Die Diagnose der Parkinson-Krankheit ist ein komplexer Prozess, der verschiedene Untersuchungen und Tests umfasst, um die Symptome zu erkennen und andere mögliche Ursachen auszuschließen. Da es keinen spezifischen Test gibt, der Parkinson direkt nachweisen kann, ist eine sorgfältige und umfassende Bewertung durch einen Neurologen unerlässlich.
Einführung in Parkinson und seine Diagnose
Bei allen Erkrankungen aus dem Parkinsonformenkreis kommt es zu einem Verlust von Nervenzellen im Mittelhirn des Hirnstamms, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dieser Dopaminmangel führt zu den charakteristischen Symptomen der Parkinson-Krankheit. Unterschieden wird insbesondere zwischen dem klassischen Parkinson, auch Morbus Parkinson oder idiopathisches Parkinsonsyndrom genannt, und den atypischen Parkinsonsyndromen. Die Diagnose von Parkinson ist oft schwierig, da die Erkrankung in vielen Fällen schon fortgeschritten ist, ehe überhaupt eindeutige Symptome auftreten. Viele Nebensymptome wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Schmerzen, die durchaus Hinweise auf eines der Parkinson-Syndrome geben können, werden in vielen Fällen zunächst einzeln diagnostiziert.
Anzeichen von Parkinson: Symptome des Morbus Parkinson
Der Morbus Parkinson ist durch vier Hauptsymptome charakterisiert. Durch den Verlust von Dopamin kommt es insbesondere zu einer Verlangsamung von Bewegungen (Bradykinesie, Hypokinesie, Akinesie) und zu einer vermehrten Steifigkeit in der Muskulatur (Rigor). Allen voran die Bradykinese. Hierbei erleben Betroffene eine spürbare Verlangsamung ihrer körperlichen Bewegungen. Das Hauptkriterium für die Diagnose eines Parkinson-Syndroms ist eine Bradykinese, also verlangsamte Bewegungen, die mit mindestens einem der weiteren Parkinson-typischen Symptome kombiniert ist: Muskelsteifheit, Zittern und/oder Haltungsstörung.
Als weitere Symptome der Erkrankung können bereits vor Beginn der Bewegungsstörung eine Störung des Geruchssinns (Hyposmie), eine Depression oder eine Schlafstörung (REM-Schlaf Verhaltensstörung) auftreten. Es gibt aber einige Anzeichen und Symptome, die als Vorboten der Parkinson-Krankheit gelten können. Diese frühen Warnzeichen sind oft sehr unspezifisch. REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Dies ist eine Schlafstörung, bei der Personen im REM-Schlaf äußerst lebhaft träumen, indem sie sprechen, um sich treten oder schlagen.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung können eine Störung der Blutdruckregulation (orthostatische Hypotension), Blasenfunktionsstörungen oder eine Demenz auftreten. Sturz- und Fallneigung, insbesondere nach hinten, ausgeprägte Stimm- und Sprechstörungen, Demenz, Verlangsamung des Denkens, Aufmerksamkeitsstörungen, „Leidenschaftslosigkeit“, im späteren Verlauf: Einschränkung oder Lähmung der Blickwendung nach oben und unten. Diese Beschwerden sind nicht immer auf den Verlust von dopaminergen Nervenzellen zurückzuführen, sondern können durch den Verlust weiterer Nervenzellen im Rahmen der Parkinsonerkrankung erklärt werden. So könnte der Verlust serotonerger und noradrenerger Nervenzellen die Entstehung einer Depression begünstigen, während der Verlust acetylcholinerger Nervenzellen die Entstehung einer Demenz begünstigen könnte.
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Der Diagnoseprozess im Detail
Die Parkinson-Diagnostik kann verschiedene Untersuchungen und Tests umfassen.
Anamnese: Das ausführliche Erstgespräch
Begonnen wird aber grundsätzlich mit der Anamnese, also dem ausführlichen Erstgespräch über die Krankengeschichte des Patienten. In diesem ersten Schritt der Parkinson Diagnose versucht der Arzt abzuschätzen, ob die geschilderten Symptome wirklich auf eine Parkinsonerkrankung deuten. Im Rahmen der Diagnosestellung nimmt die Arztpraxis die Krankengeschichte auf und untersucht die Hauptsymptome - Rigor, Tremor, Bradykinese, Haltungsinstabilität. Gerade in der Frühdiagnostik wird auch ein Riechtest durchgeführt - ein wichtiges Indiz für eine mögliche Parkinson-Erkrankung, denn ein gestörtes Riechvermögen tritt meist schon vor motorischen Symptomen auf.
