Reha nach Gehirn OP: Ablauf, Phasen und Möglichkeiten

Ein Hirntumor, ob gutartig oder bösartig, stellt für Betroffene und Angehörige eine einschneidende Diagnose dar. Die operative Entfernung des Tumors ist oft ein wichtiger Schritt, dem in vielen Fällen eine Strahlen- und/oder Chemotherapie folgt. Um die bestmögliche Lebensqualität nach einer solchen Behandlung wiederzuerlangen, spielt die Rehabilitation (Reha) eine entscheidende Rolle.

Was ist ein Hirntumor?

Ein Hirntumor entsteht im Bereich des Gehirns oder der Hirnhäute. Gutartige und bösartige Hirntumoren können an unterschiedlichen Stellen und in verschiedenen Ausprägungen auftreten. Bei Verdacht kann eine Computertomografie (CT) oder eine Kernspintomografie (MRT) in Verbindung mit einer Gewebeentnahme und -untersuchung zur Klassifizierung des Tumors und zur Einleitung der entsprechenden Behandlung durchgeführt werden.

Wann ist eine Reha nach Hirntumor OP sinnvoll?

Viele Patienten beginnen nach einer erfolgreichen Operation und/oder Bestrahlung eine sogenannte Anschlussheilbehandlung (AHB). Diese schließt sich in der Regel spätestens 14 Tage nach einem Krankenhausaufenthalt an. Es ist aber auch möglich, eine Rehamaßnahme ohne vorherigen stationären Krankenhausaufenthalt zu beginnen. Die Beantragung erfolgt dabei über den behandelnden Arzt, zumeist den Hausarzt.

Bereits während des Krankenhausaufenthaltes sollte mit den behandelnden Ärzten über Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer stationären neuroonkologischen Rehabilitation gesprochen werden.

Ziele der Rehabilitation

Die medizinische Rehabilitation dient dazu, den Erfolg der Hirntumortherapie zu sichern. Sie beginnt in der Regel, wenn die erste Phase der Behandlung abgeschlossen ist, zum Beispiel nach einer Operation oder einer Strahlentherapie. Damit gehört sie im weiteren Sinn auch schon zur Nachsorge.

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In der Reha-Phase werden medizinische Behandlungen begonnen oder auch fortgesetzt, die die körperlichen Folgen der Hirntumorerkrankung beseitigen oder zumindest mildern sollen. Hinzu kommen Maßnahmen, die die Rückkehr zum gewohnten Alltag erleichtern. Dazu gehören zum Beispiel Physiotherapie, eine besondere Ernährungsberatung sowie die Unterstützung beim Umgang mit Problemen, die durch Krankheit oder Therapie aufgetreten sind. Psychoonkologische Beratungsangebote helfen in der Rehabilitationsphase dabei, die Krankheit auch seelisch so gut wie möglich zu bewältigen.

Die konkreten Behandlungsziele sind:

  • Stabilisierung des körperlichen Zustandes
  • Besserung des Bewusstseinszustandes
  • Stärkung der Kommunikationsfähigkeit
  • Stärkung der Kooperationsfähigkeit
  • Intensivierung der Mobilisierung
  • Minderung des Ausmaßes der neurologischen Schädigungen
  • Erlernen von Coping-Strategien
  • Vermeidung von sekundären Komplikationen
  • Schmerzlinderung
  • Planung und Einleitung der weiteren Versorgung (z.B. berufliche Wiedereingliederung)
  • Allgemeine Verbesserung der Lebensqualität

Phasen der neurologischen Rehabilitation

Die neurologische Reha ist in ein Phasenmodell gegliedert. Jede Phase richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankungsfolgen. Je nachdem, wie mobil und selbstständig man nach einer neurologischen Erkrankung ist, erhält man als Rehabilitand in jeder Phase einer neurologischen Reha die für Ihren Bedarf angemessenen Therapien. Mit zunehmender Mobilität und Selbstständigkeit kann man von einer Phase in die nächste wechseln. Bei besonders großen Behandlungsfortschritten können Phasen auch übersprungen werden.

  • Phase A: Akutversorgung

    Umfasst die Erstbehandlung und Diagnostik unmittelbar nach der Erkrankung oder Verletzung. Abhängig vom gesundheitlichen Zustand der Patient*innen werden sie auf einer Stroke Unit, Intensivstation oder Normalstation im Krankenhaus betreut.

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  • Phase B: Frührehabilitation

    In der Früh-Reha der Phase B werden Patient*innen umfassend medizinisch und therapeutisch versorgt. Meistens müssen die Betroffenen noch intensivpflegerisch unterstützt werden und haben schwere neurologische Funktions- und Bewusstseinseinschränkungen. Sie erhalten sie eine aktivierende und stimulierende Pflege, um verloren gegangene Fähigkeit wiederzuerlangen und die Selbstständigkeit zu fördern. In dieser Phase werden erste Schritte zur Entwöhnung von der künstlichen Beatmung (Weaning).

  • Phase C: Weiterführende Rehabilitation

    In Phase C benötigen betroffene Personen nicht mehr so viel Unterstützung wie in Phase B. Sie sind in der Lage, selbst an der Therapie mitzuwirken und lernen (teilweise mit Hilfsmitteln) wieder mobil zu werden. Gleichzeitig müssen sie weiterhin medizinisch unterstützt und pflegerisch betreut werden.

