Alzheimer Forschung in Erlangen: Aktuelle Projekte und Therapieansätze

Die Alzheimer-Forschung in Erlangen ist ein wichtiger Pfeiler im Kampf gegen diese fortschreitende neurodegenerative Erkrankung. Verschiedene Forschungsprojekte am Universitätsklinikum Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) widmen sich der Entschlüsselung der Krankheitsursachen, der Entwicklung neuer Therapieansätze und der Verbesserung der Versorgung von Betroffenen.

Innovative Therapieansätze am Universitätsklinikum Erlangen

Das Universitätsklinikum Erlangen verfolgt vielversprechende Therapieansätze, um das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung zu verlangsamen oder sogar zu verhindern.

Medikamentenkombination zur Verzögerung des Gedächtnisverfalls

Ein zweijähriges Forschungsprojekt am Universitätsklinikum Erlangen untersucht die Kombination von zwei Medikamenten, um den Verfall der Gehirnleistung bei Alzheimer zu verhindern. Bislang können verfügbare Medikamente den Verfall der Gehirnleistung bei Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz, nur für einige Zeit verzögern. Die Studie erprobt eine Kombinationstherapie aus zwei verschiedenen Wirkstoffen. Einerseits wird ein Medikament eingesetzt, das den Abbau des wichtigen Botenstoffs Acetylcholin hemmt, der zum Erhalt der Nervenzellen im Gehirn beiträgt. Andererseits wird dieser Wirkstoff mit dem pflanzlichen Wirkstoff Cotinin kombiniert, der dafür sorgt, dass die Nervenzellen den Botenstoff Acetylcholin gut erkennen können und dadurch die Kommunikation zwischen den Nervenzellen unterstützt. Ziel ist es, zu untersuchen, ob sich die beiden Medikamente in ihrer Zusammenwirkung gegenseitig ergänzen. Die Alzheimer-Forschung-Initiative fördert das Forschungsprojekt mit 48.133 Euro.

DigiDEM Bayern: Digitales Demenzregister für verbesserte Versorgung

digiDEM Bayern, das größte digitale Demenzregister in Deutschland, verzeichnet mit mehr als 2.000 Teilnehmenden aus allen Regierungsbezirken Bayerns einen neuen Höchststand. Das Forschungsprojekt erfasst Langzeitdaten, um die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen in Bayern zu verbessern. Die freiwilligen "Datenspenden" der bayerischen Bürgerinnen und Bürger sind elementarer Bestandteil der Forschung. Im Rahmen der langfristig angelegten Bayerischen Demenzstrategie werden Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen, Menschen mit Demenz und ihre pflegenden An- und Zugehörigen befragt. Dabei werden digitale Gesundheitstechnologien immer wichtiger. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) hat in der Registerforschung mit digitalen Daten große Potentiale, traditionelle statistische Methoden der wissenschaftlichen Datenanalyse zu ergänzen. Der digitale Datenschatz ermöglicht es, Betroffenen etwas zurückzugeben in Form von wissenschaftlich belegten Erkenntnissen über die Versorgungssituation in ganz Bayern. Zu den Angeboten zählen der digiDEM Bayern-Online-Fragebogen zur Beurteilung der Gedächtnisleistung und der digitale Fragebogen „digiDEM Bayern DEMAND®“, mit dem man seine persönlichen Versorgungsbedarfe einschätzen kann. Der kontinuierliche Ausbau des Demenzregisters ist eine Herzensangelegenheit, um verlässliche und wissenschaftlich abgesicherte Informationen für die Bevölkerung bereitzustellen und die Wirkung neu entwickelter Alzheimer-Medikamente langfristig zu erfassen.

Frontotemporale Demenz (FTD): Interdisziplinäre Forschung für neue Therapieansätze

Nach der Alzheimer-Krankheit ist die Frontotemporale Demenz (FTD) die zweithäufigste Ursache für fortschreitende Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, des Denkens und der Persönlichkeit. Das gemeinsame interdisziplinäre Forschungsprojekt „Untersuchung des zelltypspezifischen Einflusses der FTD/ALS-Pathologie auf langlebige RNAs unter Verwendung menschlicher Hirnorganoide“ des Uniklinikums Erlangen und der FAU Erlangen-Nürnberg untersucht die Frontotemporale Demenz deshalb jetzt intensiv. Ziel ist es, den Mechanismus dieser Demenzerkrankung zu erforschen, um daraus neue Therapieansätze zu entwickeln. Das Forschungsprojekt wird für zwölf Monate mit insgesamt 70.000 Euro gefördert. Im Verlauf einer Frontotemporalen Demenz sterben Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns ab. Die FTD beginnt meist früher als die Alzheimer-Krankheit, etwa zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr; sie kann aber auch früher oder später auftreten. Die Forschungsgruppe will analysieren, inwiefern sich eine Sonderform der RNA, die sogenannte langlebige RNA, bei einer Frontotemporalen Demenz verändert und warum bestimmte Gehirnzellen bei Betroffenen besonders anfällig für Schäden sind.

