Viele Initiativen zur Unterstützung von älteren, kranken oder hilfebedürftigen Menschen sind oft zeitlich befristet. Am Ende eines Förderzeitraumes bleiben qualifizierte Helfende und Hilfesuchende auf sich selbst gestellt zurück - die gewonnenen Erkenntnisse, Erfahrungen und Ressourcen wirken nicht nach. Auch fehlt es an einer Vernetzung der verschiedenen Begleit-Angebote. Das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Bochum begegnet diesen Herausforderungen mit einem umfassenden Ansatz, der sowohl die Vernetzung bestehender Angebote fördert als auch neue Initiativen ins Leben ruft.
Entstehung und Trägerschaft
Das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz wurde am 01.07.2019 durch das MAGS NRW und die Landesverbände der Pflegekassen mit erweiterten Aufgaben betraut. Es ist aus den vormaligen Demenz-Servicezentren hervorgegangen. Träger des Regionalbüros Ruhr ist die Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V.
Aufgaben und Ziele
Das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Bochum hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität älterer Menschen sowie deren Angehörigen in der Region zu verbessern. Dies geschieht durch verschiedene Maßnahmen:
- Vernetzung: Das Büro vernetzt Akteure aus den Bereichen Alter, Pflege und Demenz, um Synergieeffekte zu nutzen und Doppelstrukturen zu vermeiden.
- Beratung und Information: Es bietet umfassende Informationen und Beratung zu allen Fragen rund um Alter, Pflege und Demenz.
- Unterstützung von Initiativen: Das Regionalbüro unterstützt und initiiert Projekte, die ältere Menschen und ihre Angehörigen unterstützen.
- Qualifizierung: Durch Schulungen und Fortbildungen werden Ehrenamtliche und professionelle Pflegekräfte qualifiziert.
- Öffentlichkeitsarbeit: Das Büro sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Themen Alter, Pflege und Demenz.
Angebote und Projekte
Das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Bochum bietet eine Vielzahl von Angeboten und Projekten an, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von älteren Menschen und ihren Angehörigen zugeschnitten sind.
Netzwerk Nachbarschaftshilfe Ruhr
Ein wichtiger Baustein der Arbeit des Regionalbüros ist das Netzwerk Nachbarschaftshilfe Ruhr. Am 07. Juni fanden sich auf Einladung des Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz Ruhr 21 Vertreterinnen verschiedener sozialer Institutionen im Deutschen Bergbaumuseum zusammen, um gemeinsam das Netzwerk Nachbarschaftshilfe Ruhr zu gründen. Nachbarschaftshilfe ist eine Unterstützungsform, bei der z.B. Nachbarn ehrenamtlich Menschen mit Pflegebedarf in ihrem Alltag helfen. Die Netzwerkpartnerinnen bieten seit 2019 regelmäßig kostenfreie Schulungen für Helfende im mittleren Ruhrgebiet an. So konnten bisher 363 Menschen qualifiziert werden. Nun soll die Zusammenarbeit in der Region noch vernetzter werden.
Lesen Sie auch: Regionale Unterstützung bei Demenz
Unter Nachbarschaftshilfe versteht man die freiwillige Unterstützung von Personen aus dem räumlichen oder sozialen Umfeld. Sie können Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf in ihren alltäglichen Tätigkeiten begleiten, stärken und unterstützen. Ausgenommen sind grundpflegerische Tätigkeiten. Wichtig: Die übernommenen Aufgaben dürfen nicht erwerbsmäßig und nicht im eigenen Haushalt durchgeführt werden. Aber in Nordrhein-Westfalen können Pflegebedürftige und ihre Angehörige den sogenannten Entlastungsbetrag (in Höhe von 125 Euro) nutzen, um über die Pflegekasse bspw. Aufwendungen und Auslagen der als Nachbarschaftshelfer*innen anerkannten Ehrenamtlichen zu erstatten.
Das Regionalbüro bietet regelmäßig Kurse an, um Menschen für die Nachbarschaftshilfe zu qualifizieren. So fanden beispielsweise folgende Kurse statt:
- Am 25. und 26. März 2025 haben sich 9 Personen aus Marl "Fit für die Nachbarschaftshilfe" gemacht. Dies war bereits der dritte Kurs dieser Art in Marl. Mit dem Kurs wurde zudem ein weiterer Meilenstein erreicht. Das 2022 unter der Leitung des Regionalbüros Ruhr gegründete Netzwerk Nachbarschaftshilfe Ruhr hat mit dem Abschluss dieses Kurses in der Region (Kreis Recklinghausen, Herne, Gelsenkirchen, Bochum und dem Ennepe-Ruhr-Kreis) nun genau 700 Personen geschult.
- Am 29. und 30 November 2024 haben sich 11 Personen aus Bochum "Fit für die Nachbarschaftshilfe" gemacht. Schon seit 2019 führen die Kooperationspartner*innen (Bochumer Ehrenamtsagentur, Seniorenbüro Ost/ DRK-Kreisverband Bochum und das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Ruhr) regelmäßig die kostenfreien Kurse durch, erstmals war diesmal das Mehrgenerationenhaus in Dahlhausen Schulungsort.
