Projekt Märchen Demenz: Eine Reise in die Welt der Erinnerungen und des Wohlbefindens

Einführung

Das Projekt "Märchen und Demenz" nutzt die Kraft der Märchen, um Menschen mit Demenz auf einer emotionalen Ebene zu erreichen und ihr Wohlbefinden zu steigern. Durch das Erzählen von Märchen werden Erinnerungen an die Kindheit geweckt und innere Bilder vertrauter Geschichten lebendig. Dieses Projekt hat sich als wirksame Methode erwiesen, um kognitive Fähigkeiten zu stärken, die psychische Gesundheit zu verbessern und die Lebensqualität von Menschen mit Demenz zu erhöhen.

Die Magie der Märchen in der Altenpflege

Märchen sind mehr als nur Geschichten; sie sind eine Inspirations- und Stimulationsquelle, die in der Altenpflege eine große Kraft entfalten kann. Sie aktivieren emotional das Langzeitgedächtnis und haben längst ihren Weg in die Altenpflege gefunden. Studien und Rückmeldungen aus Pflegeeinrichtungen belegen, dass Märchen beruhigen, Depressionen vorbeugen, die Aktivität und die kognitiven Fähigkeiten steigern. Sie ermöglichen es Demenzkranken, sich wieder mitzuteilen, was sich positiv auf die Pflege und Betreuung auswirkt.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Eine Studie der Berliner Alice-Salomon-Hochschule hat nachgewiesen, dass Menschen mit Demenz vielfach profitieren, wenn sie regelmäßig Märchen vorgelesen bekommen. Selbst stark Betroffene erkennen die Geschichten wieder, erfahren ein Gefühl der Geborgenheit und werden gleichzeitig kognitiv stimuliert. Langfristig können sie ihre Gefühle und ihr Verhalten dadurch besser steuern, sie werden ausgeglichener und erfahren eine höhere Lebensqualität.

Positive Auswirkungen auf Bewohner und Personal

Das Gemeinschaftserlebnis beim Märchenerzählen hilft, herausforderndes Verhalten bei Bewohnern mit Demenz, wie Angst, Wut oder Aggressionen, zu reduzieren. Diese Reduktion wirkt sich wiederum förderlich auf das Arbeitsklima und damit auf den Arbeitsalltag der Pflegekräfte aus. Zudem wurde belegt, dass bei den Märcheninterventionen die gleichberechtigte Teilhabe an der Gemeinschaft Pflegebedürftiger mit und ohne Demenz möglich ist. Mit gemischten Gruppen wurden durchweg positive Erfahrungen gemacht, was den Charakter der Gemeinschaftsaktivität unterstreicht.

Projekt "Es war einmal … MÄRCHEN UND DEMENZ"

Das Projekt "Es war einmal … MÄRCHEN UND DEMENZ" ist eine bundesweite Initiative, die von Pflegekassen finanziert und vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. Es zielt darauf ab, das mentale Wohlbefinden von Demenzerkrankten zu steigern und ist als Präventionsmaßnahme in der stationären Pflege anerkannt.

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Ziele und Schwerpunkte

Im Fokus des Projekts stehen die Stärkung kognitiver Fähigkeiten sowie die Verbesserung der psychischen Gesundheit und damit der Lebensqualität der Bewohner*innen mit Demenz. Es wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert, um seine Wirksamkeit kontinuierlich zu verbessern.

Durchführung und Umsetzung

Das Projekt wird in verschiedenen Pflegeeinrichtungen durchgeführt und umfasst in der Regel regelmäßige Märchenstunden, die von professionellen Märchenerzählern oder geschulten Mitarbeitern der Einrichtung geleitet werden. Dabei werden verschiedene Medien und Requisiten eingesetzt, um die Geschichten lebendig zu gestalten und die Zuhörer aktiv einzubeziehen.

Virtuelle Märchenstunden

In Zeiten von Corona wurden auch virtuelle Märchenstunden entwickelt, um das Angebot auch unter schwierigen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Dabei werden Videos von Märchenerzählern per USB-Stick oder Beamer in den Einrichtungen abgespielt und von den Pflegekräften vor Ort moderiert.

Die Rolle der Märchenerzähler und Pflegekräfte

Professionelle Märchenerzähler

Märchenland hat einen Pool an professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern, die nicht nur lebendig und frei Märchen erzählen können, sondern besonders im Umgang mit dementen Menschen geschult sind und einfühlsam auf sie eingehen können. Sie verstehen es, die Zuhörerschaft in ihren Bann zu ziehen und Kindheitserinnerungen zu wecken.

