Parkinson und unkontrollierte Bewegungen: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Bewegungsstörungen manifestieren sich auf vielfältige Weise und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Sie können sich als Zittern, Zucken, unkontrollierte Bewegungen oder übertriebene Gesten äußern, aber auch in Form von Steifheit, Langsamkeit und einem unsicheren Gang. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson bis hin zu medikamenteninduzierten Störungen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen unkontrollierter Bewegungen im Zusammenhang mit Parkinson und anderen Erkrankungen und gibt einen Überblick über die verschiedenen Therapieansätze.

Das extrapyramidale motorische System und seine Störungen

Bewegungsstörungen beruhen häufig auf Schädigungen des extrapyramidalen motorischen Systems, das für die Planung und Ausführung von Bewegungen zuständig ist. Die Beschwerden entwickeln sich bei den meisten Menschen allmählich, nur selten treten sie akut auf. Die Beweglichkeit kann auf unterschiedliche Weise beeinträchtigt sein, sowohl durch unerwünschte Zunahme als auch durch Abnahme der Beweglichkeit.

Parkinson-Erkrankung: Eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen

Die Parkinson-Erkrankung ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen, von der etwa 1 % der über 60-Jährigen betroffen sind, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Im Gehirn finden sich fehlerhafte Faltungen des Alpha-Synuklein-Proteins, die sich in Nervenzellen ablagern und allmählich zu deren Untergang führen (Lewy-Körperchen). Je nachdem, in welchem Hirnareal diese sich häufen, sehen die Symptome etwas anders aus.

Motorische Symptome

Zu den motorischen Symptomen gehören:

  • Tremor (Zittern): Ein Zittern, das vor allem in Ruhe auftritt.
  • Rigor (Muskelsteifigkeit): Eine Steifheit der Muskeln, die die Beweglichkeit einschränkt.
  • Bradykinesie (Langsamkeit): Eine Verlangsamung der Bewegungen, die sich in kleinen Schritten und einer eingeschränkten Mimik äußern kann.
  • Instabile Körperhaltung: Eine Neigung zu Stürzen aufgrund gestörter Stell- und Haltereflexe.
  • Charakteristische Gangstörung: Ein kleinschrittiger, schlurfender Gang mit gebeugter Haltung.

Nicht-motorische Symptome

Neben den motorischen Symptomen treten bei Parkinson auch eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen auf, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dazu gehören:

Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen

  • Verstopfungsneigung: Verlangsamte Darmbewegungen, die zu chronischer Verstopfung führen.
  • Geschmacks- und Geruchsstörungen: Eine verminderte Fähigkeit, zu riechen und zu schmecken.
  • Depression: Eine depressive Verstimmung, die mit Interessenverlust, Freudlosigkeit und Angst einhergehen kann.
  • REM-Schlafstörung: Das Ausleben wilder Albträume im Schlaf.
  • Angst, Apathie, Lustlosigkeit: Ein allgemeines Gefühl von Antriebslosigkeit und Desinteresse.
  • Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und sich Dinge zu merken.
  • Speichelfluss: Ein vermehrter Speichelfluss aufgrund eines verminderten Schluckreflexes.
  • Tagesmüdigkeit: Ein Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung während des Tages.
  • Vermehrtes Schwitzen: Ein übermäßiges Schwitzen, das unabhängig von der Umgebungstemperatur auftritt.

Viele Symptome der Parkinson-Erkrankung lassen sich medikamentös erfolgreich lindern.

Ursachen von Parkinson

Parkinson entsteht durch den fortschreitenden Verlust von Dopamin-produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra. Neben der idiopathischen Parkinson-Krankheit gibt es auch atypische Parkinson-Syndrome und sekundäre Formen.

