Die Parkinson-Krankheit, auch Morbus Parkinson oder Schüttellähmung genannt, ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland und betrifft über 300.000 Menschen. Die Erkrankung manifestiert sich meist im höheren Erwachsenenalter, wobei die Mehrzahl der Betroffenen über 60 Jahre alt ist. Es gibt jedoch auch Fälle von juvenilem Parkinson, bei denen die Erkrankung bereits vor dem 50. Lebensjahr auftritt. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.
Was ist die Parkinson-Krankheit?
Bei der Parkinson-Krankheit sterben nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab, insbesondere in der Substantia nigra, einer Struktur im Mittelhirn. Diese Nervenzellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der für die Steuerung von Bewegungen unerlässlich ist. Ein Mangel an Dopamin führt zu den typischen Bewegungsstörungen bei Parkinson.
Die genauen Ursachen für das Absterben der Nervenzellen sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Ein Merkmal der Erkrankung ist das Auftreten von Lewy-Körperchen in den betroffenen Zellen. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die ein Protein namens Alpha-Synuclein enthalten.
Symptome der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit ist durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet, die sich im Laufe der Zeit verstärken können. Die typischen motorischen Symptome sind:
- Muskelzittern (Tremor): Das Zittern tritt meist in Ruhe auf und betrifft vor allem die Hände. Es kann sich jedoch auch auf andere Körperteile ausweiten.
- Muskelsteifheit (Rigor): Die Muskeln sind steif und angespannt, was zu Bewegungseinschränkungen führen kann.
- Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese): Die Bewegungen werden langsamer und mühsamer. Dies kann sich im Alltag durch Schwierigkeiten beim Gehen, Anziehen oder Essen äußern.
- Haltungsinstabilität (posturale Instabilität): Das Gleichgewicht ist gestört, was zu einer erhöhten Sturzgefahr führen kann.
Neben den motorischen Symptomen können auch nicht-motorische Symptome auftreten, wie z.B.:
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- Depressionen
- Schlafstörungen
- Verstopfung
- Geruchsstörungen
- Kognitive Beeinträchtigungen
Verlauf der Parkinson-Krankheit
Der Verlauf der Parkinson-Krankheit ist individuell unterschiedlich. Die Symptome können sich im Laufe der Zeit verstärken, und es können neue Symptome hinzukommen. In der Regel verläuft die Erkrankung langsam fortschreitend.
Prodromalphase
Vor Beginn der motorischen Symptome können bereits verschiedene Vorboten von Parkinson auftreten. Meist sind die Vorboten allerdings so unspezifisch, dass der Verdacht nicht sofort bei Parkinson liegt. Diese Vorläuferphase bezeichnet die Medizin als Prodromalphase.
Stadien nach Hoehn und Yahr
Zur Beschreibung des Krankheitsverlaufs hat sich die Skala nach Hoehn / Yahr (1967) etabliert. Die beiden Wissenschaftler gliederten die Erkrankung in fünf Stadien:
- Stadium 1: Anzeichen der Erkrankung erkennbar. Symptome; v. a. der Tremor (das typische Muskelzittern) setzt ein. Leichte Veränderung der Mimik und der Körperhaltung wird sichtbar. In der Regel treten die Symptome zunächst nur auf einer Körperseite auf.
- Stadium 2: Symptome werden beidseitig sichtbar. Überwindung von Hindernissen nicht mehr ohne weiteres möglich, wodurch zusätzlich Haltungsschwierigkeiten auftreten. Symptome werden beidseitig sichtbar. Ausgleich im sogenannten Zugtest zeigen.
- Stadium 3: Symptome nimmt zu; hinzu kommt eine leichte Haltungsinstabilität. Körperbewegungen werden sichtbar langsamer. entwickelt.
- Stadium 4: bereits eine starke Behinderung. In diesem Stadium oft zu. Oder nur noch sehr eingeschränkt selbstständig leben.
- Stadium 5: sind vollständig auf Hilfe bzw. Pflege angewiesen. Noch mit Gehhilfen oder im Rollstuhl möglich. Hin zur Bettlägerigkeit ist nicht unüblich.
Individuelle Unterschiede
Jede Parkinson-Erkrankung verläuft individuell. Dasselbe gilt für die Symptome. Grundsätzlich verstärken sich die Parkinson-Symptome über die Zeit, weil nach und nach immer mehr Nervenzellen absterben. Bei vielen Patienten schwanken die Symptome auch täglich. In der Folge können Betroffene zeitweise oder dauerhaft in ihrer Selbstständigkeit beeinträchtigt sein.
Endstadium
Im fortgeschrittenen Parkinson-Stadium kommen neben den motorischen Symptomen weitere Begleiterscheinungen hinzu, die nicht so gut auf Medikamente ansprechen. Dazu gehören beispielsweise Schluckstörungen mit einem erhöhten Risiko von Lungenentzündungen, Gleichgewichtsstörungen, Störungen beim Wasserlassen und psychische Beschwerden. Schwere Bewegungsstörungen umfassen eine ausgeprägte Steifheit (Rigor), starkes Zittern (Tremor), eine extreme Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinese) und erhebliche Gangstörungen. Die Fähigkeit, sich selbstständig zu bewegen, ist stark eingeschränkt. Die Sprachfähigkeit kann stark beeinträchtigt sein, was zu undeutlicher Sprache und Kommunikationsproblemen führt. Patienten im Parkinson-Endstadium benötigen in der Regel umfassende Unterstützung bei täglichen Aktivitäten wie Essen, Anziehen und Körperpflege.
