Epilepsie ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch plötzliche, unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn. Obwohl die medikamentöse Behandlung oft im Vordergrund steht, spielt die Rehabilitation eine entscheidende Rolle, um den Betroffenen zu helfen, mit den vielfältigen Auswirkungen der Erkrankung umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Was ist Epilepsie?
Epilepsie, auch bekannt als Krampfleiden, ist eine chronische neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle sind das Ergebnis von vorübergehenden Störungen der elektrischen Aktivität im Gehirn. Etwa 1 % der Bevölkerung leidet zeitweise an solchen Anfällen.
Ursachen und Symptome
Jeder Nervenzellverbund im Gehirn kann "epileptisch" werden, wobei sich ganze Gruppen von Nervenzellen gleichzeitig aktivieren und Signale aussenden, die unterschiedliche Folgen auslösen können. Bestimmte Vorschädigungen wie Schlaganfall, Hirnblutungen oder -entzündungen, Gehirntumore, Gefäßmissbildungen, unfallbedingte Hirnschädigungen und Stoffwechselstörungen können das Auftreten von Anfällen begünstigen. Oft bleibt die Ursache jedoch unklar.
Während eines Anfalls können verschiedene Symptome auftreten:
- Bewusstseinstrübung bis zum Bewusstseinsverlust
- Fehlwahrnehmungen der Sinnesorgane (Aura): Sehstörungen, seltsamer Geschmack, Gerüche
- Schwindel
- Kribbeln
- Übelkeit
- Muskelzuckungen, Krämpfe
- Wahrnehmungsstörungen
- Geistige Abwesenheit (Absencen)
Diagnostik
Bei Verdacht auf einen epileptischen Anfall ist es wichtig, den Ablauf genau zu schildern. Folgende Fragen spielen eine Rolle:
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- Gab es bereits ähnliche Anfälle?
- Wie begann der Anfall?
- Begann er in einer Körperhälfte?
- Gab es ungewöhnliche Sinneseindrücke?
- Kam es zu Bewusstlosigkeit oder unwillkürlichen Bewegungen?
- Wie lange dauerte der Anfall?
Zur Abklärung werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:
- Ärztliche Untersuchung
- Blutentnahme
- EEG (Elektroenzephalografie)
- MRT (Magnetresonanztomografie)
- CT (Computertomografie)
- Duplexsonografie
- EKG und Langzeit-EKG
- Liquor-Untersuchung
Bedeutung der Rehabilitation nach epileptischen Anfällen
Die Rehabilitation nach einem epileptischen Anfall ist ein wichtiger Schritt, um Betroffenen zu helfen, ihre Lebensqualität wiederzuerlangen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Sie umfasst verschiedene Maßnahmen, die darauf abzielen, körperliche, psychische und soziale Folgen der Epilepsie zu minimieren.
Ziele der Rehabilitation
Die Rehabilitation bei Epilepsie verfolgt mehrere Ziele:
- Verbesserung der Anfallskontrolle: Optimierung der medikamentösen Therapie und Erlernen von Strategien zur Anfallsvermeidung.
- Reduktion von Begleiterkrankungen: Behandlung von psychischen Problemen wie Depressionen und Angstzuständen sowie kognitiven Beeinträchtigungen.
- Förderung der Selbstständigkeit: Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags und der Wiedereingliederung in Beruf und Gesellschaft.
- Stärkung des Selbstwertgefühls: Förderung eines positiven Selbstbildes und des Selbstvertrauens im Umgang mit der Erkrankung.
- Verbesserung der Lebensqualität: Steigerung des Wohlbefindens und der Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.
Gründe für eine Rehabilitation
Eine Rehabilitation ist insbesondere dann sinnvoll, wenn:
- Hirnoperationen (Epilepsiechirurgie) erfolgt sind.
- Medikamente keine ausreichende Besserung bringen (pharmakoresistente Epilepsie).
- Neuropsychologische und körperliche Störungen als Folge der Epilepsie auftreten.
- Nicht-epileptische Anfälle gleichzeitig auftreten.
- Schwerwiegende psychosoziale Folgen der Epilepsie bestehen.
Maßnahmen im Rahmen der Rehabilitation
Die Rehabilitation bei Epilepsie umfasst ein breites Spektrum an Maßnahmen, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.
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Medizinische Behandlung
- Optimierung der medikamentösen Therapie: Anpassung der Medikamentendosis oder Umstellung auf andere Medikamente, um die Anfallskontrolle zu verbessern und Nebenwirkungen zu reduzieren.
