Parkinson, Blasenentzündung und ihre Zusammenhänge

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die weltweit Millionen Menschen betrifft. In Österreich sind etwa 16.000 Menschen betroffen, mit jährlich 200 Neuerkrankungen. Die Krankheit manifestiert sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die von Veränderungen der Sprache und des Bewegungsapparates bis hin zu Störungen der Blasenfunktion reichen.

Parkinson-Krankheit: Eine Übersicht

Die Parkinson-Krankheit (PD) ist durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet. Dieser Dopaminmangel führt zu den klassischen motorischen Symptomen wie Tremor, Rigor, Bradykinese und posturaler Instabilität. Die Krankheit wird in fünf Stadien eingeteilt, wobei im fortgeschrittenen Stadium V die Patienten oft auf eine 24-Stunden-Pflege angewiesen und bettlägerig sind.

Urologische Probleme bei Parkinson-Patienten

Ein erheblicher Teil der Parkinson-Patienten, etwa 40 bis 80 Prozent, leidet unter Symptomen des unteren Harntrakts (LUTD). Diese umfassen erhöhte Miktionsfrequenz, Dranginkontinenz aufgrund von Blasenüberaktivität (DOA) und Nykturie. Die Nykturie kann durch nächtliche Polyurie bedingt sein und den Schlaf erheblich stören.

Es ist wichtig, die Parkinson-Krankheit von der Multiplen Systematrophie (MSA) zu unterscheiden, da sich die Therapieansätze unterscheiden. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium ist das frühzeitige Auftreten einer erektilen Dysfunktion bei MSA-Patienten.

Bestimmte urologische Aspekte können auf zusätzliche urologische Probleme hinweisen, die aus der Parkinson-Krankheit resultieren:

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  1. Signifikanter ungewollter Urinverlust
  2. Unfähigkeit, bei voller Blase willkürlich Wasser zu lassen
  3. Ungewöhnlich hohe Miktionsfrequenz
  4. Mit der Miktion verbundene Schmerzen
  5. Schwächung der Muskulatur im unteren Harntrakt, was zur Restharnbildung führen kann

Urologische Evaluation und Behandlungsmodalitäten

Aufgrund des Dopaminmangels und der notwendigen medikamentösen Behandlung ist eine urologische Evaluation bei Parkinson-Patienten von großer Bedeutung. Die Behandlung zielt darauf ab, den Dopaminmangel auszugleichen und die Symptome des unteren Harntrakts zu lindern.

Levodopa, ein häufig verwendetes Medikament zur Behandlung von Parkinson, kann die Blasenfunktion verschlechtern, indem es die Aktivierung der D2-Rezeptoren verstärkt. Im Gegensatz dazu können Dopaminagonisten die Nykturie reduzieren und die Blasenkapazität erhöhen.

Bei Harnverhalt sollte der Patient den Selbstkatheterismus erlernen. Es ist zu beachten, dass einige Medikamente die kognitive Funktion beeinträchtigen können. In den letzten Jahren wurden Beta-3-Adrenozeptoragonisten als weitere Behandlungsoptionen eingeführt, die ein besseres Nebenwirkungsprofil aufweisen.

Seit 2011 ist OnabotulinumtoxinA zur Injektion in die Harnblasenwand für die schwer zu behandelnde neurogene Harnblasenentleerungsstörung zugelassen. Empfohlen wird eine niedrige Dosierung von 100 IE, um das Risiko eines Harnverhalts zu reduzieren. Die Injektion muss etwa alle 6 Monate wiederholt werden.

Weitere Therapieoptionen

Eine weitere Möglichkeit ist die Tiefenhirnstimulation (DBS), die für Parkinson etabliert ist. Studien haben gezeigt, dass es zu einer signifikanten Verbesserung der Nykturie und einer Reduzierung der OAB-Symptome kommt. Die Effektivität ist vergleichbar mit der einer Apomorphinpumpe.

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Auch die perkutane Stimulation des Nervus tibialis (PTNS) kann ausprobiert werden, um die Detrusorüberaktivität zu reduzieren und die Blasenkapazität zu verbessern. Die Evidenzlage zur Behandlung der neurogenen LUTD ist jedoch noch gering. In jüngster Zeit wurde auch die Möglichkeit der chronischen tibialen Nervenmodulation (CTNM) untersucht, die erste Anhaltspunkte für eine deutliche Befundverbesserung liefert.

Erkrankungen der Prostata

Bei prostataspezifischen Erkrankungen des Mannes (benigne Prostatahyperplasie, BPH) können Alphablocker eingesetzt werden. Der Einsatz von OnabotulinumtoxinA ist nach aktueller Datenlage nicht indiziert.

Die transurethrale Prostataresektion (TURP) und verwandte Verfahren sind heute nicht mehr kontraindiziert. Vor einem Eingriff sollte jedoch die MSA ausgeschlossen werden, da ansonsten das Risiko einer nachfolgenden Harninkontinenz deutlich steigt.

Harnwegsinfektionen und Levodopa

Unter der Anwendung von Cabidopa/Levodopa wurden Fälle von schwerwiegenden Harnwegsinfektionen gemeldet. Die Fach- und Gebrauchsinformationen sollen entsprechend ergänzt werden. Eine retrospektive Beobachtungsstudie aus Deutschland soll zudem ein signifikant erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen bei Carbidopa/Levodopa im Vergleich zu Benserazid/Levodopa ergeben haben.

Parkinson und Inkontinenz

Neben den motorischen Hauptsymptomen können bei Parkinson-Patienten auch Inkontinenzprobleme auftreten, insbesondere vermehrter Harndrang und Nykturie bis hin zu Harn- und/oder Stuhlinkontinenz. Die häufigsten Formen sind Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz. Dies ist auf die neurologische Natur von Parkinson zurückzuführen, die zu motorischen Störungen und verlangsamten Bewegungsabläufen führt.

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Was hilft bei Inkontinenz im Zusammenhang mit Parkinson?

Neben einem gezielten Blasentraining und der Verwendung geeigneter Inkontinenzprodukte ist eine gute psychologische Betreuung und Beratung wichtig, da die Diagnose Parkinson und die zusätzliche Belastung durch Inkontinenz psychisch belastend sein können.

Die Neurogene Blase

Die neurogene Blase ist eine Erkrankung, bei der die Nerven, die das Harnsystem steuern, nicht richtig funktionieren. Dies kann zu einer überaktiven Blase (OAB) oder einer unteraktiven Blase führen. Menschen mit OAB leiden unter gehäufter Miktionsfrequenz, Drang, Inkontinenz und unvollständiger Entleerung. Bei Patienten mit unteraktiver Blase ist die Blase überaktiv, aber die Patienten können nicht urinieren.

Die Behandlung der neurogenen Blase umfasst Blasentraining, Kegel-Übungen, Medikamente, Interstim-Therapie, Katheterisierung und in schweren Fällen künstliche Schließmuskel oder Harnableitung.

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