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Diagnose der Parkinson-Krankheit
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit erfolgt in der Regel durch eine neurologische Untersuchung. Dabei werden die motorischen und nicht-motorischen Symptome erfasst. Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie MRT oder DaTSCAN eingesetzt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen. Ein L-Dopa-Test kann ebenfalls durchgeführt werden, um die Diagnose zu bestätigen.
Behandlung der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit ist bislang nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Es gibt verschiedene Medikamente, die den Dopaminmangel ausgleichen oder die Wirkung von Dopamin verstärken können. Dazu gehören:
- L-Dopa (Levodopa): Levodopa ist ein Hauptmedikament, mit dem im Gehirn Dopamin umgewandelt wird.
- Dopaminagonisten: Darüber hinaus unterstützen sogenannte Dopaminagonisten die Wirkung des Botenstoffs Dopamin.
- Weitere Medikamente: Darüber hinaus können je nach Symptomatik noch weitere Medikamente verabreicht werden.
Wenn eine einzelne Medikamentengruppe nicht ausreichend wirkt, können mehrere Medikamente kombiniert werden, um die Symptome besser zu kontrollieren.
Medizinisches Cannabis kann für die Behandlung von parkinsontypischen Begleitsymptomen wie Zittern, Schmerzen, Schlafstörungen und psychischen Beschwerden in Frage kommen. Zwar kann medizinisches Cannabis nicht den Krankheitsverlauf bei Parkinson aufhalten, aber unter Umständen einige Symptome und Nebenwirkungen der Parkinson-Medikamente lindern.
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Tiefe Hirnstimulation (THS)
Unter bestimmten Umständen sind bei einer Parkinson-Krankheit verschiedene Operationen möglich oder sogar notwendig. Beispielsweise, wenn die klassischen Medikamente in der Therapie nicht (mehr) helfen. Um motorische Komplikationen wie etwa das Zittern zu verbessern, hat sich beispielsweise die sogenannte tiefe Hirnstimulation, kurz THS, bewährt. Bei diesem Verfahren implantieren die Chirurgen Elektroden im Gehirn des Patienten und einen kleinen Schrittmacher in dessen Brust. Aus diesem Grund ist die Tiefenhirnstimulation umgangssprachlich auch als Hirnschrittmacher bekannt. Per Fernbedienung sind die Elektroden via Schrittmacher in der Brust von außen zu steuern. Wichtig ist, dass die Tiefenhirnstimulation bei Parkinson nur eine symptomatische Behandlung darstellt und die Symptome lindert.
Weitere Therapien
Neben der medikamentösen Therapie und der THS gibt es weitere Therapien, die bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden können:
- Physiotherapie: Physio- und Ergotherapien sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen. Dazu werden individuelle Interessen der jeweiligen Person berücksichtigt, um die Behandlung möglichst abwechslungsreich zu gestalten.
- Ergotherapie
- Logopädie: Stimm- und Sprechtherapien bei Patienten mit Parkinson-bedingten Sprechstörungen zielen darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und eventuelle Stimmprobleme zu lindern. Eine Schlucktherapie wird für Patienten mit Parkinson-bedingten Schluckstörungen empfohlen.
- Psychotherapie: Im Rahmen einer Psychotherapie können sich Parkinson-Patienten aktiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und den Umgang mit ihr erlernen. Eine Psychotherapie bietet außerdem die Möglichkeit, mit einer außenstehenden und professionellen Person über die persönlichen Herausforderungen und Sorgen sprechen.
- Künstlerische Therapien: Künstlerische Therapien wie etwa Kunst-, Mal- oder Tanztherapien können ebenso in Erwägung gezogen werden.
- Alternative Therapien: Eine alternative Behandlung durch Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage kann sich im Einzelfall eignen. Therapiemöglichkeiten wie eine Massage lockern beispielsweise Muskelverspannungen und das kann einen hohen Wert für einen Parkinson-Erkrankten haben.
Leben mit der Parkinson-Krankheit
Die Parkinson-Krankheit kann das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und sich Unterstützung zu suchen.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und von deren Erfahrungen zu profitieren.
Pflege
Mit abnehmender Selbstständigkeit des Betroffenen, kann er im Parkinson-Spätstadium pflegebedürftig werden. Dann kann für ihn und seine Angehörigen gegebenenfalls eine pflegerische Aufklärung hilfreich sein. Hinzu kommt, dass motorische Einschränkungen und die psychische Belastung die Pflege bei Parkinson erschweren. Hier sind viel Verständnis, Feingefühl sowie Akzeptanz gefordert. Grundsätzlich steht bei der Parkinson-Pflegeplanung im Vordergrund, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Patientenverfügung
Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.
Lebenserwartung bei Parkinson
Die Parkinson-Krankheit verläuft nicht unmittelbar tödlich. Doch wie die Prognose im Einzelfall aussieht, kann Ihr Arzt am besten einschätzen. Menschen mit Parkinson sterben meist nicht direkt an der Erkrankung selbst, sondern an den Komplikationen, die im Krankheitsverlauf auftreten können. Wie alt Parkinson-Patienten werden, hängt immer vom individuellen Gesamtbild des Patienten und der Parkinson-Form ab. Letzten Endes verläuft jedes Parkinson-Syndrom unterschiedlich. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson verkürzt sich durchschnittlich um vier bis elf Jahre. Das gilt vor allem für die sogenannte Parkinson-Krankheit, welche die häufigste Form der Parkinson-Syndrome ist. Wie lange ein Mensch mit Parkinson schlussendlich lebt, hängt allerdings immer vom individuellen Gesamtbild und der Parkinson-Form ab. Laut Statistik hat ein optimal behandelter Mensch mit Parkinson-Syndrom heute fast die gleiche Lebenserwartung wie eine gleichaltrige gesunde Person.