Polyneuropathie ist eine Erkrankung, die durch Schädigung der peripheren Nerven gekennzeichnet ist. Diese Nerven, die außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegen, können in verschiedenen Körperregionen betroffen sein, insbesondere in Armen und Beinen, aber auch in inneren Organen. Die Symptome sind vielfältig und reichen von Taubheitsgefühlen über Koordinationsschwierigkeiten bis hin zu Verdauungsproblemen und Herzrhythmusstörungen. Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Polyneuropathie, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und die Auswirkungen der Erkrankung zu minimieren.
Ursachen und Symptome der Polyneuropathie
Die Ursachen für Polyneuropathie sind vielfältig. Häufige Auslöser sind Diabetes mellitus und chronischer Alkoholmissbrauch. Weitere mögliche Ursachen sind Stoffwechselerkrankungen (z. B. der Leber, Niere oder Schilddrüse), Vitaminmangelzustände, Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Zytostatika) und Toxine. Auch genetische, entzündliche, autoimmunologische und infektiöse Ursachen können eine Rolle spielen.
Die Symptome einer Polyneuropathie sind vielfältig und hängen davon ab, welche Nervenfasern betroffen sind. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Kribbeln der Haut
- Taubheitsgefühl
- Nachlassende Muskelkraft in Händen und Füßen
- Verdauungsprobleme
- Juckreiz
- Schwellungsgefühl
- Muskelkrämpfe
- Schwindel
Ziele der Rehabilitation bei Polyneuropathie
Die Rehabilitation bei Polyneuropathie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, die Funktionsfähigkeit zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Zu den spezifischen Zielen gehören:
- Schmerzlinderung: Medikamente und andere Therapien können helfen, Schmerzen zu reduzieren.
- Verbesserung der Muskelkraft und Koordination: Physiotherapie und Ergotherapie können helfen, die Muskelkraft zu stärken und die Koordination zu verbessern.
- Verbesserung der Sensibilität: Ergotherapie kann helfen, die Sensibilität in den betroffenen Bereichen zu verbessern.
- Erhöhung der Mobilität: Physiotherapie kann helfen, die Mobilität zu verbessern und Stürze zu vermeiden.
- Bewältigung von Begleiterkrankungen: Psychologische Betreuung kann helfen, Depressionen und andere Begleiterkrankungen zu bewältigen.
- Förderung der Selbstständigkeit: Ergotherapie kann helfen, die Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten oder wiederzuerlangen.
Behandlungsansätze in der Rehabilitation
Ein multimodaler Therapieansatz ist entscheidend für eine erfolgreiche Rehabilitation bei Polyneuropathie. Dieser Ansatz umfasst verschiedene Therapieformen, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.
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Physiotherapie
Die Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Polyneuropathie. Gezielte Übungen helfen, Nervenschäden entgegenzuwirken, die Balance zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Die Physiotherapie umfasst:
- Gezielte Bewegungsübungen: Diese Übungen stärken die Muskulatur, verbessern Gleichgewicht und Koordination und fördern die Durchblutung.
- Übungen für zu Hause:
- Zehenstand: Stärkt die Fußmuskulatur und verbessert das Gleichgewicht.
- Fußkreisen: Fördert die Beweglichkeit und Durchblutung der Gelenke.
- Ballrollen: Aktiviert die Nerven und massiert die Fußmuskulatur.
- Balanceübungen: Verbessern das Gleichgewicht.
- Fingerübungen: Fördern die Beweglichkeit und Durchblutung der Finger.
- Verbesserung der Stand- und Gangsicherheit: Erlernen von Übungen für zu Hause.
- Verordnung von Hilfsmitteln: Bei Bedarf werden Hilfsmittel wie Gehstöcke verordnet.
Ergotherapie
Die Ergotherapie konzentriert sich darauf, die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern und die Auswirkungen der Polyneuropathie auf die täglichen Aktivitäten zu minimieren. Die Ergotherapie umfasst:
- Mechanische Reize: Durch Kontakt mit unterschiedlichsten Materialien werden mechanische Reize gesetzt.
- Kennenlernen von Hilfsmitteln: Hilfsmittel wie Bürsten, Igelbälle und Fußrollen werden vorgestellt, um die erlernten Übungen zu Hause fortzusetzen.
- Spezielle Hilfsmittel: Bei Bedarf werden spezielle Hilfsmittel wie Spezialgriffe für Schreibgeräte oder Besteck verordnet.
