Parkinson-Krankheit und Sauna: Was Sie über Temperaturempfindlichkeit und Wohlbefinden wissen sollten

Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die Bewegungen und Körperfunktionen beeinträchtigt. Neben den bekannten Symptomen wie Zittern, Muskelsteifheit und Gleichgewichtsstörungen kann auch das Temperaturempfinden der Betroffenen gestört sein. Dies führt zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Hitze und Kälte, was den Alltag erheblich beeinflussen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Auswirkungen von Parkinson auf das Temperaturempfinden und gibt praktische Tipps für den Umgang mit diesen Herausforderungen, einschließlich der Frage, ob Saunabesuche trotz der Erkrankung möglich sind.

Das gestörte Temperaturempfinden bei Parkinson

Parkinson-Patienten leiden häufig unter einer Reihe von Symptomen, die durch die Beeinträchtigung des autonomen Nervensystems entstehen. Dieses System reguliert automatisch ablaufende Körperfunktionen wie die Körperwärme und die Talgproduktion der Haut. Die Wärmeregulation erfolgt normalerweise durch die Steuerung der Schweißbildung und Gefäßerweiterung, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Temperatursensoren auf der Haut und im Körperinneren senden Impulse an den Hypothalamus im Gehirn, der für die Regulierung zuständig ist.

Bei Parkinson-Patienten ist dieses Gleichgewicht jedoch oft gestört. Das gestörte Temperatur- und Kältegefühl kann zu weiteren Komplikationen führen. Betroffene unterschätzen im Winter oft die Kälte und schützen sich nicht ausreichend vor extremen Minusgraden, was zu Unterkühlungen und Erfrierungen führen kann. Andererseits kann es im Sommer zu übermäßigem Schwitzen kommen, selbst ohne körperliche Anstrengung oder hohe Temperaturen, was bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr zu Austrocknung und lebensbedrohlichen Folgen wie Verwirrtheit oder einer Verschlechterung der Beweglichkeit führen kann.

Die Auswirkungen im Winter

Der Winter birgt zusätzliche Tücken für Parkinson-Patienten. Schlechtes Wetter, Glätte und Eis schränken die Bewegung im Freien ein, was besonders problematisch ist, da regelmäßige Bewegung für Parkinson-Patienten sehr wichtig ist. Der Mangel an Bewegung kann den Zustand weiter verschlechtern.

Die frühen und langen Dunkelphasen in den Wintermonaten wirken sich oft negativ auf das emotionale Gleichgewicht aus. Der Mangel an Tageslicht kann zu einem Rückgang der Motivation und einer gedrückten Stimmung führen, die als „Winterblues“ bekannt ist. Zudem wird weniger Vitamin D produziert, was das Immunsystem schwächt.

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Die Auswirkungen im Sommer

Im Sommer besteht die Gefahr einer Überhitzung und Austrocknung. Parkinson-Patienten schwitzen aufgrund der gestörten Wärmeregulierung oft stark, auch ohne Anstrengung. Wenn die Flüssigkeitszufuhr nicht ausreicht, kann dies zu gefährlichen Zuständen führen.

Tipps für den Alltag mit Parkinson und Temperaturempfindlichkeit

Um die Auswirkungen der Temperaturempfindlichkeit zu minimieren, können Parkinson-Patienten folgende Tipps im Alltag berücksichtigen:

  • Nutzen Sie das Zwiebelschalenprinzip: Tragen Sie mehrere Schichten Kleidung aus natürlichen Materialien wie Baumwolle oder Wolle, um sich warm zu halten.
  • Bewegung hilft: Fördern Sie Ihr Wohlbefinden durch regelmäßige Bewegung, auch im Winter.
  • Frische Luft: Gehen Sie täglich an die frische Luft, auch wenn es kalt ist. Alternativ können Saunabesuche, Kneipp-Wechselduschen oder Trockenbürstenmassagen die Durchblutung fördern.
  • Heiße Getränke und Suppen: Trinken Sie regelmäßig heiße Getränke oder genießen Sie eine warme Suppe. Scharfes Essen mit Chili oder Ingwer kann die innere Wärme unterstützen.
  • Nasenatmung: Atmen Sie durch die Nase ein, damit die Luft auf dem Weg zur Lunge vorgewärmt wird.
  • Kälteschutzcreme: Verwenden Sie im Winter eine fetthaltige Kälteschutzcreme, um Ihr Gesicht vor Wind und Kälte zu schützen.
  • Helle Wohnung: Halten Sie Ihre Wohnung hell, da Lichtmangel im Winter Depressionen verstärken kann. Eine Lichttherapie mit Tageslichtlampen kann helfen.
  • Vitamin D-reiche Ernährung: Ernähren Sie sich Vitamin D-reich mit Lebensmitteln wie Fisch, Eiern, Käse und Avocados.
  • Ausreichend trinken: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um den Kreislauf zu stabilisieren.
  • Salzzufuhr: Achten Sie auf eine ausreichende Salzzufuhr, um den Blutdruck zu stabilisieren.
  • Kleine Mahlzeiten: Vermeiden Sie große, fett- und kohlenhydratreiche Mahlzeiten. Essen Sie stattdessen mehrere kleine und leichte Mahlzeiten über den Tag verteilt.
  • Langsam aufstehen: Stehen Sie langsam aus dem Liegen oder Sitzen auf, um Kreislaufprobleme zu vermeiden.

