Pflegeplanung bei Demenz: Körperpflege als zentraler Aspekt

Die Pflegeplanung bei Demenz erfordert eine individuelle und strukturierte Herangehensweise, insbesondere im Bereich der Körperpflege. Mit fortschreitender Demenz wird die Körperpflege für die Betroffenen zunehmend schwieriger, wodurch pflegende Angehörige und Pflegefachkräfte eine unterstützende oder vollständig übernehmende Rolle einnehmen. Dieser Artikel beleuchtet verschiedene Aspekte der Körperpflege bei Demenz, gibt praktische Beispiele und Tipps zur Gestaltung einer erfolgreichen Pflegeplanung.

Einführung in die Pflegeplanung bei Demenz

Die Pflege bei Demenz stellt eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. Um eine Überforderung zu vermeiden, ist es wichtig, sich frühzeitig über die Erkrankung, ihre Phasen, Symptome und Verhaltensweisen zu informieren. Die Organisation der Pflege, einschließlich der Einbeziehung von Unterstützung durch Freunde, Verwandte oder professionelle Hilfsdienste, ist essenziell. Selbsthilfegruppen bieten zudem die Möglichkeit, sich mit anderen Angehörigen auszutauschen und praktische Pflegetipps zu erhalten.

Die Pflegeprozessplanung ist ein wichtiges Instrument zur Professionalisierung und Qualitätssicherung in der Pflege. Sie ermöglicht eine strukturierte und individuelle Betreuung von Pflegebedürftigen. Das PESR-Schema (Problem, Einflussfaktoren, Symptome, Ressourcen) bietet eine umfassende und detaillierte Beschreibung von Pflegeproblemen in der Körperpflege und unterstützt Pflegekräfte dabei, gezielte Maßnahmen zu planen und umzusetzen.

Grundlagen der Körperpflege bei Demenz

Körperpflege und Hautpflege sind feste Bestandteile des Pflegealltags. Die Körperpflege dient nicht nur der Reinigung des Körpers, sondern trägt auch wesentlich zum Wohlbefinden und Körpergefühl des Pflegebedürftigen bei. Sie kann verschiedene Dimensionen annehmen, von leichter Unterstützung bei noch größtenteils selbstständigen Betroffenen bis zur vollständigen Übernahme durch pflegende Angehörige oder professionelle Pflegekräfte bei starken körperlichen Einschränkungen.

Die Haut ist unser größtes Organ und unterliegt im Alter Veränderungen. Sie wird trockener, dünner und faltiger, wodurch ältere Menschen anfälliger für Hauterkrankungen, Irritationen oder Entzündungen sind. Beispiele hierfür sind Ekzeme, Dekubitus, Juckreiz und chronische Wunden. Eine angemessene Körperpflege unterstützt die natürliche Schutzfunktion der Haut und fördert das Körpergefühl und Wohlbefinden.

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Herausforderungen und Lösungsansätze in der Körperpflege

Die Körperpflege bei Demenz kann aus verschiedenen Gründen schwierig sein:

  • Angst und Ablehnung: Pflegemaßnahmen werden oft aus Angst abgelehnt. Hier kann es sinnvoll sein, eine vertraute Person in die Pflegemaßnahme einzubeziehen.
  • Stressfaktoren: Mögliche Stressfaktoren sollten minimiert werden, z. B. durch Ausschalten von Radiogeräten oder Fernsehern, Schließen von Fenstern und Türen und Sorgen für eine angemessene Raumtemperatur.
  • Ablehnung während der Pflege: Bei Ablehnung sollte die Pflegemaßnahme umgehend abgebrochen werden, um die Autonomie des Pflegebedürftigen zu stärken.
  • Ängstliche und unsichere Pflegekunden: Hier sollten die eigentlichen Pflegeziele (Wohlbefinden erhalten und Vertrauen aufbauen) im Vordergrund stehen.

Der Sozialpsychologe Tom Kitwood hat sogenannte türöffnende Handlungsempfehlungen formuliert, die bei fast allen Interaktionen mit dem Betroffenen eingesetzt werden können. Diese Handlungsempfehlungen können als Leitsätze in die Altenarbeit überführt und im Dienstzimmer ausgehängt werden.

