Reha-Phasen in der Neurologie: Eine umfassende Definition

Die neurologische Rehabilitation ist ein spezialisierter medizinischer Bereich, der sich auf die Behandlung von Patienten nach Erkrankungen oder Verletzungen des Gehirns, des Nervensystems oder des Rückenmarks konzentriert. Diese Behandlungen zielen darauf ab, die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Betroffenen zu verbessern, indem physische, kognitive und emotionale Fähigkeiten gezielt gefördert werden.

Einführung in die neurologische Rehabilitation

Die neurologische Rehabilitation gliedert sich in mehrere Behandlungsphasen, die jeweils spezifische Ziele und Schwerpunkte haben. Dieses Phasenmodell, das von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) entwickelt wurde, dient als Leitfaden für die optimale Versorgung von Patienten mit neurologischen Erkrankungen. Es reicht von der Akutbehandlung (Phase A) bis zur aktivierenden, zustandserhaltenden Pflege bei anhaltend hoher Pflegebedürftigkeit (Phase F). Je nach Hilfebedarf des Patienten kommt eine bestimmte Rehabilitationsphase infrage. Im Verlauf der Rehabilitation kann es bei zunehmender Selbstständigkeit zu einem Wechsel in die nächste Phase kommen. Auch bei schnellen Fortschritten im Bereich der Selbstständigkeit können Patientinnen und Patienten eine Phase überspringen. Hier wird eine intensive Behandlung und Rehabilitation mit ärztlichen und therapeutischen Schwerpunkten durchgeführt. Hier richten sich die Rehabilitationsziele nach den Maßgaben der Deutschen Rentenversicherung. Ziele sind die Minderung bestehender Behinderungen und Fehlhaltungen. Sie schafft einen möglichen Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück in die Erwerbsfähigkeit. Sie enthält insbesondere Leistungen sowie begleitende Hilfen zur nachhaltigen Sicherung des Erfolges der medizinischen Rehabilitation. Patientinnen und Patienten, die trotz intensiver Behandlung und Rehabilitation einen andauernden und hohen Pflegebedarf haben (zum Beispiel schweres Schädelhirntrauma, Komapatienten) fallen in die Phase F.

Die verschiedenen Phasen der neurologischen Rehabilitation

Das Phasenmodell der neurologischen Rehabilitation umfasst die Phasen A bis F, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte und Ziele haben.

Phase A: Akutbehandlung

Phase A umfasst die Erstbehandlung in einer Akutklinik auf der Normalstation, Intensivstation oder einer Stroke Unit (= Spezialstation für Schlaganfall-Patienten). In der Regel wird schon während der Akutversorgung mit der Frührehabilitation begonnen. Wenn der Patient nach der Akutbehandlung selbstständig kommunizieren und handeln kann und sich auf Stationsebene frei bewegen kann, ist direkt im Anschluss an die Akutklinik eine Anschlussrehabilitation möglich.

Phase B: Neurologische Frührehabilitation

Die neurologische Frührehabilitation (Phase B) beschreibt die Behandlungsphase, die direkt auf die Akutphase folgt. In dieser Phase werden Patienten behandelt, die noch nicht frühmobilisiert sind und nicht oder nur sehr eingeschränkt an Gruppentherapien teilnehmen können. Patienten der sogenannten Phase B müssen meist noch intensiv medizinisch behandelt werden. Ziele der Frühreha sind Stabilisierung und Frühmobilisierung. Die Ziele der neurologischen Frührehabilitation sind die Stabilisierung des Zustandes des Patienten und eine Frühmobilisierung durch intensive ärztliche, therapeutische und pflegerische Behandlung, um Folgeschäden zu vermeiden oder zu minimieren. Außerdem fördern wir bei der Behandlung Wiederaufbau und Erhalt der Alltagsfähigkeiten unserer Patienten.

Lesen Sie auch: Reha-Kliniken in St. Wendel im Vergleich

Patienten in der neurologischen Frührehabilitation sind häufig noch bewusstlos, leiden unter schweren Lähmungen und Sprach- oder Sprech- und Schluckstörungen und werden oft noch mit einer Atemhilfe (Trachealkanüle) versorgt. Ein Wachkomazustand oder hochgradige Verwirrtheitszustände sind nicht selten. Die Patienten können nur teilweise aktiv an den Therapien teilnehmen.