- Am 27. und 28. November bieten die Beratungsstelle Demenz und Pflege der AWO, das Beratungs- und Infocenter Pflege (BIP) der Stadt Herten und die sozialpflegerische Beratung der Caritas gemeinsam mit dem Reginalbüro Alter, Pflege und Demenz Ruhr wieder den Kurs „Fit für die Nachbarschaftshilfe“ (gem. §11 AnFöVO, Kurs nach §45 SGB XI) an. In diesem Kurs werden die Teilnehmenden für die nachbarschaftliche Unterstützung von Menschen mit Pflegebedarf qualifiziert.
- Am 29. und 30. November bieten das Seniorenbüro Ost, das Mehrgeneartionenhaus in Dahlhausen und die Bochumer Ehrenamtsagentur in Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz wieder den Kurs „Fit für die Nachbarschaftshilfe“ (gem. §11 AnFöVO, Kurs nach §45 SGB XI) an. In diesem Kurs werden die Teilnehmenden für die nachbarschaftliche Unterstützung von Menschen mit Pflegebedarf qualifiziert.
- Am 3. und 4. Juli bietet das Netzwerk Demenz Witten/Wetter/Herdecke in Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz wieder den Kurs „Fit für die Nachbarschaftshilfe“ (gem. §11 AnFöVO, Kurs nach §45 SGB XI) an. In diesem Kurs werden die Teilnehmenden für die nachbarschaftliche Unterstützung von Menschen mit Pflegebedarf qualifiziert.
- Am 12. und 13. Juli bieten das Seniorenbüro Ost und die Bochumer Ehrenamtsagentur in Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz wieder den Kurs „Fit für die Nachbarschaftshilfe“ (gem. §11 AnFöVO, Kurs nach §45 SGB XI) an. In diesem Kurs werden die Teilnehmenden für die nachbarschaftliche Unterstützung von Menschen mit Pflegebedarf qualifiziert.
- Am 21. und 28. Februar 2024 bieten das Beratungs- und Infocenter Pflege (BIP Marl), die Altenhilfekoordinatorin der Stadt Marl und die AWO-beratungsstelle für Demenz und Pflege in Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz erstmals den Kurs „Fit für die Nachbarschaftshilfe“ (gem. §11 AnFöVO, Kurs nach §45 SGB XI) in Marl an. In diesem Kurs werden die Teilnehmenden für die nachbarschaftliche Unterstützung von Menschen mit Pflegebedarf qualifiziert.
- Am 17. Und 18. November 2023 bieten das Seniorenbüro Ost und die Bochumer Ehrenamtsagentur in Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz wieder den Kurs „Fit für die Nachbarschaftshilfe“ (gem. §11 AnFöVO, Kurs nach §45 SGB XI) an.
Diese Kurse vermitteln wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten für die Unterstützung von Menschen mit Pflegebedarf im Alltag.
Weitere Projekte und Initiativen
Neben dem Netzwerk Nachbarschaftshilfe Ruhr engagiert sich das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Bochum in weiteren Projekten und Initiativen:
- Workshop „Sprache und Pflege“: In Kooperation mit der FOM Hochschule wird der Workshop „Sprache und Pflege“ durchgeführt. In der vergangenen Woche, am Donnerstag 13.10, lud das Regionalbüro Ruhr zusammen mit Yvonne Behrens von der FOM Hochschule zum Workshop „Sprache und Pflege“ ins Bergbau Museum Bochum ein. Die Einladung zum Workshop richtete sich an Praktikerinnen aus der Pflege (Pflegeschülerinnen und Lehrerinnen, Pflegekräfte, Pflegeberaterinnen, Mitarbeiterinnen in der offenen Altenhilfe) und an ProfessorInnen, wissenschaftliche Mitarbeitende und Studierende im Bereich der Pflege. Ziel der Workshopreihe ist es, den Austausch zwischen Praxis und Wissenschaft zu fördern, voneinander zu lernen und Kontakte zu knüpfen. Am 19.04.2024 fand der vierte Workshop des Transferprojekts „Sprache und Pflege“ zum Thema „Junge Pflege“ statt, welcher in Kooperation der FOM Hochschule und des Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz Ruhr durchgeführt wurde.
- Netzwerk Migration und Pflege: Das Regionalbüro engagiert sich im Netzwerk Migration und Pflege, um die spezifischen Bedürfnisse von älteren Migrantinnen in der Pflege zu berücksichtigen. Am 23.03.2024 lud das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Ruhr zum nächsten Treffen des Netzwerkes Migration und Pflege, diesmal in Bochum, ein. Es waren zahlreiche Vertreterinnen aus der Praxis der Bereiche Kommunales Integrationsmanagement, Migrationsberatung, Alzheimer Gesellschaft, Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung, Wohnberatung uvm. aus der Region Ruhr anwesend, um sich dem Thema „Kontaktaufnahme zu älteren Migrant*innen bzw.