Persönliche Eigenschaften der Pflegemitarbeiter

Für eine individuelle und personenzentrierte Arbeit mit Menschen mit Demenz sind bestimmte persönliche Eigenschaften der Mitarbeiter notwendig:

  • Innere Ruhe: Eine ausgeglichene und ruhige Gemütslage wird vom Menschen mit Demenz wahrgenommen.
  • Empathie: Um einem Menschen wirklich gerecht werden zu können, müssen Sie sich in ihn hineinversetzen können.
  • Flexibilität: Insbesondere bei der Alzheimer-Demenz und der Lewy-Body-Demenz muss man mit starken Schwankungen der Kognition über den Tag rechnen.
  • Stabilität: Als Bezugsmitarbeiter geben Sie Ihren Pflegekunden mit Demenz Halt und Sicherheit.
  • Ungezwungenheit in der Kontaktaufnahme: Menschen mit Demenz dürfen in Ihnen keine Angst oder Ablehnung auslösen.
  • Belastbarkeit: Da Sie sich ständig verändernden Situationen in der Arbeit mit Menschen mit Demenz anpassen müssen, ist ein gewisses Maß an Belastbarkeit erforderlich.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Arbeitsbedingungen einen großen Einfluss auf die genannten persönlichen Voraussetzungen haben. Eine knappe Personaldecke und hoher zeitlicher Arbeitsdruck können verhindern, dass sich die persönlichen Fähigkeiten der Pflegemitarbeiter voll entfalten können.

Praktische Beispiele für die Körperpflege bei Demenz

Im Folgenden werden verschiedene praktische Beispiele für die Körperpflege bei Demenz aufgeführt, die eine individuelle Anpassung an die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen ermöglichen:

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Allgemeine Körperpflege

  • Waschen im Bett: Bei stark bewegungseingeschränkten oder bettlägerigen Personen ist die Ganzkörperwaschung im Bett notwendig. Hierbei ist es hilfreich, einen kleinen Tisch neben das Bett zu stellen, auf dem Wasser, Handtücher und Reinigungsmittel abgelegt werden können.
  • Waschen am Waschbecken: Sofern der Angehörige noch selbstständig ist und nur wenig Unterstützung bei der Körperpflege braucht, kann ihm am besten ein Stuhl unter das Waschbecken gestellt werden.
  • Duschen: Die Körperpflege in der Dusche ist einfacher als in der Badewanne. Es sollte eine angenehme Wassertemperatur eingestellt und diese konstant gehalten werden.
  • Baden: Vollbäder können den Kreislauf belasten und die Haut strapazieren. Wenn ein Vollbad jedoch ein wichtiges Element für das Wohlbefinden des Pflegebedürftigen ist, sollte dies ermöglicht werden.

Spezielle Aspekte der Körperpflege

  • Intimhygiene: Dieser Schritt der Körperpflege ist oft mit Scham behaftet. Es ist wichtig, den Pflegebedürftigen so weit wie möglich in die Durchführung einzubeziehen.
  • Hautpflege: Nach der Körperwaschung sollten alle Rückstände von Seife sowie Körperpflegeprodukten entfernt und die pflegebedürftige Person gut abgetrocknet werden. Insbesondere im Alter klagen Menschen über trockene und juckende Haut.
  • Haarwäsche: Die Haarwäsche kann je nach körperlicher Herausforderung unterschiedlich durchgeführt werden (im Sitzen, im Rollstuhl, am Waschbecken). Viele ältere Menschen schätzen den regelmäßigen Friseurbesuch.
  • Rasur: Ob nass oder trocken hängt von den jeweiligen Gewohnheiten und Vorlieben des pflegebedürftigen Angehörigen ab. Bei Personen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollte von einer Nassrasur abgesehen werden.
  • Nagelpflege: Finger- und Fußnägel sollten regelmäßig gekürzt werden - aber nicht zu kurz. Bei der Fußpflege besteht große Verletzungsgefahr.

Mund- und Zahnpflege

Die Mundhygiene ist sehr wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch die Anfälligkeit für Erkrankungen des Mundraumes. Regelmäßige Kontrollen durch den Zahnarzt sind anzuraten.