- Behandlung von Begleiterkrankungen: Medikamentöse oder psychotherapeutische Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen.
Therapie
- Physiotherapie: Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, der Koordination und des Gleichgewichts.
- Ergotherapie: Training von Alltagsaktivitäten und Anpassung des Wohnumfelds, um die Selbstständigkeit zu fördern.
- Neuropsychologische Therapie: Verbesserung der kognitiven Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration.
- Psychotherapie: Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung, der Angstbewältigung und der Stärkung des Selbstwertgefühls.
- Ernährungsberatung und -schulung: Informationen über eine ausgewogene Ernährung und spezielle Diäten, die bei Epilepsie hilfreich sein können (z.B. ketogene Diät).
- Gesundheitstraining und -information: Schulungen über Epilepsie, Anfallsmanagement und Notfallmaßnahmen.
Berufliche Rehabilitation (MBOR)
- Berufsberatung: Unterstützung bei der Berufsfindung und -planung unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten und Einschränkungen.
- Arbeitsplatzanpassung: Beratung zur Gestaltung des Arbeitsplatzes, um die Sicherheit und Leistungsfähigkeit zu gewährleisten.
- Praktika und Arbeitserprobung: Möglichkeit, verschiedene Berufe auszuprobieren und die eigenen Fähigkeiten zu testen.
- Unterstützung bei der Wiedereingliederung: Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz und der Einarbeitung.
Schulungen und Informationen
- MOSES (Modulares Schulungsprogramm für Menschen mit Epilepsie): Vermittlung von Wissen über Epilepsie, Anfallsmanagement und Selbsthilfestrategien.
- Schulungen für Angehörige: Informationen und Unterstützung für Familienmitglieder und Partner im Umgang mit der Erkrankung.
- Selbsthilfegruppen: Austausch mit anderen Betroffenen und gegenseitige Unterstützung.
Weitere Maßnahmen
- Entspannungsverfahren: Erlernen von Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, um Stress abzubauen und die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.
- Sporttherapie: Förderung der körperlichen Fitness und des Wohlbefindens durch Sport und Bewegung.
- Hilfsmittelberatung: Informationen über spezielle Hilfsmittel wie Sturzhelme oder Anfallsdetektoren.
Spezifische Aspekte der Rehabilitation
Rehabilitation nach Epilepsiechirurgie
Nach einer Epilepsieoperation ist eine spezielle Rehabilitation erforderlich, um die bestmögliche Genesung zu gewährleisten. Ziel ist es, eventuelle neurologische Defizite zu behandeln, die durch die Operation entstanden sind, und die Anfallskontrolle zu optimieren.
Rehabilitation bei pharmakoresistenter Epilepsie
Bei Patienten, bei denen Medikamente keine ausreichende Anfallskontrolle ermöglichen, ist eine umfassende Rehabilitation besonders wichtig. Ziel ist es, alternative Behandlungsmöglichkeiten zu prüfen, die Lebensqualität zu verbessern und die Selbstständigkeit zu fördern.
Rehabilitation bei Kindern und Jugendlichen
Die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Epilepsie erfordert einen besonderen Ansatz, der die spezifischen Bedürfnisse dieser Altersgruppe berücksichtigt. Ziel ist es, die Entwicklung zu fördern, die schulische und berufliche Integration zu unterstützen und die Lebensqualität zu verbessern.
Voraussetzungen für eine Rehabilitation
Vor einer Rehabilitationsmaßnahme sollte die medizinische und Anfallssituation stabil sein. Nicht geeignet für eine Reha sind Menschen mit schweren Intelligenzminderungen, Verhaltensstörungen mit Eigen- oder Fremdgefährdung, akuten psychischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen sowie Patienten, bei denen internistische Komorbiditäten im Vordergrund stehen.
Ablauf einer Rehabilitation
Die Anmeldung zur Rehabilitation erfolgt in der Regel über den behandelnden Arzt. Am Aufnahmetag erfolgen eine Anamneseerhebung und eine körperliche Untersuchung. Gemeinsam mit dem Patienten werden Therapieziele festgelegt. Während des Aufenthalts stehen verschiedene Berufsgruppen zur Verfügung: Fachärzte, Pflegepersonal, Physio- und Ergotherapeuten, Neuropsychologen, Logopäden, Sporttherapeuten, Sozialberater und Ernährungsberater.
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