Was genau dazu führt, dass Nervenzellen in der Substantia nigra absterben, ist bis bislang noch nicht abschließend erforscht. Es gibt viele unterschiedliche Risikofaktoren. Ein bekannter Risikofaktor für Parkinson ist das Alter: die meisten Betroffenen sind bei Diagnose über 60 Jahre alt. Aber es gibt auch Patientinnen und Patienten, die bereits in jüngeren Jahren erkranken. Heute sind mehrere Gene bekannt, die das Risiko einer Parkinson-Erkrankung erhöhen. Solche Risiko-Gene sind beispielsweise GBA, LRRK2, PRKN (auch Parkin genannt) oder SNCA. Ist eines oder sind mehrere dieser Gene verändert (mutiert), dann erhöht sich das Risiko deutlich, im Laufe des Lebens an Parkinson zu erkranken.

Weitere mögliche Dinge, die eine Erkrankung beeinflussen, sind Umwelt- und Lebensstilfaktoren. So scheinen Pestizide einen Einfluss zu haben, genauso wie Lösungsmittel oder sogenannte polychlorierte Biphenyle. Auch häufige Kopftraumata, also Verletzungen oder Gehirnerschütterungen, können das Parkinson-Risiko erhöhen.

Diagnose und Therapie von Parkinson

Die Parkinson-Diagnose wird meistens durch einen Facharzt gestellt, also einem Neurologen. Der Arzt untersucht den Patienten dafür körperlich und achtet dabei besonders auf Parkinson-Symptome. Der Mediziner prüft beispielsweise, ob die Hände zittern, wenn sie ruhen, also nicht belastet werden. Außerdem schaut er, ob die Bewegungsabläufe verlangsamt sind und/oder die Arm-, Bein- und Rumpfmuskulatur versteift ist. Außerdem kann es sein, dass der Arzt einen Riechtest macht, eine Ultraschalluntersuchung einer bestimmten Hirnregion (Substantia nigra) oder ein MRT.

Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt

Diese Therapien zur Linderung von Parkinson-Symptomen umfassen körperliches Training und Krankengymnastik (Physiotherapie). Das älteste medikamentöse Therapieprinzip ist es, Dopamin zuzuführen - also den Botenstoff, der bei Parkinson-Betroffenen nicht mehr in ausreichender Menge vom Körper produziert wird. Das Mittel Levodopa ist bereits seit den frühen 70er Jahren zur Behandlung der Parkinson-Erkrankung zugelassen. Es verbessert die typischen Parkinson-Symptome wie das Zittern, die verlangsamten Bewegungen und die Steifheit der Muskeln.

Weitere Medikamente, die bei der Parkinson-Therapie eingesetzt werden, sind Dopaminagonisten, Monoaminooxidase-B-Hemmer (MAO-B-Hemmer), Adenosin-Rezeptor-Antagonisten und COMT-Inhibitoren.

An invasiven therapeutischen Verfahren stehen die Behandlung mit einer Dopamin- oder Apomorphinpumpe oder eine tiefe Hirnstimulation zur Verfügung.

Leben mit Parkinson

Die Diagnose Parkinson stellt Patienten und Angehörige zunächst vor viele Herausforderungen und Fragen: Was bedeutet das genau für mich und uns? Kann ich weiterarbeiten? Bin ich eingeschränkt in meinem täglichen Leben? Prinzipiell ändert sich zunächst nichts. Je nach Symptomatik erfahren Sie nach Beginn der medikamentösen Behandlung vielleicht zunächst eine Verbesserung und eine Linderung Ihrer Beschwerden. Die Kommunikation über die Erkrankung mit der Familie und dem Partner/der Partnerin sollte gesucht werden. Sportliche Betätigung, Reisen, Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und der Arbeit werden, je nach individueller Symptomatik, sogar ausdrücklich empfohlen.

Ein Sozialleben mit vielen Kontakten, Gespräche und gemeinsame Aktivitäten wie z.B. Tanzen, können der Entwicklung einer Demenz entgegenwirken.

Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson

Einige Dinge können Patientinnen und Patienten auch selbst tun, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Bewegung und Sport wirken sich positiv aus und können den Verlauf verlangsamen, genauso wie ausreichend Schlaf und eine mediterrane Ernährung.

