Pflegeplanung bei Schlaganfall: Maßnahmen für Betroffene und Angehörige

Ein Schlaganfall kann das Leben von Betroffenen und deren Angehörigen von einem Moment auf den anderen verändern. Plötzlich auftretende Durchblutungsstörungen im Gehirn können weitreichende Folgen haben und einen Pflegebedarf auslösen. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Aspekte der Pflegeplanung bei Schlaganfall, von den unmittelbaren Maßnahmen nach dem Ereignis bis hin zu langfristigen Strategien für ein möglichst selbstständiges Leben.

Schlaganfall: Ursachen, Folgen und Häufigkeit

Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns plötzlich unterbrochen wird. Dies kann durch ein verstopftes Blutgefäß (ischämischer Schlaganfall) oder eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall) verursacht werden. Die Folgen eines Schlaganfalls sind vielfältig und hängen von der betroffenen Hirnregion und dem Ausmaß der Schädigung ab.

Mögliche Folgen eines Schlaganfalls:

  • Lähmungserscheinungen (halbseitig)
  • Sprachstörungen (Aphasie, Dysarthrophonie)
  • Sehstörungen
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
  • Koordinationsstörungen
  • Orientierungsstörungen
  • Schluckstörungen (Dysphagie)
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Demenz (vaskuläre Demenz)
  • Inkontinenz (Harninkontinenz)

Die Statistik zeigt, dass ein Schlaganfall in jedem Alter auftreten kann, wobei das Risiko mit zunehmendem Lebensalter steigt. Es ist wichtig zu wissen, dass auch Kinder von einem Schlaganfall betroffen sein können.

Pflegebedürftigkeit nach Schlaganfall

Nicht jeder Schlaganfall führt zwangsläufig zu Pflegebedürftigkeit. Ob und in welchem Umfang ein Pflegebedarf entsteht, hängt von den individuellen Einschränkungen des Betroffenen ab. Lähmungserscheinungen, Orientierungsstörungen, Koordinationsstörungen und Sprachstörungen können jedoch dazu beitragen, dass ein Mensch nach einem Schlaganfall pflegebedürftig wird.

Analyse der Pflegesituation

Um den individuellen Pflegebedarf zu ermitteln, ist eine umfassende Analyse der Pflegesituation erforderlich. Dabei sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

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  • Welche Einschränkungen bestehen im Alltag?
  • Welche Tätigkeiten können selbstständig ausgeführt werden, und wobei wird Unterstützung benötigt?
  • Liegen Sprachstörungen vor, die die Kommunikation erschweren?
  • Wie hoch ist der Pflegebedarf in den Bereichen Körperpflege, Mobilisation, Ernährung und psychosoziale Betreuung?

In enger Absprache mit dem behandelnden Arzt und Pflegekräften kann der Pflegebedarf ermittelt und ein individueller Pflegeplan erstellt werden.

Typische Pflegetätigkeiten

Typische Pflegetätigkeiten in der häuslichen Schlaganfall-Pflege sind:

  • Hilfe beim Ankleiden und bei der Mobilisation
  • Körperpflege-Maßnahmen wie Zähneputzen, Unterstützung beim Duschen oder Baden
  • Nahrungszubereitung und Hilfe bei der Nahrungsaufnahme
  • Begleitung zu Arztterminen und Mitgestaltung der Freizeit

Unterstützung für pflegende Angehörige

Die Pflege eines Schlaganfallpatienten kann für Angehörige eine große Belastung darstellen. Es ist wichtig, dass pflegende Angehörige sich Unterstützung suchen und ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen.

Möglichkeiten der Unterstützung:

  • Selbsthilfegruppen: Hier können sich Angehörige mit anderen Betroffenen austauschen und gegenseitig unterstützen.
  • Pflegestützpunkte: Diese bietenInformationen und Beratung zu allen Fragen rund um die Pflege.
  • Ambulante Pflegedienste: Diese können bei der häuslichen Pflege unterstützen und Angehörige entlasten.
  • Entlastungsangebote: Tagespflege, Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege können Angehörigen eine Auszeit von der Pflege ermöglichen.
  • Gespräche mit dem behandelnden Arzt: Dieser kann bei Fragen und Problemen weiterhelfen und gegebenenfalls weitere Unterstützung vermitteln.

Leistungen der Pflegeversicherung

Pflegebedürftigen Patienten stehen nach einem Schlaganfall verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zu. Welche Leistungen in Anspruch genommen werden können, hängt vom Pflegegrad des Betroffenen ab.