  • Unterstützung: Unterstützen Sie Menschen mit Demenz darin, regelmäßig und ausreichend zu trinken. Solange die Betroffenen noch kontrolliert schlucken können, können Sie ihnen zuckerfreie Lutschbonbons und Nahrungsmittel wie beispielsweise Eiswürfel oder kleine, gefrorene Obststücke anbieten.
  • Mundpflege: Zähne, Zahnprothesen und Zunge sollten im Idealfall mindestens zweimal täglich mit der Zahnbürste beziehungsweise einem Zungenschaber gereinigt werden. Wählen Sie dafür einen Zeitpunkt, an dem der Mensch mit Demenz entspannt und kooperativ ist.
  • Zahnbürste: Die Zahnbürste sollte nach den individuellen Vorlieben und Gewohnheiten des Menschen mit Demenz ausgewählt werden. Bei der Reinigung durch Angehörige oder Pflegefachkräfte sollte eine weiche Bürste zum Einsatz kommen.
  • Zahnpasta: Auch bei der Wahl der Zahnpasta sollten Sie die Vorlieben des Menschen mit Demenz berücksichtigen. Die verwendete Zahncreme sollte grundsätzlich Fluorid enthalten und möglichst wenig schäumen.

Pflege von (Teil-)Prothesen

  • Sitz überprüfen: Überprüfen Sie regelmäßig den Sitz der Prothese. Achten Sie dabei besonders auf wunde Stellen am Zahnfleisch.
  • Einsetzen: Lassen Sie die Person ihren Mund zunächst ausspülen. Spülen Sie auch die Prothese vorher mit Wasser ab, weil sie im feuchten Zustand besser hält.
  • Entnahme: Um zu verhindern, dass die sich plötzlich lösende Prothese herunterfällt, sollten Sie das Waschbecken mit etwas Wasser füllen oder vorab ein Handtuch hineinlegen.
  • Reinigung: Zahnersatz sollte zweimal täglich mit einer speziellen Prothesen-Zahnbürste und normaler Handseife gereinigt werden.
  • Aufbewahrung: Prothesen sollten möglichst häufig getragen werden. Bei Auffälligkeiten wie Zahnfleischbluten, Rötungen oder Juckreiz sollte die Teilprothese nachts entfernt beziehungsweise das Trageverhalten in einer zahnärztlichen Behandlung besprochen werden.

PESR-Schema in der Körperpflege

Das PESR-Schema ist ein wertvolles Instrument in der Pflegeprozessplanung, das eine strukturierte und individuelle Pflege ermöglicht. Es besteht aus den Komponenten Problem (P), Einflussfaktoren (E), Symptome (S) und Ressourcen (R).

Beispielhafte Anwendung des PESR-Schemas

Problem: Frau M. zeigt eine stark beeinträchtigte Fähigkeit, sich selbstständig zu waschen und zu pflegen.

Einflussfaktoren: Kognitive Beeinträchtigungen, physische Einschränkungen.

Symptome: Ungepflegtes Erscheinungsbild, Verweigerung der Körperpflege.

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Ressourcen: Am Abend zeigt Frau M. mehr Energie und Zuversicht.

Pflegeziele: Regelmäßige Teilnahme an der Körperpflege, verbesserte Motivation und Akzeptanz der Pflege.

Pflegemaßnahmen: Tägliche Unterstützung bei der Körperpflege durch eine feste Pflegeperson, positive Verstärkung und Einbeziehung von Frau M.

Evaluation: Wöchentliche Überprüfung der Fortschritte und Anpassung der Maßnahmen bei Bedarf, sorgfältige Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen und der Reaktionen von Frau M. sowie regelmäßige Gespräche mit Frau M.

Weitere Tipps und Empfehlungen

  • Beachten Sie die Selbstbestimmung: Der pflegebedürftige Angehörige hat das Recht, über seinen Körper zu bestimmen - und damit auch über seine Körperpflege. Beziehen Sie ihn unbedingt mit ein.
  • Achten Sie auf die richtige Atmosphäre: Die richtige Raumtemperatur spielt eine entscheidende Rolle, damit sich alle Beteiligten wohlfühlen.
  • Achten Sie auf eine achtsame Kommunikation: Wenn Sie auf die Gefühle des Betroffenen eingehen und diese ernstnehmen, kann sich die Situation entspannen.
  • Achten Sie auf Hygiene: Es ist unabdingbar, dass Sie bei der Körperpflege Ihres pflegebedürftigen Angehörigen auf Hygienemaßnahmen achten.
  • Zur Pflege anderer gehört die Selbstfürsorge des Pflegenden: Essen und trinken Sie vor der Ganzkörperwäsche etwas.

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