Ein Schlaganfall kann das Leben eines Menschen von einem Moment auf den anderen verändern. Umso wichtiger ist eine umfassende Rehabilitation, die darauf abzielt, verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität bestmöglich wiederherzustellen. In Essen gibt es verschiedene Einrichtungen, die sich auf die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten spezialisiert haben. Dieser Artikel gibt einen Überblick über einige dieser Angebote.
Bedeutung der Rehabilitation nach einem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall ist die Behandlung in einer Reha-Klinik wichtig, um den Alltag wieder sorgenfrei bewältigen zu können. Eine neurologische Reha ist nach einem Schlaganfall besonders wichtig, um Beschwerden zu lindern und die Leistungsfähigkeit zu verbessern, damit Sie das Vertrauen in Ihren Körper zurückerlangen. Ziel der neurologischen Rehabilitation ist die bestmögliche Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Der Fokus liegt auf der Frühintervention: Je früher die Rehabilitation beginnt, desto vielversprechender ist die Genesungsprognose. Durch die Möglichkeiten der neurologischen Frührehabilitation beginnen die rehabilitativen Maßnahmen bereits in der Beatmungsphase, also noch bevor die Entwöhnung von der Beatmung abgeschlossen ist. Dies maximiert die Chancen für Patienten, insbesondere für Schwerstbetroffene, auf eine Rückkehr in ein unabhängiges Leben nach einer solchen einschneidenden Erkrankung.
Reha-Einrichtungen in Essen
Rehabilitationszentrum am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid
Das Rehabilitationszentrum am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid arbeitet mit einem ganzheitlichen Ansatz, um Körper und Geist nach einer Krankheit wieder zu stabilisieren. Die Einrichtung ist spezialisiert auf die neurologische Rehabilitation und behandelt alle neurologischen Erkrankungen. Besondere Schwerpunkte sind Schlaganfall, Parkinsonerkrankungen, Schmerz- und Ausfallerscheinungen infolge degenerativer Wirbelsäulenveränderungen wie Bandscheibenvorfälle, Gehirntumore, Schädel-Hirntraumen, entzündliche Erkrankungen des Nervensystems wie Multiple Sklerose, Guillain-Barré Syndrom, Borelliose sowie Läsionen des peripheren Nervensystems.
Das Team nimmt sich für das Aufnahmegespräch und die Untersuchung viel Zeit, um ein genaues Bild über Beschwerden, Wünsche und Erwartungen des Patienten zu erhalten. Jeder Therapiebereich führt eine Eingangsdiagnostik durch, mit dem Ziel, für jeden Patienten ein individuelles Therapiekonzept zu erarbeiten und mit ihm gemeinsam die Reha-Ziele zu definieren. Der Reha-Plan wird permanent den Fortschritten angepasst. Die Ärzte des Rehabilitationszentrums verstehen sich als „Coach“.
Folgende Bereiche arbeiten unter fachärztlich-neurologischer Leitung im Team:
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- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Neuropsychologie
- Logopädie
- Sporttherapie
- Kunsttherapie
- Ernährungsberatung
- Sozialberatung
Der Essener Arbeitskreis Neurorehabilitation (ean) hat seinen Ursprung im Rehabilitationszentrum und tagt dort bis heute.
MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr
Die MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr liegt in zentraler Lage zwischen dem Ruhrgebiet und dem Rheinland auf der Laupendahler Höhe in Essen-Kettwig. Gegründet als Tochtergesellschaft mit weiteren Partnern, bietet die Einrichtung in einer angenehmen Atmosphäre modernste Rehabilitationskonzepte - nach orthopädischen Operationen (insbesondere Endoprothesen), neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall sowie Leistungsdefizite durch Herz-Kreislauferkrankungen. Den 30 Fachkräften vom Arzt über Physiotherapeuten und Diplom-Sportlehrer bis zu Ernährungsberatern und Psychologen stehen dabei modernste Hilfsmittel und Geräte zur Verfügung. Durch die enge Kooperation mit den Fachabteilungen beginnt die Rehabilitation bereits auf der Station. Die Fachklinik für Neurologie verfügt insgesamt über 230 Betten. Einer der Schwerpunkte liegt in der Behandlung von Betroffenen nach einem Schlaganfall. Dazu nutzen wir moderne Diagnostik sowie Behandlungsmethoden nach dem aktuellen wissenschaftlichen Stand.
Die MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr behandelt den gesamten Querschnitt neurologischer und neurochirurgischer Erkrankungen. Ziel ist der Erhalt oder die Wiedererlangung Ihrer häuslichen oder beruflichen Teilhabe. Die Rehabilitationsmaßnahmen führen wir stationär und teilstationär durch. Mobile Patient*innen nach einem Schlaganfall, mit chronischen neurologischen Erkrankungen oder mit Long-Covid behandeln wir umfassend teilstationär. Sie kommen an fünf Tagen in der Woche tagsüber in die Klinik und übernachten zu Hause. Die Therapien und der Therapieplan entsprechen denen in der stationären Rehabilitation.
