Pflege nach Schlaganfall: Ein umfassender Leitfaden für Betroffene und Angehörige

Ein Schlaganfall kann das Leben von Betroffenen und ihren Familien von einem Moment auf den anderen verändern. Plötzlich auftretende Lähmungen, Sprachstörungen oder Gefühlsstörungen konfrontieren die Betroffenen mit den Themen Behinderung und Pflege. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Pflege nach einem Schlaganfall, von der Akutversorgung bis zur langfristigen Rehabilitation und Unterstützung im Alltag.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, medizinisch auch als Hirninfarkt bezeichnet, ist ein medizinischer Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert. Je früher eine angemessene Behandlung eingeleitet wird, desto größer sind die Chancen, bleibende Schäden und Behinderungen zu minimieren. Die Schön Klinik Neustadt verfügt über eine spezialisierte Schlaganfallstation (Stroke Unit), die rund um die Uhr von einem interdisziplinären Expertenteam betreut wird und modernste bildgebende Verfahren wie CT und MRT einsetzt, um die Ursache des Schlaganfalls abzuklären.

Akutversorgung und Erstmaßnahmen

Bei einem akuten Schlaganfall zählt jede Minute ("Time is brain"). Nach der Diagnose, die unter anderem mittels CT und MRT erfolgt, wird mit der Behandlung begonnen, um die Schäden im Gehirn so gering wie möglich zu halten. In spezialisierten Stroke Units erfolgt eine multidisziplinäre Behandlung. Bei einem durch ein Blutgerinnsel verursachten Schlaganfall kann eine Thrombolyse oder Thrombektomie durchgeführt werden, um das Gerinnsel aufzulösen oder zu entfernen. Bei Hirnblutungen kann eine Operation erforderlich sein. Blutdruck und Blutzucker müssen exakt eingestellt und der Patient auf Komplikationen überwacht werden.

Rehabilitation nach dem Schlaganfall

Die Rehabilitation ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung nach einem Schlaganfall. Ziel ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen und ein möglichst unabhängiges Leben zu ermöglichen.

Frührehabilitation

Die Frührehabilitation beginnt idealerweise so früh wie möglich, um die durch den Schlaganfall geschädigten Körperfunktionen wiederherzustellen. Durch gezielte Therapiemaßnahmen und Übungen können Schlaganfall-Symptome behandelt und Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden ambulant oder in stationären Reha-Kliniken angeboten. Es ist wichtig, den Arzt nach einer "geriatrischen Rehabilitation" zu fragen, da viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch darauf haben.

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Neurologische Rehabilitation

Die neurologische Rehabilitation ist eine spezielle Form der Rehabilitation, bei der Schlaganfall-Patienten intensiv trainieren. Sie kommt jedoch nicht für jeden Patienten in Frage, und die Genehmigung durch die Krankenkasse ist nicht immer gegeben.

Maßnahmen und Therapien

Je nach Bedarf können verschiedene Maßnahmen und Therapien ärztlich verordnet werden, um das gewohnte Alltagsleben wiederherzustellen. Dazu gehören:

  • Physiotherapie: zur Verbesserung der motorischen Fähigkeiten und Koordination
  • Ergotherapie: zur Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten und zur Anpassung der Wohnumgebung
  • Logopädie: zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen
  • Neuropsychologie: zur Behandlung von kognitiven Defiziten und psychischen Problemen

Auch Hilfsmittel wie Gehhilfen, Rollstühle oder Treppenlifte können den Alltag erleichtern.

TeleRehaBrain

Das internationale Forschungsprojekt TeleRehaBrain entwickelt eine telemedizinische Lösung, mit der Patienten mit erworbenen Hirnschäden die Rehabilitation zu Hause durchführen können. Dabei werden die Hirnströme in Echtzeit gemessen und analysiert, um die Gehirnaktivität durch transkranielle Elektrostimulation zu verbessern.

Leben mit den Folgen eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall kann dauerhafte Einschränkungen und bleibende Gesundheitsfolgen mit sich bringen. Die Statistik zeigt, dass etwa 85 % der Patienten mit den Folgen eines Schlaganfalls leben. Je nach Ausprägung und betroffener Hirnregion kann es zu Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen, Schwindel, Koordinationsstörungen, Orientierungsstörungen, Sehstörungen oder Persönlichkeitsveränderungen kommen.

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Unterstützung im Alltag

Viele Menschen sind nach einem Schlaganfall vorübergehend oder dauerhaft auf Unterstützung angewiesen. Angehörige können helfen, indem sie herausfinden, welche Einschränkungen im Alltag Probleme bereiten und den Pflegebedarf ermitteln. Typische Pflegetätigkeiten sind:

  • Hilfe beim Ankleiden und bei der Mobilisation
  • Körperpflege-Maßnahmen
  • Nahrungszubereitung und Hilfe bei der Nahrungsaufnahme
  • Begleitung zu Arztterminen und Mitgestaltung der Freizeit

Sprachstörungen

Ein Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte kann zu Sprachstörungen führen. Etwa ein Drittel der Patienten bemerkt nach 4-6 Wochen eine Verbesserung. Es ist wichtig, dem Patienten Zeit zu geben, seine Gedanken zu formulieren, langsam und deutlich zu sprechen, positive Rückmeldungen zu geben und Fehler zu akzeptieren.

