Regeneration von Nerven nach Bandscheibenvorfall: Therapie und Strategien

Ein Bandscheibenvorfall kann nicht nur starke Rückenschmerzen verursachen, sondern auch zu Nervenschädigungen führen, die sich in ausstrahlenden Schmerzen, Missempfindungen, Taubheit und Kraftverlust äußern können. Yvonne, eine Betroffene, berichtet von bleibenden Nervenschädigungen nach einer nicht optimal verlaufenen Bandscheiben-OP. Trotz einer Fußheberschwäche konnte sie ihre Rückenschmerzen deutlich reduzieren, Schmerzmedikamente absetzen und ihre Lebensqualität durch Bewegung und Freude an Aktivitäten steigern. Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung von Nervenschädigungen nach einem Bandscheibenvorfall, wann eine Operation notwendig ist und welche hilfreichen Strategien zur Linderung der Beschwerden eingesetzt werden können.

Wichtiger Hinweis: Die hier dargestellten Informationen dienen lediglich der Information und ersetzen keine ärztliche Beratung.

Wie entsteht eine Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall?

Oftmals wird die Erklärung von Ärzten auf die Aussage reduziert: "Da drückt etwas auf den Nerv." Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Nervenschädigung nicht gleich Nervenschädigung ist. Die moderne Schmerzforschung unterscheidet zwei Arten von Beschwerden:

  • Radikuläre Schmerzen: Hier drückt nichts direkt auf den Nerv. Stattdessen ist die Nervenwurzel oder eine benachbarte Struktur entzündet, was zu ausstrahlenden Nervenschmerzen führt.
  • Radikulopathie: In diesem Fall drückt tatsächlich etwas auf den Nerv, beispielsweise Bandscheibenmaterial. Dies führt zu einer Kompression, wodurch der Nerv nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Die Folge sind Taubheit, Kraftverlust usw.

In der Realität können beide Mechanismen gleichzeitig auftreten. Für die Therapie ist es jedoch entscheidend zu wissen, welcher Mechanismus im Vordergrund steht. Bei radikulären Schmerzen liegt der Fokus auf der Behandlung der Entzündung, während bei einer Radikulopathie die Kompression des Nervs behandelt werden muss. Moderne Leitlinien empfehlen bei radikulären Schmerzen in der Regel keine Operation, sondern nur bei einer Radikulopathie mit spezifischen Symptomen.

Wann ist eine OP bei Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall notwendig?

Auch wenn ausstrahlende Schmerzen im Bein sehr belastend sein können, ist der natürliche Verlauf in der Regel gut. Innerhalb von etwa sechs Wochen bessern sich die Beschwerden meist von selbst. Kortikosteroide können unterstützend wirken. Auch der Verlauf einer Radikulopathie ist oft positiv. Bei Taubheit verbessern sich die Beschwerden bei etwa 80 % der Betroffenen innerhalb von sechs Wochen, und nach 24 Wochen sind 93 % beschwerdefrei. Dies gilt auch bei leichtem Kraftverlust, der den Alltag nicht einschränkt.

Lesen Sie auch: Therapeutische Ansätze zur Nervenregeneration

Da der Erfolg einer Operation bei Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall höher ist, je früher sie durchgeführt wird, sollte bei folgenden Symptomen gehandelt werden:

  • Inkontinenz oder Schwierigkeiten, den Stuhl zu halten
  • Stark eingeschränkte oder nicht vorhandene Reflexe
  • Massive Kraftverluste, die den Alltag einschränken
  • Beschwerden, die länger als sechs Wochen bestehen und/ oder
  • Ausstrahlende Beschwerden, die mit der Zeit zunehmen

Generell gilt: Je stärker die motorischen Einschränkungen, desto eher ist eine Operation angebracht. Bei Unsicherheiten sollte immer ein Arzt konsultiert werden.

Hilfreiche Strategien bei Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall

Um aktiv etwas gegen die Nervenschädigung tun zu können, ist es wichtig, den Schmerzmechanismus zu verstehen. Die folgenden Strategien haben sich in der Praxis bewährt:

Strategie #1: Der Foramen Opener

Diese Übung zielt darauf ab, den Druck auf den Nerv zu reduzieren und die Durchblutung zu verbessern. Eine Studie zeigte, dass 75 % der Probanden nach der Anwendung dieser Bewegung deutlich weniger Beschwerden hatten.

  • Lege dich auf die Seite, mit einem Kissen unter der Lendenwirbelsäule.
  • Das Bein, in das die Schmerzen ausstrahlen, liegt oben.
  • Hüft- und Kniegelenke sind jeweils in einem 90°-Winkel.
  • Lasse beide Unterschenkel vor der Liegefläche nach unten hängen.

Durch diese Position wird die Lendenwirbelsäule auf der betroffenen Seite geöffnet, was den Druck auf den Nerv verringert und die Durchblutung fördert.

Lesen Sie auch: Regeneration nach Schlaganfall

Strategie #2: Der McKenzie Ansatz

Diese Strategie basiert auf der Beobachtung, dass Rückbeugen die Beschwerden lindern können. Der Prone Press Up kann mehrmals täglich in die Routine eingebaut werden:

  • Lege dich auf den Bauch.
  • Platziere die Hände auf Schulterhöhe und drücke dich sanft nach oben.
  • Gehe nur so weit nach oben, wie es sich gut anfühlt.
  • Halte die Position kurz und kehre dann in die Ausgangsposition zurück.
  • Wiederhole diese Bewegung bis zu 10 Mal.

