Parkinson-Übungen für den Rücken: Verbesserung der Beweglichkeit und Lebensqualität

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem das motorische System betrifft. Sie ist durch den Verlust von Dopamin produzierenden Neuronen in der Substantia nigra des Gehirns gekennzeichnet, was zu Symptomen wie Tremor, Bradykinesie, Muskelsteifheit und Gleichgewichtsproblemen führt. Obwohl es keine Heilung gibt, können verschiedene Behandlungsansätze die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern. Regelmäßige körperliche Aktivität und spezielle Übungen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Feldenkrais-Methode bei Parkinson und Rückenschmerzen

Eine vielversprechende Methode zur Verbesserung der Beweglichkeit und Lebensqualität bei Parkinson-Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich ist die Feldenkrais-Methode. Eine Arbeitsgruppe unter Federführung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mögliche positive Effekte bei einigen Patienten festgestellt, obwohl die Datenlage als dünn bewertet wird. Die Feldenkrais-Methode zielt darauf ab, die Beweglichkeit über die bewusste Wahrnehmung von Körperbewegungen zu verbessern und beinhaltet eine Reihe aktiver und passiver Bewegungen, die von Feldenkrais-Lehrenden durchgeführt oder angeleitet werden.

Das Wissenschaftsteam der MHH hat für seinen Health Technology Assessment (HTA-Bericht) sechs Studien eingeschlossen, die die Feldenkrais-Methode für verschiedene Indikationen untersuchten, darunter Morbus Parkinson und chronische Schmerzen im unteren Rückenbereich. Die Ergebnisse zeigten, dass die Feldenkrais-Methode gegenüber einem Bildungsprogramm in Form von Vorträgen die Beweglichkeit verbessern und die gesundheitsbezogene Lebensqualität erhöhen kann. Auch bei chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich kann die Feldenkrais-Methode im Vergleich zu einem Training mit Übungen für die Rumpfstabilität die Beweglichkeit fördern und die gesundheitsbezogene Lebensqualität steigern. Im Vergleich zu einer Rückenschule linderte die Feldenkrais-Methode in einer Studie sogar die Schmerzen im unteren Rückenbereich besser.

Die vier Pfeiler der Parkinson-Therapie

Die heutige, sehr effektive Therapie des Parkinson-Syndroms basiert auf vier Säulen:

  1. Medikamentöse Kombinationsbehandlung: Diese hat in den letzten 40 Jahren große Erfolge erzielt und wird ständig weiterentwickelt.
  2. Ergänzende medikamentöse Therapie: Diese wird bei Bedarf hinzugezogen, um spezifische Symptome zu behandeln.
  3. Begleittherapie: Diese hat hauptsächlich das Ziel, dass die Patienten die verloren gegangenen oder eingeschränkten Fähigkeiten und automatischen Bewegungen wieder erlernen.
  4. Tiefe Hirnstimulation (THS): Ein chirurgischer Eingriff, der bei bestimmten Patienten in Frage kommt, wenn die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt.

Die Begleittherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Behandlung, da viele Symptome, insbesondere Rigor und Akinese, sich verstärken, wenn übende Verfahren vernachlässigt werden. Durch Lernprozesse können Patienten im Alltagsleben deutlich besser zurechtkommen, was die Lebensqualität erheblich steigert. Die übenden Behandlungsverfahren machen sich vor allem einen Lernprozess des Gehirns zunutze, wobei der Patient von dem Trainingseffekt profitiert und mit zunehmenden Erfolgen an Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Motivation gewinnt.

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Physiotherapie bei Parkinson: Gezielte Übungen zur Linderung der Symptome

Voraussetzung für eine erfolgreiche Physiotherapie bei Parkinson ist die möglichst genaue Registrierung der Ausprägung der Symptomatik und der spezifischen Funktionen aus krankengymnastischer Sicht. Aufgrund der so aufgezeichneten Anfangssituation kann das therapeutische Ziel gesteckt und ein gezielter Therapieplan aufgestellt werden. Die Krankengymnastik zur Linderung der hypokinetischen Symptome versucht einerseits, die noch vorhandenen Bewegungsmuster optimal auszunutzen, andererseits die verloren gegangenen erlernten oder automatisierten Bewegungen durch neuerlernte zu ersetzen.

Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und Reduzierung von Muskelsteifheit (Rigor)

Die parkinsonbedingte Muskelsteifheit (Rigor) schränkt neben der Hypokinese die Beweglichkeit des Patienten zusätzlich ein und kann zu Versteifungen der Gelenke und Kontrakturen führen. Um dem entgegenzuwirken, sollten die Bewegungen großräumig und mit Schwung durchgeführt werden. Dehnungs- und Lockerungsübungen sowie alternierende oder schnell wiederholte Bewegungen mit Rhythmus sind ebenfalls wichtig.

Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung

Die vornübergebeugte Körperhaltung ist typisch für das fortgeschrittene Parkinson-Syndrom. Unter optischer Kontrolle (Ganzkörperspiegel) durchgeführte Übungen, z.B. auch an der Sprossenwand oder neben einer Wand, sind geeignet, um die Körperhaltung zu verbessern. Bei extremen Körperhaltungsstörungen kommen die Stärkung der Muskulatur auf der einen und die Dehnung auf der anderen Seite in Frage. In den Übungen soll die Rückenstrecker-Muskulatur gestärkt und - wenn nötig - die Beuge-Muskulatur entspannt werden.

Gangschulung zur Erhaltung der selbstständigen Gehfähigkeit

Ziel der Gangschulung ist die Erhaltung der selbstständigen Gehfähigkeit. Die einfachste Gehübung ist der tägliche Spaziergang. Gehübungen in der Gruppe mit Musik in einem möglichst großen Gymnastikraum oder Nordic Walking sind für Patienten mit leichten Gehstörungen gut geeignet. Wichtig ist die ständige Korrektur durch die Therapeuten, wobei die Schrittlänge, die Gangspur und das Mitschwingen der Arme kontrolliert werden sollten.

Ein besonderes Problem sind beim Gehen die Starthemmungen (Freezing), die im fortgeschrittenen Zustand medikamentös nicht beeinflussbar sind und häufig zu schweren Stürzen führen. In solchen Fällen kann es helfen, sich vorzustellen, dass vorne eine unsichtbare Wand steht, die mit einem Seitenschritt umgangen werden kann. Auch Fremd- oder Eigenkommandos, rhythmische Musik oder optische Reize am Boden können die Starthemmung unterbrechen.

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Gleichgewichtstraining zur Sturzprophylaxe

Gleichgewichtsstörungen und die damit verbundenen Stürze stellen ein großes Problem bei fortgeschrittener Parkinson-Krankheit dar. Ein wichtiger Teil des Trainings ist das Erlernen von kompensatorischen Ausfallschritten, um plötzliche Veränderungen der Körperlage und die daraus resultierende Fallneigung auszugleichen. Die Sturzprophylaxe beinhaltet aber auch die Aufklärung der Patienten und der Angehörigen sowie die Anpassung der Wohnraumgestaltung, um Sturzrisiken zu minimieren.

Behandlung feinmotorischer Störungen

Die Behandlung der feinmotorischen Tätigkeiten ist größtenteils Aufgabe der Ergotherapie, wird aber auch in die krankengymnastischen Übungen integriert. Dehn- und Lockerungsübungen werden auch mit den Händen ausgeführt, ergänzt mit Geschicklichkeitsübungen und dem Trainieren von schnell wiederholten Finger- und Handbewegungen.

Übungen zur Behandlung der Hypomimie

Die Hypomimie, die mimische Verarmung des Patienten, kann zu Missverständnissen führen, da die Umwelt den Patienten als teilnahmslos und emotional kalt empfindet. Zur Behandlung der Hypomimie werden Übungen vor dem Spiegel empfohlen, einzeln oder in der Gruppe, wobei die einzelnen Muskeln bzw. Muskelgruppen im Gesicht gezielt bewegt werden.

Atemübungen zur Verbesserung der Atmung

Die Hypokinese der Atemmuskulatur, der Rigor des Brustkorbes und die Haltungsstörungen führen dazu, dass die Atmung der Parkinson-Patienten sehr oberflächlich ist. Zur Beeinflussung der parkinson-bedingten Atemstörungen werden atmungsvertiefende Übungen verwendet, in Verbindung mit verbesserter Körper- bzw. Atemwahrnehmung.