Pflege zu Hause

Viele Angehörige stellen sich die Frage, ob sie einen Schlaganfall-Patienten zu Hause pflegen können. Dies ist grundsätzlich möglich, erfordert aber möglicherweise eine Anpassung der Wohnumgebung. Es gibt auch verschiedene Möglichkeiten, die häusliche Pflege zu unterstützen, wie z.B. Tagesbetreuung oder eine 24-Stunden-Betreuung.

Pflegehilfsmittel

Hilfsmittel können die Selbstständigkeit des Betroffenen erhöhen und den Pflegealltag erleichtern. Dazu gehören technische Hilfsmittel wie Rollatoren, Rollstühle oder Pflegebetten sowie Alltagshilfen wie sprechende Zeigetafeln oder besonderes Besteck. Auch Pflegehilfsmittel zum Verbrauch, wie Bettschutzeinlagen, können entlasten.

Selbsthilfegruppen und Unterstützung für Angehörige

Sowohl für Schlaganfall-Patienten als auch für deren Angehörige können Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung sein. Hier können Erfahrungen ausgetauscht und Kontakte geknüpft werden. Auch Pflegestützpunkte und der behandelnde Arzt sind wichtige Ansprechpartner. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe bietet Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.

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Prophylaxe nach Schlaganfall

Um einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden, ist es wichtig, die Risikofaktoren zu minimieren:

  • Bluthochdruck vermeiden: Regelmäßige Blutdruckkontrolle und eine kochsalzarme Ernährung können helfen.
  • Mit dem Rauchen aufhören: Tabakkonsum erhöht das Schlaganfall-Risiko.
  • Zuckerkrankheit überwachen: Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko.
  • Übergewicht reduzieren: Eine nährstoffreiche, fleischarme Ernährung kann helfen.

Pflegegrad und finanzielle Unterstützung

Welchen Pflegegrad die Pflegekasse erteilt, hängt davon ab, inwieweit die Selbstständigkeit des Betroffenen eingeschränkt ist. Je höher der Pflegegrad, desto größer ist der Anspruch auf pflegerische Unterstützung und finanzielle Leistungen wie Pflegegeld, Entlastungsbetrag, Pflegesachleistungen und Pflegehilfsmittel.

Schlaganfall bei Kindern

Ein Schlaganfall kann auch bei Kindern auftreten und Pflegebedürftigkeit auslösen. Die Pflegebedürftigkeit kann durch Lähmungserscheinungen, Orientierungsstörungen, Koordinationsstörungen und Sprachstörungen verursacht werden.

Schlaganfall-Nachsorge in Deutschland

Die Nachsorge von Schlaganfallpatienten in Deutschland weist Defizite auf, insbesondere in der Koordination der verschiedenen Versorgungsangebote. Es fehlt ein Spezialist, der die Behandlung bedarfsgerecht koordiniert. Die Europäische Schlaganfallorganisation priorisiert die Entwicklung von Nachsorgekonzepten.

Inhaltliche Aspekte der Schlaganfallnachsorge

Die inhaltlichen Aspekte der Schlaganfallnachsorge liegen überwiegend im neurologischen Fachgebiet. Notwendig ist eine qualitätsbasierte Vergütung der Nachsorge.

Vernetzung und Kommunikation

Der Erfolg der Schlaganfallnachsorge hängt von der Vernetzung und dem kommunikativen Austausch zwischen den beteiligten Akteuren und den Betroffenen ab. Dies ist angesichts des fragmentierten ambulanten Gesundheitssektors eine Herausforderung.

Qualitätsindikatoren und Zertifizierung

Um die konsequente Umsetzung der Schlaganfallnachsorge zu ermöglichen, bedarf es eines aufwandgerechten Vergütungsmodells und Maßnahmen der Qualitätssicherung. Die Etablierung eines Nachsorgeregisters auf Basis ausgewählter Indikatoren wird vorgeschlagen. Auf Basis solcher Daten kann eine Zertifizierung der Versorger erfolgen.

Mehrstufiges Vorgehen

Um der Komplexität der multiplen Domänen mit möglichem Bedarf gerecht zu werden, ist ein mehrstufiges Vorgehen (Screening mit ggf. Folgediagnostik) notwendig. Der Patient und seine Angehörigen können selbstständig Fragebögen zur Lebensqualität und ein Screeningdokument für spezifische Defizite ausfüllen.

Untersuchung durch Spezialisten

Die Untersuchung durch Spezialisten baut auf den Screeningschritten auf. Neben der Anamnese und klinisch-neurologischen Untersuchung erfolgt eine tiefergehende Diagnostik in den Domänen mit Hinweisen für Defizite.

Therapieempfehlungen

Aus den erhobenen Befunden, Defiziten und Komplikationen leitet sich die standardisierte Therapieempfehlung inklusive Sekundärprophylaxe ab. Dabei werden bestimmte Aufgaben gezielt an andere Akteure des Gesundheitswesens übergeben und Leistungen im (regionalen) Versorgungsnetzwerk koordiniert.

Digitale Lösungen

Die Nutzung digitaler Lösungen für den effektiven Informationsfluss sollte in zukünftigen Versorgungsmodellen berücksichtigt werden. Tele-Rehabilitation kann helfen, den Aufwand der standardisierten Erfassung von Symptomen, Risikofaktoren, Medikation und damit auch Qualitätsindikatoren zu reduzieren.

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