B1-Therapie bei Parkinson: Erfahrungen und Erkenntnisse

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von dopaminergen Neuronen im Gehirn gekennzeichnet ist. Die Behandlung der Parkinson-Krankheit konzentriert sich hauptsächlich auf die Linderung der Symptome, da es derzeit keine Heilung gibt. In den letzten Jahren hat die hochdosierte Thiamin-Therapie (HDT), auch bekannt als Vitamin-B1-Therapie, in der Parkinson-Community weltweit an Aufmerksamkeit gewonnen. Viele Betroffene berichten von deutlichen Verbesserungen ihrer motorischen und nichtmotorischen Symptome durch hochdosiertes Vitamin B1 (Thiamin).

Was ist die Hochdosis-Thiamin-Therapie (HDT)?

Die sogenannte High-Dose-Thiamin-Therapie (HDT) nach Dr. Antonio Costantini sorgt weltweit für Aufmerksamkeit in der Parkinson-Community. Viele Betroffene berichten von deutlichen Verbesserungen ihrer motorischen und nichtmotorischen Symptome durch hochdosiertes Vitamin B1 (Thiamin). Die HDT beinhaltet die Verabreichung hoher Dosen von Thiamin, einem essentiellen Vitamin, das eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel der Zellen spielt. Dr. Antonio Costantini hat ein B1-Protokoll entwickelt, das auf seinen Erfahrungen und Studien basiert und Orientierung für alle bietet, die sich mit dieser ergänzenden Therapieform bei Parkinson beschäftigen möchten.

Die Rolle von Thiamin im Körper

Thiamin, auch bekannt als Vitamin B1, ist ein wasserlösliches Vitamin, das eine entscheidende Rolle im Stoffwechsel spielt. Es ist ein Coenzym für verschiedene Enzyme, die am Abbau von Glukose, der Energiegewinnung und dem Schutz vor oxidativem Stress beteiligt sind. Thiamin ist besonders wichtig für das Nervensystem, da Nervenzellen einen hohen Energiebedarf haben.

Funktioneller Thiaminmangel trotz normaler Blutwerte

Ein wichtiger Aspekt ist, dass ein funktioneller Thiaminmangel vorliegen kann, auch wenn die Blutwerte normal sind. Das bedeutet, dass im Blut ausreichend Thiamin vorhanden ist, aber es nicht effektiv in die Nervenzellen transportiert oder dort in seine aktive Form umgewandelt wird. Mögliche Ursachen für einen solchen funktionellen Mangel können Transportstörungen über die Blut-Hirn-Schranke, Fehlfunktionen der Enzyme, die Thiamin aktivieren, oder ein erhöhter Bedarf in gestressten Nervenzellen sein.

Auswirkungen eines Thiaminmangels auf Nervenzellen

Wenn Thiamin in den Nervenzellen fehlt oder nicht richtig verarbeitet wird, kann dies zu einer Reihe von Problemen führen. Der Citratzyklus, ein wichtiger Schritt der Energiegewinnung, läuft langsamer, was zu weniger Energie (ATP) für die Nervenzellen führt. Der Pentosephosphatweg, der für den Schutz vor oxidativem Stress wichtig ist, wird ebenfalls beeinträchtigt. Dies führt zu Zellstress, dem Absterben von Nervenzellen, Entzündungsprozessen und möglicherweise zur Inaktivierung dopaminerger Neuronen, was bei Parkinson eine Rolle spielt.

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Erfahrungen mit der B1-Therapie bei Parkinson

Viele Parkinson-Patienten und Ärzte haben Erfahrungen mit der B1-Therapie gesammelt. Die folgenden Punkte fassen einige wichtige Aspekte zusammen:

Anwendung und Dosierung

Es gibt keine Standarddosis von Thiamin im B1-Protokoll. Die Dosis wird individuell auf den Patienten zugeschnitten, basierend auf Faktoren wie Gewicht, Krankheitsdauer und Schwere der Symptome. Häufig verwendete Dosen sind 4 g/Tag oral oder zwei intramuskuläre Injektionen von jeweils 100 mg Thiamin zweimal pro Woche. Die Dosis kann im Laufe der Zeit angepasst werden, basierend auf dem Ansprechen des Patienten auf die Behandlung. Die richtige Dosis ist die, die das gestörte Gleichgewicht unterdrückt und die Mehrheit der nicht-motorischen Symptome sowie mindestens 50 % der motorischen Symptome reduziert, ohne Überdosierungssymptome zu verursachen.

Verbesserungen der Symptome

Viele Patienten berichten von spürbaren Verbesserungen sowohl der motorischen als auch der nicht-motorischen Symptome durch die HDT. Zu den berichteten Verbesserungen gehören:

  • Reduzierung des Zitterns
  • Verbesserung der Gesichtsmimik und des Ausdrucks
  • Verbesserung des Muskeltonus
  • Stimmungsaufhellung
  • Verbesserung der Beweglichkeit und Geschwindigkeit
  • Reduzierung von Depressionen und Müdigkeit
  • Verbesserung der kognitiven Funktionen
  • Verbesserung des Stuhlgangs und der sexuellen Potenz
  • Verbesserung des Geruchssinns

In einigen Fällen wurde sogar eine Regression von Dermatitis und eine Rehydrierung der Haut beobachtet.

