Pflege von Menschen mit Demenz: Ursachen von Widerstand und Lösungsansätze

Demenz ist eine komplexe und fortschreitende Erkrankung, die nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen und Pflegekräfte vor erhebliche Herausforderungen stellt. Um Menschen mit Demenz bestmöglich zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern, ist es entscheidend, die Erkrankung zu verstehen, angemessen mit den Betroffenen zu kommunizieren und Strategien zur Bewältigung von herausforderndem Verhalten zu entwickeln. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Demenz, ihre Ursachen, Symptome und den Verlauf, sowie über die Bedeutung des Verständnisses für Menschen mit Demenz und den Umgang mit Widerstand in der Pflege.

Was ist Demenz? Eine Definition

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene neurologische Erkrankungen, die das Gehirn beeinträchtigen und zu fortschreitenden kognitiven Defiziten führen. Diese Defizite umfassen den Verlust von Gedächtnis, Denkvermögen, Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen. Es ist wichtig zu betonen, dass Demenz keine normale Begleiterscheinung des Alterns ist, sondern eine ernsthafte Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen erheblich beeinflusst.

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 60 % aller Fälle aus. Bei Alzheimer sterben Nervenzellen im Gehirn ab, was zu einem fortschreitenden Abbau der kognitiven Fähigkeiten führt. Andere Demenzformen sind vaskuläre Demenz (10-15%), Lewy-Körper-Demenz (10-15%), frontotemporale Demenz (ca. 5%) und Mischformen (ca. 20%). Vaskuläre Demenz wird durch Gefäßschädigungen im Gehirn verursacht, die zu Durchblutungsstörungen führen. Die Demenz mit Lewy-Körperchen ist durch Eiweißablagerungen in den Nervenzellen gekennzeichnet, während die frontotemporale Demenz zu einer Schrumpfung des Schläfenlappens führt und häufig jüngere Menschen betrifft.

Mediziner unterscheiden zudem zwischen primärer und sekundärer Demenz. Bei der primären Demenz, wie Alzheimer, sind die geistigen Abbauprozesse selbst die Ursache der Krankheit. Sekundäre Demenzen können durch andere Erkrankungen oder Faktoren verursacht werden.

Symptome und Verlauf von Demenz

Die Symptome von Demenz können sich im Verlauf der Krankheit verändern und variieren von Person zu Person. Frühe Anzeichen können Gedächtnisverlust, Verwirrtheit, Probleme bei der Sprache und Orientierungslosigkeit sein. Betroffene haben möglicherweise Schwierigkeiten, sich an alltägliche Aufgaben zu erinnern, Verabredungen zu treffen oder sogar ihre Lieben zu erkennen.

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Die Erkrankung verläuft in der Regel progressiv, was bedeutet, dass sich die Symptome im Laufe der Zeit verschlimmern. Im fortgeschrittenen Stadium treten häufig Verhaltensänderungen, Stimmungsschwankungen und motorische Probleme auf. Die Person kann unruhig oder ängstlich werden, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen haben und sogar aggressive Verhaltensweisen zeigen. Die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, nimmt ab, und die betroffene Person wird immer abhängiger von anderen. Der Verlauf kann jedoch von Person zu Person variieren.

Die Bedeutung des Verständnisses für Menschen mit Demenz

Die Pflege von Menschen mit Demenz ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die mit zahlreichen Herausforderungen verbunden ist. Pflegende Angehörige müssen nicht nur die körperlichen Bedürfnisse des Erkrankten erfüllen, sondern auch sein verändertes Verhalten und seine Kommunikationsmuster verstehen. Ein grundlegendes Verständnis für die Krankheit und ihre Auswirkungen ermöglicht es pflegenden Angehörigen, angemessen auf die Bedürfnisse des Erkrankten einzugehen, seine veränderten Verhaltensweisen zu interpretieren und angemessene Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen.