Fortbildung für Pflege- und Betreuungskräfte

Auch Pflege- und Betreuungskräfte von Seniorenheimen können sich zu Märchenvorleser/-innen fortbilden lassen. In einer zweitägigen Schulung vor Ort wird vermittelt, wie zum Beispiel durch bewusste Lautbildung und Körpersprache Märchen zu Erinnerungsankern werden. Auf diese Weise kann die Senioreneinrichtung das Projekt künftig in Eigenregie fortführen.

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Die Bedeutung von Ritualen und Wiedererkennung

Bei Demenz sind Rituale und Wiedererkennungseffekte als Pfade in die Vergangenheit von großer Bedeutung. Entsprechend finden die Märchen-Stunden in einer klaren Struktur und immer am selben Tag, zur selben Zeit statt.

Beispiele aus der Praxis

Angela-Braun-Seniorenzentrum in Ludweiler

Im Angela-Braun-Seniorenzentrum in Ludweiler wurde das Projekt "Es war einmal … Märchen und Demenz" mit großem Erfolg durchgeführt. Eine Märchenerzählerin performte den Froschkönig mit kleinen Requisiten und ihrer professionellen Erzähltechnik, sprach mit unterschiedlichen Stimmen die verschiedenen Rollen und fesselte vom ersten Moment an die Zuhörer*innen im Seniorenheim.

AZURIT Seniorenzentrum Zehnthof in Eisenberg

Das AZURIT Seniorenzentrum Zehnthof in Eisenberg ist eine von 25 Einrichtungen in Rheinland-Pfalz, die aktuell an dem Projekt „Es war einmal… Märchen und Demenz“ teilnehmen. Um Märchenhören für die Bewohner:innen zum Alltag werden zu lassen, werden demnächst drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Märchenerzählern fortgebildet.

Caritas-Altenservicezentrum St. Martin in Hofheim

Das Caritas-Altenservicezentrum St. Martin in Hofheim hat bereits Erfahrungen mit dem digitalen Angebot gesammelt. In seinen Hausgemeinschaften St. Anna und der Tagespflege bietet die Pflegeeinrichtung mit dem multimedialen Projekt "Märchen und Demenz" eine Präventionsmaßnahme, die das Vorlesen von Märchen in der Altenpflege einsetzt.

Wilhelmine-Canz-Zentrum der Großheppacher Schwesternschaft

Im Wilhelmine-Canz-Zentrum der Großheppacher Schwesternschaft kommt mehrmals im Monat ein Märchenerzähler vorbei, um mit seinen Geschichten Kindheitserinnerungen bei den Zuhörenden zu wecken. Die Begeisterung der betagten Damen und Herren zeigt sich in vielfach positiven Reaktionen.

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Haus Panorama in Dornstetten

Auch im "Haus Panorama", einem Seniorenheim in Dornstetten, ist das Märchen-Projekt ein voller Erfolg. Hier erweckt Anja Franze die Geschichten mit passenden Gegenständen und verschiedenen Stimmen zum Leben und regt so das Gedächtnis ihres Publikums an.

Das Märchenbuch vom tapferen Ritter Harry von Spreetal

Die Korian Stiftung hat ein Märchen über Demenz entwickelt und herausgegeben. Mit diesem besonderen Format wird ein neuer Zugang zu einem oft schwierigen Thema geschaffen. Das Märchen soll helfen, Demenz auf eine verständliche und berührende Weise zu vermitteln - sowohl für An- und Zugehörige als auch für in der Pflege tätigen Personen.

Entstehung und Inhalt

Die Idee für das Märchenbuch entstand in der Korian-Pflegeeinrichtung Haus Spreetalhof in Berlin. Anne Rudloff, Leitung der sozialen Betreuung, und ihr Kollege Stephan Hohmann schufen die Geschichte, inspiriert von einem Bewohner ihrer Einrichtung. Das Märchen erzählt in symbolischer Sprache von Veränderungen, Erinnerung und Verlust, aber auch von der Möglichkeit, Nähe und Verständnis trotz der Erkrankung zu bewahren.

Zielgruppe und Einsatzmöglichkeiten

Das Märchenbuch richtet sich an Menschen jeden Alters und kann in verschiedenen Einrichtungen eingesetzt werden, um das Thema Demenz auf eine einfühlsame Weise zu vermitteln. Es eignet sich sowohl für das Vorlesen in Pflegeeinrichtungen als auch für die Aufklärung von Angehörigen und Kindern.

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