Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns, die sich durch den Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Orientierung und Sprachvermögen äußert. Betroffene haben zunehmend Schwierigkeiten, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen. Die Pflegeplanung bei Demenz ist daher ein wichtiger Prozess, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten und ihre individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Einführung
Die Pflege von Menschen mit Demenz stellt eine besondere Herausforderung dar. Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Betroffenen zu erkennen und die Pflege entsprechend anzupassen. Eine strukturierte Pflegeplanung hilft dabei, die notwendigen Maßnahmen zu koordinieren und die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
Ursachen und Symptome von Demenz
Demenz kann verschiedene Ursachen haben, darunter Stoffwechselerkrankungen und Verletzungen des Gehirns. Häufige Symptome sind Gedächtnisstörungen (Amnesie), Desorientiertheit und Sprachstörungen. Im fortgeschrittenen Stadium erkennen die Betroffenen oft nicht mehr ihre nächsten Angehörigen. Persönlichkeitsveränderungen, Niedergeschlagenheit, Rückzug, Scham und Wut können ebenfalls auftreten.
Ziele der Pflegeplanung bei Demenz
Die Pflegeplanung bei Demenz zielt darauf ab, die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten. Konkrete Ziele können sein:
- Verbesserung der Tagesstruktur
- Förderung der Selbstständigkeit
- Reduktion von Verhaltensauffälligkeiten wie nächtlicher Unruhe
- Sicherstellung einer ausreichenden Nährstoffversorgung
- Sturzprävention
- Förderung sozialer Kontakte
Schritte der Pflegeplanung
Eine strukturierte Pflegeplanung umfasst mehrere Schritte:
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- Informationssammlung: Erhebung der Krankengeschichte, der aktuellen Beschwerden und der individuellen Bedürfnisse des Betroffenen.
- Erkennen von Pflegeproblemen: Identifizierung der Bereiche, in denen der Betroffene Unterstützung benötigt.
- Festlegen von Pflegezielen: Definition konkreter, messbarer, erreichbarer, relevanter und zeitgebundener (SMART) Ziele.
- Planen der Pflegemaßnahmen: Auswahl geeigneter Maßnahmen zur Erreichung der Pflegeziele.
- Durchführung der geplanten Maßnahmen: Umsetzung der Pflegeplanung im Alltag.
- Evaluierung und Anpassung der Pflegeplanung: Regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen und Anpassung bei Bedarf.
Maßnahmen im Rahmen der Pflegeplanung
Die Maßnahmen im Rahmen der Pflegeplanung können vielfältig sein und müssen individuell auf den Betroffenen abgestimmt werden. Einige Beispiele sind:
Unterstützung im Alltag
- Ernährung: Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, Bereitstellung einer ausgewogenen Ernährung, Berücksichtigung von Vorlieben und Abneigungen. Bei Schluckbeschwerden kann ein Schlucktraining erforderlich sein. Es ist wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten und ggf. Trinkpausen einzuführen. Bei ununterbrochenem Hungergefühl kann ein Ernährungsplan helfen, Gewichtszunahme zu vermeiden.
- Körperpflege: Unterstützung bei der Körperpflege, z.B. Waschen, Duschen, Baden. Die Körperpflege sollte so weit wie möglich eigenständig durchgeführt werden, wobei die Pflegekraft unterstützend eingreift. Rituale und biografische Bezüge können dabei helfen, Akzeptanz zu schaffen.
- Mobilität: Förderung der Mobilität durch Mobilisationsübungen, Sturzprävention und Anpassung der Wohnumgebung. Bei Bewegungsdrang sollte dieser kanalisiert werden, z.B. durch begleitete Spaziergänge.
- Ausscheidung: Unterstützung bei der Kontinenzförderung, z.B. durch regelmäßige Toilettengänge und Anpassung der Kleidung. Bei Inkontinenz können Hilfsmittel wie Kondom-Urinale oder Analtampons eingesetzt werden.
- Kleidung: Unterstützung bei der Auswahl und dem Anziehen der Kleidung. Die Kleidung sollte bequem und leicht zu handhaben sein. Es ist wichtig, auf die Vorlieben des Betroffenen einzugehen und ihm die Möglichkeit zu geben, seine Kleidung selbst auszuwählen.
Förderung der kognitiven Fähigkeiten
- Gedächtnistraining: Durchführung von Übungen zur Verbesserung des Gedächtnisses und der Orientierung.
- Beschäftigungstherapie: Angebote von Aktivitäten, die den Interessen und Fähigkeiten des Betroffenen entsprechen, z.B. Malen, Basteln, Singen, Spielen.
- Biografiearbeit: Erinnerung an frühere Erlebnisse und Erfahrungen, um das Selbstwertgefühl zu stärken und die Kommunikation zu fördern.
Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten
- Desorientierung: Schaffung einer sicheren und vertrauten Umgebung, Verwendung von Orientierungshilfen wie Kalender, Uhr und Fotos.
- Weglauftendenz: Sicherung der Wohnumgebung, Einsatz von Ortungssystemen, Begleitung bei Spaziergängen.
- Aggressivität: Ursachenforschung, Deeskalationstechniken, Schaffung von Rückzugsmöglichkeiten.
- Nächtliche Unruhe: Schaffung einer ruhigen und entspannenden Atmosphäre, Vermeidung von aufregenden Aktivitäten am Abend, Einsatz von beruhigenden Maßnahmen wie Aromatherapie oder Musiktherapie.