Ein wichtiger Aspekt ist die Bedeutung von Empathie im Umgang mit Menschen mit Demenz. Empathie ermöglicht es pflegenden Angehörigen, sich in die Gefühlswelt des Erkrankten hineinzuversetzen und seine Perspektive zu verstehen. Es erfordert die Fähigkeit, sich von eigenen Erwartungen und Vorstellungen zu lösen und stattdessen die Bedürfnisse und Gefühle des Erkrankten zu berücksichtigen.

Das Verständnis für Menschen mit Demenz hat einen erheblichen Einfluss auf die Pflege und das Wohlbefinden des Erkrankten. Es trägt dazu bei, Kommunikationsbarrieren zu überwinden, individuelle Bedürfnisse zu erkennen und die Lebensqualität des Erkrankten zu verbessern. Darüber hinaus ermöglicht es pflegenden Angehörigen, ihre eigene Belastung zu reduzieren und Unterstützung für sich selbst zu finden.

Insgesamt ist das Verständnis für Menschen mit Demenz ein zentraler Faktor für die Pflege durch Angehörige. Es trägt dazu bei, die Beziehung zwischen dem Erkrankten und dem Pflegenden zu stärken und die Lebensqualität beider Seiten zu verbessern. Es erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, sich kontinuierlich über die Krankheit und ihre Auswirkungen zu informieren.

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Kommunikation mit Menschen mit Demenz

Die Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist von großer Bedeutung, da sie sich dadurch verstanden und unterstützt fühlen können. Da ihre sprachlichen Fähigkeiten beeinträchtigt sein können, spielen nonverbale Signale eine entscheidende Rolle bei der Interaktion.

Nonverbale Kommunikation

Die nonverbale Kommunikation ist ein wertvolles Instrument für pflegende Angehörige, um eine Verbindung mit Demenzkranken herzustellen und ihnen das Gefühl von Verständnis und Unterstützung zu vermitteln.

  • Körperhaltung und Mimik: Eine aufrechte und offene Haltung kann dem Erkrankten zeigen, dass man ihm gegenüber aufmerksam und interessiert ist. Ein freundliches Lächeln kann Wärme und Wertschätzung vermitteln.
  • Blickkontakt: Der Blickkontakt kann dazu beitragen, dass sich der Demenzkranke gesehen und verstanden fühlt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass manche Menschen mit Demenz den direkten Augenkontakt als bedrohlich oder überfordernd empfinden können.
  • Berührungen: Eine sanfte Berührung, wie das Halten der Hand oder eine Umarmung, kann dem Demenzkranken Zuneigung und Sicherheit vermitteln. Berührungen können auch beruhigend wirken und Ängste oder Unruhe lindern. Es ist jedoch wichtig, die Reaktionen des Erkrankten zu beachten und seine individuellen Grenzen und Vorlieben zu respektieren.
  • Gestik und Körperbewegungen: Die bewusste Nutzung von Gestik und Körperbewegungen kann eine effektive Möglichkeit sein, Informationen zu vermitteln und den Demenzkranken zu unterstützen. Durch das Zeigen auf Objekte oder das Nachahmen von Bewegungen kann man dem Erkrankten helfen, bestimmte Handlungen zu verstehen und nachzuahmen.

Verbale Kommunikation

Durch eine bewusste Anpassung der verbalen Kommunikation und Sprache können pflegende Angehörige die Verständlichkeit und den Informationsfluss verbessern.