- Erinnerungskoffer für Menschen mit Demenz: Zusammen mit dem VfL Bochum 1848 startet das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Ruhr das Projekt des Fußball-Erinnerungskoffers. Die Leidenschaft für den Fußball und ehrenamtliches Engagement für Menschen mit Demenz vereinen - im neu gestarteten Projekt „Heimspiel - ein Erinnerungskoffer für Menschen mit Demenz“ geht das. Solch einen Erinnerungskoffer gibt es unter anderem schon in Köln, Leverkusen, Düsseldorf und Hamburg.
- Bochumer Alzheimertag: Seit elf Jahren veranstaltet das Netzwerk Demenz Bochum jährlich den Bochumer Alzheimertag, anlässlich des Welt-Alzheimertages. Am vergangenen Donnerstag fand der 11. Bochumer Alzheimertag statt. Der Tag stand unter dem Thema „Gemeinsam älter werden - im Alter gut vernetzt in Bochum“.
Weitere Angebote
- Das Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe in Bochum bietet ein neues Gruppenangebot an. Im offenen Gesprächskreis für Pflegende Angehörige können sich weiter lesen […]
- Das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Ruhr lädt am 25.09.2024 von 17.30-19.00 Uhr im Rahmen der Diakonie-Woche "Mehr als nur vergessen" zu einer Veranstaltung ein. Veranstaltungsort ist die Pauluskirche in der Bochumer Innenstadt (Grabenstraße 9, 44787 Bochum).
- Jährlich findet am 12. Mai ist der Tag der Pflegenden statt. In diesem Jahr führt das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Region Ruhr daher gemeinsam mit der Diakonie Ruhr eine Telefonaktion durch. Die Anrufer*innen können alle Fragen aus dem Themenbereich Alter, Pflege und Demenz stellen. Aufgrund des Termins findet die Aktion jedoch erst am 15. Mai statt.
- Wenn Menschen durch Alter oder Krankheit pflegebedürftig werden, tauchen viele Fragen auf. Dann wenden sich die Pflegebedürftigen oder ihre Angehörigen oft an Menschen in ihrem vertrauten Umfeld. Das sind oft Menschen, die bereits beruflich oder privat Berührungspunkte zum Thema Pflege hatten. Diese Menschen, die immer wieder um Rat gefragt werden, nennen wir Pflegelotsen. Diesen Pflegelotsen möchten wir unterstützen, indem wir Ihnen eine Schulung zu diesem Thema anbieten. Menschen mit Migrationserfahrung stehen häufig vor zusätzlichen Hürden, um Unterstützung in solch einer Situation nutzen zu können. Daher hat das Netzwerk „Wir in Recklinghausen“ Anfang Juni Pflegelots*innen geschult.
Bedeutung der Nachbarschaftshilfe
Ein Großteil der Menschen mit Pflegebedarf lebt nicht in Pflegeeinrichtungen, sondern in den eigenen vier Wänden. Daher gewinnen wohnortnahe und alltagspraktische Unterstützungsangebote zunehmend an Bedeutung. Dazu gehört etwa die Nachbarschaftshilfe als unabhängige Form bürgerschaftlichen Engagements. Bei der Nachbarschaftshilfe erfahren Menschen mit Pflegebedarf Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld z.B. durch Nachbarn oder Freunde. Geleistet werden kleine Hilfestellungen im Alltag. Die Einkäufe mitbringen, beim Kochen helfen oder einfach Gesellschaft leisten: alles Aktivitäten, für die ein professioneller Pflegedienst kaum Kapazitäten hat. Diese Aufgaben werden häufig wie selbstverständlich und gerne von Nachbarn oder Bekannten übernommen. Trotzdem besteht der Wunsch seitens unterstützungsbedürftiger Menschen diese Leistungen der Nachbarschaftshilfe zu honorieren. Diese Möglichkeit besteht seit einigen Jahren im Rahmen von Leistungen der Pflegekassen.
Lesen Sie auch: Regionale Anlaufstelle für Alter, Pflege und Demenz
Aufmerksamkeit für die Pflegenden
Wir wollen Aufmerksamkeit! Nicht für uns - sondern für alle Pflegenden, alle Kümmernden, alle Sorgenden. Ob beruflich, privat, beruflich und privat, Aufmerksamkeit für alle, die sich so häufig Gedanken um eine geliebte Person machen und manchmal sich selbst dabei vergessen, Aufmerksamkeit für den Stress einer langen Schicht und für finanzielle Wertschätzung!
Herausforderungen und Ausblick
Trotz der vielfältigen Angebote und Initiativen stehen das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Bochum und seine Netzwerkpartner vor großen Herausforderungen. Dazu gehören der steigende Bedarf an Pflegeleistungen, der Fachkräftemangel in der Pflege und die zunehmende Vereinsamung älterer Menschen.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist es wichtig, die Vernetzung der Akteure weiter zu verbessern, innovative Unterstützungsangebote zu entwickeln und die Öffentlichkeit für die Themen Alter, Pflege und Demenz zu sensibilisieren. Das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Bochum leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.
Lesen Sie auch: Die Aufgaben der Regionalbüros in NRW