In diesem Gespräch sollten Sie als Betroffener vollkommen ehrlich gegenüber Ihrem Arzt sein. Umso besser Sie Ihre Symptome und Beschwerden schildern, desto genauer kann der Arzt einschätzen, ob diese auf Parkinson hindeuten oder doch eher auf eine andere Erkrankung. Erzählen Sie Ihrer behandelnden Arztpraxis im Detail, welche Veränderungen oder Auffälligkeiten Ihnen an sich selbst aufgefallen sind. Schildern Sie, ob und welche Schwierigkeiten beim Verrichten von alltäglichen Abläufen, z. B. Zusätzlich wird der Arzt Sie fragen, ob sie bestimmte Medikamente (vor allem gegen psychische Probleme) einnehmen und ob es vorher bereits Parkinson-Fälle in Ihrer Familie gab.
Körperliche und neurologische Untersuchung
Nachdem die Anamnese abgeschlossen ist und der Arzt eine Parkinsonerkrankung nicht grundsätzlich ausschließen kann, folgt die körperliche- und neurologische Untersuchung. In diesem Diagnose-Schritt untersucht der Arzt die Funktionalität des Nervensystems. Vor allem die Beweglichkeit der Muskeln sowie die Reflexe werden getestet. Anhand der genannten Haupt- und Nebensymptome der Parkinson-Krankheit lässt sich eine Checkliste erstellen. pflege.de hat einen einfachen Parkinson-Selbsttest zusammengestellt. Bitte beachten Sie, dass dieser Selbsttest niemals den Besuch beim Arzt ersetzt. Die Diagnostik von Parkinson gehört in die Hände von Experten.
Die Parkinson Tests lassen sich in der Regel durch einfaches Herumlaufen in der Praxis oder das Nachahmen von bestimmten Körperhaltungen durchführen. An diesen einfachen Tätigkeiten kann der Arzt leicht ablesen, ob eine Schädigung des zentralen Nervensystems vorliegt. Auch wenn diese Beobachtung allein keine sichere Parkinson Diagnose zulässt, kann die Kombination aus Anamnese und den neurologischen Tests im besten Fall ein sehr klares Bild vermitteln. Der Arzt führt eine umfassende Untersuchung durch, um typische Parkinson-Symptome zu erkennen.
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Sowohl bei der Erstdiagnose als auch im Erkrankungsverlauf gibt es klinische Aspekte, die für das idiopathische Parkinsonsyndrom charakteristisch sind und von dem behandelnden Neurologen regelmäßig untersucht werden: Die Erkrankung beginnt auf einer Körperseite, z.B. zittert nur die rechte oder linke Hand oder nur der/das rechte oder linke Arm/Bein ist von der Muskelsteife betroffen. Kennzeichnend für ein IPS ist auch, dass diese Seitenunterschiede im Verlauf der Erkrankung lange bestehen bleiben. Ein ausgeprägter Ruhetremor ist typisch, auch wenn nicht alle Patienten mit IPS ihn haben.
L-Dopa-Test und Apomorphin-Test
Zur diagnostischen Einschätzung und zur Beurteilung von Behandlungsmöglichkeiten bei Patienten mit Morbus Parkinson und atypischen Parkinsonsyndromen können L-DOPA-Tests und Apomorphin-Tests erfolgen. Mit Hilfe des L-Dopa-Tests kann die Arztpraxis prüfen, ob tatsächlich eine Parkinson-Erkrankung vorliegt. Dies ist der Fall, wenn sich die Beschwerden nach der Einnahme einer bestimmten Menge des Medikaments L-Dopa deutlich bessern - ein standardisierter Fragebogen für Patienten dokumentiert die Besserung des Krankheitsbildes. Der Test kann auch in späteren Krankheitsstadien durchgeführt werden. Der sogenannte L-Dopa-Test kann beispielsweise im Rahmen der Diagnostik eines Parkinson-Syndroms eingesetzt werden. Hierfür wird zunächst die Symptomschwere erfasst. Dann wird eine schnell wirksame Form von L-Dopa verabreicht und die Symptome werden erneut erfasst. Wenn sich die Symptome um mindestens 30 Prozent verbessert haben, deutet dies auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom hin.
Hierbei werden genau definierte Mengen von L-DOPA (Vorstufe von Dopamin, das bei der Parkinsonerkrankung fehlt) oder Apomorphin (Dopaminagonist, Wirkung erfolgt über die Bindungsstellen für Dopamin im Gehirn) entweder zum Trinken gegeben (L-DOPA) oder unter die Haut injiziert (Apomorphin).