  • Einfache Sprache: Verwende kurze und prägnante Sätze sowie einfache Wörter. Komplexe und lange Sätze können für Menschen mit Demenz verwirrend sein und ihre Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten, beeinträchtigen.
  • Langsames Sprechen: Sprich in einem gemächlichen Tempo und gib dem Demenzkranken ausreichend Zeit, um deine Worte zu verarbeiten und zu verstehen. Vermeide es, dich zu beeilen oder zu drängen.
  • Deutliche Aussprache: Achte darauf, deine Worte deutlich und gut verständlich auszusprechen.
  • Wiederholungen: Wiederhole wichtige Informationen, Fragen oder Anweisungen, um sicherzustellen, dass der Demenzkranke dich verstanden hat.
  • Bestätigung und Validierung: Bestätige und validiere die Aussagen des Demenzkranken.
  • Begrenzte Informationen: Achte darauf, den Demenzkranken nicht mit zu vielen Informationen auf einmal zu überfordern. Beschränke die Anzahl der Fragen oder Anweisungen und gib ihm ausreichend Zeit, um zu antworten oder eine Handlung auszuführen.
  • Aufmerksames Zuhören: Höre aufmerksam zu und beachte die nonverbalen Signale des Demenzkranken. Achte auf seine Mimik, Gestik und Körperhaltung, um seine Bedürfnisse, Gefühle oder etwaige Unwohlsein besser zu erkennen.

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Demenzkranke individuelle Präferenzen und Bedürfnisse hat. Es kann daher hilfreich sein, verschiedene Ansätze auszuprobieren und zu beobachten, wie der Erkrankte darauf reagiert.

Herausforderndes Verhalten bei Demenz

Herausforderndes Verhalten bei Demenzkranken umfasst ein breites Spektrum von Verhaltensweisen wie Aggressionen, Verwirrtheit, Widerstand gegen Pflegemaßnahmen, Unruhe oder Rastlosigkeit. Es ist wichtig, die Ursachen von herausforderndem Verhalten bei Demenzkranken zu verstehen, um angemessen darauf reagieren und geeignete Strategien anwenden zu können.

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Ursachen für herausforderndes Verhalten

  • Degeneration des Gehirns: Die Degeneration des Gehirns bei Demenz führt zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen und kann Veränderungen im Verhalten hervorrufen. Die betroffenen Gehirnregionen beeinflussen die Emotionsregulation, das Gedächtnis, die Informationsverarbeitung und das Problemlösungsverhalten.
  • Kommunikationsschwierigkeiten: Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, ihre Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche verbal auszudrücken. Ihre Fähigkeit, komplexe Informationen zu verarbeiten und zu kommunizieren, kann beeinträchtigt sein. Dies führt häufig zu Frustration und Verwirrung, die sich in herausforderndem Verhalten äußern können.
  • Körperliche Beschwerden: Demenzkranken fällt es oft schwer, körperliche Beschwerden oder Schmerzen zu kommunizieren. Unbehandelte körperliche Beschwerden können zu Verwirrung, Aggressionen oder Widerstand gegen Pflegemaßnahmen führen.
  • Umgebungsfaktoren: Ungewohnte oder überfordernde Situationen in der Umgebung können zu Verwirrung und Angst bei Demenzkranken führen. Lärm, übermäßige Reizüberflutung, eine unruhige oder unstrukturierte Umgebung können Veränderungen im Verhalten auslösen.
  • Mangelnde Stimulation: Demenzkranken fehlt oft die angemessene Stimulation, sei es körperlich, geistig oder sozial. Langeweile und Unterforderung können zu Unruhe, Frustration und aggressivem Verhalten führen.

Strategien zur Bewältigung von herausforderndem Verhalten

  • Sichere und strukturierte Umgebung: Um herausforderndes Verhalten zu vermeiden, ist es wichtig, eine sichere und strukturierte Umgebung zu schaffen. Routinen und bekannte Abläufe können Sicherheit und Orientierung bieten. Eine ruhige und entspannte Atmosphäre kann Stress und Angst reduzieren.
  • Ruhige und beruhigende Maßnahmen: Bei auftretendem herausforderndem Verhalten sollten ruhige und beruhigende Maßnahmen ergriffen werden, um die Situation zu deeskalieren. Es kann hilfreich sein, die Umgebung zu verändern, indem man Ablenkungen beseitigt oder für eine angenehme Stimulation sorgt.
  • Professionelle Hilfe: In einigen Fällen kann es notwendig sein, professionelle Hilfe hinzuzuziehen. Es gibt spezialisierte Einrichtungen und Fachkräfte, die über Erfahrung und Wissen im Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz verfügen.