Mögliche Leistungen:

  • Pflegegeld: Wird an den Pflegebedürftigen ausgezahlt, wenn die Pflege durch Angehörige oder andere Privatpersonen sichergestellt wird.
  • Pflegesachleistungen: Werden für die Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegedienstes gewährt. Der Pflegedienst rechnet die Leistungen direkt mit der Pflegekasse ab.
  • Entlastungsbetrag: Kann für verschiedene Leistungen wie Tagespflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege oderAlltagsbegleiter eingesetzt werden.
  • Pflegehilfsmittel zum Verbrauch: Werden monatlich zur Verfügung gestellt und können für den Kauf von beispielsweise Bettschutzeinlagen oder Desinfektionsmittel verwendet werden.
  • Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen: Zuschüsse für den Umbau der Wohnung, um sie barrierefreier zu gestalten.

Pflegegrad beantragen

Um Leistungen der Pflegeversicherung zu erhalten, muss ein Pflegegrad beantragt werden. Die Pflegekasse beauftragt den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) mit der Begutachtung des Pflegebedürftigen. Der MDK-Gutachter besucht den Betroffenen in seinem häuslichen Umfeld und beurteilt den Grad der Selbstständigkeit in verschiedenen Bereichen. Anhand dieser Beurteilung wird ein Pflegegrad zwischen 1 und 5 festgelegt. Je höher der Pflegegrad, desto umfangreicher sind die Leistungen der Pflegeversicherung.

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Prophylaktische Maßnahmen zur Vermeidung eines erneuten Schlaganfalls

Bei der Pflege von Patienten mit Schlaganfall ist es besonders wichtig, erneuten Schlaganfällen vorzubeugen. In der Regel entsteht ein Schlaganfall durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn, manchmal ist er aber auch Folge einer Hirnblutung. Glücklicherweise können Sie bei der Pflege bei Menschen mit Schlaganfall unmittelbar Rücksicht auf die klassischen Risikofaktoren nehmen.

Vorbeugende (prophylaktische) Maßnahmen auf einen Blick:

  • Vermeiden Sie Bluthochdruck bei Ihrem Angehörigen. Bluthochdruck lässt Blutgefäße verkalken sowie verengen und erhöht somit das Schlaganfall-Risiko. Kontrollieren Sie daher regelmäßig die Blutdruckwerte - ein optimaler Wert liegt bei maximal 135/85 mmHg. Mit einer kochsalzarmen Ernährung und einem Gewichtsverlust können Sie den Blutdruckwert positiv beeinflussen.
  • Motivieren Sie Ihren Angehörigen mit dem Rauchen aufzuhören. Tabakkonsum erhöht ebenfalls das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
  • Lassen Sie die Zuckerkrankheit überwachen. Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Ist Ihr Angehöriger zuckerkrank, sollten seine Werte regelmäßig überprüft und bei Bedarf Insulin verabreicht werden.
  • Helfen Sie Ihrem Angehörigen dabei, Übergewicht zu verlieren. Auch Übergewicht kann das Schlaganfall-Risiko negativ beeinflussen. Mit einer nährstoffreichen, fleischarmen und betont pflanzlichen Ernährung kann Ihr Familienmitglied nicht nur überflüssiges Gewicht verlieren, sondern auch erhöhte Blutfette senken.

Therapie und Rehabilitation nach Schlaganfall

Je nach Ausprägung des Schlaganfalls wartet auf Patienten ein teils langwieriger Therapieprozess. Im akuten Zustand müssen zunächst die Vitalfunktionen stabilisiert, die Gefäßverschlüsse beseitigt und die Gehirnblutung gestoppt werden. Danach ist es wichtig, einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden, zum Beispiel mittels blutverdünnender Medikamente. Um Bewegungs- und Sprachstörungen zu lindern, können verschiedene Therapiemaßnahmen ergriffen werden. Dazu zählen beispielsweise die Ergotherapie oder die Logopädie.

Frührehabilitation

Oberstes Ziel der Frührehabilitation (kurz: Frühreha) nach einem Schlaganfall ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall womöglich geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten.

Maßnahmen und Therapien

Je nach Bedarf beziehungsweise dem Ausmaß der verbliebenen Schäden können dabei verschiedene Maßnahmen sowie Therapien zur Anwendung kommen, die ärztlich verordnet werden können.

Mögliche Therapieansätze:

  • Physiotherapie: zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination
  • Ergotherapie: zur Förderung derHandlungsfähigkeit im Alltag
  • Logopädie: zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen
  • Neuropsychologie: zur Behandlung von kognitiven Einschränkungen und psychischen Problemen

Wohnumfeldanpassung

Vor allem dann, wenn Ihr Angehöriger eine Gangunsicherheit oder eine Halbseitenlähmung aufweist, kann es nötig sein, die Wohnumgebung an die Patientenbedürfnisse anzupassen. Schließlich können Treppen, hohe Türschwellen oder beengte Räumlichkeiten Pflegebedürftige vor große Herausforderungen stellen. Wussten Sie, dass Sie bis zu 4.180 Euro (Neuer Stand 2025) der Pflegekasse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen erhalten? Erkundigen Sie sich am besten direkt bei der Pflegekasse nach den Voraussetzungen.

