Ein Schlaganfall stellt eine erhebliche Belastung dar und kann weitreichende Folgen für die Betroffenen haben. Viele Menschen erfahren körperliche und geistige Einschränkungen, die eine langsame Erholung bedingen. Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle, um Fähigkeiten wiederzuerlangen und den Alltag besser zu bewältigen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Regeneration nach einem Schlaganfall, von der Akutversorgung bis hin zu langfristigen Rehabilitationsmaßnahmen.
Akutversorgung im Krankenhaus
Die Erstversorgung eines Schlaganfalls erfolgt idealerweise in einem spezialisierten Krankenhaus auf einer Stroke Unit. Hier liegt der Fokus darauf, die akuten Folgen des Schlaganfalls zu minimieren und dauerhafte Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Je schneller und effektiver die initiale Behandlung ist, desto geringer sind in der Regel die Langzeitschäden. Die Krankenhausbehandlung dauert meist ein bis zwei Wochen.
Wichtige Aspekte der Akutversorgung:
- Schnelle Diagnose und Behandlung zur Minimierung von Hirnschäden.
- Überwachung und Behandlung von Komplikationen.
- Frühzeitiger Beginn der Rehabilitation.
Bedeutung der Rehabilitation
Die Rehabilitation (Reha) beginnt oft schon während des Krankenhausaufenthalts und wird anschließend in einer Rehaklinik oder zu Hause fortgesetzt. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Genesung nach einem Schlaganfall. Besonders in den ersten sechs Monaten nach dem Ereignis ist die Reha von großer Bedeutung.
Ziele der Rehabilitation:
- Wiedererlangung von Selbstständigkeit.
- Umgang mit Einschränkungen.
- Linderung von Folgen wie Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisproblemen und Depressionen.
- Vorbereitung auf die Rückkehr nach Hause und in den Alltag.
- Unterstützung für Angehörige.
Die Behandlungsziele werden individuell in Absprache mit den therapeutischen Fachkräften festgelegt. Dabei spielen der Schweregrad der Beeinträchtigungen, die erreichbaren Therapieerfolge und die persönlichen Bedürfnisse eine zentrale Rolle. Konkrete und realistische Ziele helfen, die Motivation während der Rehabilitation aufrechtzuerhalten und diese optimal zu nutzen.
Die Plastizität des Gehirns
Das Gehirn besitzt eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit, die als Plastizität bezeichnet wird. Es kann neue Nervenverbindungen bilden, selbst im höheren Alter. Wenn ein bestimmter Bereich des Gehirns ausfällt, können andere Bereiche dessen Aufgaben übernehmen. Dadurch kann der Körper Störungen wie Sprachprobleme oder Lähmungen kompensieren. Dies garantiert zwar keine vollständige Wiederherstellung, ermöglicht aber oft eine deutliche Linderung der Einschränkungen.
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Gezieltes Training kann die entsprechenden Gehirnbereiche aktivieren. Der Prozess erfolgt schrittweise, beginnend mit einfachen Übungen, die oft mit Hilfsmitteln und unter Anleitung von Therapeuten durchgeführt werden. Mit zunehmendem Erfolg werden komplexere und eigenständigere Übungen möglich. So können Fähigkeiten nach und nach wiedererlangt oder Einschränkungen reduziert werden.
Therapieformen in der Rehabilitation
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall umfasst verschiedene Therapieformen, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sind.
Physiotherapie/Krafttraining
Physiotherapie und Krafttraining sind essenziell, um die motorischen Fähigkeiten wiederherzustellen. Für Patienten im Rollstuhl oder bettlägerige Patienten umfasst dies Übungen zum Aufstehen und Gehen. Durch das Training von Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer kann die Gangsicherheit verbessert werden. Auch Einschränkungen von Arm und Hand lassen sich durch gezielte Übungen mindern, beispielsweise durch verstärkten Einsatz des gelähmten Arms, was auch Schulterschmerzen vorbeugen kann.