Aggressionen und Verwirrtheit

Aggressionen und Verwirrtheit können bei Menschen mit Demenz auftreten und sind oft Ausdruck von Frustration oder Überforderung. In solchen Momenten ist es wichtig, ruhig zu bleiben und das Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Es kann hilfreich sein, eine sichere Distanz zu wahren und körperlichen Kontakt zu vermeiden, wenn die betroffene Person aggressiv reagiert. Man sollte versuchen, die Ursachen hinter dem Verhalten zu identifizieren und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation zu beruhigen.

Umgang mit Widerstand gegen die Pflege

Pflegeverweigerung stellt Pflegende und Angehörige oft vor große Herausforderungen. Wenn pflegebedürftige Menschen notwendige Unterstützung ablehnen, kann das zu Unsicherheit, Fragen, Zeitdruck und Konflikten führen. Die Gründe dafür sind vielfältig - körperlich, psychisch, emotional oder kulturell bedingt.

Ursachen für Pflegeverweigerung

  • Furcht: Furcht ist normalerweise ein Schutzmechanismus, der vor Verletzung oder Gefahren schützen kann. Im Pflegezusammenhang kann Furcht aber nötige Pflegemaßnahmen verhindern und Schwierigkeiten hervorrufen. Besonders häufig steht bei der Furcht die Angst vor dem Kontrollverlust im Fokus der Pflegeverweigerung.
  • Scham: Besonders bei Intimpflege oder Hilfe beim Toilettengang empfinden viele Menschen Scham. Die Angst, sich bloßzustellen oder die Würde zu verlieren, kann zur Ablehnung führen.
  • Schmerzen: Einige Pflegeschritte können auch Schmerzen mit sich bringen. Pflegebedürftige können sich vor diesen Schmerzen fürchten oder Schmerzen von vergangenen Pflegeerfahrungen erinnern und Pflegeverweigerung als Resultat einer Art von Trauma äußern.
  • Fehlende Einsicht: Pflegeverweigerung kann auch auf fehlender Einsicht in die eigene Pflegebedürftigkeit beruhen - etwa, wenn Betroffene ihre gesundheitliche Situation verkennen oder die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen nicht nachvollziehen können.
  • Sprachliche und kulturelle Barrieren: Sprachliche Barrieren sind besonders in Kliniken oder generell gegenüber Fremden ein Grund für die Pflegeverweigerung. Kulturelle oder religiöse Gründe können zur Pflegeverweigerung führen, wenn pflegerische Maßnahmen im Widerspruch zu den Wertvorstellungen, Traditionen oder Glaubensregeln der betroffenen Person stehen.

Strategien zur Überwindung von Pflegeverweigerung

  • Kommunikation und Geduld: Geduld ist schon für professionelle Pflegekräfte manchmal eine Herausforderung - da kann sie für „Laien“, also pflegende Angehörige, zur ernsthaften Herausforderung werden. Bei der Geduldsprobe kann helfen, sich in die Situation von Pflegebedürftigen einzudenken: Was ändert sich jetzt alles in ihrem Leben? Welche emotionalen Herausforderungen bringt das mit sich?
  • Ursachenforschung: Um der Pflegeverweigerung auf den Grund zu gehen, sollte man also auch die pflegebedürftige Person in den Mittelpunkt stellen und nach ihren Wünschen, Sorgen und Problemen fragen.
  • Offene Problemansprache: Das offene Benennen und Sichtbarmachen der Pflegeverweigerung ist ein wichtiger erster Schritt zur Lösung. Indem das Problem wertfrei angesprochen und dokumentiert wird, können Ursachen gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen - sofern möglich - reflektiert und passende Maßnahmen entwickelt werden.
  • Externe Hilfe: Manchmal ist es im Rahmen der Lösungssuche bei Pflegeverweigerung sinnvoll, Dritte mit ins Boot zu holen. Dann kann im Fall der Pflege durch Angehörige eine Person von extern sein, die vielleicht als wissende Bekannte oder professionelle Fremde mit Pflegebedürftigen Wünsche besprechen kann, die sie weniger gern mit ihren Nahestehenden bereden.
  • Positive Aspekte betonen: Das Betonen positiver Aspekte kann helfen, Pflegeverweigerung zu überwinden, indem der Fokus auf Nutzen und Wohlbefinden gelenkt wird.