Atypische Parkinson-Erkrankungen

Zu den atypischen Parkinson-Erkrankungen gehören insbesondere die progrediente supranukleäre Blickparese (PSP), corticobasale Degeneration (CBD) und multiple Systematrophie (MSA). Diese Erkrankungen gehen auch mit krankhaften Proteinablagerungen im Gehirn einher, nämlich alpha-Synuklein bei der MSA, Tau bei der PSP und CBD. Sie sind viel seltener als die klassische Parkinson-Erkrankung, verlaufen aber rasanter und sind schwieriger zu behandeln.

Zu den atypischen Parkinson-Syndromen gehören auch solche Varianten, die durch Schlaganfälle, Vergiftungen (MPTP), Medikamente (Neuroleptika) oder wiederholte Hirnverletzungen (chronisch traumatische Enzephalopathie) ausgelöst wurden.

Andere Ursachen unkontrollierter Bewegungen

Neben der Parkinson-Erkrankung und ihren atypischen Formen gibt es eine Reihe weiterer Ursachen für unkontrollierte Bewegungen:

Tremor

Tremor, also Zittern, kann auch ohne Parkinson als eigenständiges Symptom bzw. eigenständige Erkrankung auftreten. Tremor-Erkrankungen werden weiter unterteilt, je nach betroffener Körperregion, Ursache und Verlauf. Unterschieden werden u.a. der essentielle Tremor, verstärkte physiologische Tremor, medikamenteninduzierte Tremor, dystone Tremor, Schreibtremor, orthostatische Tremor, zerebelläre Tremor, Holmes-Tremor, funktionelle Tremor, Tremor bei Morbus Wilson, bei fragilem X-Syndrom und bei der peripheren Neuropathie sowie bei Hyperthyreose und bei Medikamentennebenwirkungen.

Tics

Tics sind kurze, mehr oder weniger einfache oder komplexe, unwillkürliche Bewegungen bzw. Lautierungen, die besonders bei Stress auftreten und deren Ausführung den Stress reduzieren kann. Sie beginnen meist in der Kindheit, wo sie sehr häufig sind, wachsen sich dann aber meist aus. Die schwerste und bekannteste Form ist das Tourette-Syndrom, bei dem teils auch komplexe Schimpfwörter als Tic ausgesprochen werden.

Dystonie

Die Dystonie ist durch unwillkürliche, anhaltende Muskelverspannungen gekennzeichnet. So kann es z. B. zu einer Verdrehung einzelner Gliedmaßen, des Rumpfes, Nackens oder ganzen Körpers kommen. Sie beruht auf einem Ungleichgewicht der Aktivität der motorischen Hirnzentren. Es gibt sehr viele unterschiedliche Ursachen, viele sind genetisch bedingt. Die Nackenverdrehung (Schiefhals, Torticollis spasmodicus) ist die häufigste Dystonie, die wir behandeln.

Chorea

Hier treten kurze, ungleichmäßige, schnelle, unwillkürliche Bewegungen auf, die von einem Körperteil auf den anderen übergehen. Kommen weiche, fließende, windende Bewegungen hinzu, spricht man von einer Athetose. Die beiden liegen oft kombiniert vor. Es gibt zahlreiche verschiedene Ursachen wie rheumatisches Fieber und Hormonveränderungen wie z.B. im Schilddrüsenbereich oder in der Schwangerschaft. Auch Nebenwirkungen von Medikamenten gegen Psychosen, Parkinson oder Übelkeit können die Auslöser sein. Gefürchtet ist die Erbkrankheit Chorea Huntington, da sie mehr oder weniger rasch fortschreiten kann.

Ataxie

Hier handelt es sich um Koordinationsstörungen. Ursache sind Störungen des Kleinhirns (Cerebellum, cerebelläre Ataxie) bzw. der sensorischen Bahnen, die zum Cerebellum führen (sensorische Ataxie). Das wichtigste Symptom ist die Gangstörung, welche sich so anfühlt, als wäre zu viel Alkohol konsumiert worden. Neben dem breiten, schlurfenden, unsicheren Gang treten auch Doppelbilder, und ein Fehleinschätzung der Entfernungen auf. Gezielte Bewegungen, z.B. Greifen nach einem Objekt, gehen daneben oder führen zu Zittern. Tatsächlich ist eine Alkoholvergiftung eine von vielen möglichen Ursachen für eine Ataxie. Es kommen jedoch auch andere Vergiftungen, Gefäßerkrankungen, Infektionen, Entzündungen, Tumoren, psychosomatische und genetische Erkrankungen als Ursache in Frage.