Zeitlicher Verlauf der Besserung

Die orale Therapie kann innerhalb weniger Tage zu einer spürbaren Verbesserung führen, aber es kann einige Zeit dauern, bis der Patient es bemerkt. Videoaufnahmen vor und nach der Therapie können helfen, die Veränderungen zu dokumentieren. Innerhalb von 30 Tagen wird in den meisten Fällen eine deutliche Verbesserung festgestellt. Eine weitere Verbesserung kann innerhalb der nächsten zwei bis drei Monate beobachtet werden. Intramuskuläre Injektionen können eine fast plötzliche Verbesserung bewirken, die sowohl für den Arzt als auch für den Patienten deutlich spürbar ist.

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Kombination mit anderen Medikamenten

Thiamin kann in Kombination mit anderen Parkinson-Medikamenten verabreicht werden und ist mit allen auf dem Markt befindlichen Medikamenten kompatibel. Es ist wichtig zu beachten, dass intramuskuläre Injektionen von qualifiziertem Personal durchgeführt werden müssen, um Prellungen bei Patienten zu vermeiden, die Antikoagulanzien einnehmen.

Mögliche Nebenwirkungen

Die einzigen bekannten Nebenwirkungen der HDT sind mit einer Überdosierung verbunden. Wenn die Thiamindosis höher ist als der Bedarf des Patienten, kann es zu einer Verschlechterung der Parkinson-Symptome kommen. In diesem Fall muss die Dosis angepasst werden. In sehr seltenen Fällen kann es zu einem Ausschlag durch die Einnahme von oralem Thiamin kommen.

Weitere wichtige Punkte

  • Einnahme auf nüchternen Magen oder mit dem Essen: Einige Patienten berichten von einer besseren Wirkung, wenn sie Thiamin auf nüchternen Magen einnehmen, aber es ist auch nach einer Mahlzeit wirksam.
  • Einnahmezeitpunkt: Die Einnahme von hohen oralen Dosen von Thiamin später am Tag (Abend oder Nacht) kann zu Schwierigkeiten beim Einschlafen führen. Die Einnahme am Morgen oder am frühen Nachmittag kann den Schlaf verbessern.
  • Alkohol: Mäßiger Alkoholkonsum (z. B. ein Glas Wein pro Tag) hat in der Regel keinen Einfluss auf den Zustand des Patienten. Spirituosen und große Mengen Alkohol sollten vermieden werden.
  • Pausen von der Therapie: Nach drei bis sechs Monaten stabiler Behandlung können kurze Pausen von ein bis zwei Wochen ohne Thiamin empfohlen werden. Einige Patienten haben festgestellt, dass die Symptome nach dem Absetzen der HDT nach einigen Monaten zurückkehren, und haben die Therapie dann wieder aufgenommen.

Wissenschaftliche Studien zur Thiamin-Therapie bei Parkinson

Einige Studien deuten darauf hin, dass hohe Dosen von Thiamin sowohl motorische als auch nicht-motorische Symptome bei Parkinson-Patienten verbessern können. Eine offene Pilotstudie aus dem Jahr 2016 mit 50 Parkinson-Patienten zeigte, dass die intramuskuläre Verabreichung von 100 mg Thiamin zweimal pro Woche zu einer deutlichen Verbesserung der motorischen und nicht-motorischen Symptome führte. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013 untersuchte die Wirkung von Thiamin als Initialtherapie bei drei unbehandelten Parkinson-Patienten und fand eine UPDRS-Verbesserung von 31-77 %.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Studien vielversprechend sind, aber nicht abschließend. Weitere placebokontrollierte Studien sind notwendig, um die Wirksamkeit der HDT bei Parkinson zu bestätigen.

Mikronährstoffe und Parkinson

Neben Thiamin spielen auch andere Mikronährstoffe eine Rolle bei der Parkinson-Krankheit. Studien haben gezeigt, dass Patienten mit Parkinson häufig niedrigere Vitamin-D-Spiegel aufweisen als gesunde Kontrollpersonen. Niedrigere Vitamin-D-Spiegel sind auch mit einem höheren Schweregrad der Erkrankung assoziiert. Darüber hinaus können auch Spurenelemente wie Kupfer, Zink und Selen bei Parkinson-Patienten verändert sein. Erhöhte Homocysteinspiegel, ein Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, wurden ebenfalls bei Parkinson-Patienten festgestellt und korrelieren mit dem kognitiven Abbau.

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Ergänzende Behandlungen und Lebensstil

Neben der medikamentösen Therapie und der Mikronährstoffversorgung können auch andere Behandlungen und ein gesunder Lebensstil eine positive Wirkung auf Parkinson-Patienten haben. Dazu gehören:

  • Physiotherapie: Regelmäßige Bewegung und Physiotherapie können die motorischen Fähigkeiten verbessern und die Muskelsteifheit reduzieren.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen ist wichtig für die allgemeine Gesundheit. Eine proteineingeschränkte Ernährungsweise kann die Wirksamkeit von L-Dopa verbessern.
  • Soziale Unterstützung: Ein starkes soziales Netzwerk und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen können das Wohlbefinden verbessern und die Isolation reduzieren.
  • Psychotherapie: Gesprächstherapien können helfen, mit den emotionalen Herausforderungen der Parkinson-Krankheit umzugehen.

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