Rechtliche Aspekte

Grundsätzlich gilt in Deutschland: Pflegebedürftige dürfen nicht gegen ihren Willen zu pflegerischen Maßnahmen gezwungen werden, da jede Person ein Recht auf Selbstbestimmung hat (§ 630d BGB, § 1901 BGB). Ausnahmen sind nur in engen rechtlichen Grenzen möglich - etwa bei erheblicher Selbst- oder Fremdgefährdung und nur mit gerichtlicher Genehmigung im Rahmen einer Betreuung oder Unterbringung nach PsychKG oder BGB.

Personenzentrierte Pflege bei Demenz und Inkontinenz

Unter Demenz leidenden Personen fällt es zunehmend schwerer, ihre Bedürfnisse zu äußern und ihr Umfeld zu verstehen. Dies kann bis zu einem Widerstand gegen jegliche Betreuung oder Pflege führen. Tatsächlich weisen 90 % aller unter Demenz leidender Personen BPSD (Behavioral and Psychological Symptoms of Dementia) auf. Dazu gehören Angst, Apathie, Ruhelosigkeit, Paranoia, Halluzinationen und Verhaltensauffälligkeiten. Es gibt viele Dinge, die BPSD auslösen können, wie z. B. Schmerzen, Verstopfung, Juckreiz, Schlafmangel, Mangel an Privatsphäre und eine stressreiche Umgebung. Da BPSD die Lebensqualität stark beeinträchtigt, ist es wichtig, diese Auslöser durch Person-zentrierte Pflege zu identifizieren und zu minimieren.

Die Person-zentrierte Pflege bedeutet, Bewohner als gleichberechtigte Partner zu betrachten und ihnen zu helfen, sich selbst zu helfen, damit sie ihre Unabhängigkeit, die Lebensqualität und ihr Wohlbefinden steigern können. Zudem ist es wichtig, ihnen das Wissen, die Mittel und das Selbstvertrauen zu vermitteln, damit sie dies selbstständig tun können. Bei der Pflege von Demenzkranken ist es sehr wichtig, sie mit Respekt und Würde zu behandeln, ihnen mit Mitgefühl zu begegnen und sie bei der Entwicklung ihrer Stärken und Fähigkeiten zu unterstützen, damit sie ein möglichst unabhängiges Leben führen und ihre Identität so lange wie möglich bewahren können.

Die Teilnahme an Aktivitäten kann Frustration und problematischem Verhalten von Bewohnern vorbeugen. Bekämpfen Sie die Symptome mit Musik, Massagen, einem aktiven Lebensstil und Zeit im Freien. Vermeiden Sie außerdem, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun oder anzusprechen, seien Sie geduldig und geben Sie den Bewohnern ausreichend Zeit, sich aktiv am Gespräch zu beteiligen.

Individuelle Inkontinenzversorgung trägt in großem Maße zur Unabhängigkeit von Bewohnern bei. Hier sind einige Möglichkeiten, Bewohner zu unterstützen, und dabei ihre Würde zu bewahren sowie Komfort und Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten:

  • Ermitteln Sie die Bedürfnisse der Bewohner und legen Sie individuelle Zeiten für den Toilettengang fest.
  • Achten Sie auf Anzeichen eines bevorstehenden Toilettengangs und helfen Sie, wenn nötig.
  • Helfen Sie Bewohnern, unabhängig zu bleiben, indem Sie dafür sorgen, dass sich Kleidung und Inkontinenzprodukte leicht an- und ausziehen lassen.
  • Stellen Sie sicher, dass Bewohner den Weg zur Toilette kennen. Markieren Sie die Toilette, Lichtschalter und den Toilettensitz deutlich. Lassen Sie die Toilettentür offen und das Licht nachts an, damit die Toilette leicht zu finden ist.