Bildgebende Verfahren zur Unterstützung der Diagnose
Wenn die Anamnese und der neurologische Test dennoch Zweifel offenlassen, ob es sich wirklich um Parkinson handelt, kann der Arzt bildgebende Verfahren anwenden. Um andere neurologische Erkrankungen ausschließen zu können, ist eine zusätzliche Untersuchung des Kopfes mit Hilfe bildgebender Verfahren zu empfehlen - eine Computertomografie (= CT) oder Magnetresonanztomografie (= MRT) sind die gängigen Methoden. Sowohl mit einer Computertomografie (CT) als auch mit der Kernspintomografie (MRT) kann der Arzt Hirnschädigungen erkennen oder ausschließen. Diese Hirnschädigungen, wie zum Beispiel Tumore, können ebenfalls Auslöser der Symptome und Beschwerden sein. Auch das Vorliegen eines zerebellären Syndroms, eine supranukleäre Blickparese, das fehlende therapeutische Ansprechen auf eine hochdosierte dopaminerge Medikation und ein normaler nuklearmedizinischer Befund des präsynaptischen dopaminergen Systems müssen ausgeschlossen werden.
In Zweifelsfällen führt die Arztpraxis noch weitere Untersuchungen durch, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausschließen zu können. Feststellung des Dopaminmangel Ein Mangel an Dopamin kann zur Entstehung von Parkinson beitragen (nähere Informationen in der Rubrik "Erkrankung"). Zur Feststellung eines Mangels gibt es heute ein geeignetes und mittlerweile breit verfügbares nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren. Die so genannte Dopamintransporter-SPECT, eine spezielle Form der Single-Photonen-Emissions-Computertomografie (SPECT), liefert den erforderlichen Nachweis. Nach Injektion einer sehr schwach radioaktiv markierten Substanz ist zu erkennen, ob es im Gehirn an einem bestimmten Eiweißstoff, dem so genannten Dopamintransporter, mangelt.
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Mit ergänzenden nuklearmedizinischen Untersuchungen können sowohl der Stoffwechsel im Gehirn (sogenanntes FDG-PET) als auch die Dopamin-Bindungsstellen (sogenanntes DMFP-PET) im Gehirn dargestellt werden. Eine Abnahme des „Dopaminsignals“ beweist dann das Vorliegen einer Erkrankung aus dem Parkinsonformenkreis. Hierbei wird eine sehr geringfügige und klinisch unbedenkliche Menge radioaktiv markierten L-DOPA (Vorstufe des Botenstoffs Dopamin) intravenös injiziert und die Aufnahme im Gehirn auf Schnittbildern durch das Gehirn dargestellt.
Genetische Diagnostik
Zwar sind genetische Untersuchungen im Rahmen der Parkinson-Diagnostik möglich, allerdings haben diese bislang keinen Einfluss auf den weiteren Krankheitsverlauf. Die seltenen genetisch bedingten Formen von Parkinson lassen sich mit einer molekulargenetischen Untersuchung feststellen. Eine solche Untersuchung kommt in Betracht, wenn:die Betroffenen vor dem 50. Lebensjahr an Parkinson erkranken odermindestens zwei Verwandte ersten Grades oder ein Verwandter ersten Grades und ein Verwandter zweiten Grades an Parkinson leiden. In diesen Fällen liegt der Verdacht nahe, dass die Parkinson-Erkrankung durch eine genetische Veränderung verursacht wird.
Differenzierung der Parkinsonformen
Nach Abschluss der verschiedenen Parkinson Tests kann der Arzt (im besten Fall sofort) eine Diagnose stellen. Wenn die Diagnose Parkinson lautet, wird nun auch die konkrete Parkinsonform benannt.
Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS)
Beim Idiopathischen Parkinson-Syndrom handelt es sich um die am häufigsten diagnostizierte Form von Parkinson. Gleichzeitig bedeutet dies auch, dass keine genaue Ursache für das plötzliche Absterben der Gehirnzellen gefunden wurde.
Symptomatisches Parkinson-Syndrom
Beim Symptomatischen Parkinsonsyndrom kann die Ursache für die Parkinsonerkrankung genauer bestimmt werden. Die Behandlung kann daher gezielt auf den diagnostizierten Auslöser ausgerichtet werden. Der symptomatische Parkinsonismus kann durch Medikamente oder einige Stoffwechselkrankheiten ausgelöst werden.