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Grundlagenforschung zur Entschlüsselung der Alzheimer-Ursachen

Um Alzheimer eines Tages heilen zu können, ist es entscheidend, die Ursachen der Krankheit zu entschlüsseln. Die Grundlagenforschung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Untersuchung der Beta-Amyloid-Plaques durch Computersimulationen

Typisch für die Alzheimer-Krankheit sind Ablagerungen des Proteins Beta-Amyloid im Gehirn, sogenannte Plaques. Dr. Anselm Horn von der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen untersucht diese Plaques genauer, insbesondere spezielle kurze Varianten des Beta-Amyloids. Mit Hilfe von Hochleistungscomputern führt er Moleküldynamik-Simulationen durch, um die Auswirkungen der verkürzten Varianten auf die Gesamtstruktur der Plaques besser zu verstehen. Die Simulationen zeigten, dass die verkürzten Varianten der Beta-Amyloid-Proteine einen deutlich schwächeren Zusammenhalt in den Plaques bewirken. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass sich aus verkürzten Beta-Amyloid-Proteinen die untersuchten Plaques nicht bilden können. Die erzielten Ergebnisse liefern wertvolle Hinweise für die Entwicklung von potentiellen Wirkstoffen, die die Anhäufung und damit die Ablagerung von Beta-Amyloid im Gehirn verringern oder sogar verhindern.

Demenz-Vorbeugung ohne Medikamente: Digitale Übungsprogramme

Das Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen (Prof. Dr. med. Elmar Gräßel) hat in Kooperation mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der genesis Systems gGmbH im Rahmen des Forschungsprojekts „Stoppt die Demenz!“ zwei digitale Übungsprogramme für Menschen mit leichten Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung entwickelt. Ziel ist es, die Fähigkeiten des Gedächtnisses zu erhalten und so die Entstehung einer Demenz zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie wird die Wirksamkeit der Übungsprogramme untersucht.

Die Bedeutung der Alzheimer Forschung

Die Alzheimer-Krankheit stellt eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit dar. Rund 1,2 Millionen Menschen leben bereits heute in Deutschland mit Morbus Alzheimer, und jährlich erhalten rund 200.000 Menschen die Diagnose. Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Betroffenen in den kommenden Jahrzehnten stark ansteigt, da das Alter der bei weitem größte Risikofaktor für das Entstehen dieser Erkrankung ist.

Risikofaktoren und Prävention

Alzheimer lässt sich zwar nicht vorbeugen, das Erkrankungsrisiko jedoch entscheidend vermindern. Wichtige Faktoren, um einer späteren Erkrankung im Alter entgegenzuwirken, sind ausreichende Bewegung, das Pflegen von sozialen Kontakten, gesunde Ernährung sowie regelmäßige Übungen zur geistigen Fitness.

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Herausforderungen und Perspektiven

Auch weit mehr als 100 Jahren nach ihrer Entdeckung ist die Alzheimer-Erkrankung bis heute nicht heilbar. Die Symptome können nur gelindert, das Voranschreiten der Erkrankung durch gezielte Medikation verzögert werden. Die Alzheimer Forschung in Erlangen trägt dazu bei, die molekularen Ursachen der Erkrankung aufzuklären und neue Therapieansätze zu entwickeln, um die Lebensqualität von Betroffenen und ihren Angehörigen zu verbessern.

Anti-Amyloid-Antikörper-Therapie

Patientinnen und Patienten mit beginnender Beeinträchtigung (leichte kognitive Störung und leichte Alzheimer-Demenz) werden untersucht, um eine frühe Diagnose zu etablieren und um krankheitsmodifizierende Therapien der Alzheimer-Krankheit mit hoher Sicherheit durchzuführen. Neben einer differenzierten neurologischen und neuropsychologischen Diagnostik wird die Bestimmung der neurodegenerativen Biomarker im Nevenwasser angeboten. Geeignete Patientinnen und Patienten für eine Therapie mit Anti-Amyloid-Antikörper (Lecanemab, Donanemab) stehen am Anfang der symptomatischen Erkrankung (MMST ≥20/22), haben eine nachgewiesene Amyloid-Pathologie (Liquor oder PET-CT), sind Nichtträger oder heterozygot für ApoE ε4 und stimmen einer Aufnahme in das Programm für kontrollierten Zugang zu.

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