- Training der Fein- und Grobmotorik: Es wird ein Training der Fein- und Grobmotorik sowie Schreibtraining angeboten.
Elektrotherapie
Die Elektrotherapie kann helfen, die Erregbarkeit der betroffenen Nerven zu steigern. Durch zelluläre Elektrolytverschiebung können Schmerzen gelindert und die Nervenfunktion verbessert werden. Eingesetzt werden:
- TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation)
- Reizstromtherapie
- Iontophorese
Pflege
Die Pflege spielt eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Hautelastizität und Regeneration. Durch Hautpflege (z. B. Ölmischungen mit Tonika zur Schmerzlinderung) wird die Haut geschmeidiger und widerstandsfähiger. Zudem erfolgt eine Schulung und Anleitung zur regelmäßigen Kontrolle auf Verletzungen und Druckstellen, was besonders wichtig ist bei mangelndem Schmerzempfinden.
Schmerztherapie
Je nach Beschwerdebild können Medikamente zur Schmerztherapie notwendig sein. Diese können auch lokal verabreicht wirksam sein. Es werden Wirkstoffe eingesetzt, die eine Polyneuropathie abmildern, z. B. bei Taxanen wie Docetaxel scheint eine Kühlung von Füßen und Händen während der Medikamentengabe vorbeugend wirksam zu sein.
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Patientenschulung
Die Patientenschulung ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation. Die Patienten erhalten Informationen über die Erkrankung, die Behandlungsmöglichkeiten und die Maßnahmen, die sie selbst ergreifen können, um den Verlauf positiv zu beeinflussen. Dazu gehört auch die Anleitung für die Zeit nach der Rehabilitation.
Sozialdienst
Der Sozialdienst bietet Beratung zu sozialmedizinischen Fragen, insbesondere bei länger als 6 Monate bestehender Funktionseinschränkung mit Auswirkung auf die Teilhabe am Sozialleben und Berufstätigkeit. Dies kann funktionelle Einschränkungen beim Schreiben, bei Computerarbeiten, bei feinmotorischen Fähigkeiten, aber auch Arbeiten auf Leitern und Gerüsten, das Führen von Fahrzeugen und Steuern von Maschinen betreffen. Der Sozialdienst bietet Beratung über stufenweise Wiedereingliederung ins Berufsleben, leidensgerechte Umgestaltung des Arbeitsplatzes, Beantragung von Qualifizierungsmaßnahmen oder Umschulungen.
Rehakliniken und Behandlungseinrichtungen
Verschiedene Rehakliniken haben Erfahrungen in der Behandlung von Patienten mit Polyneuropathie. Bei der Auswahl einer geeigneten Klinik sollten die Bewertung der Klinik und die Anzahl der Behandlungsfälle berücksichtigt werden. Die Habichtswald Reha-Klinik bietet beispielsweise eine ganzheitliche Therapie zur Behandlung von Polyneuropathie an, die gezielt auf die individuellen Beschwerden der Patienten eingeht.
Was kann man selbst tun?
Neben der professionellen Rehabilitation gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die Betroffene selbst ergreifen können, um den Verlauf der Polyneuropathie positiv zu beeinflussen:
- Optimale Behandlung der Grunderkrankung: Eine optimale Behandlung von Diabetes mellitus, Alkoholkarenz und die Substitution von fehlenden Vitaminen sind wichtige Basismaßnahmen.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Spaziergänge, Schwimmen, Radfahren, Walking, Joggen oder Training im Fitnessstudio stärken die Muskulatur.
- Gezieltes Gleichgewichtstraining: Verringert die Sturzgefahr.
- Gesunde Lebensweise: Übergewicht vermeiden, nicht rauchen, auf eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung achten, übermäßigen Alkoholkonsum vermeiden und Stoffwechselstörungen gut einstellen lassen.
Forschung und neue Behandlungsmöglichkeiten
Die Forschung im Bereich der Polyneuropathie schreitet stetig voran. Neue Forschungsergebnisse geben Hoffnung auf bessere Behandlungsmöglichkeiten. Ein Beispiel ist die hereditäre Transthyretin-Amyloidose (hATTR), eine genetisch bedingte Erkrankung, die mittlerweile gut behandelbar ist. Auch im Bereich der immunologisch bedingten Polyneuropathien stehen heute bereits zahlreiche differenzierte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
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