Peter Danckert: Ein Lehrstück über einen Schlaganfall und seine Ursachen

Der Fall des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Peter Danckert ist ein erschütterndes Beispiel dafür, wie ein medizinischer Eingriff das Leben eines Menschen dramatisch verändern kann. Seine Geschichte, die von einem umstrittenen Hirn-Stent-Einsatz in der Berliner Charité im Jahr 2011 und den darauffolgenden gesundheitlichen Problemen handelt, wirft ein Schlaglicht auf die Risiken und potenziellen Gefahren im Gesundheitswesen.

Der verhängnisvolle Auftritt im Bundestag

Es war ein Donnerstagabend im Februar 2011, als Peter Danckert bei einer Rede im Bundestag plötzlich Schwierigkeiten hatte, die Worte richtig zu formen. Aus „Antrag“ wurde „Entrag“, aus „gesprochen“ wurde „gesprongen“, und aus „Bundestag“ wurde „Bundesbahn“. Dieser Auftritt sollte sich als einer der schrecklichsten Momente seines Lebens erweisen.

Nachdem er die Parlamentsärztin aufgesucht hatte, wurde ein leichter Schlaganfall vermutet und Danckert in die nahegelegene Uniklinik eingewiesen. Was folgte, war eine Kette von Ereignissen, die letztendlich zu einem schweren Hirninfarkt führten und Danckerts Leben nachhaltig veränderten.

Die Diagnose und die überraschende Wendung

Nach anfänglicher Beschwerdefreiheit und einem Medikamenten-Therapieplan verspürte Peter Danckert drei Wochen später erneut Taubheitsgefühle im linken Bein. Eine Untersuchung in der Neurologie-Ambulanz der Charité bestätigte, dass eine wichtige Hirnarterie aufgrund von Kalkablagerungen verengt war. Der behandelnde Neurologie-Direktor erklärte ihm, dass er mit dem Risiko dieser Basilarisstenose leben müsse und Medikamente die einzig mögliche Therapie seien. Eine Operation schloss er aus.

Umso überraschter war Danckert, als er am nächsten Morgen von demselben Mediziner telefonisch gebeten wurde, sich sofort für einen Eingriff auf der Stroke-Unit-Station der Charité in Berlin-Steglitz zu melden. Ihm sollte ein Stent, eine winzige hohle Gefäßstütze, in die Hirnarterie eingesetzt werden, um die Verengung zu beseitigen.

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Der umstrittene Eingriff und seine Folgen

Am Abend vor der Operation unterschrieb Danckert ein Aufklärungsformular, das jedoch weder das sehr hohe Risiko eines Schlaganfalls noch die Lebensgefahr durch die anstehende Prozedur erwähnte. Statt die Gehirngefäße - wie vereinbart - mittels Angiografie (Röntgenuntersuchung) darzustellen und das Ergebnis anschließend noch einmal mit dem Patienten zu besprechen, wurde der Stent am nächsten Tag implantiert. Erst auf dem Operationstisch erfuhr Danckert, dass aus diesem Grund eine Vollnarkose ansteht.

Während oder kurz nach der Operation erlitt Peter Danckert einen schweren Schlaganfall. Heute ist er gehbehindert und von einem Hirninfarkt gezeichnet.

Die Frage nach dem Warum

Die Frage, die sich Peter Danckert und viele andere stellen, ist, warum dieser Eingriff überhaupt angesetzt wurde. Wollte der behandelnde Arzt den prominenten Patienten als Fürsprecher für ein umstrittenes Medizinprodukt gewinnen? Oder wollte er einer Schweizer Firma einen Gefallen tun, die ihre Stents wegen nachgewiesener Risiken nicht in den USA verkaufen durfte und nun versuchte, in Europa Geschäfte zu machen?

Experten betonen, dass das Risiko eines Schlaganfalls oder sogar des Todes bei einer Stent-Implantation in die Hirnarterie seit mehr als zehn Jahren bekannt ist. Die damals gültigen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfahlen Medikamente anstelle eines Eingriffs.

Wirtschaftliche Interessen versus Patientenschutz

Der Fall Danckert wirft auch ein Licht auf die Unterschiede in der Reglementierung von Medizinprodukten zwischen den USA und Europa. Während in den USA die Food and Drug Administration (FDA) alle Produkte auf ihre Sicherheit prüft und klinische Studien mit Patienten vorliegen müssen, bevor neue Hochrisiko-Medizinprodukte verkauft werden dürfen, genügt in Europa ein CE-Siegel, das von privaten Prüfstellen gegen Gebühr beantragt werden kann.

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Im Fall des in Danckert implantierten Stents hatte die FDA eine generelle Zulassung in Amerika verweigert. Eine von der Herstellerfirma Micrus beauftragte Studie wurde nach der Behandlung von zwei Patienten gestoppt, da die Risiken als unvertretbar hoch eingeschätzt wurden. Die Ärzte der Berliner Charité hätten von dem Abbruch der Herstellerstudie wissen müssen, als sie Danckert den Stent implantierten.

Der Kampf zurück ins Leben

Peter Danckert hat nie aufgegeben. Er kämpfte sich zurück ins Leben, lernte wieder, allein von einer Bank aufzustehen, und kehrte sogar in den Bundestag zurück. Erst Ende 2014 entschied er sich, auch in eigener Sache aktiv zu werden und klagte gegen die Charité und sieben ihrer führenden Ärzte wegen des Verdachts auf grob fehlerhafte Behandlung.

Nach zähen Vergleichsverhandlungen zahlte ihm die Charité ein beachtliches Schmerzensgeld. Ein Schuldeingeständnis wurde jedoch vermieden.

Ein bleibendes Ärgernis

Auch wenn Peter Danckert seinen persönlichen juristischen Erfolg errungen hat, bleibt ein Ärgernis bestehen: Die Laxheit im Umgang mit Medizinprodukten. Er kritisiert den Einfluss der Industrielobby und fordert strengere Reglementierungen, um Patienten besser zu schützen.

Schlaganfälle: Eine ernste Gefahr

Schlaganfälle gehören zu den häufigsten Todesursachen in Europa. Allein in Deutschland erleiden jährlich 270.000 Menschen einen Schlaganfall, von denen mehr als ein Drittel tödlich verlaufen. Risikofaktoren sind unter anderem Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen und Fettstoffwechselstörungen.

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Prävention und Behandlung

Um das Risiko eines Schlaganfalls zu minimieren, ist es wichtig, auf einen gesunden Lebensstil zu achten, Risikofaktoren zu vermeiden und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln entscheidend, um Folgeschäden zu minimieren.

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