Pille danach und Epilepsie: Wechselwirkungen und wichtige Hinweise

Die Pille danach dient als Notfallverhütung, um eine ungewollte Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu verhindern. Sie ist seit 2015 in Deutschland rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Es gibt zwei Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen: Levonorgestrel (LNG) und Ulipristalacetat (UPA). Die Pille danach wirkt, indem sie den Eisprung verzögert oder verhindert und die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigen kann. Es ist wichtig, sie so schnell wie möglich nach dem Geschlechtsverkehr einzunehmen, um ihre Wirksamkeit zu maximieren. Die gleichzeitige Einnahme bestimmter Medikamente, einschließlich einiger Antiepileptika, kann die Wirksamkeit der Pille danach jedoch beeinträchtigen.

Wirkungsweise und Unterschiede der Präparate

Die Pille danach enthält entweder den Wirkstoff Levonorgestrel (LNG) oder Ulipristalacetat (UPA). LNG blockiert die Bildung des luteinisierenden Hormons (LH), das die Eizellreifung anregt, und verschiebt so den Eisprung. UPA hingegen blockiert die Wirkung des Sexualhormons Progesteron und verhindert oder verzögert dadurch den Eisprung. UPA wirkt auch noch kurz vor dem Eisprung, während LNG vor dem Anstieg des LH-Spiegels wirken muss.

Die Pille mit Ulipristalacetat wirkt auch noch bis kurz vor dem Eisprung. Insofern bietet der Wirkstoff UPA eine höhere Sicherheit.

Levonorgestrelhaltige Notfallkontrazeptiva können innerhalb eines Zeitraumes von 72 Stunden (drei Tage) und Notfallkontrazeptiva mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat innerhalb eines Zeitraumes von 120 Stunden (fünf Tage) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden.

Einnahme und Wirksamkeit

Die Pille danach sollte so schnell wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden, idealerweise innerhalb von 24 Stunden. Ulipristalacetat kann bis zu 120 Stunden (fünf Tage) nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, Levonorgestrel bis zu 72 Stunden (drei Tage). Je früher die Einnahme erfolgt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangerschaft verhindert wird. Die Wirksamkeit hängt auch davon ab, an welchem Zyklustag sich die Frau befindet.

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Die Pille danach ist eine Notfallverhütung und sollte nicht als reguläres Verhütungsmittel verwendet werden. Nach der Einnahme besteht für den Rest des Zyklus kein Empfängnisschutz, daher sollte zusätzlich mit einer Barrieremethode wie Kondomen verhütet werden.

Nebenwirkungen und Beeinträchtigungen

Die Pille danach ist meist gut verträglich, kann aber Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Brustspannen oder Schwindel verursachen. Auch Zwischenblutungen und Zyklusverschiebungen sind möglich. Durchfall oder Erbrechen können die Wirksamkeit der Pille danach beeinträchtigen.

Die gleichzeitige Einnahme bestimmter Medikamente kann die Wirksamkeit der Pille danach beeinträchtigen. Dazu gehören Mittel gegen Krampfanfälle bei Epilepsie (Antiepileptika), HIV-Infektionen, virenhemmende Mittel (Virostatika), Arzneimittel mit Johanniskraut und Antibiotika.

Pille danach und Epilepsie: Wechselwirkungen

Ein wichtiger Aspekt ist die Wechselwirkung zwischen der Pille danach und Antiepileptika. Einige Antiepileptika können die Wirksamkeit der Pille danach herabsetzen. Zu diesen gehören Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin und Primidon. Diese Wirkstoffe sind CYP3A4-Induktoren, die die Clearance von LNG und UPA erhöhen können. In solchen Fällen kann eine höhere Dosis von LNG erforderlich sein, dies sollte jedoch immer mit einem Arzt besprochen werden.

Lamotrigin, ein anderes Antiepileptikum, kann ebenfalls von hormonellen Kontrazeptiva beeinflusst werden. Die Kombination aus Levonorgestrel und Ethinylestradiol kann die Lamotrigin-Clearance erhöhen, wodurch der Wirkstoffspiegel sinkt und die Anfallskontrolle gefährdet sein kann. Während der "pillenfreien Woche" kann die Serumkonzentration von Lamotrigin wieder ansteigen, was zu Spiegelschwankungen führt. Daher ist eine Anpassung der Erhaltungsdosis unter ärztlicher Kontrolle erforderlich.