Aggressives Verhalten bei Demenz: Ursachen und Umgang

Aggressives Verhalten bei Menschen mit Demenz kann sehr unterschiedlich ausfallen und verschiedene Symptome umfassen. Es ist wichtig zu verstehen, dass aggressives Verhalten bei Demenz in der Regel nicht böswillig ist, sondern auf die Erkrankung selbst zurückzuführen ist. Ursachen sind häufig Verwirrung und Frustration, die direkt durch die Erkrankung selbst ausgelöst werden.

Häufige Ursachen für Aggressionen bei Demenz

  • Reizüberflutung: Das demenzerkrankte Gehirn kann nur noch einen Input, eine Information - also zum Beispiel ein Geräusch in der Umgebung - verarbeiten. Schon ein nebenbei laufender Fernseher, Radio oder Gespräche von mehreren Personen gleichzeitig können zu Unruhe und heftigen Reaktionen der Betroffenen führen.
  • Schmerzen: Körperliche Schmerzen oder Unwohlsein können eine Ursache sein.
  • Umweltfaktoren: Umweltfaktoren spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
  • Allgemeiner Stress: Im Alltag von Menschen mit Demenz kommt es immer wieder zu Überforderungssituationen, die Frustration oder Angst auslösen können. Sie reagieren dann oft ungeduldig, gereizt oder verärgert.

Strategien im Umgang mit Aggressionen

  • Ursachenforschung: Für alle Menschen, die Demenzerkrankte begleiten und pflegen, ist eine solche „Ursachen-Forschung“ nicht einfach. Es braucht Zeit, um das Lernen zu können. Machen Sie sich als Angehörige nicht noch mehr Stress, wenn es Ihnen nicht (immer) gelingt.
  • Ruhiger Tonfall und kurze Sätze: Auf jeden Fall ist es wichtig, in einem ruhigen Tonfall zu sprechen und in kurzen Sätzen.
  • Emotionale Distanz: Als betreuende Person sollten Sie sich bewusst machen: Ein „aggressives“ Verhalten ist nie persönlich gemeint, sondern auf die Demenz zurückzuführen. Führen Sie sich das immer wieder vor Augen.
  • Gefühle ernst nehmen: Wird ein Mensch mit Demenz „boshaft“ oder handgreiflich, will er mit seinem Verhalten vielleicht auf sich aufmerksam machen und Hilfe erhalten.
  • Betroffene aktivieren: Studien deuten darauf stark hin, dass Aktivitäten im Freien und körperzentrierte Therapien wie Massagen weitaus effektiver sind als Medikamente, um körperliche und verbale Aggressionen zu mindern.
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Grundsatz der Begleitung und Pflege von Menschen mit Demenz ist, dass zuerst alle nicht-medikamentösen Maßnahmen ausprobiert werden.
  • Anpassung der Umgebung: Die Anpassung der Wohn- oder Pflegeumgebung kann wesentlich zur Beruhigung beitragen.
  • Schulung von Angehörigen und Pflegekräften: Die Schulung von Angehörigen oder Pflegekräften im Umgang mit Demenz kann ihnen helfen, Warnzeichen zu erkennen und proaktiv zu handeln.

Medikamentöse Behandlung

Medikamente zur Beruhigung sollten nur unter strenger fachärztlicher Aufsicht eingesetzt werden, da sie Nebenwirkungen haben können. Auch die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten bedarf der genauen ärztlichen Überprüfung. Vor der Gabe von Psychopharmaka sind andere Krankheiten zu behandeln. Diese Medikamente sollten nur für eine begrenzte Zeit eingesetzt werden, wenn andere Hilfen versagt haben oder wenn ernsthafte Probleme wie Wahnvorstellungen oder Gefährdung bestehen.

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