Weitere Therapieansätze

  • Krafttraining: Durch regelmäßiges Üben gegen einen Widerstand nimmt die Muskelkraft zu. Zum Training werden die üblichen Muskel-Trainingsgeräte und Fahrradergometer verwendet.
  • Musiktherapie: Die positiv stimulierende Wirkung der Musik beeinflusst die Stimmungslage und auch den Antrieb.
  • Wassergymnastik und therapeutisches Schwimmen: Die Auftriebskraft, der Widerstand und die hohe Temperatur des Wassers tragen zum Erfolg der Wassergymnastik im Bewegungsbad bei.
  • Zilgrei-Methode: Ein Therapiekonzept, das gegen Schmerzen helfen soll - insbesondere bei Kopf-, Nacken-, Rücken- und Gelenkbeschwerden. Natürliche haltungs- und atemtherapeutische Aktivitäten sollen dabei die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen.

Übungen für Zuhause

Es gibt zahlreiche Übungen, die Parkinson-Patienten auch zuhause durchführen können, um ihre Beweglichkeit, Kraft und Koordination zu verbessern. Hier sind einige Beispiele:

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Übungen in Rückenlage

  1. Auf den Rücken legen, Arme ausstrecken, beide Beine anwinkeln und mit geschlossenen Knien abwechselnd links und rechts zum Boden absenken (je 6 - 8 Mal).
  2. Arme und Beine lang ausstrecken, linke Fußspitze hochziehen und gleichzeitig die Ferse vom Körper wegschieben (6 - 8 Mal). Dann das Gleiche mit dem rechten Bein (6 - 8 Mal).
  3. Wie vorherige Übung, mit linkem Bein beginnen, jetzt aber gleichzeitig den rechten Arm weit vom Kopf wegschieben (wie beim Räkeln) (6 - 8 Mal). Dann das Gleiche mit dem rechten Bein und dem linken Arm (6 - 8 Mal).
  4. Die gestreckten Beine leicht grätschen. Arme nach Oben zur Zimmerdecke strecken, die Hände falten und mit gestreckten Armen abwechselnd rechts und links auf den Boden legen (je 6 - 8 Mal).

Übungen in Seitlage

  1. Auf die Seite legen, oberen Arm vor dem Körper aufstützen, den anderen Arm unter den Kopf. Unteres Bein anbeugen und mit dem oberen, gestreckten Bein vor- und zurückschwingen (6 - 8 Mal). Dann auf die andere Seite legen, unteres Bein anbeugen und das obere Bein vor- und zurückschwingen (6 - 8 Mal).
  2. Gleiche Position wie in vorheriger Übung einnehmen und abwechselnd rechtes und linkes Bein anbeugen und wieder ausstrecken (6 - 8 Mal). Dann auf die andere Seite legen und die Übung wiederholen (6 - 8 Mal).
  3. In der Seitenlage Arme und Beine ausstrecken und jetzt die obere Schulter nach hinten zurückdrehen und wieder hoch drehen. Das Becken bleibt in Seitenlage (6 - 8 Mal). Dann auf die andere Seite legen und die Übung wiederholen (6 - 8 Mal).
  4. Gleiche Position wie in vorheriger Übung einnehmen, beide Beine bleiben aber gestreckt aufeinander liegen. Jetzt das Becken nach vorne drehen und wieder in Seitenlage hochdrehen (6 - 8 Mal). Seite wechseln und Übung wiederholen (6 - 8 Mal).

