Die Betreuung von Menschen mit Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar, sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihre Angehörigen. In Hessen gibt es eine Vielzahl von Angeboten, die auf die speziellen Bedürfnisse von Demenzkranken zugeschnitten sind. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über verschiedene Wohnformen, Betreuungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten in Hessen, um Betroffenen und ihren Familien bei der Suche nach der passenden Lösung zu helfen.
Ambulante Unterstützung und häusliche Pflege
Viele Menschen mit Demenz wünschen sich, so lange wie möglich in ihrem eigenen Zuhause zu bleiben. Dies ist oft mit Unterstützung durch ambulante Pflegedienste möglich. Diese Dienste bieten eine Vielzahl von Leistungen an, von der Unterstützung im Alltag bis hin zur medizinischen Versorgung.
Ambulante Pflegedienste in Hessen:
- Unterstützung im Alltag: Hilfe bei der Körperpflege, An- und Auskleiden, Zubereitung von Mahlzeiten, Einkaufen und anderen alltäglichen Aufgaben.
- Medizinische Versorgung: Verabreichen von Medikamenten, Wundversorgung, Injektionen und andere medizinische Leistungen.
- Betreuung und Aktivierung: Gedächtnistraining, Spaziergänge, gemeinsames Spielen und andere Aktivitäten, die die kognitiven und motorischen Fähigkeiten erhalten und fördern.
Der Demenzatlas Hessen bietet eine Übersicht über ambulante Pflegedienste in der Nähe.
Stationäre Pflege: Pflegeheime und beschützende Wohnbereiche
Wenn die Versorgung im häuslichen Umfeld nicht mehr möglich ist, kann der Umzug in ein Pflegeheim oder eine alternative Wohnform notwendig werden. Viele Pflegeheime in Hessen bieten spezielle Wohnbereiche für Menschen mit Demenz an, die auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Besondere Angebote für Menschen mit Demenz in Pflegeheimen:
- Beschützende Wohnbereiche: Diese Bereiche sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Hinlauftendenzen ausgerichtet und bieten eine sichere Umgebung, in der sie sich frei bewegen können, ohne sich selbst zu gefährden.
- Milieutherapie: Die Gestaltung der Umgebung ist auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz abgestimmt, mit vertrauten Gegenständen, Farben und Bildern, die Erinnerungen wecken und Orientierung bieten.
- Personenzentrierte Pflege: Die individuellen Bedürfnisse, Vorlieben und Lebensgeschichten der Bewohner stehen im Mittelpunkt der Pflege und Betreuung.
- Aktivierungsangebote: Spezielle Angebote wie Gedächtnistraining, Musiktherapie, tiergestützte Therapie und kreative Beschäftigungen fördern die kognitiven und motorischen Fähigkeiten und tragen zum Wohlbefinden der Bewohner bei.
- Strukturierter Tagesablauf: Ein regelmäßiger Tagesablauf mit festen Zeiten für Mahlzeiten, Aktivitäten und Ruhephasen gibt den Bewohnern Sicherheit und Orientierung.
Beispiele für Pflegeheime mit Demenzschwerpunkt in Hessen:
- Vitanas Senioren Centrum An der Lahn: Bietet neben stationärer Pflege auch Service Wohnen mit altersgerechten Wohnungen und Betreuung.
- Demenzzentrum Mittelhessen (Königsberger Diakonie): Bietet Wohn- und Pflegebereiche für Menschen in verschiedenen Demenzstadien sowie Beratungsangebote für Angehörige. Der beschützende Bereich „Raphael“ im Haus Berlin ist speziell auf Menschen mit Hinlauftendenzen ausgerichtet.
- AWO-Altenzentrum Baunatal: Bietet einen geschützten Bereich, in dem ausschließlich Menschen mit Demenz leben.
- Haus An der Königsheide - Wohngruppen für Menschen mit Demenz (Neu-Isenburg): Das Angebot und die Gestaltung der Wohngruppen sind speziell auf Menschen mit Demenz zugeschnitten.
- Domizil in Hessen: Bietet einen eigenen Wohnbereich für Senioren mit Demenzerkrankung in behüteter, sicherer Umgebung.
Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz
Wohngemeinschaften (WGs) für Menschen mit Demenz sind eine alternative Wohnform, die seit den 90er Jahren in Deutschland immer beliebter wird. Sie bieten eine familiäre Atmosphäre und ermöglichen den Bewohnern eine größtmögliche Selbstständigkeit und Freiheit.
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Merkmale von Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz:
- Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer, das individuell eingerichtet werden kann.
- Es gibt eine gemeinsame Wohnküche, Gemeinschaftsräume und einen Außenbereich.
- Die Bewohner gestalten ihren Alltag gemeinsam und werden dabei von Betreuungskräften unterstützt.
- Die Angehörigen sind eng in das Leben der Wohngemeinschaft eingebunden.
Vorteile von Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz:
- Förderung der Selbstständigkeit und Lebensfreude
- Soziale Kontakte und Gemeinschaftserlebnisse
- Individuelle Betreuung und Unterstützung
- Entlastung für Angehörige
Beispiel für eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz in Hessen:
- ASB Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz (Altenstadt): Bietet 12 Plätze in einer barrierefreien Umgebung mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung.
Finanzierung der Pflege
Die Kosten für die Pflege von Menschen mit Demenz können erheblich sein. Die Höhe des monatlichen Heimentgeltes richtet sich vor allem nach dem Pflegegrad. Das Heimentgelt wird zu einem Teil von den Pflegekassen getragen und setzt sich zusammen aus den Kosten für Pflege, Unterkunft, Verpflegung und den Investitionskosten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung, wie z.B. Pflegegeld, Pflegesachleistungen, Verhinderungspflege und Entlastungsleistungen. Es ist ratsam, sich frühzeitig über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren und sich beraten zu lassen.
Beratung und Unterstützung für Angehörige
Die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz ist eine große Herausforderung für die Angehörigen. Es ist wichtig, sich frühzeitig Unterstützung zu suchen und sich über die Erkrankung und die verschiedenen Betreuungsangebote zu informieren.
Anlaufstellen für Angehörige von Menschen mit Demenz in Hessen:
- Fachstellen für Demenz und Pflegestützpunkte: Erste Ansprechpartner bei Fragen zum Thema Pflege und Demenz.
- Beratungsstellen für ältere Menschen: Schwerpunkt in der Pflegeberatung sowie allgemeinen Seniorenberatung.
- Demenzzentrum Mittelhessen: Bietet Gesprächskreise, Beratungs- und Informationsangebote für Angehörige.
- Pflegelotse: Informationsportal mit umfassenden Informationen zum Thema Pflege.
Rechtliche Aspekte
Wenn Menschen mit Demenz ihre Angelegenheiten nicht mehr selber regeln können, kann ggf. eine rechtliche Betreuung erforderlich sein, unter anderem wenn keine Vorsorgevollmacht vorhanden ist. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit den rechtlichen Aspekten der Demenzerkrankung auseinanderzusetzen und gegebenenfalls eine Vorsorgevollmacht zu erstellen.
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