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Hilfsmittel zur Unterstützung im Alltag

Hilfsmittel für Schlaganfallpatienten sind besonders clever, denn sie können die Selbstständigkeit des Betroffenen erhöhen, die Hygiene unterstützen und Ihnen Entlastung im Pflege-Alltag bringen.

Auf folgende Hilfsmittel können Angehörige nach einem Schlaganfall setzen:

  • Technische Hilfsmittel: Zum Beispiel Rollator, Rollstuhl, Pflegebett, Badewannenlift oder Hausnotruf - auf medizinische Anordnung trägt die Krankenkasse bzw. Pflegekasse die Kosten.
  • Elektronische Hilfsmittel und Alltagshilfen: wie sprechende Zeigetafeln oder Kombinationsgeräte mit Touchscreen und Sprachausgabe. Bei Bewegungseinschränkungen sind einfache Hilfsmittel wie besonderes Besteck, Dosenöffner, Teleskopschuhanzieher oder Greifzangen sinnvoll.
  • Pflegehilfsmittel zum Verbrauch: Bettschutzeinlagen und Schutzkittel zur Inkontinenz-Pflege bei Schlaganfall.

Umgang mit Sprachstörungen

Ein Schlaganfall kann das Leben für Betroffene von jetzt auf gleich völlig auf den Kopf stellen. Angehörige sind dann wichtige Bezugspersonen, die den Kontakt zur Außenwelt herstellen. Stellen Sie sich vor, Sie wachen im Krankenhaus auf, wissen genau, was Sie sagen möchten, können sich aber nicht mitteilen. Genau das passiert oft Menschen, bei denen der Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte auftritt.

Wie kommuniziert man mit Schlaganfallpatienten?

  • Nehmen Sie dem Angehörigen die Wörter nicht vorweg. Warten Sie stattdessen, bis Ihr Familienmitglied seine Gedanken formuliert hat, auch wenn das einige Zeit dauert. Denken Sie daran: Jeder sprachliche Erfolg motiviert den Patienten dazu, seine Sprache wiederzuerlangen.
  • Reden Sie langsam und deutlich. Ihrem Angehörigen hilft es, wenn Sie Ihr Anliegen in klare Worte packen - Mimik und Gestik sind sinnvolle Sprachbegleiter.
  • Geben Sie Ihrem Angehörigen eine positive Rückmeldung. Ihr Familienmitglied hat es geschafft, einen Satz zu formulieren, Sie konnten den Inhalt aber nicht ganz verstehen? Dann fragen Sie einfach nach: „Meinst du den Supermarkt um die Ecke?“ Ihr Angehöriger fühlt sich durch die erneute Nachfrage darin bestätigt, dass die Nachricht richtig ankommt.
  • Lassen Sie Fehler, Fehler sein. Menschen mit Sprachstörungen machen oft Fehler beim Satzbau oder verwenden einen Begriff an nicht passender Stelle. Verzichten Sie darauf, Ihren Angehörigen zu korrigieren. Ansonsten fühlt er sich vermutlich frustriert und verunsichert - im schlimmsten Fall verweigert Ihr Familienmitglied es komplett zu sprechen.
  • Animieren Sie Freunde, Bekannte und Angehörige. Viele Menschen fühlen sich sehr verunsichert, wenn sie sich mit jemandem unterhalten, der Sprachstörungen hat. Dabei spielen Ungeduld und die Angst, nicht richtig zu reagieren, eine Rolle.

Die Rolle der Ernährung

Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Mit einer gesunden Ernährung im Alter können Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte durchaus in Schach gehalten werden, die als Ursache für einen Schlaganfall gelten können. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.

Umgang mit Schluckstörungen

Ein Schlaganfall führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen zu einer akuten Schluckstörung, rund ein Viertel der Betroffenen leidet an einer chronischen Schluckstörung (Dysphagie). Ein gestörter Schluckreflex muss immer behandelt werden. Zum einen, weil der Betroffene sonst Gefahr läuft, mangelernährt zu werden. Zum anderen, weil Nahrungsreste in die Lunge gelangen können.

Autofahren und Fliegen nach Schlaganfall

Ob Sie nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren können, sollten Sie zunächst mit Ihrem Arzt besprechen. Zur Überprüfung Ihrer Eignung können Sie sich bei der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde Ihrer Kommune melden. Die Behörde wird dann entscheiden, welche Untersuchung für Sie in Frage kommt. Sofern Personen mobil sind und der zuständige Arzt die Erlaubnis gegeben hat, dürfen sie nach einem Schlaganfall fliegen.

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