Kuscheltiere und Puppen sind für viele Menschen mit positiven Kindheitserinnerungen verbunden. Bei Menschen mit Demenz können diese vertrauten Gegenstände eine beruhigende Wirkung haben und ihnen helfen, innere Ruhe zu finden. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Wirkungen von Puppen und Kuscheltieren auf Menschen mit Demenz und zeigt, wie sie in der Pflege eingesetzt werden können, um das Wohlbefinden und die Kommunikation zu fördern.
Beruhigung und Reduktion von Unruhe
Innere und äußere Unruhe können das Wohlbefinden älterer Menschen beeinträchtigen. Ursachen für Unruhe können vielfältig sein: Sorgen, Ängste, der Verlust von Mobilität oder kognitiven Funktionen, Einsamkeit, Depressionen oder Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung des eigenen Körpers. Puppen und Kuscheltiere können hier Abhilfe schaffen, indem sie ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
Laut der Zeitschrift „Pflege und Familie“ (Ausgabe 3/2018) haben Puppen und Kuscheltiere häufig eine beruhigende Wirkung auf Menschen mit Demenz. Sie erfüllen oft den Wunsch, jemanden zu beschützen, was sich positiv auf die innere Unruhe auswirken kann. Insbesondere Empathiepuppen, die ein gewisses Gewicht haben, regen die propriozeptive Wahrnehmung an. Diese sensorische Einwirkung kann Erinnerungen wecken und positive Gefühle auslösen, die tröstlich und beruhigend wirken.
Förderung von Kommunikation und Interaktion
Ein weiterer Vorteil von Puppen ist, dass sie die Kommunikation und Interaktion zwischen Angehörigen und Erkrankten fördern können. Durch das Stofftier können Angehörige wieder mit dem Erkrankten ins Gespräch kommen. Dabei ist es nicht nötig, mit verstellter Stimme das Kuscheltier zu imitieren, da dies irritierend wirken kann. Stattdessen sollte man besser über das Spielzeug sprechen und Zusammenhänge mit dem Lebenslauf des Betroffenen herstellen.
Die KOMI-Methode, die sich aus den Worten Kommunikation, Koma und Komik zusammensetzt, setzt auf Handpuppen, um Menschen mit Demenz geistig aufzuwecken, zu motivieren und zu aktivieren. Handpuppen können eine eindeutige Gemüts- und Kommunikationsverbesserung bewirken und sind hervorragend geeignet für die 10-Minuten-Aktivierung bei Demenzerkrankungen, um Ursachen wie Trauer, dem Alleinsein und der Isolierung vorzubeugen. Der Einsatz von Handpuppen tut nicht nur dem Bewohner gut, sondern auch den Mitarbeitern und somit dem gesamten Arbeitsklima.
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Wecken des Fürsorgeinstinkts und positiver Emotionen
Empathiepuppen können den Fürsorgeinstinkt und positive Gefühle anregen und helfen, Aggressionen und Unruhe zu lindern. Die Gesichter der Puppen sind so gestaltet, dass sie aufblicken, worauf das Gehirn mit einem Bindungsreflex reagiert. Die Ähnlichkeit der Puppen zu einem echten Baby kann Betroffene in ihre Elternrolle zurückversetzen und ihnen das Gefühl geben, sich um ein Kind kümmern zu müssen. Dies weckt Aufmerksamkeit, Zuneigung und Vertrauen.
Therapiepuppen werden in der Tagespflege Bitburg bereits seit längerem eingesetzt. Dort hat man beobachtet, dass die Puppen bei Unruhe oder Angstzuständen eine positive Wirkung auf die Erkrankten haben. Die babyähnlichen Puppen werden von den Gästen liebevoll umsorgt und gepflegt. Angehörige sind von der Arbeit mit Therapiepuppen begeistert und haben sich teilweise sogar privat eine solche Puppe für ihre demenzerkrankten Angehörigen angeschafft.