Kommunikation mit Menschen mit Demenz
Die Kommunikation mit Menschen mit Demenz erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und eine klare Sprache. Folgende Tipps können helfen:
- Sprechen Sie langsam und deutlich.
- Verwenden Sie einfache Sätze und vermeiden Sie Fachbegriffe.
- Wiederholen Sie Informationen bei Bedarf.
- Stellen Sie geschlossene Fragen, die mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden können.
- Achten Sie auf nonverbale Signale wie Mimik und Gestik.
- Bleiben Sie ruhig und geduldig, auch wenn der Betroffene sich wiederholt oder unverständlich äußert.
- Vermeiden Sie es, den Betroffenen zu korrigieren oder zu belehren.
- Bestätigen Sie die Gefühle des Betroffenen und zeigen Sie Verständnis.
Zusammenarbeit mit Angehörigen
Die Angehörigen sind wichtige Partner in der Pflege von Menschen mit Demenz. Es ist wichtig, sie in die Pflegeplanung einzubeziehen, ihre Bedürfnisse und Sorgen zu berücksichtigen und sie bei Bedarf zu unterstützen. Angebote wie Angehörigengruppen oder Beratungsgespräche können dabei helfen.
Medikamentöse Therapie
In einigen Fällen kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein, um die Symptome der Demenz zu lindern. Die Medikamente können jedoch auch Nebenwirkungen haben, die sorgfältig überwacht werden müssen.
Rechtliche Aspekte
Im Rahmen der Pflegeplanung sollten auch rechtliche Aspekte berücksichtigt werden, z.B. die Erstellung einer Patientenverfügung oder einer Vorsorgevollmacht.
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Beispiele für Pflegeplanungen bei Demenz
Beispiel 1: Frau Meier, 85 Jahre, fortgeschrittene Demenz
- Pflegerische Probleme: Orientierungslosigkeit, Vergesslichkeit, nächtliche Unruhe
- Ziele: Verbesserung der Tagesstruktur, Förderung der Selbstständigkeit, Reduktion der nächtlichen Unruhe
- Maßnahmen: Tagesablauf mit festen Ritualen, Erinnerungshilfen, beruhigende Abendrituale
Beispiel 2: Herr Schulze, 78 Jahre, Frühstadium Demenz
- Pflegerische Probleme: Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, Risiko für Stürze
- Ziele: Sicherstellung der ausreichenden Nährstoffversorgung, Sturzprävention
- Maßnahmen: Unterstützung beim Essen, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Sturzpräventionsübungen
Die PESR-Struktur in der Pflegeplanung
Die PESR-Struktur (Problem, Etiology/Ursache, Symptome, Ressourcen) ist ein bewährtes Modell für die Pflegeplanung. Sie hilft, die Pflegebedürfnisse der Patienten umfassend zu erfassen und entsprechende Maßnahmen zu planen.
Beispiel: Frau Müller, 78 Jahre, fortgeschrittene Demenz
- Problem: Schwierigkeiten, sich im Alltag zurechtzufinden
- Ursache: Fortgeschrittene Demenz
- Symptome: Vergessen, wo sie sich befindet, erkennt Angehörige nicht mehr
- Ressourcen: Gute motorische Fähigkeiten, kann einfache Tätigkeiten selbstständig ausführen
- Maßnahmen: Unterstützende Umgebung schaffen, Utensilien bereitstellen
Tipps für die Pflegeplanung
- Pflegestandards einhalten: Sicherstellung einer einheitlichen und qualitativ hochwertigen Pflege.
- Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen: Berücksichtigung der physischen, emotionalen und sozialen Aspekte des Patienten.
- Ziele und Maßnahmen klar definieren: Verwendung von SMART-Zielen.
- Regelmäßige Schulungen: Auf dem neuesten Stand der Pflegestandards bleiben.
Externe Unterstützung und Hilfsangebote
Neben der Unterstützung durch Angehörige und professionelle Pflegekräfte gibt es eine Vielzahl von externen Hilfsangeboten für Menschen mit Demenz und ihre Familien:
- Ambulante Pflegedienste: Unterstützung bei der Körperpflege, Ernährung und Mobilität im eigenen Zuhause.
- Tagespflege: Betreuung in einer Tagespflegeeinrichtung an bestimmten Tagen in der Woche.
- Betreuungsgruppen: Regelmäßige Treffen mit anderen Demenzkranken zur sozialen Interaktion und Beschäftigung.
- Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Angehörigen von Demenzkranken.
- Beratungsstellen: Informationen und Unterstützung zu allen Fragen rund um das Thema Demenz.
- 24-Stunden-Betreuung: Rundumbetreuung im eigenen Zuhause durch eine Pflegekraft.
- Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege: Vorübergehende Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung oder Betreuung zuhause bei Verhinderung der pflegenden Angehörigen.
- Betreutes Wohnen: Wohnen in einer seniorengerechten Wohnung mit der Möglichkeit, zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.
- Pflegeheim: Dauerhafte Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung bei fortgeschrittener Demenz.
- Ambulant betreute Demenz-Wohngemeinschaften: Zusammenleben mehrerer Demenzkranker in einer Wohngemeinschaft mit professioneller Betreuung.
Finanzierung der Pflege
Die Pflege von Demenzkranken ist mit hohen Kosten verbunden. Die Pflegeversicherung beteiligt sich an den Kosten, wobei die Höhe des Zuschusses vom Pflegegrad des Betroffenen abhängt. Zusätzlich können weitere Leistungen wie Wohngeld oder Sozialhilfe in Anspruch genommen werden.
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