Logopädie
Viele Schlaganfallpatienten haben Schwierigkeiten, Sätze zu bilden, Worte zu finden oder eine undeutliche Aussprache. Schluckstörungen können ebenfalls auftreten. Logopädische Übungen helfen, diese Beeinträchtigungen zu behandeln und die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern.
Ergotherapie
Ergotherapie zielt darauf ab, die für ein selbstständiges Leben notwendigen Fähigkeiten zu verbessern. Dazu gehören das Training von Alltagsfertigkeiten wie Anziehen oder selbstständiges Essen sowie Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen. Bei Bedarf wird auch der Umgang mit Hilfsmitteln wie Rollatoren geübt.
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Neuropsychologische Therapie
Diese Therapieform wurde speziell für Menschen mit Hirnverletzungen entwickelt. Sie dient dazu, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung zu trainieren. Ein wichtiger Aspekt ist auch der Umgang mit den Einschränkungen im Alltag und deren emotionale Bewältigung.
Pflege
Eine aktivierende Pflege unterstützt die Patienten beim Essen, Waschen und An- und Auskleiden. Pflegekräfte zeigen, wie man sich trotz Einschränkungen selbst helfen kann.
Sport und Rehasport
Sportvereine bieten Rehasport an, an dem auch Menschen nach einem Schlaganfall teilnehmen können. In Gruppen werden Ausdauer, Kraft und Koordination trainiert, beispielsweise durch Gymnastik, Bewegungsspiele oder Schwimmen.
Antragstellung und Organisation der Rehabilitation
Die Mitarbeiter im Krankenhaus stellen den Antrag für die Rehabilitation und organisieren die Verlegung in eine Rehaklinik. Zuständig sind der Sozialdienst und das „Entlassmanagement“ des Krankenhauses. Die Rehabilitation wird bei der Rentenversicherung oder der Krankenkasse beantragt. Diese bewilligen die Reha zunächst für drei Wochen, wobei bei Bedarf eine Verlängerung möglich ist.
Formen der Rehabilitation
Es gibt verschiedene Formen der Rehabilitation, die je nach Bedarf und individueller Situation infrage kommen:
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- Neurologische Rehabilitation: Diese beinhaltet mehr Therapiestunden und zielt vor allem darauf ab, die Patienten wieder in den Beruf zu integrieren.
- Geriatrische Rehabilitation: Diese richtet sich hauptsächlich an ältere Menschen mit mehreren Vorerkrankungen und fokussiert auf die Erhaltung der Alltagsaktivität und Mobilität.
- Teilstationäre Rehabilitation: Hier verbringen die Patienten den Tag in der Rehaklinik, kehren aber abends und am Wochenende nach Hause zurück.
- Ambulante Rehabilitation: Diese findet in Einrichtungen statt, die nur für die Behandlungstermine besucht werden. Voraussetzung für eine teilstationäre oder ambulante Reha ist, dass die Patienten sich selbst versorgen können oder die Versorgung durch andere gesichert ist.
Nach dem Aufenthalt in einer Rehaklinik werden die Maßnahmen meist ambulant fortgeführt. Dies wird vom Sozialdienst der Rehaklinik vor der Entlassung organisiert. Bei der Planung wird auch geprüft, ob zu Hause spezielle Hilfsmittel benötigt werden oder die Wohnung angepasst werden muss.
Langfristige Unterstützung und Wiedereingliederung
Manche Menschen sind nach einem Schlaganfall so schwer erkrankt oder gebrechlich, dass eine Rehabilitation nicht infrage kommt. Sie erhalten weiterhin pflegerische Unterstützung. Andere möchten nach der Rehabilitation wieder arbeiten. Für sie gibt es verschiedene Wiedereingliederungshilfen. Eine Möglichkeit ist das „Hamburger Modell“, das eine schrittweise Rückkehr an den Arbeitsplatz in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber vorsieht. Dabei wird berücksichtigt, welche Tätigkeiten nach der Erkrankung möglich sind und ob besondere Unterstützung benötigt wird. Auch eine Anpassung des Arbeitsplatzes und die Anschaffung von Hilfsmitteln sind möglich.
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