Phase C: Weiterführende Rehabilitation

In Phase C benötigen betroffene Personen nicht mehr so viel Unterstützung wie in Phase B. Sie sind in der Lage, selbst an der Therapie mitzuwirken und lernen (teilweise mit Hilfsmitteln) wieder mobil zu werden. Gleichzeitig müssen sie weiterhin medizinisch unterstützt und pflegerisch betreut werden. In der Phase C der neurologischen Rehabilitation steht vor allem das Wiedererlangen der Mobilität und der Selbstständigkeit im Alltag im Vordergrund. Wesentlich ist hierfür die unterstützte Wiedererlangung von grundlegenden Funktionen des Gehirns wie Antrieb, Orientierung, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen. Eine verbesserte Kommunikationsfähigkeit wird angestrebt.

Phase D: Anschlussrehabilitation (AHB)

In Phase D ist es das Ziel, Betroffene zu einem möglichst selbständigen Leben zu befähigen und bestehende Behinderungen und Fehlhaltungen zu verringern. Patientinnen werden darauf vorbereitet, in ihren Alltag und ggf. den Beruf zurückzukehren. Wenn nötig, werden individuelle Hilfsmittel (z. B. Rollator, Gehstock) angepasst und trainiert. Mit Phase D endet die rein medizinische Rehabilitation. Voraussetzung ist, dass die Patientinnen ausreichend mobil und selbstständig sind und keine bzw. nur wenig pflegerische Hilfe benötigen. Ziel der Phase D der neurologischen Rehabilitation ist die Restitution und ggf. notwendige Kompensation gestörter Funktionen (kognitive und sensomotorische Funktionen) bzw.

Phase E: Nachsorge und berufliche Rehabilitation

Die Phase der Nachsorge und beruflichen Reha ermöglicht den Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück zur Erwerbstätigkeit. Dabei bietet sie speziell Unterstützung und Begleitung, um den Erfolg der medizinischen Rehabilitation langfristig zu sichern. In Phase E steht besonders im Fokus, wie Menschen wieder am Arbeitsleben teilnehmen können. Dazu können beispielsweise auch Umschulungen gehören.

Phase F: Langzeitpflege

Patient*innen, die trotz intensiver Behandlung und Rehabilitation dauerhaft pflegerisch unterstützt und betreut werden müssen (z. B. nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma) befinden sich in Phase F. Hier liegt der Behandlungsschwerpunkt auf der aktivierenden Langzeitpflege.

Lesen Sie auch: Bad Aibling: Ihr Experte für neurologische Reha

Ziele der neurologischen Rehabilitation

Das Hauptziel einer neurologischen Reha ist es, Ihren Gesundheitszustand und Ihre neurologischen Fähigkeiten nach einer schweren Erkrankung wiederherzustellen. Auch bei chronischen neurologischen Erkrankungen kann Ihnen eine neurologische Reha helfen, Ihren Alltag zu bewältigen und mit der Erkrankung umzugehen. In der Akutbehandlung und der Frührehabilitation Phase B steht der ärztlich-medizinische Aspekt im Vordergrund. Ab der Reha-Phase C ist das Ziel die Teilhabe, d. h. die Wiedereingliederung in das private, familiäre, soziale und berufliche Umfeld.

Die konkreten Behandlungsziele sind:

  • Stabilisierung des körperlichen Zustandes
  • Besserung des Bewusstseinszustandes
  • Stärkung der Kommunikationsfähigkeit
  • Stärkung der Kooperationsfähigkeit
  • Intensivierung der Mobilisierung
  • Minderung des Ausmaßes der neurologischen Schädigungen
  • Erlernen von Coping-Strategien
  • Vermeidung von sekundären Komplikationen
  • Schmerzlinderung
  • Planung und Einleitung der weiteren Versorgung (z.B. berufliche Wiedereingliederung)
  • allgemeine Verbesserung der Lebensqualität

Behandlungsmethoden in der neurologischen Rehabilitation

In der neurologischen Rehabilitation behandelt Sie ein multiprofessionelles Team aus Ärztinnen, Therapeutinnen, Pflegekräften und Sozialarbeiter*innen. Die Therapieelemente stammen aus den Bereichen:

  • Medizinische Betreuung: Regelmäßige Untersuchungen und Anpassung der Medikamente zur Behandlung der neurologischen Erkrankung.
  • Physiotherapie: Verbesserung der allgemeinen konditionellen Eigenschaften sowie der Mobilität, Koordination und Muskelkraft.
  • Ergotherapie: Training der alltäglichen und berufsrelevanten Fähigkeiten sowie der Feinmotorik, um das tägliche Leben zu bewältigen.
  • Logopädie: Behandlung von Sprach- und Sprechstörungen sowie Schluckstörungen.
  • Kognitives Training: Förderung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösungsfähigkeiten.
  • Psychologische Betreuung: Unterstützung bei der Bewältigung emotionaler Herausforderungen.
  • Sozialdienst: Beratung und Unterstützung bei sozialen und finanziellen Fragen sowie der Organisation der häuslichen Pflege.