Wenn sich die Beschwerden beispielsweise aus dem Fuß in den Rücken zurückziehen, ist dies ein positives Zeichen.

Strategie #3: Ketogene Ernährung

Bei einer Nervenschädigung nach Bandscheibenvorfall erhalten die Nerven aufgrund der Kompression weniger Sauerstoff. Die ketogene Ernährung, bei der Kohlenhydrate weitestgehend vermieden werden und der Körper seine Energie hauptsächlich aus Fetten und Proteinen gewinnt, kann hier helfen. Selbst in einer sauerstoffarmen Umgebung können die Zellen damit ausreichend Energie gewinnen, was sich positiv auf die Nervenregeneration auswirken kann. Studien haben die positiven Effekte einer ketogenen Ernährung auf die Regeneration von Nerven gezeigt. Es ist jedoch wichtig, frühzeitig damit zu beginnen, da der Körper sich erst an diese Ernährungsweise anpassen muss.

Konservative Behandlungsmethoden bei Bandscheibenvorfall

Wenn ein Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich Beschwerden verursacht, reicht oft eine konservative Behandlung aus. Diese umfasst Bewegung, Entspannung, Entlastung, schmerzstillende Medikamente und physikalische Therapien.

Medikamentöse Therapie

  • Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR): Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen wirken schmerzstillend und entzündungshemmend.
  • Paracetamol: Kann bei Unverträglichkeit von NSAR eingesetzt werden.
  • Opioide: Starke Schmerzmittel, die nur unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden dürfen.
  • Kortikoide („Kortison“): Entzündungshemmende und schmerzlindernde Mittel, die jedoch bei längerer Anwendung Nebenwirkungen haben können.
  • Muskelrelaxantien: Beruhigungsmittel, die die Muskeln entspannen können.
  • Antiepileptika: Werden normalerweise bei Epilepsie angewendet, können aber auch bei Nervenschmerzen eingesetzt werden.
  • Antidepressiva: Einige Antidepressiva sind auch zur Behandlung von chronischen Schmerzen zugelassen.

Physiotherapie

  • Bewegungsübungen im Rahmen einer Physiotherapie (Krankengymnastik).
  • Manuelle Therapien (Massagen, Handgriffe zur Lockerung verspannter Muskeln).
  • Physikalische Therapien (Wärme, Kälte, Ultraschall, Zugkraft).

Weitere Therapieansätze

  • Ergotherapie: Erlernen von Strategien zur Schmerzlinderung und Anpassung an Einschränkungen im Alltag.
  • Akupunktur: Das Stechen feiner Nadeln in bestimmte Punkte des Körpers soll Schmerzen lindern.
  • Reiki: Schmerzlinderung durch Handauflegen.
  • Moxibustion: Gezielte Erwärmung bestimmter Körperstellen.
  • Injektionsbehandlung (PRT, LSPA): Spritzen von Betäubungsmitteln und/oder Kortikoiden in die Nähe der gereizten Nervenwurzel.
  • Verhaltenstherapie: Kann helfen, den Umgang mit Schmerzen zu verbessern.

Operative Therapie bei Bandscheibenvorfall

Wenn konservative Behandlungen nicht ausreichend helfen, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Eine Operation ist sofort nötig, wenn Lähmungserscheinungen auftreten oder die Funktion von Blase und Darm beeinträchtigt ist (Kauda-Syndrom).

Lesen Sie auch: Erholung der Nerven nach Bandscheibenoperation

Operative Verfahren

  • Mikrochirurgischer Eingriff: Standardverfahren, bei dem das ausgetretene Bandscheibengewebe entfernt wird.
  • Endoskopisches Verfahren: Geeignet bei leichten Vorfällen und Patienten, die noch nicht an der Bandscheibe operiert wurden.
  • Versteifung der Wirbelsäule: Wird selten bei degenerativen Beschwerden eingesetzt, sondern eher bei Instabilität nach einer bereits operierten Bandscheibe.
  • Künstliche Bandscheibe: Wird selten und meistens bei schweren Vorfällen und chronischen Schmerzen an der Halswirbelsäule eingesetzt.

Nervenregeneration unterstützen

"Man hört häufig, dass sich Nerven schlecht regenerieren können“, sagte Dr. med. Martin Wimmer, Neurologe aus München. Wird die Ursache der Nervenschädigung behoben, können sich Nerven regenerieren. Die Gabe einer Nährstoffkombination aus Uridinmonophosphat (UMP), Vitamin B12 und Folsäure kann eine geeignete unterstützende Behandlungsoption sein.

Uridinmonophosphat (UMP)

UMP unterstützt die Nervenregeneration, indem es die Synthese von Phospho- und Glykolipiden sowie Glykoproteinen anregt und den Wiederaufbau der Myelinschicht unterstützt. Es fördert auch die Biosynthese von Strukturproteinen und Enzymen.

Vitamin B12 und Folsäure

In Kombination mit UMP schaffen Vitamin B12 und Folsäure ein optimales Milieu für die Regeneration.

tags: #regeneration #nerven #bandscheibenvorfall #therapie