Übungen im Sitzen

  1. Auf den vorderen Teil des Stuhles setzen, Hände auf die Oberschenkel legen und dann den gestreckten Oberkörper nach vorne neigen und wieder zurück (6 - 8 Mal).
  2. Gleiche Position wie in vorheriger Übung einnehmen und abwechselnd den Oberkörper nach rechts und nach links bewegen (je 6 - 8 Mal).
  3. Oberkörper nach rechts bewegen und gleichzeitig das linke Knie anheben. Dann Oberkörper nach links bewegen und gleichzeitig das rechte Knie anheben (6-8 Mal).
  4. Wie in vorheriger Übung die Knie abwechselnd anheben. Aber die Arme schwingen gegenläufig mit (wie beim Wandern): linker Arm und rechtes Knie hoch und umgekehrt (6-8 Mal).
  5. Stellen Sie das linke und das rechte Bein etwas weiter nach rechts. Arme vor dem Körper nebeneinander ausstrecken und nun mit beiden Armen erst nach links und dann nach rechts schwingen (6-8 Mal). Danach Beinposition ändern: Linkes und rechtes Bein jetzt etwas weiter nach links stellen. Beide Arme schwingen nun wieder nach rechts und nach links (6-8 Mal).
  6. Mit geradem Rücken an die Stuhllehne anlehnen, den rechten Fuß auf die Stuhlkante setzen und das Bein mit den Armen umfassen. Den Rücken betont strecken. Dann das gleiche mit dem linken Bein (je 6-8 Mal).
  7. Mit geradem Rücken an die Stuhllehne anlehnen. Mit der rechten Hand an der Sitzfläche festhalten. Mit dem linken Arm fassen Sie weit über den Kopf zum rechten Ohr und ziehen den Kopf sanft nach links. Dann Kopf wieder aufrichten. Und nun umgekehrt mit rechtem Arm über den Kopf greifen und Kopf sanft nach rechts ziehen (6-8 Mal).
  8. Die Hände wieder auf die Oberschenkel, den Kopf langsam nach rechts drehen und jetzt mehrmals nicken. Und dann das gleiche zur linken Seite (je 6-8 Mal).

Übungen im Stehen

Bei diesen Übungen ist es wichtig, sich an einer festen Griffstange, z. B. an einer Sprossenwand, festzuhalten. Ersatzweise kann man sich an der Türklinke oder einem anderen festen Griff festhalten.

  1. Seitlich zur Tür hinstellen. Mit rechter Hand an Türklinke/Griff festhalten. Auf dem linken Bein stehen bleiben und rechtes Bein vor- und zurückschwingen (6-8 Mal). Dann umdrehen, mit linker Hand festhalten. Und das rechte Bein vor- und zurückschwingen (6-8 Mal).
  2. Nun kommt zur Übung 1 eine Armbewegung hinzu. Wenn das rechte Bein nach vorne schwingt, schwingt der linke freie Arm auch nach Vorne. Arm und Bein gleichzeitig vor- und zurückschwingen (6-8 Mal).
  3. Drehen Sie sich jetzt zur anderen Seite und halten Sie mit der linken Hand die Türklinke fest. Auf dem rechten Bein stehen bleiben und linkes Bein vor- und zurückschwingen (6-8 Mal). Danach die Armbewegungen hinzunehmen: linkes Bein und rechter Arm schwingen gleichzeitig vor und zurück (6-8 Mal).
  4. Mit dem Gesicht zur Tür hinstellen. Die Füße stehen mindestens hüftbreit auseinander. Mit beiden Händen die Türklinke festhalten. Becken nach hinten strecken.

Wichtige Hinweise zu den Übungen

  • Regelmäßigkeit: Die Übungen sollten regelmäßig durchgeführt werden, idealerweise zwei Mal pro Woche für 15 bis 60 Minuten.
  • Individuelle Anpassung: Die Übungen sollten an das individuelle Leistungsniveau angepasst werden. Es ist wichtig, sich nicht zu überfordern und unter der maximalen Leistungsgrenze zu bleiben.
  • Professionelle Anleitung: Es ist ratsam, die Übungen zunächst unter Anleitung eines Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten zu erlernen, um sicherzustellen, dass sie korrekt ausgeführt werden und keine Verletzungen entstehen.
  • Ergänzung, nicht Ersatz: Die Übungen dienen als Ergänzung, nicht aber als Ersatz für eine physiotherapeutisch angeleitete Behandlung.
  • Bewegung im Alltag: Unabhängig von den spezifischen Übungen sollten Betroffene auf regelmäßige und ausgiebige Bewegung im Alltag achten, wie z.B. Spaziergänge oder andere sportliche Aktivitäten.

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