Therapieangebot der MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr:
Abhängig von Ihrer Erkrankung und Ihrem Leistungsvermögen erstellen wir einen individuellen Therapieplan und vereinbaren Therapieziele. Ihren Therapieplan stellen wir zusammen aus:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Physikalischer Therapie
- Sprachtherapie
- Aktivierende Pflege
- Neuropsychologie
- Psychosoziale Betreuung
- Krankheitsprävention
- Spezielle Diagnostik
- Informationsvorträge
Schwerpunkte in der Schlaganfallrehabilitation:
- Rehabilitation von Schlaganfallpatienten
- Mobilisation (spezielles Ganglabor, Mobility Studio)
- Armlabor (Trainingsstationen für verschiedene Armfunktionen)
- Sprachtraining
- Schlucktraining bei Dysphagie (Schluckstörung)
- Soul Tank, Entspannungsverfahren
- Forcierter Gebrauch des beeinträchtigten Körperteils (Forced-use)
- Aphasie-Intensivkursus mit spezieller Magnetfeldtherapie des Gehirns
- Neuropsychologische Therapie: z. B. Neglect (Wahrnehmungsstörung einer Körperhälfte), Sehfeldtraining
Forschung in der MEDICLIN Fachklinik Rhein/Ruhr:
Am Standort Essen Kettwig ist die MediClin Rehab Research gGmbH vertreten. In Kooperation mit Universitäten und Forschungseinrichtungen werden Projekte zur Innovation der Rehabilitation durchgeführt. Dadurch werden neuste, präklinische Methoden den Patienten angeboten.
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- RehaBoard-Studie (Kooperation mit den Universitäten Essen, Duisburg und Düsseldorf, gefördert von der Europäischen Union): Analyse von Bewegungsmustern nach Schlaganfall, Bildung eines Expertenteams und Einsatz von künstlicher Intelligenz. Ziel ist die Verbesserung des Rehabilitationsprozesses mit modernsten Methoden.
- RADICS- Apraxie-Studie (Kooperation mit der Universität Köln): Bei Patienten mit neuropsychologischer Störung von Handlungsabläufen sollen durch eine schwache elektrische Stimulation des Gehirns die Bewegungen verbessert werden.
- NUST (Kooperation mit Nutritia): In der kontrollierten, randomisierten klinischen Studie untersuchen die Forscherinnen die Auswirkung von Schluckstörungen nach einem Schlaganfall auf die Metaboliten im Blut. Ziel ist die Entwicklung einer besonderen Ernährungsform für Patientinnen nach Schlaganfall.
- Kleinhirnstörungen (Kooperation mit der Universität Essen): Ziel der Studie ist es, die Funktion des Kleinhirns besser verstehen zu können. Insbesondere interessieren uns die psychologischen und affektiven Auswirkungen von Kleinhirnläsionen (z. B. nach Schlaganfall). Es kommen hochmoderne Methoden der Bildgebung (fMRT) zur Anwendung.
- Convince: internationale Schlaganfallstudie zur Erforschung der Wirksamkeit von Colchicin in der Prävention kardiovaskulärere Ereignisse
- Rehabilitation trifft Raumfahrt: Therapiedemonstration mit Exoskelett
MEDIAN Kliniken
MEDIAN bietet erstklassige Versorgung in allen neurologischen Rehabilitationsphasen, von der Frührehabilitation bis zur beruflichen Wiedereingliederung. Jedes Jahr setzen über 20.000 Patienten mit neurologischen Erkrankungen ihr Vertrauen in die Rehabilitationskliniken von MEDIAN. Als einer der führenden Anbieter in der neurologischen Reha deckt MEDIAN alle Phasen der neurologischen Rehabilitation ab: von der Frührehabilitation über die Anschlußheilbehandlung bis hin zur beruflichen Reintegration. Innerhalb der neurologischen Frührehabilitation haben sieben unserer achtzehn spezialisierten neurologischen Abteilungen die Kapazität, Patienten unmittelbar nach ihrer Akutversorgung im Krankenhaus aufzunehmen. Dies wird durch unsere topmodernen neurologischen Stationen auf Intensivniveau ermöglicht, die darauf spezialisiert sind, Patienten zu betreuen, die sich in einem überwachungspflichtigen Zustand befinden und frühzeitig in unsere Rehabilitationskliniken verlegt werden.
Das primäre Ziel der neurologischen Rehabilitation ist die bestmögliche Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Den Schwerpunkt bildet die Behandlung schwerwiegender neurologischer Erkrankungen wie Schlaganfälle, Hirnblutungen und Schädel-Hirnverletzungen, welche häufig tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Patienten haben, bis hin zum Verlust essenzieller Funktionen.
Phasen der neurologischen Rehabilitation nach MEDIAN:
- Phase A: Akutphase - Sicherung lebenswichtiger Köperfunktionen (Atmung, Kreislauf, etc.)