  • Phase D: Anschlussrehabilitation (AHB/AR)

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    In Phase D ist es das Ziel, Betroffene zu einem möglichst selbständigen Leben zu befähigen und bestehende Behinderungen und Fehlhaltungen zu verringern. Patientinnen werden darauf vorbereitet, in ihren Alltag und ggf. den Beruf zurückzukehren. Wenn nötig, werden individuelle Hilfsmittel (z. B. Rollator, Gehstock) angepasst und trainiert. Mit Phase D endet die rein medizinische Rehabilitation. Voraussetzung ist, dass die Patientinnen ausreichend mobil und selbstständig sind und keine bzw. nur wenig pflegerische Hilfe benötigen.

  • Phase E: Nachsorge und berufliche Rehabilitation

    Die Phase der Nachsorge und beruflichen Reha ermöglicht den Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück zur Erwerbstätigkeit. Dabei bietet sie speziell Unterstützung und Begleitung, um den Erfolg der medizinischen Rehabilitation langfristig zu sichern. In Phase E steht besonders im Fokus, wie Menschen wieder am Arbeitsleben teilnehmen können. Dazu können beispielsweise auch Umschulungen gehören.

  • Phasen F: Langzeitpflege

    Patient*innen, die trotz intensiver Behandlung und Rehabilitation dauerhaft pflegerisch unterstützt und betreut werden müssen (z. B. nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma) befinden sich in Phase F. Hier liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der aktivierenden Langzeitpflege.

Therapieangebote während der Reha

Die Therapieangebote während der Reha sind vielfältig und werden individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Zu den häufigsten Therapieformen gehören:

  • Physiotherapie: Mit Krankengymnastik kann die Beweglichkeit des Körpers wiederhergestellt werden, um bewegungsfähig für den Alltag zu werden. Es kommen konditionsbildende und muskelkräftigende Trainingstherapien zum Einsatz. Ein dosiertes Bewegungstraining und Förderung der Muskelkraft durch angepasstes Krafttraining wirken sich positiv auf Gangbild und Motorik aus.
  • Ergotherapie: Sie umfasst Übungen, die beeinträchtigte Körperfunktionen verbessern und wieder herstellen können. Dazu gehören praktische und alltagsnahe Übungen wie beispielsweise eine Kunsttherapie oder Gruppenaktivitäten wie Kochen. Sie dient dazu, funktionelle Bewegung wieder näher zu bringen und die Sensomotorik und kognitiven Fähigkeiten zu stärken. Es wird eine Vielzahl an neurophysiologischen Behandlungstechniken genutzt, wie Bobath-Therapie, Affolter-Modell, basale Stimulation, Johnstone-Therapie, Ergotherapie nach Perfetti, Neurotension und facio-orale Trakt-Therapie.
  • Logopädie: Damit können Betroffene durch aktive Übungen Ihre Stimm-, Sprach- und Sprechfähigkeiten verbessern und mögliche Hilfsstrategien für den Alltag entwickeln. Die Logopäden nutzen Sprach-, Sprech- und Schlucktherapie bei Patienten mit neurologisch bedingten Störungen des Sprachsystems (z.B. Aphasie), des Sprechens (Dysarthrie; sprechpraktische Störungsformen), des Schluckens (Dysphagie) sowie bei Stimmstörungen (Dysphonie) oder Lähmungen im Gesichts- und Mundbereich.
  • Neurokognitive Trainings-Programme: Mit speziellen Aufgaben fördern Sie beispielsweise Ihre Aufmerksamkeit und trainieren das Gedächtnis.
  • Psychologische Betreuung: Strategien zum Umgang mit der Erkrankung und bestehenden Ängsten, Verbesserung der Selbstfürsorge, Achtsamkeit und verbessertes Stressmanagement stehen dabei im Vordergrund. Verschiedene Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR), Tai Chi, Yoga, Training und Übungen der Kraft werden angeboten. Zur Besserung des Fatigue-Syndroms führen wir ein spezielles Training zur Förderung von Konzentration- und Koordination durch (Brain-Gym).

Sozialrechtliche Aspekte

In der Reha können auch sozialrechtliche Fragen besprochen werden, die sich aus der Erkrankung ergeben. Dazu gehören:

  • Wie finde ich zurück ins Berufsleben?
  • Was ist zu tun, wenn ich nicht mehr erwerbsfähig bin?
  • Kann ich meine Hirntumorerkrankung als Schwerbehinderung anerkennen lassen?
  • Wie plane ich meine häusliche oder unter Umständen stationäre Pflege?

Wo findet die Reha statt?

Eine neuroonkologische Rehabilitation kann vollstationär oder teilstationär erfolgen. Die vollstationäre Rehabilitation wird über drei bis fünf Wochen in einer neuroonkologischen Rehabilitationsfachklinik durchgeführt, in der man über den Gesamtzeitraum durchgehend verweilt. In einer Reihe von Ballungsgebieten gibt es heutzutage zunehmend auch die Möglichkeit „ganztägig ambulanter“ Rehabilitation in Tageskliniken. Hier kann man im gewohnten Wohnumfeld verbleiben und wird tagsüber intensiv behandelt.

Auswahl der Rehaklinik

Bei der Auswahl der Rehaklinik sollte man auf die Erfahrung der Klinik mit der Behandlung von Hirntumorpatienten achten. Folgende Rehakliniken haben Patienten mit der Krankheit Hirntumor behandelt:

  • Start Akut - KH Plau am See
  • MEDICLIN Reha-Zentrum Roter Hügel in Bayreuth
  • MEDICLIN Reha-Zentrum Gernsbach
  • MEDICLIN Klinikum Soltau
  • MEDICLIN Klinik Reichshof
  • Habichtswald-Klinik, Abteilung Onkologie
  • Misch - Hedon Klinik

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