Atypisches Parkinson-Syndrom
Auch beim Atypischen Parkinsonsyndrom können Ursache und Auslöser ermittelt werden. Allerdings ist hier nicht nur der Teil des Gehirns betroffen, der maßgeblich für den Dopaminmangel zuständig ist (das Mittelhirn), sondern auch weitere Bereiche des Gehirns. Dies kann zu zusätzlichen Symptomen und Beschwerden führen, die über die Parkinson Symptome hinaus gehen. Atypische Parkinson-Syndrome sind Erkrankungen, die zunächst auf Parkinson schließen lassen, aber andere Ursachen haben. Derartige Syndrome können vorliegen, wenn zusätzliche Symptome auftreten, die bei Parkinson fehlen, oder die übliche Parkinson-Medikation versagt.
Bedeutung der Frühdiagnose und Neuroprotektion
Eine frühzeitige Diagnose kann sehr hilfreich sein, damit der Zelluntergang der verbleibenden dopaminergen Nervenzellen verhindert werden kann. Dieser Nervenzellschutz wird als Neuroprotektion bezeichnet. Derzeit gibt es keine zugelassenen Wirkstoffe, die eine eindeutige Neuroprotektion gewährleisten. Es gibt aber einige erfolgversprechende Wirkstoffe in der klinischen Erprobung.
Therapieansätze bei Parkinson
Der Verlust dopaminerger Nervenzellen im Gehirn kann durch Tabletten-Gabe von L-DOPA, der Vorstufe von Dopamin, ausgeglichen werden. L-DOPA wird dann im Gehirn in Dopamin umgewandelt und kann dort seine Aufgaben weiterhin übernehmen. L-DOPA ist eindeutig der wirksamste für die Behandlung der Parkinsonerkrankung zur Verfügung stehende Wirkstoff, und jeder Parkinsonpatient wird irgendwann auf die Behandlung mit diesem Wirkstoff angewiesen sein.
Hierzu gehören insbesondere die Dopaminagonisten, die an die gleichen Bindungsstellen wie Dopamin im Gehirn binden können und somit eine dem Dopamin vergleichbare Wirkung auslösen, ohne aber wie das Dopamin gleich wieder abgebaut zu werden. Mittlerweile stehen mehrere Dopaminagonisten zur Verfügung, die entweder als Tablette eingenommen oder als Pflaster appliziert werden. Ein besonderer Vorteil dieser Wirkstoffe ist die häufig lange Halbwertzeit, d.h. Weiterhin effektiv zur Behandlung der Parkinsonerkrankung sind Wirkstoffe, die den Abbau von Dopamin verzögern, so dass Dopamin länger für eine Wirkung an den Dopaminbindungsstellen im Gehirn zur Verfügung steht. Zu diesen Wirkstoffen gehören die sogenannten MAO-B-Inhibitoren, die als zusätzlichen Effekt möglicherweise den Verlauf der Erkrankung verzögern können, und die sogenannten COMT-Hemmer.
Bei einer Zunahme der Beschwerden der Erkrankung können die unterschiedlichen Wirkstoffe miteinander kombiniert werden und die Dosis der einzelnen Wirkstoffe gesteigert werden. Dennoch nehmen die Beschwerden im Verlauf der Erkrankung immer weiter zu, und es können ungleichmäßige Wirkungen der Antiparkinsonmedikation auftreten mit plötzlichen Phasen von Steifigkeit (Wearing-Off, Sudden-Off) oder Überbeweglichkeiten (Dyskinesien). Als Pumpentherapien bei der Parkinsonerkrankung stehen die Apomorphinpumpe und die Behandlung mit einem L-DOPA-Gel (Duodopa-Pumpe) zur Verfügung. Entscheidendes Prinzip bei einer Pumpentherapie ist die gleichmäßige Gabe von Medikamenten im Gegensatz zu der ungleichmäßigen (pulsatilen) Gabe der Tabletten, und damit eine gleichmäßige Stimulation von Dopamin-Bindungsstellen im Gehirn.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die tiefe Hirnstimulation, also das Einsetzen eines Hirnschrittmachers. Der Schrittmacher muss allerdings in einer Operation eingesetzt werden: Dem Patienten werden in einem chirurgischen Eingriff Elektroden in das Gehirn implantiert. Durch elektrische Stimulation dieser Elektroden werden dann die Parkinsonsymptome unterbunden. Die Wirkung ist nachweislich hoch und das Verfahren wird durch neue, verfeinerte Techniken immer weiter verbessert.