Voraussetzungen für eine neurologische Reha

Um eine neurologische Reha in Anspruch nehmen zu können, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein:

  • Diagnose einer neurologischen Erkrankung oder Verletzung: Die Erkrankung oder Verletzung muss eindeutig diagnostiziert sein und die Notwendigkeit einer Reha sollte durch eine ärztliche Verordnung oder ein ärztliches Attest bestätigt werden.
  • Medizinische Notwendigkeit: Eine Reha muss medizinisch notwendig sein. Ihr behandelnder Arzt/Ihre behandelnde Ärztin im Krankenhaus oder ambulanten Umfeld wird sie eingehend untersuchen und beurteilen, ob eine neurologische Reha sinnvoll und medizinisch notwendig ist.
  • Rehabilitationsfähigkeit: Je nach Diagnose sollten Sie in der Lage sein, aktiv an einem Rehabilitationsprogramm teilzunehmen, was stabile Vitalfunktionen, ausreichende kognitive Fähigkeiten und physische Belastbarkeit voraussetzt.
  • Positive Rehabilitationsprognose: Die Erfolgsaussichten der Rehabilitation sollten positiv und die Ziele in einem realistischen Zeitrahmen erreichbar sein.
  • Abschluss einer akuten Behandlungsphase: Vor Beginn der Rehabilitation sollte die akute Phase der Erkrankung oder des postoperativen Zustands abgeschlossen sein, z. B. bei einem Symptomschub einer Multiplen Sklerose oder eine Früh-Reha nach einem Schlaganfall.

Dauer der neurologischen Reha

Eine neurologische Reha dauert in der Regel drei bis vier Wochen. Eine Verlängerung ist möglich, wenn sie medizinisch notwendig ist. Der Antrag auf Verlängerung wird normalerweise von der Reha-Einrichtung gestellt und zeitnah vom Kostenträger geprüft, sodass die Reha nahtlos in der nächsten Phase fortgesetzt werden kann. Die Dauer des Aufenthalts variiert generell stark und hängt von der Schwere der Erkrankung ab.

Lesen Sie auch: Bewertung der neurologischen Reha in der Mediclin Klinik Reichshof

Krankheitsbilder in der neurologischen Rehabilitation

Häufige Krankheitsbilder, die in der neurologischen Rehabilitation behandelt werden, sind:

  • Zerebrale Durchblutungsstörungen wie z. B. Schlaganfälle oder Hirnblutungen
  • Hirnschäden unter Sauerstoffmangel (z. B. nach Herzstillstand)
  • Schädelhirntrauma
  • Rückenmarkserkrankungen
  • Zustand nach operativen Eingriffen
  • Tumoren
  • Muskelerkrankungen
  • Entzündungen (inkl. Multiple Sklerose) und degenerative Erkrankungen des zentralen Nervensystems (z. B. Parkinson) in schweren Stadien der Erkrankung
  • Polyneuropathie (Schädigung von peripheren Nerven) z.B. nach langer intensivmedizinischer Behandlung
  • Alzheimer
  • Apallisches Syndrom
  • Arteriosklerose
  • Bewussteinsstörungen (z.B. Koma, apallisches Syndrom)
  • Degenerative Erkrankungen
  • Hirnblutung
  • Hirnschädigungen
  • Koma
  • Multiple Sklerose
  • Muskelerkrankungen
  • Muskelschwund
  • Neuro-orthopädische Krankheitsbilder (z.B. nach Bandscheibenoperationen)
  • Parkinson
  • Post-Covid-Syndrom
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Schlaganfall
  • Schluckstörungen
  • Schwere Hirnfunktionsstörungen (z.B. nach Hirnhautentzündung, Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall)
  • schwere neurologische Störungen (z.B. nach Schlaganfall, Hirnblutungen, Parkinson, Epilepsie)
  • Sepsis
  • spastische Paresen
  • Zustand nach Hirnhautenzündung
  • Zustand nach Schädel-Hirn-Trauma
  • Zustand nach Schlaganfall

tags: #reha #phasen #neurologie #definition