Saunieren mit Parkinson: Ist das möglich?

Saunieren kann grundsätzlich auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Parkinson positive Effekte haben. Es stärkt das Immunsystem, fördert die Durchblutung und kann die Atemmuskulatur entspannen. Allerdings ist Vorsicht geboten, da das Schwitzen in der Sauna den Kreislauf belastet.

Allgemeine Sauna-Tipps für Menschen mit chronischen Erkrankungen

  • Vor dem Saunagang: Trinken Sie genügend Flüssigkeit (mindestens einen halben Liter), gehen Sie nicht mit vollem Magen oder kalten Füßen in die Sauna, duschen Sie vor dem Saunieren und trocknen Sie sich gründlich ab. Bei einem Infekt oder einer akuten Entzündung ist die Sauna tabu.
  • Während des Saunagangs: Bleiben Sie zunächst nur kurz (drei bis fünf Minuten) in der Sauna und steigern Sie die Dauer langsam, wenn Sie die Sauna gut vertragen. Saunaanfänger und Menschen mit Herzleiden sollten auf der unteren oder mittleren Bank bleiben. Legen Sie die Beine auf die Sitzbank, wenn Sie im Sitzen saunieren. Setzen Sie sich die letzten zwei Minuten aufrecht hin, wenn Sie liegend saunieren.
  • Nach dem Saunagang: Kühlen Sie sich langsam und kontrolliert an der Luft oder mit lauwarmem Wasser ab. Vermeiden Sie sehr kalte Duschen oder Tauchbecken, da dies den Blutdruck schnell in die Höhe treiben kann. Gehen Sie nach dem Duschen kurz an die frische Luft und ruhen Sie sich anschließend mindestens so lange aus, wie der Saunagang gedauert hat (mindestens 30 Minuten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes). Trinken Sie nach dem letzten Saunagang viel Flüssigkeit (mindestens einen halben Liter).

Spezielle Hinweise für Parkinson-Patienten

  • Kreislaufprobleme: Parkinson-Medikamente können Kreislaufprobleme verursachen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob eine Anpassung der Dosierung oder des Einnahmezeitpunkts erforderlich ist.
  • Temperaturregulation: Achten Sie besonders auf Ihr Temperaturempfinden. Vermeiden Sie Überhitzung und Unterkühlung.
  • Begleitperson: Saunieren Sie möglichst nicht allein, um im Notfall Hilfe zu haben.
  • Arzt konsultieren: Sprechen Sie vor dem ersten Saunabesuch mit Ihrem Arzt, um mögliche Risiken abzuklären.

Weitere Maßnahmen zur Unterstützung des Wohlbefindens

Neben den genannten Tipps gibt es weitere Maßnahmen, die Parkinson-Patienten helfen können, ihr Wohlbefinden zu steigern:

  • Virtuelle Parkinson Klinik: Die KNAPPSCHAFT bietet eine alternative Parkinsontherapie im virtuellen Raum an.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann die Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und Körperstabilität verbessern.
  • Betreutes Wohnen: In Einrichtungen für betreutes Wohnen für Parkinson-Patienten gibt es speziell geschultes Personal, das sich mit der Krankheit auskennt und eine individuelle Betreuung gewährleistet.
  • Lichttherapie: Bei Winterdepressionen kann eine Lichttherapie mit Tageslichtlampen helfen.
  • Infrarotlichttherapie: Studien deuten darauf hin, dass Infrarotlichttherapie positive Auswirkungen auf das Darmmikrobiom und die Parkinson-Symptome haben kann.

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