Myoklonien

Kurze, blitzartige Anspannung eines Muskels oder einer Muskelgruppe, die zu einem unwillkürlichen Zucken führt. Beim Einschlafen kann dies durchaus normal sein. Auch der gemeine Schluckauf ist eine Form der physiologischen, also nicht krankhaften Myoklonien. Nehmen Myoklonien im Wachzustand jedoch Überhand, kommen eine Vielzahl von Ursachen in Betracht, von Epilepsie über Stoffwechselstörungen und Arzneimittelnebenwirkungen bis zu seltenen genetischen Erkrankungen.

Früh- und Spätdyskinesien

Hier handelt es sich um eine Gruppe von Bewegungsstörungen, die insbesondere bei der Anwendung von Neuroleptika in der Behandlung einer Schizophrenie auftreten können, jedoch auch durch Mittel gegen Übelkeit (MCP, Domperidon) oder gegen Migräne (Flunarizin) ausgelöst werden können. Gemeinsam ist diesen Medikamenten, dass sie den Neurotransmitter Dopamin blockieren. Sie können verschiedene Formen annehmen, z.B. Parkinsonismus, Tics, Chorea, Myoklonien usw. Nehmen Sie solche Medikamente und treten ungewöhnliche Bewegungen auf, melden Sie sich bitte umgehend.

Spastik

Hier liegt eine dauerhaft erhöhte Anspannung vor, welche die Gliedmaßen in eine typische, funktionsuntüchtige Haltung zwingt. Spastik ist eine Spätfolge jeder Störung des pyramidalen Bewegungssystems, also der Verbindung zwischen der primären motorischen Rinde und dem Rückenmark. Diese kann angeboren oder erwerben sein, typische Ursachen sind Schlaganfälle (Mono- und insbesondere Hemispastik, also eine Gliedmaße bzw. eine Körperhälfte betreffend) oder Rückenmarkserkrankungen (insbesondere Para- und Tetraspastik, also die untere Körperhälfte bzw.

Medikamenteninduzierte Bewegungsstörungen

Bei der Einnahme bestimmter Medikamente können als Nebenwirkung Bewegungsstörungen auftreten. Die häufigste Ursache ist eine Therapie mit Antipsychotika (Neuroleptika), z. B. im Rahmen einer Schizophrenie. Weitere Medikamente, die für die Entstehung für Bewegungsstörungen verantwortlich sein können, sind u. a. bestimmte Mittel gegen Übelkeit (Antiemetika), Reserpin, Lithium, Kalziumantagonisten (Cinnarizin, Flunarizin), Ciclosporin A, Antiepileptika, Antidepressiva, Antihistaminika sowie Medikamente, die für die Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden (z. B. Levodopa, Dopaminagonisten).

Die Symptome der medikamenteninduzierten Bewegungsstörungen können vielfältig sein und reichen von Tremor über Parkinsonismus und Chorea bis hin zu Dystonie und Akathisie. Die Behandlung besteht in der Regel im Absetzen oder Reduzieren des auslösenden Medikaments.

Therapieansätze bei Bewegungsstörungen

Die Therapie von Bewegungsstörungen richtet sich nach der Ursache und den Symptomen. Neben der medikamentösen Behandlung spielenPhysiotherapie, Ergotherapie und Logopädie eine wichtige Rolle. Ziel ist es, die Beweglichkeit zu verbessern, die Selbstständigkeit zu erhalten und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

  • Physiotherapie: Verbessert die Beweglichkeit und das Gleichgewicht, um Stürze zu vermeiden und weitere Mobilitätseinschränkungen zu verzögern.
  • Ergotherapie: Erhält die Selbstständigkeit und sichert die Autonomie im Alltag.
  • Logopädie: Verbessert die Sprach- und Schluckfunktion.

tags: #Parkinson #unkontrollierte #Bewegungen #Ursachen