplantationen könnten in Zukunft die Therapie von Menschen mit Parkinson weiter verbessern.

App-gestützte Sensoren und Wearables

Adäquate Monitoring-Strategien, die eine lückenlose Dokumentation und objektive Einordnung von Parkinson-Symptomen ermöglichen, stehen im Fokus der Forschung. „Weitere Studien zu App-gestützten Sensoren und benutzerfreundlichen Wearables könnten hier eine fundierte Basis schaffen, die sowohl für Forschungsaktivitäten als auch für die Versorgung nützlich wären“, schilderte Prof. Storch, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin Rostock.

Rückenmarkstimulation

Erfreulich sind die ersten Erkenntnisse zur Implantation von epiduralen Elektroden (epidurale elektrische Stimulation, EES) bzw. einer Neuroprothese bei schweren Gangstörungen, wie Freezing of Gait. Die TEES (Targeted Epidural Spinal Stimulation) wurde anhand eines Primaten-Modells entwickelt und nun erstmals an einem 61-jährigen Parkinson-Patienten untersucht. Zur Reduktion seiner schweren motorischen Symptomlast wurden die TEES und etablierte Verfahren wie eine Tiefe Hirnstimulation im Nucleus subthalamicus angesetzt und seine dopaminerge Medikation optimal ausgeschöpft.

Stammzelltransplantation

Restaurative Therapien mittels Stammzelltransplantation erleben bei Parkinson laut Einschätzung von Storch derzeit eine Renaissance. Darunter scheinen Ansätze mit induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSCs, Induced pluripotent stem cells) und insbesondere embryonalen Stammzellen die aussichtsreichsten Zellquellen zu sein. Als einen der klinisch am weitesten fortgeschrittenen Kandidaten für eine pluripotente Stammzelltherapie nannte der Experte Bemdaneprocel.

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