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Es zeigt sich jedoch ein weiteres Problem: Während der „pillenfreien Woche“ steigt die Serumkonzentration von Lamotrigin wieder an und kann sich am Ende der hormonfreien Woche durchschnittlich um etwa das Zweifache erhöhen als während der Einnahme von Lamotrigin und Levonorgestrel/Ethinylestradiol.

Patientinnen mit Epilepsie sollten ihren Zyklus und jegliche Veränderungen beobachten und gegebenenfalls mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin besprechen.

Alternativen zur Pille danach

Wenn die Einnahme der Pille danach aufgrund von Kontraindikationen oder einem bereits stattgefundenen Eisprung nicht möglich ist, kann das sofortige Einsetzen einer Kupferspirale bzw. Kupferkette durch die Frauenärztin oder den Frauenarzt eine Empfehlung sein. Die Kupferspirale sollte innerhalb von 120 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingesetzt werden.

Kosten und Verfügbarkeit

Die Pille danach ist in Deutschland rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Die Kosten variieren je nach Präparat: Für Levonorgestrel ist mit etwa 16 Euro zu rechnen, für Ulipristalacetat mit rund 30 bis 35 Euro. Junge Frauen bis zum 22. Geburtstag erhalten die Pille danach kostenlos, wenn sie ein ärztliches Rezept vorlegen. Nach Verbrechen wie sexuellem Missbrauch oder Vergewaltigung ist die Pille danach ebenfalls kostenlos.

Wichtige Hinweise für die Beratung in der Apotheke

Bei der Abgabe der Pille danach in der Apotheke ist ein Beratungsgespräch unerlässlich. Der Apotheker muss sicherstellen, dass keine Schwangerschaft besteht und keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu erwarten sind. Mädchen unter 14 Jahren benötigen das Einverständnis ihrer Eltern. Bei Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren entscheiden die Apothekerinnen und Apotheker, ob sie die Pille danach ausgeben.

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Epilepsie und hormonelle Einflüsse

Hormonelle Schwankungen können die Anfallshäufigkeit bei Frauen mit Epilepsie beeinflussen. Östrogene können Anfälle fördern, während Progesteron eine anfallshemmende Wirkung hat. Einige Frauen erleben eine zyklusabhängige Zunahme der Anfälle, die als katameniale Anfallshäufung bezeichnet wird. In diesen Fällen kann ein Anfallskalender helfen, die Zusammenhänge zu erkennen.

Antiepileptika und endokrine Störungen

Einige Antiepileptika können den endokrinen Stoffwechsel beeinflussen und zu Störungen wie dem Polyzystischen-Ovar-Syndrom (PCOS) führen. Valproat, insbesondere bei Therapiebeginn vor dem 20. Lebensjahr, wird mit der Entwicklung eines PCOS in Verbindung gebracht. Daher ist es wichtig, bei Frauen mit Epilepsie auf Zyklusunregelmäßigkeiten, Virilisierungszeichen und Gewichtszunahme zu achten.

Kontrazeption bei Epilepsie

Orale Kontrazeptiva und manche Antiepileptika können sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit beeinflussen. Enzyminduzierende Antiepileptika wie Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital können die Sicherheit von synthetischen kontrazeptiven Steroiden mindern. Lamotrigin kann die Levonorgestrelspiegel senken. Daher sollten Frauen, die enzyminduzierende Antiepileptika benötigen, nicht auf eine hormonelle Kontrazeption verlassen, sondern eine andere Verhütungsmethode wählen und zusätzlich Kondome benutzen.

Schwangerschaft und Epilepsie

Das genetische Risiko für eine Epilepsie liegt bei 4 bis 5 Prozent für Kinder erkrankter Mütter und bei circa 2 Prozent für Kinder erkrankter Väter. Während der Schwangerschaft kann sich die Anfallshäufigkeit verändern. Aus Sorge um das ungeborene Kind werden Antiepileptika oft reduziert oder abgesetzt, was eine Anfallszunahme verursachen kann. Dosisanpassungen sind in der Schwangerschaft sinnvoll und erfordern Vergleichsspiegel vor Beginn der Schwangerschaft.

Das Risiko für Nachkommen mit kongenitalen Fehlbildungen ist bei Frauen mit Epilepsie, die Antiepileptika einnehmen, erhöht. Monotherapien haben niedrigere Risiken als Kombinationstherapien. Valproat birgt das höchste Fehlbildungsrisiko. Eine Folsäuresubstitution wird bei Antiepileptika-Einnahme und Kinderwunsch empfohlen.

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