Verbesserung des allgemeinen Zustands und Erleichterung der Pflege
Der Einsatz von Puppen kann die Arbeit mit Pflegebedürftigen in vielen Bereichen erleichtern und den allgemeinen Zustand dieser Menschen verbessern. Bewohnerinnen und Bewohner, die verbal nur noch schwer zu erreichen sind, können mit den Puppen interagieren und kommunizieren. Vielen Personen, die in ihrer eigenen Welt versunken und kaum bis gar nicht mehr ansprechbar sind, wird dadurch die Möglichkeit gegeben, sich auszudrücken und sich zu verständigen.
Die emotionale Bindung zwischen einem Bewohner und der Puppe kann von den Betreuungskräften genutzt werden, um Handlungen und Befinden zu beeinflussen. So kann beispielsweise zu Pflegehandlungen oder zum Essen motiviert werden. Außerdem lassen sich durch das Streicheln der Puppe Stresshormone abbauen und eine beruhigende Wirkung auslösen.
Robotik in der Demenzpflege: Das Projekt "RUBYDemenz"
Das Forschungsprojekt „RUBYDemenz“ untersucht, wie ein technischer Roboter in Gestalt einer Puppe Menschen mit Demenz unterstützen kann. Ziel ist es, herauszufinden, welchen Nutzen und welche Wirkung eine technische Roboterpuppe für die Nutzerinnen und Nutzer hat, zum Beispiel ob die Roboterpuppe den Alltag zuhause erleichtert.
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Die Roboterpuppe kann sich mit Menschen unterhalten, sie kann sprechen und (zu)hören. Mithilfe von Kameras kann sie erkennen, in welcher Richtung sich ihr Gegenüber befindet und die Person gezielt ansprechen. Der Roboter kann selber Fragen stellen und Fragen beantworten, an Termine erinnern, Auskunft über den Aufenthaltsort von Angehörigen geben, Spiele spielen und zur Gedächtnisstärkung beitragen.
Das robotische System Elisa kommuniziert mit Hilfe von Sprache und Gesichtsausdrücken und kann Emotionen zum Ausdruck bringen. Elisa kann Menschen mit Demenz eine Unterstützung sein, indem sie Unterhaltung bietet und auf einfache Fragen Auskunft gibt. Eine App hilft bei der Informationsverwaltung und kann direkte Kommunikation anstoßen.
Der Einsatz von Robotern in der eigenen Häuslichkeit wirft viele Fragen auf. Deshalb wird den Nutzerinnenfamilien eine „RobotBegleitung“ zur Seite gestellt. Freiwillige RobotBegleiterinnen besuchen die teilnehmenden Familien und berichten über den Umgang mit der Roboterpuppe, klären auf und erklären die Möglichkeiten des Roboters.
Auswahlkriterien für Empathiepuppen
Bei der Auswahl von Empathiepuppen sollten verschiedene Aspekte berücksichtigt werden, um eine Persönlichkeit zu erschaffen, in die sich viele Kinder einfühlen können. Dazu gehören unter anderem:
- Geschlecht: Soll die Puppe ein Junge oder ein Mädchen sein?
- Aussehen: Welche Haut-, Augen- und Haarfarbe soll die Puppe haben? Soll sie auffällige körperliche Merkmale wie Leberflecke, Muttermale oder Sommersprossen haben?
- Kultureller Hintergrund: Spiegelt die Puppe die Vielfalt der Kinder in der Gruppe wider? Gibt es z. B. afrikanische, asiatische oder indische Wurzeln?
- Sprache: Sprechen die Kinder in der Gruppe verschiedene Muttersprachen?
- Familiäre Situation: Wie sehen die Familien der Kinder in der Gruppe aus? Leben sie mit ihrer Mutter und ihrem Vater zusammen? Haben sie zwei Mütter oder zwei Väter? Haben sie Geschwister?
- Vorlieben und Abneigungen: Was sind die Lieblingsbeschäftigungen der Kinder? Was tun sie nicht gern?
- Stärken und Schwächen: Was können die Kinder gut? Was können sie nicht gut?
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