- Phase B: Frührehabilitation - Intensivmedizinische Betreuung (permanente Überwachung, Stabilisierung Herz, Kreislauf und Atmung)
- Phase C: Postprimäre Rehabilitation - Wiedergewinnen von Alltagsfähigkeiten (Essen, Anziehen, etc.), Förderung der Beweglichkeit
- Phase D: Anschlussheilbehandlung (AHB) - Steigerung der Alltagsfähigkeiten: eine weitgehende Selbstständigkeit soll ermöglicht werden
- Phase E: Soziale und berufliche Wiedereingliederung - Patient ist weitgehend selbstständig. Maßnahmen zur Wiedereingliederung
- Phase F: Zustandserhaltende Pflege - Patient bleibt aufgrund fehlender Rückbildungstendenz dauerhaft auf Hilfe angewiesen
MEDIAN bietet zahlreiche Behandlungsmethode für an Demenz, Parkinson oder Huntington erkrankte Personen.
Weitere Therapieangebote
Neben den genannten Reha-Kliniken gibt es in Essen auch weitere Therapieangebote für Schlaganfallpatienten, wie z.B.:
- Physiotherapie: Einzeltherapie oder in Gruppentherapien. Unter Anderem findet täglich eine Prothesengangschulung für amputierte Patienten statt. In der Einzel- und Gruppentherapie werden alle anerkannten Therapieverfahren zur Behandlung orthopädischer, unfallchirurgischer und spezieller neuro-orthopädischer Krankheitsbilder angewandt. Die Therapieziele in der Orthopädie sind je nach Therapieart die Schmerzlinderung, die Durchblutungsförderung, die Abschwellung und die Muskeltonusregulation. Darüber hinaus dient die physikalische Therapie der Erhaltung der Kontraktionsfähigkeit der Muskulatur sowie der Verminderung von Atrophien oder Spastiken.
- Ergotherapie: Ziele der Ergotherapie sind die Wiederherstellung oder Kompensation der beeinträchtigten Fähigkeiten und Funktionen, darüber hinaus soll dem Patienten eine größtmögliche Selbstständigkeit und Handlungskompetenz im Alltag ermöglicht werden. An erster Stelle steht eine Befunderhebung, mit einhergehender Vereinbarung von erreichbaren individuellen Zielen auf Aktivitäts- und Partizipationsebene. Entsprechend den festgesetzten Zielen wird in der Ergotherapie nach verschiedenen Behandlungskonzepten gearbeitet, welche sich alle an den Kompetenzen der Patienten orientieren. Dies erfolgt sowohl in Einzel-, als auch Gruppentherapien.
- Logopädie: Vielfältige Behandlungsmethoden/ Therapieansätze in der Aphasie,- Dysarthrie,- Dysphagie,- Dysphonietherapie und orofazialer Therapie. Einsatz von Reizstromtherapie (VocaSTIM)/ EMG, EMG-Biofeedback-Verfahren, F.O.T.T.-Therapie des fazio-oralen Traktes nach Kate Coombes / Funktionelle Dysphagietherapie ( FDT) / Kinesiologische Verfahren ( Touch for health und R.E.S.E.T. Ein Schwerpunkt liegt in der Diagnostik (FEES) und Behandlung von Schluckstörungen (Dysphagien). Das klassische Einsatzgebiet der Sprachtherapie liegt in der Therapie von Sprachstörungen im Sinne von Aphasien. Daneben werden durch unsere sprachtherapeutische Abteilung Sprechstörungen mit undeutlicher Sprache (Dysarthrie) und Stimmstörungen (Dysphonien) durch Beeinträchtigung der stimmgebenden Organe behandelt.
- Neuropsychologie: Um Störungen höherer Hirnfunktionen zu behandeln, nutzen wir die Neuropsychologie. Sie kommt bei Patient*innen mit krankheitsbedingten neuropsychologischen Störungen in Frage: Lern- und Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen der Exekutivfunktionen (jene passen unser Verhalten an bestimmte Situationen an), Neglect, Störungen räumlicher Leistungen, Zerebrale Sehstörungen, Apraxie (so genannte Werkzeugstörung). In der Neuropsychologie analysieren wir Ihr individuelles Störungsmuster anhand spezieller Untersuchungsverfahren. Dadurch können wir Ihre geistigen Funktionen überprüfen und eine geeignete Therapie einleiten. Mit der Therapie sollen Sie wieder selbständig werden und zurück in Ihr soziales und berufliches Umfeld finden. Dazu handeln wir nach folgenden Prinzipien: Restitution (Wiederherstellung einer Funktion), Kompensation (Erlernen von Ersatzstrategien unter Nutzung noch vorhandener Funktionen), Adaption (Anpassung der Umwelt an Ihre neue Situation).
Wie beantragt man eine Reha?
Sie beantragen eine Reha auf zwei Wegen: Wenn Sie z. B. nach einer Operation im Krankenhaus behandelt werden, fragen Sie den Sozialdienst des Krankenhauses nach einer Rehabilitation, einer sogenannten Anschlussheilbehandlung. Wenn Sie zu Hause sind und eine Reha, auch Heilverfahren genannt, beantragen möchten, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder an einen entsprechenden Facharzt. Die Ärzte unterstützen Sie beim Reha-Antrag. Wenn Sie im Krankenhaus behandelt werden, wenden Sie sich an den Sozialdienst. Wenn Sie zu Hause sind, hilft Ihr Hausarzt oder Facharzt beim Reha-Antrag.
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